Motto Schon Talleyrand mußte sich Überlegungen eines Zeitgenossen anhören,
der über die Gründung einer zeitgemäßen, den Bedürfnissen der Gesellschaft
angepassten Religion des höchsten Wesens räsonierte. Talleyrand antwortete:
"Es gab einen bekannten Religionsstifter. Er predigte wenige Jahre, ließ sich
kreuzigen und stand am dritten Tage wieder auf. Sie sollten etwas dieser Art
zu tun versuchen."
Robert Spaemann, Philosophische Essays, Stuttgart 2012, S. 229
[X] >Neue Religion< des globalen Staates - Übersicht
Textregister: 1/53, 6/5, 4/56, 7/6, 10/6, 6/9, 9/9, 6/10, 6/61, 1/62, 8/62, 9/12,
3/13, 8/14, 5/66, 6/66, 10/66, 3/67, 4/67, 3/19, 10/20, 8/21, 2/73, 4/24,
3/26, 2/78, 4/28, 8/28, 8/78, 10/28, 1/79, 4/29, 4/30, 8/80, 10/30,
2/32, 9/82, 4/32, 8/83, 2/86, 5/36, 5/86, 4/38, 4/88, 8/40, 2/93, 10/93,
6/94, 1/45, 2/46, 10/96, 6/98, 5/49, 8/100, Sz 1, Sz 19, Sz 49,
VH (14), VH (27), VH (29), VH (30), VH (37)
Die in der Übersicht rot markierten und unterstrichenen Fundstellen werden weiter unten kommentiert.
(1) Vorstufe 1: Der >neue Weise<, 4/31 [III], 1/30 Vz 2/3 (unbekannter Hafen
bietet seine Friedenskompetenz an sendet Friedenssignale aus)
als Zuflucht, als >Hafen<, den alle VH (27) (Hafen des Seestiers)
Staaten und Glaubensgemeinschaften 2/73 Vz 2 [VIII] (Hafen des Goldführers)
anlaufen können, 4/88 Vz 4 [V](Hafen des Erwählten)
was diese auch tun 9/32 Vz 4 (Hafen des Metellus)
10/80 Vz 4 [VIII] (Hafen zerstört)
(2) Vorstufe 2: Verpflichtung der alten Glaubens- 9/9 Vz 1/2 [s.u.] (Feuer im Tempel der
gemeinschaften auf die >PAX ROMANA< Vestalinnen gefunden)
(entsprechend: den Weltfrieden) als 2/17 Vz 1 (Jungfrau als Vestalin)
gemeinsames >höheres Ziel<; 3/45 Vz 1 (Eintritt in den Vestatempel)
sie werden dadurch zu Dienern 5/66 (Unter vestalischen Gebäuden
des Kultes des globalen Regimes wird Trajan in Gold geprägt)
10/6 Vz 4 [II], 4/35 Vz 1
6/61 Vz 1 [XI] (große Tischdecke)
(3) Vorstufe 3: Der >neue Weise< und seine 4/30 Vz 2, 8/28 Vz 1, Sz 40 Vz 1/2
Anhänger wollen die Lehren der alten (>Aufblasen< oder >Vergrößern<
Religionen neu deuten, sie seien der alten Lehren)
philosophisch noch gar nicht 8/62 Vz 1, 8/83 Vz 4 (Ausplündern
richtig verstanden der alten Tempel)
6/10 Vz 3 [s.u.] (Entwenden der
Kirchen und Moscheen)
9/09 Vz 3 (alte Lehren werden >gesiebt<)
(4) Gegenkräfte innerhalb der alten Glaubens- 10/85 Vz 1/2 (Begründer der Offen-
gemeinschaften erkennen in diesen barungsreligionen gefangen)
Vorgängen (Vorstufen 1, 2, 3) die 3/13 Vz 2 [XI] (zwei Gefangene)
Verschüttung ihrer Ursprünge, können 10/85 Vz 3/4 (zaghaft will man Christus
sich aber nicht durchsetzen von falschen Freunden befreien)
(5) Die >neue Religion< bleibt 4/28 Vz 2 (verborgene Form)
als Projekt einige Jahre geheim 2/78 Vz 4 (Übel verheimlicht)
diesbezügliche Gerüchte 4/30 Vz 4 [s.o.] (Geheimnis)
werden dementiert, 10/28 Vz 3/4 [III] (Falschmeldung)
das Politische steht im Vordergrund Sz 19 (Krokodil verbirgt sein
Vorhaben >an Land<)
Die unter (1) bis (5) benannten Vorgänge finden statt in der Zeit der >Weltfriedensordnung< [VII].
Es treten Entwicklungslinien hervor, die zu der >neuen Religion< führen. Wenn die alten Religionen
verboten werden und gleich danach die >neue Religion< verordnet wird, ist die Illusion des Welt-
friedens zerstoben; dafür gibt N. das Bild: >Das Amphitheater stürzt ein, wenn die Erde
[vom Donner des Bannstrahls] bebt<, 9/83 Vz 1/2 [XI].
(6) Die >neue Religion<
(a) gilt als neu, hat aber
keinen eigenen Ursprung 1/45 [VIII] (Der Erfinder)
(b) vermischt die alten Glaubensformen VH (29) (Vermischung der Sprachen)
(= ist synkretistisch) 6/10 Vz 1/2, 5/36 Vz 1/2 [s.u.]
4/24 Vz 4 [III] (die Unreinen)
(c) >verschmilzt< sie 3/13 Vz 1 [XI], 4/29 Vz 3, 6/9 Vz 3
(d) nimmt sie als Wortmaterial 8/62 Vz 1 (Plünderung der
ist am Geist nicht interessiert heiligen Tempel)
8/80 Vz 3 (Wachs, nicht Honig)
(7) Die >neue Religion< steht in hohem VH (30) (breitet sich aus über die
Ansehen, hat gewaltigen Zulauf ganze Welt)
9/12 Vz 1/4 (Diana und Merkur nur silbern,
Formgeber mit Gold überschüttet)
VH (27), 8/62 Vz 3, 8/21 Vz 3
(verbreitete >Seuche<)
8/83 Vz 1 (größtes Segel)
(8) wird >von oben< verordnet, 2/86 Vz 2, 2/47 Vz 3 [VII] (>Steine regnen<)
gleich nach dem Bann gegen Rom 2/93 Vz 2 [V] (Bann kurz v o r einer
großen >Überschwemmung<)
wird >von oben< auch durchgesetzt 10/66 (Schottland mit Eis überzogen)
(9) will an die Stelle 10/20 Vz 2/3 [s.u.] (Altes soll vergessen
der alten Religionen treten, werden d u r c h große Nichtigkeit)
sie ersetzen und verdrängen, 6/10 [s.o.], 7/6, 2/46, 6/5, 3/19, 4/30 [s.o.]
(>Hunger< und >Seuche< treten
z u s a m m e n auf)
sie begraben, 8/28 Vz 4 (auf dem Marmor Vorschriften eingefügt)
beansprucht Ausschließlichkeit 1/79 (Monopol)
9/79 (Oberhaupt der Flotte bringt Furcht-
same dazu, ihre Schiffe zu verlassen)
4/32 Vz 1 [VII] (>Fleisch< weicht dem >Fisch<)
(10) setzt Philosophie an die Stelle der Religion, 1/62 (großer Verlust durch Gelehrtheit)
ist ein Glasperlenspiel mit den 8/100 Vz 3 (durch S p i e l geht Leben
Zeichen des Verlorenen verloren)
(11) lässt nur den irdischen Nutzen der Religion 4/56 Vz 1 [XI] (>tollwütige< Sprache)
gelten, 5/36 Vz 2 (>Mineral<)
ist also in Wahrheit keine Religion, 10/20 Vz 2/3 (große Nichtigkeit)
taugt geistig nur zum Fasten 10/28 Vz 3 [III], 4/32 Vz 1 [VII] (Fastenspeise)
(12) ist geistiges >Gift<, weil sie hehren 6/94 Vz 3 [VII] (Gift zuckersüß gefärbt)
Idealen verpflichtet zu sein scheint, aber
die Gottesbeziehung ihrer Anhänger entleert
(13) ist politische Ideologie, gibt dem 6/5 Vz 4 (nur politisches Gesetz gilt)
globalen Staat die ideologische 6/61 Vz 4 (kriegerischer Stand der
Rechtfertigung, seinen Frieden mit Glaubensfragen)
Machtmitteln durchzusetzen VH (43) militante Kirche
Sz 49 (äußerstes >Heilmittel<
[gegen den Krieg])
(14) will die >endgültige Religion< sein 10/20 Vz 3 [s.o.] (alte Religionen sollen
ganz vergessen werden)
10/71 (>Vereisung des Weltmeers<)
(15) lässt antike Kultpraktiken wieder aufleben 3/26, 10/74, 1/45 [VIII]
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[X] >Neue Religion< des globalen Staates -
eine Auswahl kommentierter Texte
(1) Vorstufe 1: Die Friedenskompetenz des >Wiedergekommenen< als >Hafen<, den alle Glaubensgemeinschaften und Staaten anlaufen
01/30 La nef estrange par le tourment marin/ Abourdera pres de port incongneu,/ Nonobstant signes de rameau palmerin/ Apres mort, pille: bon auis tard venu. (1555)
Das fremde Schiff wird durch das Meeresunwetter hindurch/ an Land gehen nah bei (einem) unbekannten Hafen./ Trotz Signalen des Palmzweiges/ danach Tod, Plünderung. Guter Rat ist spät gekommen.
1) N.m. tourment Qual, n.f. tourmente Sturm, Unwetter. Nachdem Subjekt (nef) und Prädikat (abourder) dem maritimen Bereich entstammen, ist mit dem tourment marin ein Seesturm gemeint. Zur Schiffs- und Meeresmetaphorik s. Glossar unter -> nef und -> mer. 3) Lat. Adj. palmaris zur Palme gehörig
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Es fehlen Orts- und Zeitangaben, auch Eigennamen. So würde der Vers auf viele versprengte
Schiffe in Vergangenheit und Zukunft passen, verstünde man ihn wörtlich. Dann wüsste man auch
nicht, warum N. so etwas mitteilt. Daher ist anzunehmen, dass hier Sinnbilder beschrieben werden.
Vz 1 [Schiff und Meeresunwetter] Das >Fischerboot< dient N. als Symbol der katholischen Kirche, 1
1/4 [VIII]. Wenn hier von einem >fremden Schiff< die Rede ist, müsste damit eine nicht-christliche
Glaubensgemeinschaft gemeint sein. Das >Meer< bedeutet den gesamten Bereich der Religion;
diese verstanden als die natürliche Beziehung aller Menschen zu dem Grund, aus dem sie herstam-
men und in den sie zurückkehren sollen. Auf diesem >Meer< tobt ein >Unwetter<, d.h. es kommt zu
Kämpfen, bei denen es auch um den Glauben geht. Die natürliche Religiosität der Menschen führt
nicht zu äußeren Kämpfen, da die Beziehung der Menschen zu Gott in ihren Seelen stattfindet.
Die >Schiffe< hingegen mit ihren >Mannschaften< und >Passagieren< an Bord als Bild für die
Institution, Organisation und soziale Gemeinschaft der jeweiligen Glaubensform ragen in den politi-
schen Bereich hinein, in dem Auseinandersetzungen und Kämpfe möglich sind. Sie werben um
Passagiere, können sie sich gegenseitig abspenstig machen und verteidigen die befahrenen Routen
und Landeplätze. Es kann zwischen ihnen sogar zu >Seeschlachten< kommen, VH (42).
Vz 1/2/3 [Unbekannter Hafen sendet Signale des Palmzweiges, wird angelaufen von fremdem Schiff]
Das >fremde Schiff< ist der Islam, dessen Vordringen nach Europa nach dem Kataklysmus der
Seher öfters ankündigt [VI]. In dieser Zeit wird auch ein neuer und daher >unbekannter Hafen< erbaut.
Von ihm gehen >Signale des Palmzweiges< aus. „Als am nächsten Tag die große Menge, die
aufs [Passah]Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem käme, nahmen sie Palmzweige
und gingen ihm entgegen und riefen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der
König von Israel!“ (Johannes Kapitel 12, Vers 12 und 13). Die >Zeichen des Palmzweiges< sprechen
demnach von den Ehrungen, die dem vermeintlich >wiedergekommenen Christus< zuteil werden.
Der >neue Weise<, 4/31 [III], wird den Glaubensgemeinschaften der alten Religionen seine Weisheit
und Friedenskompetenz anempfehlen. Seine Philosophie wird ihnen einen >Hafen< bieten, den sie
anlaufen können, indem sie sich ihm verbinden, d.h. sich auf ein Leben mit ihm verpflichten, 9/32 [s.u.].
Der >Hafen< bedeutet, dass der an der Spitze der >Weltfriedensordnung< stehende Mann alle
>Schiffe< aufnehmen will und ihnen signalisiert, dass sie dann endlich >angekommen<, d.h. ins
Gottesreich aufgenommen worden seien, VH (27). Das >fremde Schiff<, der Islam, steuert diesen
Hafen an, Vz 1/2, wie die katholische Kirche, 1/4 [VIII].
Vz 4 [Plünderung, Tod] Aber später wird dieser >Hafen zerstört<, 10/80 Vz 4 [VIII]. Die dort vor
Anker gegangenen Schiffe erleiden eine >Plünderung< und ihre Besatzung den Tod. Die >neue
Religion<, deren verbindliche Verkündung einhergeht mit dem Verbot der alten Religionen, wird
ideologisch ein Konglomerat sein, eine Mischung, die sich beim Geistesgut der alten Religionen
bedient, 6/10 [X], um diese dann zu verdrängen. Es handelt sich also um eine >Plünderung<
geistigen Eigentums. Christen wie Muslime, die nicht >von Bord ihrer Schiffe gehen< wollen,
werden dann durch das Regime bedroht, 9/79 [XII].
09/32 De fin porphire profond collon trouuee/ Dessouz la laze escriptz capitolin:/ Os poil retors Romain force prouuee,/ Classe agiter au port de Methelin. (1568)
(Eine) Säule aus feinem tief(liegendem) Porphyr (wird) gefunden,/ unter der Grabplatte capitolinische Inschriften./ Knochen, gelocktes Haar. R ö m i s c h e Macht (wird) bewiesen,/ die Flotte schwenkt zum Hafen des Metellus.
2) Zu laze s. Glossar unter -> sepulchre. Altfrz. n.f. loze Steinplatte (carreau), Grabplatte (tombe), Grabinschrift (épitaphe). 4) Zur Flotte s. Glossar unter -> classe. Methelin ist ein abgewandelter Metellus. Es könnte wohl auch Mytilini, Hauptstadt der Insel Lesbos gemeint sein (Pfändler 1996 S. 665). Aber einen Sinn ergibt das wohl eher nicht.
|
Nach dem Fund der Säule wird „Macht bewiesen“, was gegen eine archäologische Deutung spricht.
Vz 1/2 [Porphyrsäule unter Grabplatte] Die porphyrne Säule bedeutet eine Institution, die wie das
antike Kaisertum >den Himmel tragen< will, d.h. eine auf Gott oder die Götter sich berufende
irdische Ordnung aufrecht erhalten will, 1/43 [VIII]. In der Tiefe wird diese >Säule< gefunden,
unter einer Grabplatte. Man muss graben, bis man in der Schicht ankommt, die Gegenstände
de römischen Antike führt.
Vz 2/3 [… wird gefunden/ Knochen, gelocktes Haar] Das >Ausgraben< und >Finden< bedeutet,
dass eine alte schon begrabene Idee wieder belebt wird, die >schon da< ist, d.h. zum Bestand
und Erfahrungsschatz der Gattung gehört und in der gemeinten Zeit erneut aufgegriffen wird.
Das >Ausgraben der Porphyrsäule< steht für die Errichtung einer politischen Institution, in der N.
das Kaisertum der römischen Antike wiedererkannte. Die >Knochen< im geöffneten Grab und
das antikisierende >gelockte Haar< machen zudem deutlich, dass die Erinnerung an eine Person
neu belebt wird. Der >große Römer<, dessen Gebeine >gefunden< werden, an den man sich
demnach erinnert und den man >wieder auferstehen lässt<, ist Kaiser Augustus, 6/66 [VIII].
Vz 2/3 [Römische Macht/ capitolinische Inschriften] Die römischen Kaiser waren zugleich oberste
Priester eines staatlichen Kultes. Die „capitolinischen Inschriften“ auf der Säule verweisen auf das
Capitol in Rom, wo der Jupitertempel stand. Der verdeckte Hinweis auf Jupiter, den obersten Gott
dieses Kultes, lässt die religiöse Verehrung durchblicken, die dem Mann an der Spitze der neuen
Weltordnung zuteil werden wird, 10/71 [s.u.].
Vz 4 [Hafen des Metellus als Ziel einer Flotte] Wie sich die Machtentfaltung der >neuen Römer<
auf die alten Religionen auswirkt, verrät der Vers am Schluss. Q.C. Metellus war, noch in republi-
kanischer Zeit, hervorgetreten durch eine Rede gegen die Ehescheu seiner Landsleute. Diese
griff Kaiser Augustus auf, als er Ehegesetze verordnete, die dem Sittenverfall entgegenwirken
sollten. Der >Hafen des Metellus< ist demnach der sinnbildliche >Hafen der Ehe<. Kurs auf diesen
>Hafen< nimmt eine >Flotte<, 1/30 [s.o.] - ein Sammelname für die alten Glaubensgemeinschaften,
3/13 [XI]. Der Kaiser selbst ist in dem Sinnbild der >Herr< und >Ehegatte<, dem sich die alten
Glaubensgemeinschaften verbinden sollen. Seine Friedenskompetenz ist der >Hafen<, der ihnen
Ruhe und Schutz verspricht - ein trügerisches Versprechen, 10/80 [VIII]. -
Mit dem >Hafen der Ehe< verknüpft N. die Schiffs- mit der Ehemetaphorik.
(2) Vorstufe 2: Die alten Glaubensgemeinschaften werden zu >Vestalinnen<, d.h. sie verpflichten sich auf die >PAX ROMANA< als gemeinsames >höheres Ziel<
05/66 Soubs les antiques edifices vestaulx,/ Non esloignez d’ aqueduct ruine:/ De Sol & Lune sont les luisans metaulx./ Ardante lampe Traian d’ or burine. (1568)
Unter den antiken vestalischen Gebäuden/ (liegen sie), nicht weit von der Ruine des Aquädukts./ Von Sonne und Mond sind die glänzenden Metalle,/ brennende Lampe prägt „Traian“ in Gold.
1) Zu vestalischen Gebäuden s. Glossar unter -> Vesta. 2) Der Aquädukt wird später wieder aufgebaut, 10/89 [XV]. 4) V. buriner gravieren; wegen des Reims auf ruyne ist burine hier kein p.p.p.
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Bei den Metallen entspricht nach alter Lehre der Sonne das Gold, dem Mond das Silber. Bei
Grabungen in einem antiken Tempelbezirk, an dem ein Aquädukt vorbeiführt, stößt man auf
metallisch Glänzendes, auf Schätze aus Gold und Silber. So könnte man den Vers missverstehen.
Ein echtes archäologisches Ereignis nennt Vers 8/66 (Kap.37) im Zusammenhang mit dem Auf-
kommen des italienischen Faschismus. Aber die meisten Verse, die von Gräbern, Schatzfunden
u.Ä. handeln, sind n i c h t wörtlich zu nehmen, sondern kennzeichnen ein politisches Geschehen
durch Rückgriff auf den Erfahrungsschatz der Antike.
Vz 1 [Antike vestalische Gebäude] Das Feuer im Tempel der Vestalinnen wird wieder entdeckt
werden, 9/9 [s.u.]. Gemeint ist die Idee, dass die alten Religionen sich gemeinsam auf die
PAX ROMANA, den Frieden des Imperiums verpflichten. Die antike PAX ROMANA steht sinn-
bildlich für die PAX MUNDANA, den Frieden der >Neuen Weltordnung< [VII], die nach dem
Kataklysmus errichtet werden soll.
Vz 2 [Ruine des Aquädukts] Aquädukte waren aufwendig erbaute Wasserleitungen, die die
Städte mit reinem Wasser aus den Bergen versorgten. >Reines Wasser vom Fels< bedeutet
das unverfälscht dargebotene Wort Gottes, 1/21 [III], worunter N. die Lehren der katholischen
Kirche versteht. Wenn „unter antiken vestalischen Gebäuden“ gegraben wird, sei die „Ruine
des Aquädukts“, 10/65 [XI], „nicht weit“ - soll heißen: dann vergeht nicht mehr viel Zeit, bis
das alte Lehrgebäude des Kaztholizismus zum Einsturz gebracht wird.
Vz 3 [Glänzende Metalle von Sonne und Mond] Mit den >Götterbildern aus Gold und Silber<
sind in Vers 8/28 [s.u.] das Neue Testament und der Koran gemeint. Die >neue Religion<, die
einige Jahre nach dem Kataklysmus verfertigt wird, >verschmilzt< christliche mit islamischen
Elementen, 8/13 [IV], und >plündert< die alten Glaubensformen wie Schatzkammern, 1/30 [s.o.]
Vz 4 [Brennende Lampe prägt Trajan in Gold] Die >Lampe<, die die Funde beleuchtet, ist ein
Bild für den religiösen Charismatiker, der die Grabung leitet und seiner Anhängerschaft als
>neuer Weiser mit einzigartigem Hirn<, 4/31 [III], mithin als große geistige Leuchte gelten wird.
Kaiser Trajan, der von 98 bis 117 n. Chr., also vor dem Sieg der christlichen Religion herrschte,
war ein Imperator der gemäßigten Art, der keine systematischen Christenverfolgungen zuließ,
wie in seinem Briefwechsel mit Plinius nachzulesen ist. Als Kaiser dieser Art lässt sich der
Mann feiern, will angeblich das Christentum hochhalten, lässt daher „Trajan“ i n G o l d prägen.
03/45 Les cinq estranges entrés dedans le temple,/ Leur sang viendra la terre prohaner:/ Aux Thoulousains sera bien dur exemple/ D’ un qui viendra ses loys exterminer. (1555)
Die fünf Fremden eingetreten in den Tempel,/ ihr Blut wird die Erde entweihen./ Denen von Toulouse wird das eine sehr harte Warnung sein/ vor einem, der kommen wird, ihre Gesetze auszulöschen.
1) N.m. temple Tempel; protestantische Kirche 2) Zu Blut s. Glossar unter -> sang. 3) N.m. exemple Beispiel > lat. n.n. exemplum auch: gutes Beispiel, warnendes Beispiel 4) Das Pronomen ses bezieht sich auf die von Toulouse, weil sie Subjekt des Hauptsatzes sind. Zum Gesetz s. Glossar unter -> loy.
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[Fehldeutung] Das sollen Einzelszenen sein - fünf Räuber dringen ein in eine Kirche in Toulouse,
werden anschließend deswegen hingerichtet, wobei ihr Blut den Boden der Kirche besudelt. Es soll
ein Exempel statuiert werden, weil die Toulouser gerade vom Katholizismus abfallen (Pfändler 1996
S. 229). Aber die Zeiten, in denen die Kirche Todesurteile fällen oder erwirken konnte, werden nicht
wiederkehren. Darin stimmen die Richtung der kirchengeschichtlichen Entwicklung und die Tendenz
der Prophetie des N. überein.
Vz 1 [In den Tempel …] Mit dem >Tempel< ist hier der Bereich der Religion in der Zeit nach
dem Kataklysmus gemeint, da eine >neue Weltordnung des Friedens< errichtet werden soll.
In dieser Zeit werden die alten Religionen zunächst willkommen geheißen, 5/32 [VII]. Der
Preis für die freundliche Aufnahme wird sein, dass man sich auf die >höheren Ziele< der
neuen Weltordnung, insbesondere den Weltfrieden verpflichtet. Darauf deuten die Verse,
die den Vestakult im antiken Rom zitieren; die Vestalinnen dienten dem pontifex maximus
des Staatskultes. Der >Tempel<, in den „fünf Fremde eintreten“, ist der Vesta-Tempel, in
dem die vestalischen Jungfrauen dem Staatskult dienen.
Vz 1/2 [… eingetreten fünf Fremde/ ihr Blut entweiht die Erde] Das Regime der >Weltfriedens-
ordnung< dient sich den Völkern und Glaubensgemeinschaften als >Hafen des Friedens< an,
1/30 [s.o.], der für alle Platz und Schutz biete. Davon werden sowohl die katholische Kirche,
1/4 Vz 3/4 [VIII], als auch islamische Glaubensgemeinschaften, 1/30 [s.o.], Gebrauch machen,
sowie andere „fremde“, d.h. nicht in Europa entstandene Religionen, VH (15). Ihr >Eintritt in
den Tempel< bedeutet die Verpflichtung auf die Ziele des Regimes. Das >Blut< dieser anderen,
fremden Religionen sind ihre Glaubenslehren. Sie sollen neben den alten katholischen Lehren
gleichermaßen gelten und ein Lebensrecht haben. Denn sie werden vom Regime alle „gleich“,
8/69 [VII], behandelt und „alle gut“ befunden, 5/32 [VII]. Dieses relativierende Nebeneinander
gefällt überzeugten Katholiken Nostradamus überhaupt nicht; für ihn wird die Heiligkeit seiner
Religion durch solche Gleichmacherei „entweiht“.
Vz 3/4 [Warnung vor einem, der Gesetze auslöscht] Wenn einmal die alten Religionen offiziell
gleich viel gelten sollen, ihre Gleichwertigkeit von Staats wegen propagiert wird, dann sei es in
Toulouse nicht mehr weit, dass „einer kommen wird, ihre Gesetze“, d.h. die katholischen
Glaubenslehren, „auszulöschen“. Nach dem Einzug fremder Glaubenslehren in christliche
Kirchen soll am Ende das „Gesetz nach der Sonne aufgehoben“ werden, 5/24 [XI], d.h. der
Christenglaube jedweder Prägung ausgelöscht werden.
(3) Vorstufe 3: Der >neue Weise< will die alten Religionen neu deuten, sie seien philosophisch noch gar nicht richtig verstanden
09/09 Quand lampe ardente de feu inextinguible,/ Sera trouué au temple de Vestales,/ Enfant trouué, feu, eau passant par crible:/ Perir eau Nymes. Tholose cheoir les halles. (1568)
Wenn die brennende Fackel des unauslöschlichen Feuers/ gefunden werden wird im Tempel der Vestalinnen,/ (wird ein) Kind angetroffen, Feuer (und) Wasser streichend durch ein Sieb./ (Im) Wasser geht unter Nimes, (in) Toulouse stürzen die Hallen.
1) Zu Feuer s. Glossar unter -> feu. 2) Zum Vesta-Tempel s. Glossar unter -> Vesta. 3) Wendung passer au crible genauestens untersuchen, nach allen Seiten beleuchten, wörtlich: durch ein Sieb streichen 4) Zum Untergehen im Wasser s. Glossar unter -> deluge.
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Vz 1/2 [Feuer gefunden im Tempel der Vestalinnen …] Vesta war eine Göttin des staatlichen Kultes
im antiken Rom. In ihrem Heiligtum brannte ein Feuer, das von ihren Priesterinnen, den vestalischen
Jungfrauen gehütet wurde. Es durfte niemals erlöschen, sein Unterhalt war mit dem Wohlergehen
Roms mythisch verknüpft. Doch das Feuer im Vestatempel ist schon lange erloschen und das
Weltreich der Römer lange untergegangen. Wenn dieses Feuer >gefunden< wird, so als ob es
immer irgendwo gebrannt habe und nun wieder entdeckt werde, kann es nur die Idee dieses Feuers
sein, die erneut aufgegriffen wird, mit anderen Worten: Dieser >Fund< ist sinnbildlich zu verstehen.
Die aus vorchristlicher Zeit stammende Idee des Vestakultes besteht darin, das Feld der Religion
mit einem Götterkult zu besetzen, der der Erhaltung eines völkerübergreifenden Weltreichs dient.
Der Dienst an einem Weltreich gilt als Religion und bietet den Anschein einer Religion. Indem sie
sich auf den globalen Staat und seinen Frieden verpflichten, werden die Glaubensgemeinschaften
der alten Religionen zu >Vestalinnen<. Der Frieden des globalen Staates wird zu ihrem gemein-
samen >höheren Ziel<. (Gott sollte ihr gemeinsames höheres Ziel sein, nicht der Staat.)
Vz 3 [Kind angetroffen …] In der gemeinten Zeit der Wiederbelebung des vestalischen Feuers
wird ein >Kind gefunden<, wortgleich wie in Vers 1/95 [III]. Mit dem >Zwillingskind<, das dort wie
hier >gefunden< wird, ist jener Mann gemeint, in dem viele Christen einen >Zwillingsbruder Christi
im Geiste< erkennen werden. Im Wort vom >Finden< oder >Antreffen< sind das Wiedererkennen
sowie ein Moment der Überraschung enthalten. Die Bezeichnung als >Kind< will hier wie dort
nur besagen, dass von dem Stadium der Entstehung seiner Herrschaft die Rede ist.
Vz 3 [… Feuer und Wasser streichend durch ein Sieb] Dieses >Kind< wird angetroffen, wie es
>Feuer und Wasser< genauestens untersucht. Wasser ist für Mensch und Tier Mittel zur Reini-
gung, Feuer läutert Erz zum Metall. Beide treffen sich darin, zu Reinheit zu verhelfen, aber
sprichwörtlich ist auch beider Unvereinbarkeit. Sie stehen hier für die verschiedenen Religionen,
die Wege zu Läuterung und Heil anbieten und nebeneinander bestehen, aber nicht miteinander
vermengt werden können. Genau das aber wird der Gemeinte später tun, 6/10 [s.u.]. Er wird
die alten Lehren >genau prüfen< und sich anmaßen, Brauchbares von Unbrauchbarem zu trennen
mit einem >Sieb< - dem Geflecht der Machtinteressen des von ihm in Aussicht genommen und
unter seiner Leitung sich entfaltenden globalen Regimes.
Vz 4 [Überflutung/ in Toulouse stürzen die Hallen] Wie das alles endet, ist in der letzten Vers-
zeile angedeutet. Mit der >Überflutung< sind die Lehren der später verordneten >neuen Religion<
gemeint sowie auch deren Anhänger, die dorthin strömen werden, wo noch nicht bekehrte
Altgläubige sich aufhalten. Die >Hallen< stehen für die alten Kirchen, d.h. die alten Glaubens-
lehren, die dann endgültig von der Oberfläche der Erde getilgt werden sollen.
04/30 Plus XI. fois Lune.Sol. ne voudra,/ Tous augmentés & baissées de degré:/ Et si bas mis que peu or lon coudra:/ Qu’ après faim, peste descouuert le secret. (1555)
Mehr als elfmal wird der zunehmende Mond die Sonne nicht wollen,/ beide vergrößert und niedrig stehend dem Grade nach/ und so tief gestellt, dass man wenig Gold zusammenbringen wird,/ (und) dass nach Hunger, Seuche, enthüllt (sein wird) das Geheimnis.
1) Im Urtext von 1555 steht anstelle von Lune die Sichel des zunehmenden Mondes, und anstelle von Sol das Symbol der Sonne, wie es die Astrologen benutzen. 3) lon = là on. V. coudre nähen > lat. v. consuere zusammennähen, zusammenbringen
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Dass der Mond etwas will, demnach als handelndes Subjekt auftritt, spricht dagegen, dass hier
außerordentliche Vorgänge im Kosmos gemeint sind.
Vz 1 [Mond will die Sonne nicht] Der >Mond< des Islam wird die >Sonne< der christlichen
Religion nicht scheinen lassen wollen, d.h. Anhänger des Islam werden die christliche Religion
zurückdrängen wollen, „mehr als elfmal“. Damit sind wahrscheinlich elf Jahre nach dem
Kataklysmus gemeint. Zu dieser Zeitangabe vgl. die dreizehnjährige „barbarische Staathalter-
schaft“ in 5/78 [IX]. Die „elf Jahre“, in denen die Kirchenvölker von den orientalischen Herrschern
verfolgt werden sollen, VH (42), können dagegen n i c h t die gleichen sein, weil diese dann
vereint sind mit den „aquilonischen Herrschern“, d.h. mit den auf die >Weltfriedensordnung<
verpflichteten Mächten.
Vz 2 [Sonne und Mond niedrig stehend und vergrößert] Aber auch der >Mond< selbst kann
in der gemeinten Zeit nicht unbehindert scheinen, denn auch er steht „dem Grade nach abgesenkt“.
Dabei ist die Vergrößerung von Sonne und Mond bei niedrigem, horizontnahen Stand bekanntlich
nur eine scheinbare. Dass die alten Offenbarungen philosophisch noch gar nicht richtig verstanden
worden seien, wird das >Haupt der Weisheit<, 5/31 [III], weismachen wollen. Durch ihre Umdeutung
in einem bombastischen philosophischen System wird dieser charismatische Mann vorgeben, den
alten Religionen erst ihre >wahre Bedeutung< zu verleihen. In diesem Sinne wird er sie >vergrößern<,
sie >aufblasen<, 8/28 [s.u.], ihnen einen anderen Geist einblasen. Er selbst und seine anmaßende
Philosophie sind es, die im Zwielicht der niedrig stehenden Lichter sich an die höchste Stelle drängen.
Vz 3 [Man bringt wenig Gold zusammen] In dieser globalen Götterdämmerung werde man
>wenig Gold zusammenbringen<. Das Evangelium Christi wird nicht mehr viel gelten. Dem alten
christlichen Glauben, gleich welcher Prägung, bleiben nur wenige Menschen treu. Es werden die
alten Religionen „zurücksinken“, 8/69 [VII]. Dem entspricht hier der niedrige Stand von Mond und
Sonne. Er bedeutet die Geringschätzung und Verdrängung, dem die alten Glaubenslehren anheim-
fallen, 9/12 [s.u.].
Vz 4 [Nach Hunger und Seuche Geheimnis enthüllt] Die >Seuche< bedeutet in diesem Kontext
wie in 8/21 die >Ansteckung< mit den Ideen des >neuen Weisen<, 4/31 [III]. Der >Hunger< zeigt an,
dass zuträgliche geistige Nahrung dann schwer zu bekommen sein wird. Dass das >Haupt der
Weisheit< es so weit treibt, seine philosophischen Spekulationen zu einer >neuen Religion< gedeihen
zu lassen, wird zu Beginn seines Wirkens noch nicht erkennbar sein. Dieses geheime Vorhaben
bleibt zunächst im Dunkeln. Das „enthüllte Geheimnis“ ist wie in 4/28 [s.u.] diese >ganz neue Religion<,
in deren Mittelpunkt ihr vermeintlich höchst weiser Schöpfer selbst steht.
(4) Gegenkräfte innerhalb der alten Glaubensgemeinschaften richten gegen die Verschüttung ihrer Ursprünge nichts aus
10/85 Le vieil tribung au point de la trehemide/ Sera pressee captif ne deliurer,/ Le veuil non veuil le mal parlant timide/ Par legitime à ses amys liurer. (1568)
Der Alte (wird zum) Tribunen genau dann, wenn die Dreifeuchtigkeit/ bedrängt wird, (den) Gefangenen nicht auszuliefern./ Der Wille, (dann) Unwille benennt das Übel zaghaft,/ (will) rechtmäßigen Gefährten von seinen >Freunden< befreien.
1) trehemide ist eine Neubildung des Sehers, die vielfältig gedeutet werden kann. In den Kontext passt es, darin eine Kontraktion aus lat. tres drei und lat. (h)umidus bzw. franz. humide feucht zu erkennen. 2) Mittelfrz. v. délivrer befreien (libérer), ausliefern (livrer) 3) Mittelfrz. n.m. vueil Wille (volonté), Begehren (désir) 4) Mittelfrz. n.m. par, pair Gefährte (compagnon)
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Vz 1 [Alter/ Dreifeuchtigkeit …] In dem >neuen Weisen<, 4/31 [III], werden nicht wenige Christen
den „neuen Alten“, 3/72 [XI], erkennen, >Denselben wie damals<, d.h. den >wiedergekommenen
Christus<, 1/95 [III]. Er wird nach einiger Zeit im Bereich aller drei alten Offenbarungsreligionen
als spirituelle Autorität gelten, 10/28 [III]. Diese werden dadurch zu dreien, 8/77 [XII], zu einer
„Dreiheit“, 1/50. - Im >lebendigen Wasser<, dem Wort Gottes, verbindet sich der Geist der
Gottheit (>Luft<) mit der Sprache als Material (>Erde<), 5/36 [s.u.]. Zu einer >Dreifeuchtigkeit<
werden die drei Religionen für den, der in allen dreien das >lebendige Wasser<, d.h. das Wort
Gottes erkennt und sich dabei auf einen vermittelnden >höheren Standpunkt< stellt.
Vz 2 [… bedrängt, den Gefangenen nicht auszuliefern/ Alter wird zum Tribunen] Je mehr Autorität
dem >neuen Weisen<, 4/31 [III], zuwächst, desto leichter wird er die alten Glaubenslehren für sein
Machtkalkül umdeuten können, 9/9 [s.o.]. Beharrende Kräfte in den Glaubensgemeinschaften der
drei Religionen haben dann offenbar das Ziel, den „Gefangenen“, den jeweiligen Begründer ihres
Glaubens (Moses, Jesus, Mohammed), „nicht“ gänzlich „auszuliefern“, d.h. die Verschüttung ihrer
Ursprünge nicht zuzulassen. Gegen diese Bedrohung seines Vorhabens wird der >Weise< die
Völker der Welt mobilisieren, er wird zum „Tribunen“ kraft seines ausgeprägten rhetorischen
Talents, 1/96 [VIII]. Ein Tribun im weiteren Sinne ist ein begabter Redner, der das Volk mitreißt,
indem er als Verfechter von dessen Anliegen auftritt.
Vz 3/4 [Unwille will rechtmäßigen Gefährten befreien] Dass er sich durchsetzen kann, belegen
u.a. die „drei Kronen“, die ihm aufgesetzt werden, 2/73 [VIII], und seine Anerkennung als Messias
bzw. wiedergekommener Christus bzw. Mahdi bedeuten. Seine >neue Religion<, die er am Ende
aus dem Hut zaubert, wird die alten Religionen verdrängen, 9/12 [s.u.]. Dass Christus in dem
>neuen Heiligen<, 10/30, und seinen Paladinen falsche Freunde erwachsen sind, bis weit in die
Kirchen hinein, wird dann offenbar. - Die willigen Unwilligen sind jene Anhänger der alten Reli-
gionen, die den neuen Mann als Friedensstifter und spirituellen Lehrer begrüßten, dann aber die
Bedrängung ihres alten Glaubens beklagen. Christus wurde zum wahren und damit „rechtmäßigen
Gefährten“ für die Menschen, indem er sich für sie opferte. Christi Evangelium von den Zerstörern
befreien zu können, wird dann mancher noch wünschen, sich aber, wenn überhaupt, nur noch
„zaghaft“ oder „furchtsam“ äußern angesichts der Machtverhältnisse und des totalitären Anspruchs
der Machthaber und ihrer breiten Unterstützung durch die Völker.
(5) Die >neue Religion< bleibt als Projekt einige Jahre geheim,
diesbezügliche Gerüchte werden dementiert
04/28 Lors que Venus du sol sera couuert,/ Souz l‘ esplendeur sera forme occulte,/ Mercure au feu les aura descouuert,/ Par bruit bellique sera mis à l’ insulte. (1555)
Wenn Venus von der Sonne verdeckt sein wird,/ wird unter dem Lichtglanz eine verborgene Form sein./ Merkur im Feuer, (dann) wird (man) sie enthüllt haben,/ bei Kriegsgeschrei wird er der Beschimpfung ausgesetzt sein.
1) Zu Venus s. Glossar unter -> Venus und zur Sonne unter -> Sol. 3) Zu Merkur vgl. das Glossar unter -> Mercure. Wohl könnte hier auch Merkur der Enthüllende sein, was aber keinen Sinn ergibt.
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(Die Verse 4/28, 4/29 und 4/30 gehören zusammen; denn alle drei Verse nennen die Namen von
Himmelskörpern, die seltsamen, alchemistisch anmutenden Wandlungen unterliegen, und in allen
drei Versen kommt die Sonne vor.) Gegen Vorgänge im All spricht hier die Beleidigung oder
Beschimpfung, die Merkur erleidet, was einem Planeten schwerlich widerfährt.
Vz 1/3 [Sonne, Venus, Merkur] Die Sonne bedeutet bei N. den in Christus offenbar gewordenen
Gott (Gottvater), und unter ihrem Gesetz versteht er die christliche Religion sowie staatliche
Ordnungen, die sich christlich legitimieren, s. Glossar unter -> loy. Gesetz der Venus ist ein
Name für die >Weltfriedensordnung<, 5/53 [VII] - das ist die Ordnung des globalen Regimes,
das sich einige Jahre nach dem Kataklysmus [II] etabliert. Der sonnennahe Götterbote Merkur
steht bei N. als Chiffre für Jesus Christus, 9/12 [s.u.]. Mit diesem Vokabular ausgerüstet, hat
man eine Chance, die Aussagen des Verses zu begreifen.
Vz 2 [Unter Lichtglanz der Sonne …] Nach dem Kataklysmus „werden die Kirchen wieder
aufgerichtet werden wie in der ersten Zeit, und der Klerus wird zurück versetzt werden in seinen
früheren Stand“, VH (22). Die christliche Religion entfaltet noch einmal einen geistigen Glanz.
Darüber bleibt im Hintergrund und bekommt wenig Aufmerksamkeit, was sich im Großen anbahnt.
So wird in der ersten Zeit nach dem Kataklysmus >Venus von der Sonne< verdeckt.
Vz 2 [… verborgene Form …] Hinter dem Lichtglanz der Sonne steckt eine „verborgene Form“.
Es wird ein Mann auftreten, der sich die Maske des >wiedergekommenen Heilandes< aufsetzen
lässt, in diese Form schlüpft und sich in ihr verpuppt, 8/25 [V]. Die alte Prophezeiung, dass
Christus wiederkommen werde, ist aber genau genommen, nicht „verborgen“, sondern nur
in den Hintergrund getreten und bis in die Nähe der Vergessenheit abgesunken. Gemeint ist
etwas Anderes: Das Vorhaben, eine >neue Religion< zu begründen, dem Bereich der Religion
eine neue Form zu geben, ist ein zunächst ein „Geheimnis“, 4/30 Vz 4 [s.o.], ein der Öffentlich-
keit vorenthaltenes, also geheimes Projekt und in diesem Sinn „verborgen“.
Vz 3/4 [… enthüllt/ Merkur im Feuer, beschimpft/ Kriegsgeschrei] Dieses Projekt wird nach
einigen Jahren in die Tat umgesetzt, die neue Form, die der Bereich der Religion erhalten soll,
wird „enthüllt“. Enthüllt wird damit auch das Wesen der >Weltfriedensordnung<, des Regimes
im Signum der Venus. Die >neue Religion< wird ein Monopol beanspruchen für den ganzen
religiösen Bereich, 1/79 [s.u.]. Sie wird diesem Bereich eine >endgültige Form< geben wollen,
welche die Vorzüge der alten Religionen in sich vereint und sie in den Schatten stellt, 9/12 [s.u.].
>Merkur im Feuer< bedeutet, dass >Feuer vom Himmel<, d.h. der Bannstrahl des globalen
Regimes Christus und sein Evangelium trifft. Er erleidet Verunglimpfung und Beschimpfung.
Die altgläubigen Christen werden bedrängt und verfolgt; die Vertreter der >neuen Religion<
machen Ernst mit ihrer Militanz im Namen des Friedens.
(6) Die >neue Religion< vermischt die alten Glaubensformen
06/10 Vn peu de temps les temples des couleurs/ De blanc & noir des deux entremeslée:/ Rouges & iaunes leur embleront les leurs/ Sang, terre, peste, faim, feu, d’ eau affollée. (1568)
Eine kurze Zeit nur, dann werden die Tempel der Farben/ weiß und schwarz beide miteinander vermischt./ Rote und Gelbe werden ihnen die Ihrigen entwenden./ Blut, Erde, Seuche, Hunger. Feuer von Wasser verwirrt.
3) Mittelfrz. v. embler rauben (ravir), stehlen (voler), entreißen, (dérober) 4) Mittelfrz. v. affoler I. verletzen (blesser), zugrunde richten (écraser), verderben (perdre) II. verrückt machen (rendre fou)
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Vz 1/2 [Tempel der Farben weiß und schwarz …] Den Farben weiß und schwarz entsprechen
Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht, Sonne und Mond. Die Sonne steht bei N. für die christliche,
der Mond für die islamische Religion. Demnach sind mit hier die Kirchen des Christentums und
die Moscheen des Islam gemeint.
Vz 2/3 [… entwendet/ miteinander vermischt] Es treten Personen auf den Plan, die den Christen
und Muslimen „die Ihrigen“, also Kirchen und Moscheen „entwenden“. Ihre Beschreibung durch
andere Farben weist sie im gegebenen Kontext als Anhänger einer anderen Religion aus. Die
>neue Religion<, die aus der Ideologie des globalen Regimes entsteht, wird sich bei den herge-
brachten Religionen nach Gutdünken bedienen. Christliche und islamische Elemente werden
miteinander vermischt, VH (29). Da zugleich ein Deutungsmonopol für die alten Lehren geltend
gemacht wird, 1/79 [s.u.], wird den Christen und Muslimen ihre Religion „entwendet“.
Vz 3 [… entwendet durch Rote und Gelbe] Als inhaltliche Kennzeichen der >neuen Religion<
werden außerdem die Farben rot und gelb angegeben. Rot ist bei N. die Farbe der Auflehnung
gegen die hergebrachte Ordnung, die auf den christlichen Gehorsam gebaut ist. Gelb bedeutet
Geiz und Neid, gilt auch als die Farbe der Falschheit und des Unglaubens.
Vz 4 [Seuche und Hunger/ Feuer von Wasser verwirrt] Die Seuche ist wie andernorts (-> peste)
als geistige Ansteckung zu verstehen und gibt ein Bild für schnelles Um-Sich-Greifen und weite
Verbreitung. Viele Menschen werden den >neuen Glauben< schnell annehmen, weil ihr geistiges
Immunsystem der >Ansteckung<, 8/21, nichts entgegenzusetzen hat.
Wasser dient der Reinigung, Feuer läutert Erz zum Metall. Beide sind ein Bild für unterschiedliche
Wege zu Läuterung und Heil, die sich gegenseitig ausschließen wie Feuer und Wasser, deren
Unvereinbarkeit sprichwörtlich ist. Wenn >Feuer von Wasser verwirrt< ist, bedeutet das die
Vermischung von Glaubensinhalten unterschiedlicher Herkunft, welche die >neue Religion<
kennzeichnet und die N. als Zeichen geistiger Verwirrung wertet.
(7) Die >neue Religion< steht in großem Ansehen
09/12 Le tant d‘ argent de Diane & Mercure/ Les simulachres au lac seront trouuez,/ Le figulier cherchant argille neufue/ Luy & les siens d’ or seront abbreuvez. (1568)
Das Große von Diana und Merkur (nur) aus Silber,/ die Götterbilder werden im See angetroffen werden./ Der Formgeber auf der Suche nach neuer Tonerde,/ er und die Seinen werden mit Gold überschüttet werden.
1) tant als nomen > lat. n.m. tantum so Großes, so Viel(es) 3) Lat. n.m. figulus Töpfer, Bildner.
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Vz 1/4 [Silber/Gold] Silberne und goldene Götterbilder stehen in 8/28 [s.u.] für die schriftlichen
Zeugnisse der islamische und der christlichen Religion. Hier markieren die beiden Metalle
dagegen eine unterschiedliche Wertschätzung. Auf der einen Seite „das Große von Diana und
Merkur“, das nicht für wertlos gilt, doch nur für >silbern<, d.h. zweitrangig; auf der andern Seite
ein „Formgeber“, der >mit Gold überhäuft< wird, d.h. sich h ö c h s t e r Wertschätzung erfreut.
Vz 1/2 [Großes von Diana und Merkur im See] Die Göttin Diana, die griechische Artemis,
wird in Vers 2/28 (Kap.41) zum Decknamen für die Jungfrau Maria, die wiederum die christliche
Religion als ganze allegorisiert. Es ist also „das Große“, das die christliche Religion in des
Sehers eigenem Urteil zu bieten hat, welches in der gemeinten Zeit den Menschen als zweit-
rangig und minderwertig gilt. Das vermeintliche >Silber< der christlichen Religion wird dann
>im See gefunden<, weil es dort hinein geworfen wurde, 8/28 [s.u.]; d.h. es soll verdrängt
und ganz vergessen werden.
Vz 3 [Formgeber auf der Suche nach neuer Tonerde] Vers 1/21 [III] handelt von Überlebenden,
die durch einen Abgrund hindurchgingen, und danach ehrfürchtig einem >nährenden Felsen<,
d.h. einem spirituellen Lehrer begegnen. Dieser findet die Menschen vor als formbare >Tonerde<
und fühlt sich zum >Formgeber< berufen. Hier nun ist dieser „Formgeber auf der Suche nach
neuer Tonerde“, d.h. er will seine Anhängerschaft mehren. Er ist identisch mit dem „Erfinder“
der >neuen Religion<, 1/45 [VIII], mit der er die Menschen geistig ganz neu formen will.
Vz 1 [Merkur] Merkur, hier neben Diana, die Chiffre für die Jungfrau Maria gestellt, hat dieselbe
Sinnrichtung wie diese. „Das Große von Merkur“ ist dasselbe wie „das Große von Diana“. So ist
an dieser Stelle ablesbar, dass N. den Namen des griechischen Götterboten als Chiffre für Jesus
Christus verwendet. Hermes, der römische Merkur, vertrat schon die Stelle des Guten Hirten,
die Christus erfüllt hat, Johannes Kapitel 10 Vers 1 bis 21. Die Sonnennähe des gleichnamigen
Planeten als Bild für die Nähe zu Gott unterstützt diese Deutung.
(8) wird >von oben< verordnet und durchgesetzt
10/66 Le chef de Londres par regne l' Americh,/ L' isle d' Escosse tempiera par gelle:/ Roy Reb auront vn si faux antechrist,/ Qui les mettra trestous dans la meslee. (1568)
Das Haupt von London wird durch die amerikanische Herrschaft/ die Insel Schottlands mit Sturm überziehen bei Frost./ (Als) König Reb haben sie einen ganz falschen Antichristen,/ der sie allesamt in Streit führen wird.
1) Altfrz. n.m. tempier Sturm, Unwetter (tempête), großes Getöse (grand bruit), Aufruhr (tumulte), Durcheinander (confusion), Streit (querelle). Wenn hier davon ein Verbum gebildet wird, bedeutet dieses: mit Sturm überziehen (was zum Frost gehören würde) oder: in Aufruhr versetzen, was zu Vz 4 passt. Es entspricht dem Verbum tempêter wüten, toben, ist aber hier transitiv. 2) Schottland ist eine Halbinsel, wird aber auch in 10/39 (Kap.4) Insel genannt.
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Vz 2/3 [Sturm, Frost/ Antichrist] Um welche Zeit es geht , verraten der Antichrist, der >Sturm<
und der >Frost<. Der >Sturm< gehört zum Bild des >Unwetters mit Blitz und Donner<, mit dem N.
den Bann gegen die alten Religionen kurz vor dem Ende der alten Erde verhüllt, s. unter foudre.
Der "Antechrist" wird die alten Religionen "für nichtig erklären", 8/77 [XII]. Der >Frost< steht für
die gleich anschließend verkündetet neue Einheitsreligion, die >das Meer<, den Bereich der
Religion >gefrieren lassen<, d.h. in einer festen Form erstarren lassen soll, 10/71 [s.u.]
Vz 1/2 [Amerikanische Herrschaft/ Heuchlerischer Antichrist ...] Vom Kartographen Mercator
wird 1538 erstmals "America" als Name für die gesamte >Neue Welt< verwendet. N. kann
den Namen also schon aus seiner Zeit gekannt haben; dafür brauchte es nicht notwendig
seherische Fähigkeiten.
Es scheint hier, dass Britannien in der gemeinten Zeit von Amerika aus beherrscht wird.
Amerika wird den >wiedergekommenen Heiland< als solchen anerkannt haben, 8/74 [VII],
und daher auf dessen Regime verpflichtet sein, 5/62 Vz 4. Demnach geht es hier darum,
die >neue Religion< überall, auch in den Randregionen (Schottland) durchzusetzen. Nur so
könne der Weltfrieden auf Dauer gesichert werden.
Vz 4 [... führt allesamt in Streit] In Wahrheit werden die Menschen durch die >neue Religion<
in Streit um die Berechtigung von deren Ausschließlichkeitsanspruch geführt. Die >Falschheit<
des Antichristen äußert sich in vorgetäuschter Friedensliebe, ist als habituelle, d.h. gewohn-
heitsmäßige Heuchelei zu verstehen. Vorgetäuschte Friedensliebe war auch bei den beiden
Herrschern, die N. als Vorläufer des letzten Antichristen erkannte, schon zu beobachten, siehe
die Verse 5/5 (Kap.21) für Napoleon, sowie 9/94 (Kap.34) und 10/38 (Kap.34) für Hitler.
Vz 3 [König Reb] Bei "König Reb" ist die Deutung fraglich. Rabbi, hebräisch Rebbe, heißen
die jüdischen Schriftgelehrten; der Gemeinte entstammt dem jüdischen Volk des Staates
Israel, 7/32 [III]. Die alchymische Chiffre Rebis, von lat. res bina, zweifaches Ding, würde auf
seine >Doppelnatur< als >wahrer Mensch und wahrer Gott< deuten. In Wahrheit ist er ein
Rebellenkönig, weil er an der Spitze des Kampfes gegen Christus steht.
(9) Die >neue Religion< will die alten Religionen ersetzen und verdrängen
08/28 Les simulachres d‘ or & d‘ argent enflez,/ Qu’ après le rapt au lac furent gettez/ Au descouuert estaincts tous & troublez./ Au marbre escriptz prescriptz intergetez. (1568)
Die Götterbilder aus Gold und aus Silber (so) aufgeblasen,/ dass sie nach dem Raub in den See geworfen wurden./ Bei der Enthüllung ausgelöscht allesamt und verworren,/ auf dem Marmor Schriften, Vorschriften eingefügt.
1) Lat. n.n. simulacrum Bild, Götterbild, Traumbild, s. dazu Glossar unter -> simulacre. V. enfler anschwellen lassen, übertreiben > lat. v. inflare hineinblasen, aufblasen, aufblähen; stolz machen 3) Mittelfrz. v. esteindre ersticken (étouffer), sterben lassen (faire mourir) > lat. v. ex(s)tinguere löschen 4) Zu Marmor s. Glossar unter -> sepulchre. Mittelfrz. n.m. prescript Vorschrift (précepte), Verordnung (préscription)
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Vz 1 [Götterbilder aus Gold und Silber …] Gold galt als Entsprechung der Sonne, die bei N.
für den in Christus offenbar gewordenen Gott (Gottvater) steht. Silber galt als Entsprechung
des Mondes, der bei N. Symbol für die islamische Religion ist. Die goldenen und silbernen
Götterbilder sind die des Christentums und des Islam. In beiden Religionen werden Bilder
nicht als Idole verehrt. Am Schluss ist von Schriften die Rede, die verbindlich ausgelegt
werden. Mit den >Götterbildern< sind die in Worte gefassten Bilder und Gleichnisse gemeint,
in denen sich die Gottheit durch die Stifter der beiden Religionen offenbart und verhüllt hat.
Vz 1/2 [… aufgeblasen, geraubt und in den See geworfen] Es ist demnach die Sprache der
Bibel und des Koran, die >aufgeblasen< wird. Im Bild des Aufblasens ist enthalten, dass den
alten Schriften ein anderer Geist eingeblasen wird, und dass die Aufgeblasenheit der Räuber
in ihrem Tun erkennbar wird. Die >Götterbilder< werden geraubt und geplündert, 1/30 [s.o.].
Der >neue Weise<, 4/31 [III], bedient sich im Fundus der alten Religionen nach Gutdünken,
als ob sie sein Eigentum seien, deutet sie um und formt daraus eine >neue Religion<. Die
alten Lehren selbst werden >in den See geworfen<, d.h. sie sollen vergessen werden.
Vz 3 [Bei der Enthüllung verdunkelt] Bei der Enthüllung, 4/28 Vz 2/3 [s.o.], werden sich die
Ideen des >Hauptes der Weisheit<, 5/31 [III], zu einer >neuen Religion< verdichtet haben -
ein Projekt, das einige Jahre geheim gehalten und dann erst öffentlich bekanntgegeben und
verkündet wird. Die alten Lehren werden durch die >neue Religion< >gesiebt<, 9/9 [s.o.],
>auf das Wesentliche reduziert<, 6/61 [XI], und >eingeschmolzen<, 3/13 [s.o.], d.h. ihrer
gewachsenen Gestalt beraubt. Das von ihnen ausgehende geistige Licht - Sonne und Mond
entsprechend Gold und Silber - wird so verdunkelt. Die bildhafte, die Wahrheit in Bilder hüllende
Sprache der alten Religionen (Götterbilder) wird durcheinander gebracht und „verworren“
Vz 4 [Auf dem Marmor Schriften, Vorschriften eingefügt] Die alten Religionen erhalten Grab-
steine aus Marmor, Begräbnisse erster Klasse, weil die Freude groß ist, sie endlich los zu sein.
Auf den Grabsteinen steht geschrieben, dass die alten Lehren von nun an und für immer als
unvollkommene, nur noch historisch bedeutsame Vorläufer der vermeintlich endgültigen
>neuen Religion< aufzufassen seien, 6/61 Vz 1/2 [XI].
01/79 Bazaz, Lectoure, Condon, Ausch, & Agine,/ Esmesu par loys, querele & monopole./ Car Bourd. Thoulouze Bay. metra en ruine,/ Renouueller voulant leur tauropole. (1555)
Bazaz, Lectoure, Condom, Auch und Agen,/ (werden) geschüttelt durch Gesetze, Streit und Monopol./ Carcassonne, Bordeaux, Toulouse, Bayonne wird (es) zerstören,/ wenn diese ihre Taurische erneuern wollen.
2) N.f. monopole (wirtschaftliches) Vorrecht; ausschließliches Vorrecht, Ausschließlichkeit (exclusivité) 3) In Car wird mit Pfändler (1996 S. 110) ein abgekürztes Carcassonne erkannt. - Als Subjekt zu metra en ruine kommen querele und monopole in Frage. 4) Altgriech. Adj. tauropolos taurisch, aus Taurien stammend; das war ein Beiname der in Attika verehrten Göttin -> Artemis. Eine weitere Fundstelle von tauropole gibt es nicht.
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Vz 4 [Die Taurische erneuern] „Taurisch“ war ein Beiname der Göttin Artemis. Diese dient N.
wegen ihrer Keuschheit und Jungfräulichkeit als Chiffre für die Jungfrau Maria, 2/28 (Kap.41),
die für den christlichen Glauben steht. Demnach werden französische Städte erschüttert, die
den christlichen Glauben erneuern wollen.
Vz 2 [Gesetze, Streit und Monopol] Das führt die Erneuerer in einen Streit um Gesetze (loys).
Eine -> loy ist bei N. das Prinzip einer staatlichen Ordnung. Es wird um den Glauben gestritten
und zugleich um die staatliche Ordnung - es geht um unterschiedliche religiöse Begründungen
der staatlichen Ordnung. Mindestens eines der Gesetze beansprucht ein „Monopol“, d.h. aus-
schließliche Gültigkeit, will also andere Gesetze nicht dulden. Ein Glaube, eine Religion stiftet
das Prinzip der staatlichen Ordnung und beansprucht, im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein.
Erneuerer des christlichen Glaubens werden zu Gegnern dieses Anspruchs.
In den französischen Glaubenskriegen des sechzehnten Jahrhunderts standen die (calvinistisch)
Reformierten den Katholiken gegenüber, deren Religion Staatsreligion war und im Besitz des
allein wahren christlichen Glaubens zu sein beanspruchte (wie ihrerseits die Reformierten).
Doch in diesen Bürgerkriegen hat N. klar für die Katholiken Partei ergriffen, 5/72 (Kap.6). Wenn
hier französische Städte „erschüttert“ werden durch einen religiösen Ausschließlichkeitsanspruch,
beurteilt er diesen Anspruch negativ und stellt sich auf die Seite der Gegner und Erneuerer.
In Vers 1/4 [VIII] kündigt N. einen Alleinherrscher über die ganze Welt an. Der vermeintliche
geistige >Zwillingsbruder Christi< steigt zur höchsten Autorität eines globalen Regimes auf,
1/95 [III]. Für die alten Religionen, die sich zunächst behaupten können, beansprucht er ein
Deutungsmonopol. Nach einigen Jahren werden die alten Religionen von einer >neuen<,
angeblich dem Weltfrieden verpflichteten >Religion< verdrängt. Der Bereich der Religion soll
eine >endgültige Form< erhalten - die ihn in Wahrheit erstarren und veröden lässt, 10/71 [s.u.].
Vz 1/3 [Südwestfrankreich geschüttelt und zerstört] Es scheint also, als werde es noch einmal
einen >allein wahren Glauben< geben, der zugleich das Prinzip der dann globalen Staatsordnung
ist. Die alten Formen im Bereich der Religion werden ausgelöscht, 3/45 Vz 4 [s.o.]. Gegner,
die den >neuen Glauben< nicht teilen, werden zu „Ketzern“ erklärt, 3/36 [VII]. Die verbliebenen
Altgläubigen werden einer „großen Bedrückung“ ausgesetzt, VH (29). Dieser Bedrückung zum
Trotz wollen, so scheint es hier, Christen im Süden Frankreichs, der Heimat des Sehers, den
christlichen Glauben erneuern. Ihnen droht die Zerstörung ihrer Städte.
(10) Philosophie soll Religion ersetzen
01/62 La grande perte las que feront les lettres :/ Auant le cicle de Latona parfaict,/ Feu, grand deluge plus par ignares scepters/ Que de lon siècle ne se verra refaict. (1555)
Welch großes Verderben! Was wird die Gelehrtheit anrichten! Bevor der Zyklus der Latona vollendet ist,/ (kommt) Feuer und große Flut, noch dazu durch unwissende Machthaber,/ so dass lange Zeit keine Wiederherstellung zu sehen sein wird.
1) N.f.pl. lettres Literatur-, allgemeiner Geisteswissenschaft > lat. n.f.pl. litterae Bücher, Wissenschaft, Gelehrsamkeit 2) Manche späteren Ausgaben haben: „Avant le ciel de Latona parfaict,/…“ 3) Zu Feuer und Flut s. Glossar unter -> feu und -> deluge.
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Vz 1/2/4 [Verderben durch Gelehrtheit/ Zyklus der Latona/ Lange Zeit keine Wiederherstellung]
Latona, die griechische Leto, erscheint in dunklem Gewand und ist die Nacht, die Zeit der dunklen
Erde. Sie geht schwanger mit den Zwillingen Artemis und Apoll; Artemis, die jungfräuliche Jägerin,
steht bei N. für die Jungfrau Maria und damit für den christlichen Glauben. Weil Allmutter Gaia
ihr keinen Platz zur Niederkunft lassen will, irrt die Schwangere im Kreis (griech. kyklos) umher.
Aber wie ist es zu verstehen, dass >Artemis<, d.h. der christliche Glaube erst noch einmal (wieder)
geboren werden muss ? Welche Zeit kann N. da meinen ?
Als Gegner des christlichen Glaubens erkennt er „Gelehrtheit“ oder „Wissenschaft“. Die Aufklärer
des 18. Jahrhunderts nennt er eine „neue Sekte von Philosophen“, weil sie sich als Gegner eines
Christenglaubens hervortun, der als Rechtfertigung der feudalen Gesellschaftsordnung dient,
3/67 (Kap.13). Die Aufklärer glauben an die kollektiv ausgeübte Vernunft des Menschen, die
letztinstanzlich über alle Gesetze und Einrichtungen des Gemeinwesens zu urteilen berufen sei.
Die Entfaltung von Vernunft und Wissenschaften verdrängt die christliche Religion - diese lang-
fristige Entwicklung ist es, die N. als Verderben bringend beurteilt. Erst nach „langer Zeit“, nach
Jahrhunderten, kann Leto dann doch Artemis und Apollon gebären, d.h. der christliche Glaube
erlebt eine große Renaissance - ein Geschehen, das heute (2012) noch in der Zukunft liegt.
Vz 3 [Feuer und große Flut/ unwissende Machthaber] Gaia, die Letos Niederkunft verhindern will,
ist die Erde und Mutter der Titanen, die seit dem verlorenen Kampf mit den olympischen Göttern
in den Tartaros weit unter der Erde verbannt sind. Es scheint, dass die Sterblichen sich dazu
anstiften lassen, an Stelle der verhinderten Titanen mit den Göttern zu wetteifern. Die Wissenschaft
neuzeitlichen Typs will die Wege des Schöpferischen nachgehen, um sich selbst an dessen Stelle
zu setzen. Auf der Suche nach Verbündeten gegen den Himmel hat die Wissenschaft begonnen,
die in der Erde gebundenen Gewalten frei zu setzen. Aber im Kontext mit der Niederkunft der
Leto bedeuten Feuer und Flut doch etwas Anderes. Das Feuer ist das >Feuer vom Himmel<,
d.h. der Bannstrahl, der am Ende die alten Religionen trifft. Und die große Flut ist die geistige
Überflutung mit den Lehren der >neuen Religion<, die alles Alte unter sich begraben und für immer
von der Oberfläche der Erde wegspülen will, wie in VH (39) und 1/69 [VII]. Dass die politischen
Machthaber „unwissend“ dabei mitmachen, ist kaum anders zu erwarten. Nicht so selbstverständ-
lich erscheint es, dass auch die Repräsentanten der alten Religionen die Entwicklung nicht absehen
und dem >neuen Weisen mit dem einzigartigen Hirn<, 4/31 [III], dem grandiosen Philosophen,
auch noch die Steigbügel halten und in den Sattel helfen.
(11) lässt nur den irdischen Nutzen der Religion gelten, ist geistig eine gehaltlose Fastenspeise und in Wahrheit eine „große Nichtigkeit“
05/36 De soeur le frere par simulte faintise,/ Viendra mesler rosee en mineral:/ Sur la placente donne à vieille tardifue,/ Meurt, le goustant sera simple & rural. (1568)
Von (der) Schwester wird der Bruder aus Rivalität, Scheinheiligkeit/ Tau hineinmischen ins Mineral./ Auf das Gebäck gegeben der Alten, Langsamen,/ stirbt sie. Wenn sie davon kostet, wird es einfach sein und ländlich.
1) Zum Bruder s. Glossar unter -> frere. Lat. n.f. simultas Eifersucht, Rivalität, Groll, Feindschaft. Mittelfrz. n.f. feintise das Heucheln (action de feindre), Verstellung (dissimulation), Scheinheiligkeit (hypocrisie), Täuschung (tromperie). 2) N.f. rosée Tau. Zu Mineral s. Glossar unter -> terre. 3) Altfrz. n.f. placente runder und flacher Kuchen (galette, gâteau ronde et plate) > lat. n.f. placenta Kuchen 4) Adj. tardif langsam, geistig träge
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Es wird ein Giftmord beschrieben, der sinnbildlich gemeint sein müsste, weil Angaben zu Namen,
Zeit und Ort völlig fehlen.
Vz 2 [Ins Mineral …] Wasser verflüchtigt sich, wenn es erhitzt wird, als Dampf in die Luft, und zurück
bleibt nur etwas >Erde<, nämlich Mineralien, namentlich Kalk. Der >naiven< Anschauung zufolge
besteht demnach Wasser aus Luft und Erde. Das >lebendige Wasser< bedeutet das vom Menschen
aufgenommene Wort Gottes, Johannes Kapitel 4 Vers 6 bis 15. Die >Luft< ist dann der lebendige
Geist der Gottheit, und die >Erde< ist der Buchstabe, der ihn transportiert. Im Wort Gottes verbinden
sich beide zum >lebendigen Wasser<.
Das >Mineral< ist hier wie die >Erde< in 3/44 [XII] ein Bild für die Sprache des NT als Material, d.h.
ohne den ihr innewohnenden Geist, der sich verflüchtigt hat. Man werde >die Sprache rösten<, ihr
also das >Wasser< entziehen, heißt es anderer Stelle, 4/56 [XI]. Dabei wird z.B. aus dem Gebot der
Barmherzigkeit der Anspruch des Armen auf Existenzsicherung im Dienst der Erhaltung des Staates.
Vz 1/2 [… wird Tau von der Schwester gemischt] Unter das zum Mineral herabgekommene Wort
Christi wird >Tau< gemischt. Tau schlägt sich nachts nieder, beim Schein des Mondes. Der Mond
ist im Französischen weiblich, kann dichterisch „Schwester“ der Sonne genannt werden und steht
bei N. für den Islam, 1/49 (Kap.11). Der >Tau von der Schwester< ist >Wasser<, das sich beim
>Schein des Mondes< niedergeschlagen hat. Gemeint sin die Lehren des Islam, 6/10 [s.o.].
Vz 1/3 [Bruder gibt Mischung auf Gebäck] Die krude Mischung aus >Mineral< und >Tau< wird dann
„auf das Gebäck gegeben“, auf flache Kuchen (placente). Es sind Hostien besonderer Rezeptur,
die der >Bruder<, der vermeintliche >Zwillingsbruder Christi im Geiste<, 1/95 [III], verfertigt.
Er ist in Wahrheit Rivale Christi, weiß sich aber als dessen geistiger Bruder zu verstellen.
Vz 4 [Schmeckt ländlich, aber die Alte stirbt daran] Die „einfache und ländliche“ Machart seiner
Backware bedeutet, dass sie nur einen zeitlichen, d.h. für das Erdenleben gültigen Sinn hat
und dass für die Ewigkeit nichts herausschmeckt. Die „Alte“, die sich beim Erscheinen des
vermeintlich >Wiedergekommenen< wieder ganz jung fühlt, 10/52 [IV], ist >Mutter Kirche<.
Sie ist in Wahrheit eine „Langsame“, weil ihre Repräsentanten lange nicht begreifen, was vorgeht.
Sie und ihre Gläubigen sind es, denen die >mineralisch< faden, mit >Tau< gewürzten Hostien
dargeboten werden. Sie zu genießen, wird Gemeinschaft mit dem >Wiedergekommenen<
begründen. „Wenn jemand an meinem Wort festhält, wird er auf ewig den Tod nicht erleiden“,
Johannes Kapitel 8 Vers 52. Wenn Mutter Kirche die Verflüchtigung des >lebendigen Wassers<
hinnimmt und den ersatzweise beigefügten >Tau< nicht verschmäht, tritt sie den Manipulationen
des >Wiedergängers< am Wort Christi nicht entgegen und versäumt so, es zu bewahren. Daran
wird sie sterben, d.h. ihr Glaubensbekenntnis am Ende vollständig preisgeben müssen, 10/65 [XI].
10/20 Tous les amys qu auront tenu party,/ Pour rude en letters mys mort & saccagé,/ Biens publiez par fixe grand neanty,/ Onc Romain people ne feut tant outrage. (1568)
All die Freunde, die ihre Rolle gespielt haben,/ (werden) wegen (eines) in Briefen Rücksichtslosen getötet und ausgeraubt./ Güter konfisziert durch festgelegte große Nichtigkeit./ Nie hat römisches Volk so schwere Kränkung erfahren.
1) Wendung tenir sa partie seine Rolle spielen 2) Saccagé hat den falschen Numerus, wie oft bei N. 3) Altfrz. v. publier versteigern (vendre à l‘ encan), > lat. v. publicare konfiszieren, dem Staat zueignen. N.m. néant Nichts, Nichtigkeit, hier reimbedingt abgewandelt. Mittelfrz. n.f. neanté Elend (misère), Niedrigkeit (basesse), Unwürdigkeit (indignité) 4) Zu „römisch“ s. Glossar unter -> Rome.
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Vz 1 [Alle Freunde, die ihre Rolle gespielt haben …] Die Freunde des >wiedergekommenen
Heilands< sind die Katholiken, die diesen Mann als >Findelkind< entdecken und ihn dann >groß-
ziehen<, 1/95 [III]. Vorneweg tut sich dabei der letzte Papst hervor, der von unbändiger Liebe zu
dem >Findelkind< entbrannt ist, 8/13 [IV], und daher unbedingt >Mutter Kirche< dem neuen Mann
>ehelich verbinden< will. Dabei spielen die christlichen Kirchen im Machtkalkül dieses Mannes
anfangs eine wichtige Rolle, vor allem auch, um in den USA anerkannt zu werden, 8/74 [VII].
Erst wenn er dann fest genug im Sattel sitzt, wird „verjagt, wer ihm taugte“, 4/21 [VII].
Vz 2/3 [… ausgeraubt/ ihre Güter konfisziert …] Der >neue Weise<, 4/31 [III], wird sich des
Geistesgutes der alten Religionen, besonders der christlichen und der islamischen Glaubens-
lehren bemächtigen, die alten Lehren >plündern< und für die eigenen Zwecke so umdeuten, wie
er es brauchen kann, 9/9 [s.o.]. Er nimmt sie als Rohmaterial her, das sich dann schlagartig zu
einer >neuen Religion< verdichtet, die von Staats wegen verordnet wird.
Vz 3 [… durch festgelegte große Nichtigkeit] Diese >neue Religion< nennt N. eine „große
Nichtigkeit“, weil sie gar keinen echten Jenseitsbezug hat, vielmehr alle Kräfte in den Aufbau des
vermeintlichen Gottesreiches a u f E r d e n stecken will. Bei Verkündung der >neuen Religion<
werden genaue Vorschriften erlassen, was von nun geglaubt werden soll; diese Vorschriften
erscheinen auch auf den Grabsteinen der alten Religionen, 8/28 [s.o.]. Es handelt sich also um
den Anschein einer Buchreligion mit genau fixiertem Dogmenbestand, und darum nennt N. sie
eine „fixierte“ große Nichtigkeit.
Vz 2/4 […durch einen in Briefen Rücksichtslosen getötet/ schwerste Kränkung für römisches Volk]
Der „in Briefen Rücksichtslose“ ist derselbe wie in 10/65 [XI], wo ein „Herber“ oder „Strenger“ (aspre)
„mit Briefen einen schrecklichen Schnitt“ macht. Gemeint sind die Dekrete, die die katholische Kirche
auf einen Schlag vernichten. Danach steht sie als >Ruine< da ohne Blut und Substanz, d.h. ohne
Dogma und Liturgie, 10/65 [XI]. Die „schwere Kränkung“ ohne historisches Vorbild ist die Zumutung,
den alten Glauben und damit die geistige Heimat vollständig aufzugeben.
(12) … wird als Mittel zum Zweck der Friedenserhaltung begründet
Sizain 49 Sechszeiler 49 Venus & Sol, Iupiter & Mercure/ Venus und Sonne, Jupiter und Merkur/ Augmenteront le genre de nature/ sie werden die natürliche Beschaffenheit vergrößern./ Grande alliance en France se fera,/ Großes Bündnis wird in Frankreich zustande kommen,/ Et du Midy la sangsue de mesme,/ und vom Süden die Blutsaugerin ebenso./ Le feu esteint par ce remede extreme,/ Das Feuer gelöscht durch dies äußerste Heilmittel,/ En terre ferme Olivier plantera. auf festen Grund wird (man den) Olivenbaum pflanzen.
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Vz 5/6 [Feuer gelöscht durch äußerstes Heilmittel] Der Ölzweig, den die von Noah ausgesandte Taube
bei ihrer Rückkehr im Schnabel hält, ist wie der Regenbogen ein Zeichen, dass die Sintflut überstanden
ist und Gott einen neuen Bund mit den Geretteten schließen will. Der Ölbaum gilt seitdem als Symbol
des Friedens mit Gott. Im Vers will man >den Ölbaum auf festen Grund pflanzen<. d.h. dem Weltfrieden
eine sichere Grundlage geben. Das >Feuer<, das durch ein „extremes Heilmittel“ gelöscht werden soll,
ist daher >das Feuer des Krieges<. Der Krieg, als bis dahin unausrottbare Geißel, soll ein für allemal
abgeschafft werden. Worin aber besteht das „äußerste Heilmittel“, das den Frieden mit Gott wieder
herstellen soll? Wodurch soll es möglich werden, dass der Krieg von der Erde verbannt wird ?
Vz 1 [Sonne und Merkur/ Venus und Jupiter] Merkur dient N. als Chiffre für Jesus Christus, und die
Sonne steht für Gott, der sich in Christus offenbart hat (-> Sol, -> Mercure). Mit Gottes und
Christi „natürlicher Beschaffenheit“ ist ihr wahres Wesen gemeint, über das die Evangelien, die
Aufzeichnungen des NT über Leben, Worte und Taten Christi Aufschluss geben.
Gesetz der Venus heißt die >Weltfriedensordnung<, 5/53 [VII], und >Jupiter< nennt N. den >wieder-
gekommenen Heiland<, nachdem dieser an die Spitze dieses >großen Bündnisses in Frankreich<
gestellt, d.h. mit außerordentlicher politischer Macht ausgestattet worden ist (-> Venus, -> Jupiter).
Frankreich ist das Land der Revolution, an die sich große, für N. unerfüllbare Hoffnungen auf eine
bessere Zukunft knüpften; so wird >Frankreich< in Sz 48 zum allegorischen Ort der großen leeren
Heilsversprechen. Das >große Bündnis in Frankreich< steht für die >Weltfriedensordnung<, deren
Heilsversprechen damit als haltlos gekennzeichnet sind.
Vz 2 [sie werden die natürliche Beschaffenheit vergrößern] Die >Weltfriedensordnung< will das
Projekt verwirklichen, das Gottesreich a u f E r d e n zu schaffen. Zur alten Verheißung vom
Gottesreich gehört, dass das Reich Christi n i c h t von dieser Welt sei, Johannes Kapitel 18 Vers 36.
Die >Vergrößerung< oder >Erhöhung< meint das neue Versprechen, das Gottesreich j e t z t und
h i e r a u f E r d e n schon zu verwirklichen. Möglich soll das werden durch die >neue Religion<,
die die Lehren der alten Religionen in ganz neue philosophische Zusammenhänge stellt, sie dadurch
>aufbläst<, 8/28 [X], und ihnen einen anderen Geist einbläst. Erst wenn alle Menschen von diesem
>neuen Geist< erfüllt seien und sich zur >neuen Religion< bekennen, werde der große Frieden mit
Gott möglich. Man >erhöht< die alte Verheißung vom Gottesreich und dadurch vor allem sich selbst.
(13) will die endgültige Religion sein
10/71 La terre & l‘ air geleront si grand eau,/ Lors qu‘ on viendra pour ieudi venerer,/ Ce qui sera iamais ne feut si beau,/ Des quatre pars le viendront honorer.
Die Erde und die Luft werden ein sehr großes Wasser vereisen lassen,/ wenn man kommen wird, Jupiters Tag zu verehren./ Der, welcher so schön sein wird, wie niemals einer gewesen ist -/ aus vier Richtungen werden sie kommen, ihn zu verehren.
1) Zum sehr großen Wasser s. Glossar unter -> mer. Zum Eis s. Glossar unter -> geler. 2) N.m. jeudi Donnerstag > lat. Iovis dies Jupiters Tag -> Jupiter.
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Vz 2/4 [An Jupiters Tag kommen sie aus vier Himmelsrichtungen] Der Donnerstag ist seiner
sprachlichen Herkunft nach in den romanischen Sprachen der Tag Jupiters. Diesen alten Götter-
namen verwendet N. als Decknamen für den Weltherrscher, 5/24 [XI], den es im >siebten
Jahrtausend<, d.h. nach 2000 geben wird, 1/48 [II]. Der Tag eines Menschen ist die Zeit, die ihm
in der Welt gegeben ist, um wirken zu können, Johannes Kapitel 9 Vers 4. Wenn man den
>Tag Jupiters verehrt<, verspricht man sich von dieser Zeit offenbar sehr viel. Jupiter war der
Oberste der drei Haupt- und Staatsgötter des antiken römischen Weltreichs. Daher kommt man
aus allen Himmelsrichtungen, ihn zu ehren.
Vz 3 [Schön wie keiner] Schönheit und freundliches Wohlwollen (Huld) kennzeichnen den Herrscher
über das Volk Gottes, Psalm 45 Vers 3. Da >Jupiter< politisch wie religiös eine Führungsrolle in
der Welt übernimmt, ist in der Übertragung des biblischen Bildes die Menschheit als ganze das
>Volk Gottes<, das als >Braut< die Hochzeit mit seinem >gottgesandten Gatten< feiert. Und da
der Hochverehrte >Christus durch die Erlangung der Weltherrschaft übertrifft<, 1/95 [III], ist er
>so schön wie nie einer war<.
Vz 1 [Sehr großes Wasser …] Ausgewiesen durch die vier Himmelsrichtungen und den Namen
des obersten Gottes der römischen Antike, meint der Vers Vorgänge, die die ganze Welt betreffen.
Mit dem sehr großen Wasser sind daher die Ozeane gemeint, die sich zum Weltmeer verbinden.
Das Meer bedeutet bei N. sinnbildlich den Bereich der Religion, seine Oberfläche die öffentlich
ausgeübte Religion. Das >sehr große Waser< bedeutet die Religion aller Menschen. Dieses
Meer kann seit Urzeiten frei strömen und wird befahren von >Schiffen<, die die Glaubensgemein-
schaften der alten Religionen bedeuten. Wenn das Weltmeer >gefriert<, wird seine Oberfläche
zur öden Eiswüste, die nicht mehr schiffbar ist und die Menschen vom Grund abschneidet.
Vz 1 [… vereist durch Erde und Luft] Die Luft erfüllt den natürlichen Himmel; geistig ist >die Luft<
das Medium, durch das der Atem des Schöpfers seine Geschöpfe belebt, Genesis 2 Vers 7.
>Erde< ist dabei der Stoff, der belebt wird. Die M e n s c h e n sind die >Tonerde<, welche
geistig beleben und nähren zu können >Jupiter< zugetraut wird, 1/21 [III]. Es ist die unter seinem
geistigen Einfluss (>Luft<) stehende Menschheit (>Erde<), die die >Vereisung des Weltmeers<
selbst vollzieht. Gemeint ist die Pseudoreligion des Weltstaats, die am Ende Ausschließlichkeit
beansprucht, 1/79 [s.o.], und so den Bereich der Religion erstarren und veröden lässt, soweit er
- wie die Oberfläche des Meeres - offen am Tage liegt.