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         [XI]   Letzte Zeit der alten Erde  -  Übersicht

Verbot des christlichen Glaubens, Verfolgung der

altgläubigen Christen im totalitären Weltstaat

        

         Motto   (1) "Wenn die Frevler ihr Maß vollgemacht haben, kommt ein König voll Härte und

Verschlagenheit. Er wird mächtig und stark und richtet ungeheures Verderben an;

alles, was er unternimmt, gelingt ihm. Dank seiner Schlauheit gelingt ihm sein

Betrug. Er wird überheblich und bringt über viele unversehens Verderben.

Selbst gegen den höchsten Gebieter steht er auf; doch ohne Zutun eines

Menschen wird er zerschmettert."

  Daniel Kapitel 8 Vers 23 bis 25

 

(2) "Siehe, Mein Tag der Gnade, des Lichtes und der Liebe ist herangekommen

über die Meinen; aber als ein Gerichtstag über alle Heiden und um so mehr

noch über dich. Wie du es mit anderen getrieben hast, so sollen sie es nun

treiben mit dir! Und dein lange schon wohlverdienter Lohn soll über dein Haupt

kommen!"

"Wie du aber deine Weltmacht auf Mein Wort fälschlich und arglistig gestützt

hast und hast dir große Ehre, Gold und Edelsteine verschafft - desgleichen

sollen nun deine >Heiden< dir tun und sollen dich gleich Blutigeln aussaugen

bis auf den letzten Lebenstropfen! Ja sie, die durch dich >Heiden< geworden

sind, sollen über dich von allen Seiten herfallen und dich völlig verschlingen.

daß du darob sein sollst, als wärest du nie gewesen."

  Jakob Lorber, Himmelsgaben (Band 2), Auslegung des Propheten Obadja.

  Absätze (32), (34)

 

(3) „Die Stunde kommt, und sie ist schon da, in der ihr versprengt werdet, jeder

in sein Haus, und mich werdet ihr alleinlassen.  Aber ich bin nicht allein, denn

der Vater ist bei mir.  Dies habe ich zu euch gesagt, damit ihr Frieden habt. 

In der Welt seid ihr in Bedrängnis, aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt!“

  Evangelium nach Johannes, Kapitel 16 Vers 33 [Einheitsübersetzung]

 

(4) „Die Welt möchte euch auch bedrängen von allen Seiten;  aber sie kann es

nicht, weil sie von Mir überwunden ist.  So ihr aber durch eure Liebe Mich in

euch habt, so habet ihr ja auch den ewigen Überwinder der Welt in euch.

Die Welt aber hat Meine Macht erfahren;  daher darf und kann sie dem kein

Haar krümmen, der wahrhaftig Meinen Frieden in seinem Herzen birgt…“

„.. die Welt ist ‘s, die da eifert und richtet und Feuer vom Himmel ruft, um sich

dadurch listigerweise für Meine Sache zu maskieren;  Mein Geist aber und

Mein Friede eifert nicht, sondern wirkt mächtig im stillen nur und gänzlich

unbemerkt von aller Welt und hat kein anderes Außenschild als die Werke

der Liebe und in der Erscheinlichkeit die Demut.  Wegen der wahren Liebe

und Demut aber ist Meines Wissens seit Meinem Johannes noch nie jemand

von der Welt gerichtet worden.“

  Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen, 35. Kapitel, (4) und (24)

 

         Textregister:  1/52, 5/52, 8/2, 9/52, 10/2, 1/53, 2/3, 5/53, 1/4, 9/54, 10/54, 7/5, 9/5, 10/55,

  2/56, 4/56, 7/6, 1/58, 4/58, 7/8, 2/9, 5/9, 9/10, 4/11, 6/61, 5/62, 3/13, 8/13, 8/63,

  1/14, 8/14, 2/15, 2/65, 3/65, 5/65, 10/65, 5/66, 6/66, 1/67, 2/17, 3/17, 4/67, 10/67,

  5/18, 1/69, 3/19, 8/19, 10/20, 4/71, 7/21, 8/21, 3/72, 6/72, 5/73, 7/23, 10/73,

  4/24, 5/24, 1/25, 8/25, 8/75, 3/26, 1/27, 2/27, 4/28, 6/28, 8/28, 8/78, 1/29, 1/79,

  4/29, 6/29, 8/79, 10/29, 1/80, 2/30, 4/30, 6/30, 6/80, 8/80, 9/80, 10/80, 5/31,

  3/32, 7/32, 8/82, 9/82, 10/82, 3/83, 7/33, 9/83, 10/83, 3/34, 6/34, 8/84,

  5/85, 7/35, 9/85, 5/36, 6/86, 1/87, 6/37, 1/38, 2/88, 3/38, 4/38, 3/40, 8/40, 8/90,

  1/41, 3/41, 3/91, 2/93, 6/93, 3/42, 3/43, 4/43, 5/43, 3/44, 9/44, 8/45, 2/96, 2/47, 2/97,

  1/48, 4/48, 6/48, 6/98, 10/98, 6/50, 6/100, 9/100, VH (23), (25), (26), (40), (42), (43),

  (44), Sz 1, 22, 31, 35, 44, 57

  Die in der folgenden Übersicht rot markierten und unterstrichenen Textstellen

  werden weiter unten kommentiert.

        

(1) Zerstörung der christlichen Glaubens- 10/65 (Rom, deine Zerstörung naht)

gemeinschaften, insbesondere der 9/100 Vz 2 (auch der anderen Kirchen)

katholischen Kirche VH (26) (Katholiken  u n d  Protestanten)

(a) >Feuer im Schiff< 3/13 Vz 1 (Bannstrahl gegen die Arche)

 2/65 Vz 3 (Feuer im Schiff)

 2/93 Vz 4 [V] (Festung/Palast in Flammen)

(b) >Schiff< geht unter 1/4 Vz 3/4 [VIII] (Fischerboot geht unter)

 10/80 Vz 4 [VIII] (Schiff auf Grund)

 5/31 Vz 4 [III] (Schiffbruch in den Wogen)

 5/9 (große Arche ganz abgerissen)

(c) >Mutter Kirche< und ihren Kindern 4/71 Vz 4 (Ehefrau ausgelöscht)

geht es schlecht Sz 57 (Tod der neuen Braut)

 5/73 Vz 1/3 (Mutter im Hemd ausgesetzt)

 8/19 [V] (Familie vom Tod überwältigt)

 6/34 (Überwältigte verzweifelt)

 10/20 [X] (schwerste Kränkung römischen Volkes)

(d) kommt unerwartet, 5/65 Vz 1 (plötzlicher Schrecken)

aus heiterem Himmel 10/80 Vz 4 [VIII] (an heiterem Tag)

 3/34 Vz 4 [VIII] (gar nichts vorausgesehen)

 10/65 Vz 3 [s.o.] (schrecklicher Einschnitt)

(e) kommt neun bis zehn Jahre nach

Gründung einer >Friedensordnung< 2/9 [VIII], 8/69 [VII]

in einem Frühjahr 9/83 Vz 1, 6/66 Vz 4 [VIII], 10/67 Vz 1

(f) geht aus von einem Harten oder 10/65 Vz 3 [s.o.] (grausam mit Briefen)

Grausamen (aspre), Groben (rude) 10/20 Vz 2 [X] (grob in Briefen)

 6/61 Vz 3 [s.u.] (der Strenge)

 

(2) >Das Volk<

(a) spendet Beifall Sz 31 (Volk hoch erfreut)

 VH (25) (Volk erhebt sich als Verteidiger

 der Armen im Geiste)

(b) beteiligt sich an Verfolgungen Sz 22 Vz 4-6, 1/58 Vz 3 [IV], 1/45 Vz 1

 (Konjunktur für Denunzianten)

(3) Kirchenführung

(a) soll die Dekrete selbst umsetzen 4/11 Vz 1/2 (Rote beschmutzen Tischtuch)

 4/35 Vz 1/2 (Vestalinnen verraten Bande)

(b) muss Glaubenslehren aufgeben 8/45 Vz 4 (verblutet an Ostern)

 2/97 Vz 3 (speit sein Blut aus)

(4) Die Bibel und die alten christlichen Lehren

(a) gelten als nur noch historisch bedeutsam 6/61 Vz 1/2 (Hälfte der alten Geschichte

 4/29 Vz 1, 3/34 Vz 1 [VIII] (Sonne verborgen/fehlt)

(b) werden >aus der Welt geschafft< 5/24 (Gesetz der Sonne aufgehoben)

 2/27 (göttliches Wort >vom Himmel geschlagen<)

 VH (39) (Erinnerung erleidet Verlust)

 VH (43) (Altes und Neues Testament

 vertrieben, verbrannt)

 1/15 Vz 2 (siebzigmal wird Blut vergossen)

 5/66 Vz 2 [X] (Aquädukt eine Ruine)

 1/53 (heiliges Gesetz völlig ruiniert)

(c) >lebendiges Wasser<, d.h. das  4/67 Vz 2 (Luft sehr ausgetrocknet)

Wort Gottes, ist in seinem Jenseitsbezug  2/03 (Hitze über dem Meer)

nicht mehr zugelassen 5/98 (schwere Trockenheit/

 >Fische im Meer hinüber<)

 4/58 Vz 1/3 (Hitze klebt in der Kehle)

 4/56 Vz 4 (Tollwütige Sprache siegt)

(d) Es wird >aufgeräumt< mit den 7/6 Vz 4 (Ende der Übel angedroht)

gefährlichen alten Lehren 1/68 [XII] (als Gift im Verdacht)

 5/85 (>Wolken< getilgt,

 >Obskurantismus< verfolgt)

(5) Die Erinnerung an Christus soll 3/72 (Zweites Begräbnis Christi)

gelöscht werden 4/28 Vz 4 [X] (Christus beschimpft)

(6) Der christliche Glaube wird nicht mehr 1/16 , 1/67 (weltweite Hungersnot,

öffentlich ausgeübt betreffend die eucharistischen Gaben)

 3/42 (Steinregen, dann Hungersnot)

 3/19 Vz 3/4

 2/15 Vz 3 [II] (Kirchenglocken verlassen)

 5/96 Vz 3 (Mund geschlossen)

(7) Altgläubige Christen

(a) werden zu Feinden 4/43 (werden Feinde)

 5/43 (Elend der Geweihten)

(b) werden bedrängt und verfolgt VH (42) (heiliges Volk Gottes verfolgt)

 9/82, 10/82, 1/41 (Bewohner des Neuen

 Jerusalems belagert)

(c) sollen ausgerottet werden 9/44 (Gegner des Friedensfürsten rottet alle aus)

(d) werden vor Gericht gestellt 1/58 [IV] (wegen Majestätsbeleidigung)

 6/72 Vz 3 (Lehren werden verdammt)

 1/14 (in Kerkern gefangen wegen Gebeten)

(e) werden zum Abschwören gedrängt 8/78 Vz 3 (Ketzer bedrängt)

 9/79 Vz 4 (sollen ihre Schiffe verlassen)

 5/85 [s.o.], 4/48 (von Heuschrecken benagt)

(f) klammern sich noch an die Hoffnung, 3/83 Vz 4, 3/43, 3/38, 3/32 Vz 1/2

dass sich alles ändern werde, wenn 2/56 Vz 3/4 (Fels richtet die Schiffbrüchigen

der >wiedergekommene Heiland<  zugrunde, die sich an ihn klammern)

erschiene 10/44, 9/80 [VIII], 10/83

 (richtet >die Seinen< zugrunde)

 9/10 (Mönch, Nonne von >ihrem Kind<

 dem Tod preisgegeben)

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[XI] Letzte Zeit der alten Erde - Unterdrückung des christlichen Glaubens  - 

eine Auswahl kommentierter Texte

 

(1) Zerstörung der christlichen Glaubensgemeinschaften,

  insbesondere der katholischen Kirche

Rom, deine Zerstörung naht

 

 

10/65    O vaste Rome ta ruine s‘ approche,/

Non de tes murs, de ton sang & substance:/

L’ aspre par letters fera si horrible coche,/

Fer poinctu mis à tous iusques au manche.  (1568)

 

O gewaltiges Rom, deine Zerstörung naht,/

nicht deiner Mauern, deines Blutes und deiner Substanz./

Der Grausame macht mit Briefen einen ganz schrecklichen Einschnitt,/

(ein) scharfes Schwert wird allen hineingestoßen bis zum Heft.

 

1) N.f. ruine Verfall, Ruin, dem lat. Ursprung nach: Einsturz. Dieser passt

bildlich zu den Mauern, aber nicht zu "Blut und Substanz"; daher wird der

allgemeinere Begriff Zerstörung gewählt.

2) Zu Mauern und Blut s. Glossar unter -> mur und -> sang.

3) Adj. âpre  rauh, herb, scharf (Tadel), barsch, streng. Mittelfrz. Adj. aspre

grausam (cruel), aufbrausend (fougueux), ungestüm (impétueux), gierig (avide)

N.f. pl. lettres Buchstaben; Lettern, Schrifttypen; Briefe, Urkunden; Literatur.

V. cocher markieren, abhaken, davon gab es mittelfrz. das n.f. coche Einkerbung

auf einem Pfeil (entaille sur une flèche), der Pfeil selbst (la flèche elle-même),

Wortpfeile, spitze Bemerkungen (mots en coche)

4) Mittelfrz. n.m. fer metallener Gegenstand; Anker (ancre); Schwert (epée)

 

 

Vz 1/3/4 [Rom/ Briefe/ Schwert/ Schrecken]  Es könnten hier Bluttaten in der Stadt Rom gemeint

sein (Pfändler 1996). So etwas hat die Stadt des Öfteren erlebt, auch noch zu Lebzeiten des

Sehers (Sacco di Roma 1527). Doch es sind „Briefe“ oder „Schriften“, die hier einen Schaden

anrichten können, weil sie offenbar von einer mit Macht ausgestatteten Instanz herkommen. 

Im Kontext der „Briefe“ sind die Bluttaten nicht wörtlich, sondern geistig zu nehmen; geistig wird

>Blut vergossen<. In geistigem Kontext ist Rom nicht die Stadt, sondern die Spitze der katho-

lischen Kirche; es geht um das >Blut des Glaubens<, das vergossen wird.  Zum >Schwert<

werden hier Worte, "die mehr zerschneiden als jedes Schwert in den Händen eines Irrsinnigen",

VH (38). Vom Wort Gottes heißt es im Hebräerbrief Kapitel 4 Vers 12, es sei "schärfer als jedes

zweischneidige Schwert"; in der Offenbarung des Johannes (Kapitel 2 Verse 12 und 16) ist es

Christus, der "mit dem Schwert seines Mundes streitet". Christus ist von Gott zum Weltenrichter

bestimmt, Johannes Kapitel 5 Vers 22. Im vorliegenden Vers führt der vermeintlich >wieder-

gekommene Christus<, der sich zum großen Richter über die Vergangenheit berufen dünkt,

10/73 [VIII], sein Wortschwert in einer Weise, mit der die katholische Kirche nicht gerechnet hat.

Denn sonst könnte sie nicht in Schrecken versetzt sein, den die Zeitgenossen der "Briefe" er-

leben; ein schwaches, fernes Vorgefühl dieses Schreckens erlebt auch der Seher als Katholik.

Vz 2 [Mauern/ Blut und Substanz ...] Die Mauern der Kirchen, das Gehäuse des lebendigen

Glaubens, bleiben erhalten. Das Gehäuse der Institution bleibt stehen, wird nicht angetastet.

Denn dem „Grausamen“ oder „Strengen“ geht es um etwas Anderes:  Er will >Blut und Substanz<

Roms auslöschen. Das Evangelium belebt die Menschen geistig wie das Blut ihren Leib, und

daher kann >Blut< bei N. für Glaubensinhalte stehen ( -> sang).  >Blut und Substanz< sind, wenn

von >Rom< die Rede ist, auch der Wein und das Brot, die sich nach katholischer Lehre in den

Leib und das Blut Christi gewandelt haben, wenn sie zur Kommunion ausgeteilt werden.

Vz 1/3 [… ruiniert/ mit Briefen schrecklicher Einschnitt]  Damit soll es vorbei sein, die Kirche soll

zur >Ruine< werden, indem die alten Glaubenslehren und ihr liturgischer Vollzug aus ihr entfernt

werden.  Es geht also um Verbote, welche die Lehren und die Ausübung der christlichen Religion

betreffen.  Diese können nicht militärisch bekämpft werden.  Es können nur „Briefe“ sein, die ent-

sprechende Verfügungen und Anordnungen enthalten  -  es sind Dekrete.  Die Bibel soll für immer

aus der Welt geschafft werden, VH (43) am Ende.   Was von der Macht des einst „gewaltigen Rom“

noch übrig ist, soll ihm dann ein für allemal genommen werden, VH (23).  „Plötzlich gekommen“,

5/65 [s.u.], wird das ein „schrecklicher Einschnitt“ sein. 

Vz 4 [Schwert hineingestoßen bis zum Heft]  Aber wie kann es so weit kommen ?  Wer sollte die

Macht haben, solche Dekrete zu erlassen ?  Es scheint, dass sich die katholische Kirche auf ein

Bündnis mit dem Mann einlassen wird, 10/55 [IV], der nach dem Kataklysmus erscheint, vielen

Juden als der Messias und vielen Christen als >wiedergekommener Heiland< gilt.  Er steigt dann

zum Weltherrscher auf, 1/4 [VIII], der politische Macht mit dem Anschein religiöser Kompetenz ver-

bindet, 1/29 [III]. Seine wahren Absichten weiß der >Wiedergekommene< unter einer christlichen

Maske zu verbergen. Aber am Ende erweist er sich als überaus „herb“ oder „streng“, als „in Briefen

rücksichtslos", 10/20 [X], indem er sein Wort als >Schwert< führt, mit dem er dem alten Glauben

den Garaus bereiten will. „Das Alte“ wird „weggeräumt“, 4/32 [VII], und mit dem Bann belegt,

so radikal, wie man es an der Spitze der katholischen Kirche nicht für möglich halten wird.

[Einwand]  „Da sagte er zu ihnen:  Ihr aber, für wen haltet ihr mich?  Simon Petrus antwortete: 

Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!  Jesus sagte zu ihm:  Selig bist du, Simon

Barjona;  denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. 

Ich aber sage dir:  Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und

die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ (Matthäus Kapitel 16 Verse 15 bis 18

[Einheitsübersetzung]).  Sofern diese Worte nicht nur als Gründungsakt, sondern auch als Existenz-

garantie der katholischen Kirche gedeutet werden, stehen sie in offenbarem Widerspruch zu dem,

was N. gesehen hat.  Es wird sich weisen, ob eintrifft, was N. gesehen hat.  Eine andere, den

geistigen Sinn dieser Worte Jesu entfaltende Deutung findet sich in der Kundgabe Nr. 4942

(Buch 56) der B. Dudde, abrufbar auch unter www.bertha-dudde.info;  sie lässt sich, anders als

die katholische Deutung, mit dem vereinbaren, was N. gesehen hat.

 

        (1) (a) >Feuer im Schiff<

Bannstrahl gegen die Arche

 

 

03/13    Par foudre en l‘ arche or & argent fondu:/

Des deux captifs l‘ vn l‘ autre mangera:/

De la cité le plus grand estendu,/

Quand submerge la classe nagera.

 

Durch Bannstrahl gegen die Arche Gold und Silber geschmolzen./

Von zwei Gefangenen wird einer den anderen verschlingen./

Von der Stadt wird der Größte vergrößert,/

wenn untergetaucht die Flotte fahren wird.

 

1) N.f. arche 1. Bogen > lat. n.m. arcus Bogen 2. großes Boot > lat. n.f. arca Kasten,

z.B. arche de Noé Arche Noah. Zum Bannstrahl s. Glossar unter -> foudre.

Zu Gold und Silber s. Glossar unter -> or und -> argent.

2) Mittelfrz. v. manger essen (manger), sich ernähren auf Kosten (se nourir au dépens de),

verschlingen (dévorer), zerfressen (corroder)

3) Mittelfrz. v. estendre ausstrecken; erweitern, vergrößern (étendre), sich ausweiten,

sich ausbreiten, anschwellen (s‘ amplifier)

4) Mittelfrz. v. nager zur See fahren (naviguer), rudern (ramer), durchschwimmen

(traverser à la nage). - Zur Flotte s. Glossar unter -> classe.

 

 

         Vz 1 [Bannstrahl gegen die Arche]  Das Gleichnis der Schiffsreise für den Lebensweg ist in der Antike

         geläufig.  Im AT ist „die Arche“, die Noah auf Geheiß Gottes erbaut, das Schiff des Heils.  Schon die

         frühe Kirche hat  s i c h   s e l b s t  als >Arche<, als rettendes >Schiff< aufgefasst, welches die

         Gläubigen als Passagiere aufnimmt und ihnen Weg und Ziel ihrer Lebensreise vermittelt, 1/4 [VIII]. 

         Diese  >Arche<  ist es, die hier ein Bannstrahl (>Blitzschlag<) trifft.

         Vz 1 [Gold und Silber geschmolzen]  Durch das >Feuer< dieses >Blitzes<, werden >Gold und Silber

         geschmolzen<.  >Götterbilder aus Gold und Silber< sind die in Worte gefassten Bilder und Gleichnisse,

         in welchen sich Gott durch die Stifter der christlichen Religion und des Islam offenbart hat, 8/28 [X].

         Dabei reserviert der Seher das als vollkommen geltende Gold für die christliche, das Silber für die

         islamische Religion, urteilt also vom christlichen, d.h. für ihn: vom katholischen Standpunkt.

         Die edlen Metalle werden von der Kirche des Weltstaats >geraubt<, sodann >ins Feuer geworfen<,

         8/28 [X], und hier nun >geschmolzen<.  Die Lehren beider Religionen werden als Rohmaterial für die

         >neue Religion< herangezogen und verlieren dadurch Gestalt und Identität.  Sie werden als unvoll-

         kommene Vorläufer der >neuen Religion< gelten, auf die man insgeheim angewiesen ist, die man

         aber nicht erhalten will, sondern durch etwas vermeintlich Besseres, durch eine >Legierung< ersetzt,

         welche ein >Formgeber< nach Gutdünken formt, 9/12 [X].

         Vz 2 [Zwei Gefangene verzehren einander]  Die „zwei Gefangenen“ sind wiederum das Christentum

         und der Islam.  Die katholische Kirche wird durch die Politik ihres letzten Vorstehers in politische

         Abhängigkeit und inhaltliche Bestimmbarkeit durch den vermeintlich >wiedergekommenen Christus<

         geraten.  Als >Gebundene<, 8/45, und >Gefangene<, 10/29, treten er und seine Kirche gelegentlich

         ins Bild.  Aber auch die Anhänger des Islam werden vom globalen Regime des Weltherrschers

         unterworfen, 2/79 [IX], gebrochen, 2/60 [IX], und ideologisch vereinnahmt werden, 10/30 [IX].

         Beide >Gefangene< werden sich auf Kosten des jeweils anderen ernähren.  Die Vertreter der späteren

         >neuen Religion< stellen Schwerpunkte der einen als vermeintlichen Mangel der anderen Religion hin. 

         Die alten Glaubenslehren trachten sich zu erhalten, indem sie Gedankengut der jeweils anderen

         Religion bei sich aufnehmen, 5/36 [X].

         Vz 3/4 [Größter vergrößert/ Flotte untergetaucht]  Der „Größte“, der zur weltweit höchsten spirituellen

         Autorität aufgestiegene >neue Heilige<, 10/30 [IX], wird sich zum Erlöser  a l l e r  Menschen erheben

         lassen, auch derer, die nichts mit ihm zu tun haben wollen.  Dadurch wird er seine fatale Größe noch

         ausdehnen.  Am Ende des Verses ist der Zwang gemeint, der alle nicht konformen Gemeinden in den

         Untergrund treiben, d.h. sie dazu bringen wird, sich zu verbergen.  Die >getauchte Flotte< steht für

         die Vielzahl der Gemeinden, die nicht mehr offen nach außen auftreten können.

 

        (1) (b) >Schiff< geht unter

Der Freund vorzeitig empfangen  -  große Arche ganz abgerissen

 

 

05/09    Iusques au fond la grand arq demolue,/

Par chef captive l’ amy anticipe:/

Naistra de dame front, face chevelue,/

Lors par astuce Duc a mort attrape. (1568)

 

Bis auf den Grund die große Arche abgerissen,/

durch gefangenes Oberhaupt der Freund vorzeitig empfangen./

Geboren wird er von einer Dame, Stirn und Gesicht behaart./

Dann wird durch List Heerführer tödlich getäuscht.

 

1) arq ist wegen demolue weiblich, also ist das n.f. arche Arche gemeint.

Die Arche variiert die Schiffsmetapher, s. Glossar unter -> nef.

 

 

         Vz 2 [Freund vorzeitig empfangen …]  Der vermeintlich >wiedergekommene Heiland< heißt hier der

         „vorweggenommene“ oder „vorzeitig empfangene Freund“ (l‘ amy anticipe).  Erst auf der neuen Erde,

         nach dem Gericht und der Scheidung der Geister wird Christus sein Reich errichten.  Wer demnach

         >den Freund vorzeitig empfängt<, kann es nicht erwarten und begrüßt den Falschen.

         Vz 2/1 [Oberhaupt gefangen/ große Arche ganz abgerissen]  Das letzte Oberhaupt der katholischen

         Kirche wird sich auf ein Bündnis mit dem >wiedergekommenen Heiland< einlassen und sich dadurch

         in Abhängigkeit von diesem begeben.  Dadurch wird am Ende >die große Arche<, die katholische

         Kirche, >ganz abgerissen<, d.h. ihrer Inhalte vollständig beraubt sein, 10/65 [s.o.].

         Vz 3 [… geboren von einer Dame, Stirn und Gesicht behaart]  Die „missgebildete Dame“ ist die

         Medusa mit den Schlangenhaaren, deren Anblick die Menschen vor Schreck zu Stein erstarren

         lässt.  Das dient ihr im Mythos als Schutz, weil sie sterblich ist.  Der vermeintliche >Freund< ist

         geistig >von ihrem Geblüt<, 9/84 [III].  Wer vor Schreck erstarrt, wenn sich seine Wesenlosigkeit

         enthüllt, wird ihm nichts anhaben können.

Vz 4 [Heerführer durch List getäuscht]  Als Heerführer (Duc) tritt der Weltherrscher in 9/80 [VIII]

und 10/80 [VIII] in Erscheinung.  So dürfte auch hier in der letzten Verszeile  e r  gemeint sein. 

In der Sage hilft dem Perseus ein blanker Schild, auf dessen spiegelnder Oberfläche er die Medusa

sehen kann, ohne von ihrem Blick getroffen zu werden.  So kann er sie töten.  Aber der gemeinte

„Heerführer“ wird unzerstörbar sein, solange die Menschen an ihn glauben.  Wer ihn loswerden will,

müsste nicht ihn zerstören, sondern den Glauben an ihn.  Dazu wird er selbst durch sein Verbot des

Glaubens an Christus am meisten beitragen. Im übrigen dient auch Prophetie dazu, die Gestalt des

Geschehens kenntlich zu machen und die Übeltäter zu entlarven.

 

        (1) (c) >Mutter Kirche< und ihren Kindern geht es schlecht

Kirche >verfolgt von Gott<

 

 

05/73    Persecutee de Dieu sera l‘ Eglise,/

Et le sainctz temples seront expoliez,/

L’ enfant la mere mettra nud en chemise,/

Seront Arabes aux Polons rallies.

 

Verfolgt von Gott wird sein die Kirche,/

und die heiligen Tempel werden ausgeplündert werden./

Das Kind wird die Mutter nackt im Hemd aussetzen./

Es werden die Araber mit denen von Pol(lux) verbündet sein.

 

1) Mittelfrz. kann das Passiv mit de statt mit par konstruiert werden.

2) Lat. v. exspoliare ausrauben, ausplündern

3) Mittelfrz. Wendung mettre qu. en chemise  jdn. ins Elend, an den Bettelstab bringen

(le reduire à la misère, à la mendicité). Vom Bild her müsste es die Mutter sein, die

das Kind aussetzt;  vom Satzbau her setzt eher das Kind die Mutter aus. Die Deutung

ergibt, das die zweite Möglichkeit gemeint ist.

4) Lat. Polonia Polen.  Die Polons könnten verkürzte Polonais (die) Polen sein;

oder es sind die Anhänger von Pollux gemeint, s. Glossar unter ->  frère.

 

 

         Eine Verfolgung der Kirche hat N. es genannt, dass im Jahr 1606 die Republik Venedig gegen die

         päpstliche Gewalt auf ihrem Gebiet durchsetzen kann, auch in kirchlichen Belangen das letzte Wort

         zu haben, VH (34). Zu Plünderungen kommt es aber damals nicht.  Einen Höhepunkt der Verfolgung

         der Kirche macht N. aus in der Zeit der Revolution in Frankreich, VH (34), die auch Enteignungen von

         Kirchengütern durch staatliche Instanzen mit sich bringt, 2/12 (Kap.15).  Nur spielen die Araber damals

noch keine Rolle.

         Vz 3 [Mutter/Kind]  Der den aus Israel vertriebenen Juden endlich doch noch erstandene Messias,

         6/18 [III], wird in der ersten Zeit seines öffentlichen Wirkens noch ohne formelle Machtposition

         sein.  Von der Spitze der katholischen Kirche als der >wiedergekommene Sohn Gottes< erkannt,

         wird er von ihr mit aufgebaut werden.  In diesem Sinne einer Befeuerung seiner Karriere wird er

         >Kind< der katholischen Kirche sein, 1/95 Vz 1/2 [III].  Sie versteht sich gern als geistige >Mutter<

         der Gläubigen und nimmt diesen ganz besonderen >Ziehsohn< unter ihre Fittiche.

         Vz 1 [Kirche verfolgt …]  Am Ende der Alten Erde soll es noch einmal zu Christenverfolgungen

         kommen, VH (41), (42).  Diese gehören neutestamentlich zu den Vorzeichen des Endes der Alten

         Erde, z.B. Markus Kapitel 13.  Es entsteht hier aber die Frage, ob die katholische Kirche als ganze

         verfolgt wird.  Wenn der Bann gegen die alten christlichen Lehren verhängt ist, 10/65 [s.o.], werden

         die regimetreuen Christen, die sich das gefallen lassen, nicht verfolgt werden.  Verfolgen wird man

         nur jene Christen, die am alten Glauben festhalten in einer Zeit, da eine mächtige >neue Religion<

         ihn verdrängen will, 6/72 [s.u.]. 

         Vz 1/2/3 [… von Gott/ Kind setzt Mutter nackt im Hemd aus]  Aber inwiefern werden diese Gläubigen

         von Gott selbst verfolgt ?  Da Gott niemanden verfolgt, Verfolgungen allenfalls zulässt, kann es nicht

         wörtlich gemeint sein.  Der >wiedergekommene Heiland< wird sich, an die Spitze der >Weltfriedens-

         ordnung< berufen, aufführen, als sei die Gottheit durch ihn anwesend, 5/31 [III], und auch so verehrt

         werden, 10/71 [X].  Erwachsen, d.h. mächtig geworden, wird dieses >Kind< seine >Mutter< ins Elend

         stürzen, die schützende Hand von ihr abziehen, sie >aussetzen<, ihr die Heimat nehmen.  Es wird die

         „heiligen Tempel“, d.h. die christlichen Kirchen >ausplündern<, d.h. ihnen die alten Lehren stehlen,

         diese schließlich verbieten. 

         Vz 4 [Araber verbündet mit denen von Pollux]  Pollux ist im Mythos der Unsterbliche zweier Zwillings-

         brüder.  Der vermeintliche >Zwillingsbruder< Christi, 1/95 [III], wird Christus als kurzlebigen Vorläufer

         und sich als den Bleibenden von beiden ausgeben lassen.  Die von Pollux (Polons) sind seine

         Anhänger. Das globale Regime wird sich der zuvor unterworfenen Orientalen bedienen, um jene

         Bewohner Europas zu disziplinieren, die sich verweigern, 9/80 [IX].

 

        (1) (d) kommt unerwartet, aus heiterem Himmel

Plötzlich gekommen, wird der Schrecken groß sein

 

 

05/65 Subit venu l' effrayeur sera grand,/

 Des principaux de l' affaire cachés:/

 Et dame en braise plus ne sera en veue/

 Ce peu à peu seront les grans fachés. (1568)

 

 Plötzlich gekommen, wird der Schrecken groß sein./

 Einige Fürsten stecken vor der Angelegenheit den Kopf in den Sand./

 Und Dame auf Kohlenglut wird nicht mehr zu sehen sein./

 Da werden nach und nach die Großen aufgebracht sein.

 

 2) wörtlich: "einige Fürsten sind vor der Angelegenheit verborgen."

 3) Altfrz. n.f. veue Schein (clarté), was man sieht (ce qu' on voit)

 3) en braise eigentlich: auf Kohlenglut. Altfrz. n.f. braise gleiche Bedeutung.

 Das lautungsgleiche embraise (als Variante von embrasé > braise) bedeutet

 aufgeregt, in Liebe >entflammt<.

 

 

Vz 1/2/4 [Großer Schrecken für Große und Fürsten] Das plötzliche, großen Schrecken auslösende

Ereignis kommt von einer Instanz her, die noch ü b e r den "Fürsten" und den "Großen" zu stehen

scheint. Das nach dem Kataklysmus sich etablierende globale Regime wird nach einigen Jahren

zu einer totalitären Diktatur werden. Es wird den Menschen eine >neue Religion< [X] verordnet,

die Ausschließlichkeit beansprucht, 1/79 [X], und die alten Glaubensformen >aus der Mitte weg-

räumt<, wo sie alle bis dahin noch Platz hatten, 4/32 [VII]. Davon wird auch die katholische Kirche

betroffen sein, 10/65 [s.o.], für deren Schicksal sich der Seher hauptsächlich interessiert hat. Dem-

nach stehen hier die "Fürsten" und die "Großen" für den hohen Klerus, für Kardinäle und Bischöfe.

Vz 1 [Plötzlich gekommen] "Bannstrahl", 1/65 [XII], wie "Einschnitt", 10/65 8s.o.], treten dem Begriff

nach plötzlich ein wie das hier gemeinte Ereignis. Der Mann an der Spitze des globalen Regimes,

der "den Heiligen spielt", wird sich "auf einen Schlag" als Tyrann gebärden und den Mächtigen

"den Fuß auf die Kehle setzen", 8/41 [III]. An einem "heiteren Tag" mit den scheinbar besten

Friedensaussichten wird >das Schiff<, die Kirche, >auf Grund gesetzt<, 10/80 [VIII].

Vz 2/3 [Einige Fürsten stecken den Kopf in den Sand/ Dame auf Kohlen] Nicht wenige hohe

Kleriker tun erst so, als wäre nichts geschehen, "sind vor der Angelegenheit verborgen". Sie

stecken den Kopf in den Sand und meiden die Öffentlichkeit, sind "nicht mehr zu sehen".

Eine Schockstarre scheint sie zu lähmen, weil man mit der "Angelegenheit" überhaupt nicht

gerechnet hat, sich so etwas gar nicht vorstellen konnte. "Auf glühenden Kohlen" wird dann

die Kirche als ganze sitzen sowie jene Gläubigen, die nicht so einfach vom alten Glauben

lassen wollen und nicht wissen, wie sie sich gegenüber der Zumutung des politischen Regimes

verhalten sollen, zumal viele Kleriker sie damit allein lassen.

Vz 4 [Große nach und nach aufgebracht] Erst nach und nach löst sich die Schockstarre, und

es regt sich bei "den Großen" hier und da Zorn, der aber nicht an die Öffentlichkeit gelangt.

 

        (1) (e) kommt neun bis zehn Jahre nach Gründung einer

  Friedensordnung, in einem Frühjahr

Großes Theater stürzt ein, wenn die Erde mächtig bebt

 

 

09/83    Sol vingt de Taurus si fort terre trembler./

Le grand theatre rempli ruinera,/

L’ air, ciel & terre obscurcir & troubler;/

Lors l’ infidelle Dieu & sainctz voguera. (1568)

 

Sonne (bei) zwanzig Stier, es bebt mächtig die Erde,/

das große vollbesetzte Theater wird einstürzen./  Die Luft,

Himmel und Erde verfinstern sich und geraten in Aufruhr,/

da rudern die Untreue, Gott und Heilige los.

 

1) Mittelfrz. v. ruiner auch intransitiv: einstürzen (s‘ écrouler).

Zum Erdbeben Glossar unter -> trembler.

2) Zum Theater s. Glossar unter -> theatre.

3) Mittelfrz. v. obscurcir verfinstern (obscurcir), sich verdunkeln (s‘ obscurcir).

Die beiden Verben obscurcir und troubler werden hier intransitiv gebraucht.

4) Mittelfrz. adv. lors da, dann (alors), in dieser Zeit (à cette époque].

Infidelle ist die weibliche Form des adj./n. infidèle untreu, unzuverlässig.

Zu Gott s. Glossar unter -> Dieu. - Mittelfrz. v. voguer rudern (ramer),

vorwärtsfahren, von einer Flotte gesagt (avancer, en parlant d‘ une flotte)

 

 

         Beim Gewitter verfinstern sich zunächst Luft, Himmel und Erde, und geraten dann in Aufruhr,

         bis irgendwann die ersten Blitze einschlagen, unter deren Donner die Erde erbebt. 

         Vz 3 [Himmel und Erde verfinstern sich]  Einige Jahre nach Ausrufung der neuen globalen Friedens-

         ordnung >verfinstern sich Luft, Himmel und Erde<.  Der >Schein von Sonne und Mond wird verdunkelt<

         in dem Sinne, dass der Gott der Christen (Sonne) und der Gott der Muslime (Mond) dann gehindert

         werden sollen, ihr geistiges Licht zu verbreiten.

         Vz 4 [Die Untreue, Gott und Heilige fahren los]  Den Namen >die Untreue< erhält >Mutter Kirche<,

         d.h. die katholische Kirche, weil sie sich dem >wiedergekommenen Sohn< Gottes >vermählt< haben,

         10/55 [IV], und so dem Vater im Himmel untreu geworden sein wird, 6/50 [IV].  Wie Gott lässt sich

         der zum Weltherrscher aufgestiegene >wiedergekommene Heiland< verehren, 10/71 [X].  Wen N.

         mit den Heiligen meint, mag offen bleiben.  Diese drei >rudern los<, sind zur See unterwegs, d.h.

         bewegen sich im Bereich der öffentlich ausgeübten Religion (zur Meeresmetaphorik unter -> mer).

         Es zeichnet sich also ab, das Veränderungen im Bereich der Religion anstehen;  die >alten Götter<

         (Sonne und Mond) geben nur noch wenig Licht;  diese Finsternis wird dann durch >Blitze< schlag-

         artig erhellt.

         Vz 2 [Großes vollbesetztes Theater …]  Nach den außerordentlichen Ereignissen des Kataklysmus [II]

         „werden die meisten ins Kolosseum fliehen“, 10/6 [II].  Dieses größte Amphitheater Roms verwendet N.

         als Sinnbild für die >Weltfriedensordnung<, die er vielfach mit der römischen Antike vergleicht, VH (30)

         Das Bild zeigt an, dass der globale Staat sich als großes Spektakel inszenieren, die Menschen unter-

         halten und vom Denken abhalten will.  Im historischen Kolosseum ist der Sieg des Augustus Octavian,

         von dessen >Auferstehung< einige Verse handeln, 6/66 [VIII], durch szenische Wiederaufbereitung

         seiner Schlachten gefeiert worden.  Das >Theater< deutet auf die öffentliche Feier der augusteischen

         aurea aetas, eines neuen >goldenen Zeitalters< des Weltfriedens.

         Vz 2/1 […stürzt ein/ es bebt mächtig die Erde]  Der Vers will eine Erschütterung ankündigen, die den

         >Einsturz des Amphitheaters<, d.h. den Zusammenbruch der >Weltfriedensordnung< herbeiführt.  Das

         >Beben der Erde< tritt auf als Folge von >Blitz und Donner<.  Damit sind die politischen Erschütterungen

         gemeint, die der Bannstrahl gegen die alten Religionen, insbesondere gegen >die Untreue< bewirkt.  

         Der >Einsturz des Theaters< bedeutet also das Ende des Friedens, den die >Weltfriedensordnung<

         verheißen hatte.  Dieser Scheinfrieden wird abgelöst durch die staatlich zugelassene Verfolgung all

         derer, die der >neuen Religion< nicht beitreten wollen. 

         Vz 1 [Sonne bei zwanzig Stier]  Bis zu den kosmisch bedingten Ereignissen des Kataklysmus steht

         die Sonne bei zwanzig Grad Stier jeweils am 10. Mai.  Für die Zeit danach ist unsicher, ob und wohin

         sich das Frühlings-Äquinoktium auf der Ekliptik verschoben haben und wann die Sonne bei ekliptikal

         50 Grad (entsprechend 20° Stier) stehen wird.  Eine Vermutung darüber (1. April) stützt sich auf Vers

         3/05 [XII] in Verbindung mit Vers 6/85.  Es bleibt also wohl beim Frühjahr.

 

        (2) >Das Volk< spendet Beifall und beteiligt sich an Verfolgungen

Große Belohnung für Denunzianten ausgelobt

 

 

01/45    Secteur des sectes grand preme au delateur:/

Beste en theatre, dressé le ieu scenique:/

Du faict antique ennobli l‘ inuenteur,/

Par sectes monde confus & scismatique.  (1555)

 

Zerschneider der Sekten (lobt aus) hohe Belohnung für

Denunzianten,/ Tier im Theater, (wieder) aufgerichtet das

Bühnenspiel./ Für antike Tat (wird er) hoch geehrt, der Erfinder./

Durch Sekten (ist die) Welt durcheinander und gespalten.

 

1) Lat. n.m. sector Ab- oder Zerschneider, geläufig als sector collorum Halsabschneider,

sector bonorum Güteraufkäufer, -ausschlachter. Zu Sekten s. Glossar unter -> secte.

N.f. prime Zugabe, Zuschlag, Belohnung vom Staat > lat. n.n. praemium

2) Zum Theater s. Glossar unter -> theatre.

3) V. ennoblir adeln, veredeln, auszeichnen, ehren.  Damit wird hier die Wertung der

Zeitgenossen erfasst, nicht die des Sehers.

 

 

         Vz 4/1 [Durch Sekten Welt gespalten/Zerschneider der Sekten …]  Das Wort secteur kann seiner

         lateinischen Herkunft nach Zerschneider oder Ausschlachter bedeuten.  Bei den alten Religionen

         werden sich Befürworter und Gegner der >neuen Religion< finden.  Dadurch wird ein Keil in die

         alten Kirchen getrieben, VH (14).  Die Menschen werden sich bekennen müssen, was sie vom

         Kult des Weltstaats und dem an der Spitze stehenden Mann halten.  Er ist es, an dem sich die

         Geister scheiden sollen.  Die Scheidung der Geister bei der Richtung der Welt ist ein Grundmotiv

         der biblischen Apokalyptik, Matthäus Kapitel 25 Verse 31 bis 46.  Unter dem zunehmenden Druck

         des Weltstaats spalten sich die alten Glaubensgemeinschaften in mehr oder weniger anpassungs-

         bereite Teilkirchen auf, VH (14).  Daher ist „die Welt durcheinander und gespalten“.

         Vz 3 [Erfinder …]  Der religiöse Charismatiker, der nach dem Kataklysmus erscheint, wird es bei

         den alten Religionen und ihren Glaubensgemeinschaften zu höchstem Ansehen bringen, 2/73 [VIII].

         An die Spitze der Weltfriedensordnung< gestellt, 1/43 [VIII], wird er zur höchsten religiösen und

         legislativen Instanz des Weltstaats werden, erkennbar auch an seinen Dekreten, 10/65 [s.o.].

         Er schlachtet die Lehren der alten Religionen für seine Zwecke aus und will am Ende eine >neue<,

         dem Kult des Weltstaats verpflichtete >Religion< begründen.  Die Glaubensgemeinschaften der

         alten Religionen sind dann zu >Sekten< herabgesunken, bewertet vom Standpunkt der Anhänger

         des „Ausschlachters“.  Die >neue Religion< wird aus dem Sprachmaterial der alten Lehren, 6/10 [X],

         mit nachschöpferischer „Phantasie“, 1/96 [VIII], zusammengerührt und will höchsten philosophischen

         Ansprüchen genügen.  Der Mann greift souverän in den Fundus der Religionsgeschichte und erfindet

         etwas >Neues<, weshalb er von N. in sarkastischem Ton den Titel „Erfinder“ erhält. 

         Vz 1 [… lobt Belohnung aus]  Es gehört zu totalitären Diktaturen, dass Menschen sich dazu verführen

         lassen, einander zu bespitzeln und zu denunzieren.  Wenn sogar „große Belohnung“ ausgelobt wird,

         geschieht das öffentlich und wird von machthabenden Instanzen noch gefördert.  Man dient der

         >guten Sache< und handelt mit gutem Gewissen.  „Dann werden viele zu Fall kommen und einander

         hassen und verraten“, Matthäus Kapitel 24 Vers 10.

         Vz 2/3 [… für antike Tat geehrt/ Tier im Theater, Bühnenspiel]  Das >antike Theater< ist bei N.

         Sinnbild der >Weltfriedensordnung<, die er in mancher Hinsicht mit der Antike vergleicht, VH (30).

         Aber hier drängt sich der Eindruck auf, dass das Theater nicht nur ein symbolisches ist.  In dem

         öffentlich inszenierten „Spiel“ besteht anscheinend die „antike Tat“.  Die im alten Rom dabei ein-

         gesetzten Tiere dienten zur Tötung der menschlichen Opfer.  Auch Vers 10/74 handelt von „Spielen“,

         solchen, in denen Menschen >geopfert< werden, d.h. ihre Tötung religiös >gerechtfertigt< wird.

 

        (3) Kirchenführung muss Glaubenslehren aufgeben

Römischer Pontifex, dein Blut wirst du ausspeien

 

 

02/97    Romain Pontife garde de t‘ approcher/

De la cite qui deux fleuues arouse,/

Ton sang viendras au pres de la cracher,/

Toy & les tiens quand fleurira la rose. (1555)

 

Römischer Pontifex, hüte dich davor, nahe zu kommen/

der Stadt, die zwei Flüsse umspülen./

Dein Blut wirst du dort in der Nähe ausspeien,/

Du und die Deinen, wenn erblühen wird die Rose.

 

1) N.m. pontife  Oberpriester;  Kirchenfürst;  Koryphäe

2) Prädikat im falschen Numerus: arrouse statt arrousent

3) Zu Blut s. Glossar unter -> sang.

4) Zur Rose s. Glossar unter -> rose.

 

 

         [Fehldeutung]  Papst Pius VI. stirbt 1799 in Valence bei Lyon, wo die Saône in die Rhône fließt, an einem

         Bluthusten, und zwar im August, wenn die Rosen blühen (Allgeier 1988).  Aber Valence liegt 80 Kilometer

         südlich von Lyon, und Rosen blühen meist schon im Juni.  Ansteckend („…und die Deinen“) war die

         Krankheit auch nicht. Einen Sinn hätte eine solche Warnung an einen Greis, den die Franzosen seiner

Freiheit beraubt hatten, auch nicht gehabt.

         Vz 4 [Rose erblüht]  Als >größter Philosoph aller Zeiten< wird der neue religiöse Charismatiker

         seinen Anhängern gelten.  Dieses >Haupt der Weisheit< wird von N. auch >Rose der Welt< genannt,

         5/31 [III], in Anlehnung an die Symbolsprache der Alchemisten.  Sie erkannten in der rot blühenden

         Dornenrose ein Gleichnis der in Blut und Schmerzen vollendeten Weisheit und Liebe Christi.  

         Die >Rose< verweist demnach auf die Tat Christi, und ihre >Blüte< auf seine angeblich erneute

         Anwesenheit auf Erden.  Wenn die Rose „über der Mitte der großen Welt“ blüht, 5/96 [s.u.], nimmt

         sie eine sehr herausgehobene Position ein, ist „kraftvoll emporgehoben“, 1/95 [III].  Es ist von jener

         Zeit die Rede, in der diese >Rose< ihre Blüten treiben und den Duft ihrer Weisheit verströmen wird. 

         Vz 2 [Zwei-Flüsse-Stadt]  Dazu wird gehören, dass die >Vermählung< des >wiedergekommenen

         Heilandes< mit >Mutter Kirche< in Aussicht genommen wird, in die einzuwilligen der letzte Papst sich

         bereit findet, 5/49 [IV].  Das Haupt der katholischen Kirche wird „der Sekte der neuen Ungläubigen

         verfallen“, VH (14), d.h. sich zum Anhänger des neuen Mannes erklären und intern dessen Anerkennung

         betreiben.  Die Zwei-Flüsse-Stadt ist das belgische Gent am Zusammenfluss von Leie und Schelde,

         wo die >Hochzeit< der greisen >Mutter Kirche< mit dem angeblich wiedergeborenen Heiland gefeiert

         wird, 10/52 [IV]. 

         Vz 3 [Blut wirst du ausspeien]  Wenn die >Heirat< dann vollzogen ist, wird der >neue Weise<, 4/31 [III],

         der Herr im Haus sein.  Er wird sich nach einiger Zeit als „streng“ erweisen, 10/65 [s.o.]  -  es werden

         die Dornen der >Rose< fühlbar.  Die Dekrete des Strengen werden >Blut und Substanz< Roms

         zerstören, 10/65 [s.o.].  Der Papst wird >an Ostern verbluten<, 8/45  -  er und mit ihm die katholische

         Kirche erleben ihr Kreuz.  Das >Blut<, das er und alle, die ihm folgen, am Ende >ausspeien< müssen,

         steht hier wie an den angegebenen Parallelstellen für die Glaubensinhalte der Kirche.  Man wird sie

         aufgeben müssen, weil sie von dem >Wiedergekommenen< nicht mehr geduldet werden.

         Vz 1 [Römischer Pontifex, hüte dich …]  Man kann einwenden, dass es nicht helfe, vor Städten mit

         zwei Flüssen zu warnen, weil dort eine >unglückliche Ehe< geschlossen werde  -  so wie es nicht hilft,

         am Zeiger der Uhr zu drehen, wenn das Uhrwerk falsch geht.  Denn wenn der Adressat der Warnung

         die Entscheidung für die >Heirat< trifft, weil er, „unbändig vor Liebe“, 8/13 [IV], sich mächtig darauf freut,

         10/55 [IV], wird er von einer >unglücklichen Ehe< nichts wissen wollen.  Der Einwand ist berechtigt,  

         und N. wird geahnt, wenn nicht gewusst haben, dass die weltlich Großen nicht auf ihn hören würden,

         -> Exkurs (7)Die Warnung gilt dem „römischen Pontifex“, aber mehr noch jenen Katholiken,

         die im Zweifel sind, ob sie dem Oberhaupt ihrer Kirche noch folgen sollen.

 

        (4) Die alten christlichen Glaubenslehren …

          (a) … sind nur noch historisch bedeutsam

Die alte Geschichte nur noch zur Hälfte gültig

 

 

06/61    Le grand tappis plié ne monstrera;/

Fors qu’à demy la pluspart de l’ histoire:/

Chassé du regne loing aspre apparoistra/

Qu’ au faict bellique chascun le viendra croire. (1568)

 

Das große Tischtuch wird, zusammengefaltet, (..)/

nur zur Hälfte das Meiste der alten Geschichte zeigen./

(Ist es) aus dem Reich vertrieben, wird lange (der) Strenge

    erscheinen,/

so dass bei kriegerischem Stand der Dinge jeder es glauben wird.

 

2) N.f. histoire 1. Geschichte im Sinne von Historie 2. Erzählung, Geschichte.

Die Wiedergabe mit „alte Geschichte“ fängt beide Bedeutungen ein.

3) Chassé bezieht sich auf das n.m. tappis Tischtuch.

4) Mittelfrz. n.m. fait bedeutet auch: Situation, Lage, Stand der Dinge.

Die Übersetzung mit „Tat“ würde aber an der Deutung auch nichts ändern.

le croire“ kann bedeuten: es glauben, oder: ihm glauben.  Beides macht Sinn.

 

 

         Vz 3/1 [Strenger/ Großes Tischtuch zusammengefaltet …]  Der „Harte“ oder „Strenge“ ist an hervor-

         gehobener Stelle als religiöse Autorität belegt, 10/65 [s.o.].  Daher sind es Führer der alten Religionen,

         die friedlich um den Tisch versammelt sind.  Denn Tisch, 7/5, wie Tischtuch, 4/11, sinnbilden Gemein-

         samkeit.  Das >große Tischtuch< bedeutet die Gemeinsamkeit aller Religionen und ihre Verpflichtung

         auf den Frieden der neuen Weltordnung, die nach dem Kataklysmus errichtet werden soll.  Dort werden

         sie sich eine Zeit lang gleichberechtigt erhalten können, 8/69 [VII].  Das >zusammengefaltete Tischtuch<

         besagt, dass die Gemeinsamkeit eine andere Form erhält und die alte Vielfalt nicht mehr zu sehen ist.

         Vz 2 [… vertrieben aus dem Reich/ Hälfte der alten Geschichte]  Die „alte Geschichte“ ist für den

         Katholiken N. die Erzählung von Leben, Worten und Taten Jesu Christi.  Von ihr wird nur noch die

         „Hälfte“ fortgelten, der Rest wird „vertrieben“ sein.  Welche Hälfte denn ?  Die Überlieferung wird

         als nur noch historisch bedeutsam aufgefasst.  Der Sieg des Auferstandenen über den Tod soll nicht

         mehr gelten.  Es sei alles  n u r  eine alte Geschichte.  Niemand sei durch ihn erlöst, das nehme man

         jetzt lieber selbst in die Hand.  Man mag einwenden, das sei nicht neu.  Die Auffassung, Jesus von

         Nazareth sei wohl ein frommer Mann gewesen, aber eben nur Menschensohn, sei längst populär. 

         In seiner Gottessohnschaft die Dichtung wirklichkeitsfremder Eiferer zu erkennen, sei unter auf-

         geklärten Menschen längst ausgemacht.

         Vz 3/4 [Strenger erscheint/ kriegerischer Stand der Dinge]  Aber in der zweiten Vershälfte kommt

         noch etwas Neues hinzu:  Der „kriegerische Stand der Dinge“, den der „Herbe“ oder „Strenge“ zu

         verantworten hat.  E r  nämlich ist es, der >das Tischtuch zusammenfaltet< und dann wegwirft.  Seine

         >neue Religion< [X] wird die alten Lehren auf >das Wesentliche< zusammenstreichen, Ausschließ-,

         lichkeit beanspruchen, 1/79 [X], und durchsetzen, 4/43 [s.u.].  Diese Militanz wird bewirken, dass

         >jeder es glaubt<. Auch die es nicht glauben, verhalten sich so, als glaubten sie an die Notwendigkeit,

         >das große Tischtuch zusammenzulegen<.  Das zusammengelegte und weggeworfene Tischtuch

         erweist sich als Sinnbild für die gemeinsame Selbstverpflichtung der alten Religionen auf den Frieden

         des Weltstaats - eine gemeinsame Verpflichtung, die am Ende nichts mehr wert ist, kassiert

         ("vertrieben") wird und sich verwandelt in die gemeinsame Unterdrückung der alten Glaubensformen.

 

         (b) … werden >aus der Welt geschafft<

Gesetz nach der Sonne aufgehoben

 

 

05/24   La regne & loy souz Venus esleué,/

Saturne aura sus Iupiter empire:/

La loy & regne par le Soleil leué,/

Par Saturnins endurera le pire.  (1568)

 

Die Herrschaft und (das) Gesetz unter Venus aufgestiegen,/

Saturn wird über Jupiter seine Herrschaft besitzen./

Gesetz und Herrschaft nach der Sonne aufgehoben,/

durch die vom Saturn wird es das Schlimmste erdulden.

 

1) Zu Venus s. Glossar unter -> Venus.

2) Mittelfrz. sus, suz  auf, über (sur), bei (chez)

Zu den römischen Göttern s. Glossar unter -> Saturn und -> Jupiter.

3) Mittelfrz. par auch: nach dem Willen (par la volonté de)

V. lever 1. hochheben 2. aufheben.  Hier ist die zweite Bedeutung gemeint,

da der Vers den Aufstieg eines Gesetzes in der ersten den Abstieg eines

anderen Gesetzes in der zweiten Vershälfte gegenüberstellt.

Zur Sonne als Symbol s. Glossar unter -> Sol.

4) Die Umstandsbestimmung par le Soleil wird zum Subjekt loy & regne

gezogen, nicht zum Prädikat levé, weil das keinen Sinn ergäbe.

 

 

Vz 1 [Gesetz der Venus aufgestiegen] Die römische Göttin der Liebe namens Venus dient N. als

Signum einer Weltordnung, die den Krieg von der Oberfläche der Erde verbannen und stattdessen

Frieden und Versöhnung (>Liebe<) auf ihre Fahnen schreibt. Der Stern dieser Ordnung steigt dann

auf, wird aber auch recht bald wieder verblassen wie die Venus am morgendlichen Himmel. (Erst

auf der Neuen Erde setzt sich eine auf das Wort Gottes gebaute Lebensordnung - der Sonne ent-

sprechend - durch.)

Vz 2 [Saturn besitzt Herrschaft über Jupiter] Zuvor aber, in der letzten Zeit der Alten Erde, entfaltet

sich das >Gesetz der Venus< und >Saturn wird dann seine Herrschaft besitzen<. Kronos alias

Saturn herrschte im >Goldenen Zeitalter<, als die Meschen im Frieden mit den Göttern lebten.

Die Friedensherrschaft Saturns erstreckt sich dann auch auf Jupiter, der erst heranwächst. D.h.

Jupiter, Synonym für den Weltherrscher, ist noch gebunden an die Ideologie der >Weltfriedens-

ordnung< und erhält die Illusion des Friedens noch aufrecht.

Vz 3/4 [Gesetz nach dem Willen der Sonne aufgehoben ...] In der zweiten Vershälfte kehrt sich

dann, wie so oft bei N., alles ins Gegenteil. Erwachsen geworden, entthront Jupiter seinen Vater,

der dann sein Reich nur noch >auf den Inseln der Seligen<, nämlich in der Phantasie, aber nicht

mehr in Wirklichkeit beherrscht. Er schleudert dann Blitze gegen die konkurrierenden Götter,

darunter auch den Gott der Christen, für den N. die Sonne als Symbol reserviert. Die nach dem

Kataklysmus in christlichem Geist erstandenen Ordnungen, das >Gesetz nach dem Willen der

Sonne<, wird dann "aufgehoben" oder schlicht "annulliert", 8/77 [XII].

Vz 4 [... erleidet das Schlimmste durch die vom Saturn] Die christlichen Kirchen, die sich mit

>Jupiter< verbunden haben werden dann auf Linie gebracht, gleichgeschaltet und ihrer Inhalte

beraubt, 10/65 [s.o.]. Das nennt N. das Schlimmste, was ihnen geschehen kann. Menschen, die

sich zu der >neuen Religion<, die an die Stelle des alten Geistesgutes treten will, nicht bekennen,

werden dann aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Sie werden verfolgt durch die Vertreter des

Weltstaats, die im Namen des Weltfriedens auftreten (= die vom Saturn) , der durch die anti-

christlichen und antireligiösen Maßnahmen des Regimes gerade aufgekündigt wurde.

Siebzigmal wird Blut vergossen

 

 

01/15    Mars nous menasse par sa force bellique/

Septante fois fera le sang espandre:/

Auge & ruyne de l‘ Ecclesiastique/

Et plus ceux qui d’ eux riê voudront entendre. (1555)

 

Mars bedroht uns mit seiner kriegerischen Macht,/

siebzigmal wird er das Blut vergießen./

Aufstieg und Sturz des Klerikers/ und mehr noch jener,

die von ihnen nichts werden wissen wollen.

 

1) Zu Mars s. Glossar unter -> Mars.

2) Zu Blut s. Glossar unter -> sang.

3) Das Nebeneinander von auge und ruyne kennzeichnet beide Begriffe als

inhaltlich zusammengehörig. Wie das n.f. ruyne Sturz ist auch auge

Substantiv, gebildet nach dem Verb augmenter wachsen, steigen

> lat. v. augere vergrößern, steigern.

4) N.m. ecclésiastique Geistlicher

 

 

         [Fehldeutungen]  Man könnte hier an die Kriege denken, in die Frankreich seit 1555 verwickelt war und noch

         sein wird.  Pfändler (1996) versucht tatsächlich eine solche Aufzählung und kommt auf 49 Kriege bis 1991.

         Aber ein Visionär ist kein Chronist oder Buchhalter.  Und im Zusammenhang mit dem „Kleriker“ ist das Wir

         der ersten Zeile nicht die Nation des Sehers, sondern die katholische Christenheit.  Eine weitere Fehldeutung

         findet sich bei C.B. Carius, Nostradamus Band 2 (2002), S. 141.

         Vz 3 [Aufstieg und Sturz des Klerikers]  „Der Kleriker“ ist nicht irgendein Geistlicher, sondern

         der Papst, weil sich N. vorrangig für das Schicksal seiner Kirche, der katholischen, interessiert

         hat.  Der letzte Papst wird eine Zeit lang glauben, dass seine Kirche durch das Zusammengehen

         mit dem >wiedergekommenen Heiland< einen ungeahnten Aufstieg erleben, gar zur dominierenden

         Glaubensgemeinschaft in der Welt werden könne, 7/35 [V].  Aus seinen Höhenflügen stürzt er hart

         ab, wenn die Glaubenslehren seiner Kirche am Ende verboten werden, 10/65 [s.o.].

Vz 1/2 [Krieg bedroht uns/ vergießt siebzigmal das Blut]  Gemeint ist hier nicht ein Krieg zwischen

Nationen, sondern die militante Verfolgung jener Anhänger der alten Religionen, die auch angesichts

einer >neuen Religion<, die die alten Glaubenslehren aus der Welt drängen will, am Alten festhalten. 

Die altgläubigen Christen sind dann vogelfrei, d.h. sie werden dann von Staats wegen nicht mehr

beschützt, sondern müssen mit Verfolgung rechnen.  Die Bibel soll dann aus der Welt geschafft

werden, VH (44).  Die älteste Übersetzung der hebräischen Bibel in das Alltagsgriechisch der Zeit

war die sogenannte Septuaginta, die der Legende nach siebzig verschiedene Autoren verfasst

haben (um 250 vor bis ca. 100 nach Christus).  >Blut< kann bei N. die Inhalte eines lebendigen

Glaubens bedeuten.  Dass >siebzigmal Blut vergossen< wird, bedeutet demnach die vollständige

und restlose >Abschaffung< des Alten Testaments.

Vz 4 [Aufstieg und Sturz der Kirchenverächter]  Am Ende werden auch und „mehr noch“ jene, die

auf die katholische Kirche nicht hören, nach ihrem Aufstieg (spätestens) seit dem 18. Jahrhundert

wieder >stürzen<.  Als Prognose ist das ernst gemeint, und zugleich ist es eine Verbeugung vor

möglichen Lesern aus dem Umkreis des Heiligen Offiziums zu Rom, die angesichts der Unge-

heuerlichkeit des Versinhalts, so sie ihn denn verstanden hätten, sich hätten empören können.

Der >Sturz< der Kirchenverächter bedeutet, dass eine erneuerte Kirche die herausragende

Stellung, die sie einst hatte, einmal wieder einnehmen wird, 5/74 [XV].

          

Das göttliche Wort >vom Himmel geschlagen< und >versiegelt<

 

 

02/27 Le diuin verbe sera du ciel frape,/

Qui ne pourra proceder plus auant./

Du reserant le secret estoupé/

Qu' on marchera par dessus & deuant. (1555)

 

Das göttliche Wort wird vom Himmel geschlagen (werden),/

es wird nicht mehr vorankommen können./

Von dem Zusammenschnürenden wird das Siegel geschlossen,/

so dass man darüber hinweg- und daran vorbeigehen wird.

 

2) Mittelfrz. v. proceder vorankommen (avancer), sich vorwagen (s' avancer),

sich äußern (s' expliquer) > lat. v. procedere auftreten, öffentlich erscheinen.

3) V. resserrer zusammenziehen, zusammenschnüren. Lat. v. reserare (Tür)

aufriegeln, öffnen.

Mittelfrz. n.m. secret kleines Siegel für Geheimsachen (petit sceau pour les

affaires secretes).

Mittelfrz. v. estouper zumachen, schließen (boucher, fermer), zum Schweigen

bringen (faire fermer la bouche,faire taire)

  

 

[Fehldeutungen] (1) Pfändler (1996 S. 145) kann anscheinend nichts damit anfangen, dass "das göttliche

Wort vom Himmel geschlagen" wird und übersetzt daher: "Das göttliche Wort wird da sein. Vom Himmel

wird der geschlagen,/ der nicht weiter wird vorrücken können." Das göttliche Wort sei Jesus Christus,

der Logos, und der Vers kündige seinen Sieg über den Satan an, der wieder einkerkert werde (Vz 4), wie

es schon die Offenbarung des Johannes ankündigt. Aber wenn man Verrenkungen machen muss, um

einen Sinn zu erkennen, lässt man den Text besser unkommentiert stehen.

(2) Des Sehers eigene Weissagung sei "das göttliche Wort", das seit 1999 nicht mehr fortschreiten könne,

weil sich Vers 10/72 [XV] nicht erfüllt habe und nun kaum noch jemand die Centurien ernst nehme (H.-J.

Ewald, Marktoberdorf 2008). Aber N. sagt in der Vorrede an seinen König klar, dass zwar seine Visionen

von Gott kämen, aber seine Worte von ihm selbst seien. Er sei als Visionär, aber nicht als ein Prophet mit

Worteingebungen einzustufen, VH (11). Er beanspruchte nicht, ein unmittelbar von Gott kommendes Wort

zu sprechen und zu schreiben. Es wäre auch kaum zu glauben, dass sich Gott so unklar ausdrückt wie er.

(3) Der Vers belege, dass irdische Religionen nicht in der Lage sind, göttliche Wahrheiten zu vermitteln,

sondern nur eifersüchtig hüten, was sie wissen. "Der suchende Mensch tappt blind umher, findet den

Zugang nicht" (Bernhard Bouvier, Gran Canaria 1996). Ein Agnostiker fühlt sich durch den Vers in seiner

Skepsis gegenüber den alten Religionen bestätigt. Aber N. war kein Agnostiker, sondern kirchentreuer

Katholik, VH (8). So kann er es auch nicht gemeint haben.

Vz 1 [Das göttliche Wort ...] Als das Wort Gottes galt in der Zeit vor der Aufklärung die Bibel, das

Alte und das Neue Testament. Der Aufgeklärte weiß, dass es gläubige, nicht historisch interessierte

Menschen waren, die die Texte der Bibel niedergeschrieben haben, Menschen, die auf mündliche

Traditionen zurückgriffen und Fehler machten, dass die Texte also kritisch gelesen werden müssen,

Widersprüche aufweisen usw. Aber N. lebte in vorkritischer Zeit, für ihn ist >die Schrift< das Wort

Gottes, ohne wenn und aber.

Vz 1/2 [... wird vom Himmel geschlagen, kann nicht mehr vorankommen] Der Himmel will nicht,

dass sein Wort „geschlagen“ wird, sondern er will, dass sein Wort möglichst unverfälscht allen

Menschen zugänglich ist. Er entzieht auch den Menschen keinesfalls seine Offenbarungen, wie

Allgeier (1988) meint, noch nicht einmal lässt er das auf Dauer zu. Demnach kann >der Himmel<

hier nicht Metapher für Gott sein. Es müssen vielmehr >Vertreter des Himmels auf Erden< sein,

die hier sarkastisch >der Himmel< genannt werden, weil die Gemeinten sich sehr herausge-

hoben und erhaben über den Rest der Menschheit dünken (wie das regelmäßig bei revolutionä-

ren Ideologen zu beobachten ist, die sich als Avantgarde des >richtigen Bewusstseins< fühlen).

Demnach beschreibt der Vers die letzten Zeit der alten Erde, wenn das Alte und das Neue

Testament „verworfen und verbrannt“ sein werden, VH (44). >Der Himmel< ist demnach die

Führungsebene des globalen Regimes. Der Mann an der Spitze wird, wie die Kaiser im alten

Rom, wie Gott verehrt werden, 1/25 [III]. Unter diesem Regime wird den christlichen Kirchen

das Recht genommen werden, die alten Glaubenslehren zu vertreten, 10/65 [s.o.]. Sie werden

nicht mehr "vorankommen", weil das "Wort Gottes" öffentlich nicht mehr beworben werden darf,

eine offene Mission ausgeschlossen ist.

Vz 3/4 [Es wird versiegelt und weggesperrt] Wenn sogar die Bibel aus der Welt geschafft werden

soll, wird wahrscheinlich auch alles andere Schrifttum auf den Index kommen, wenn es in irgend-

einer Weise >von den alten Göttern inspiriert< ist. Solches Schrifttum wird weggeschlossen, es

kommt in den >Giftschrank<, zu dem nicht jeder Zugang hat, weil er >versiegelt< ist. Allenfalls

dürfen noch Historiker, die als regimetreu ausgewiesen sind, das verbotene Schrifttum einsehen.

Die Mehrzahl der Menschen empfindet das nicht als Verlust, man erkennt vielmehr eine große

Errungenschaft darin, dass mit dem ganzen >alten Kram< einmal gründlich aufgeräumt wird.

"Man geht daran vorbei und darüber hinweg".

 

      (4) (c) Das Wort Gottes in seinem Jenseitsbezug nicht mehr zugelassen

Sonnenhitze über dem Meer, Fische halb gekocht 

 

 

02/03 Pour la chaleur solaire sus la mer/

De Negrepont les poissons demis cuits:/

Les habitants viendront les entamer,/

Quâd Rod. & Gennes leur faudra le biscuit. (1555)

 

Wegen der Sonnenhitze über dem Meer/

von Negroponte werden die Fische halb gekocht sein./

Die Anwohner werden kommen, sie anzuschneiden,/

wenn Rhodos und Genua doppelt Gebackenes fehlt.

 

4) N.m. biscuit Keks, wörtlich: zweimal Gekochtes, biscuit de mer

Schiffszwieback. Wendung s' embarquer sans biscuit sich ohne

ausreichende Vorbereitung auf etwas einlassen

 

 

[Fehldeutung] Es scheint um ein Fischsterben zu gehen. Sonnenhitze über dem Meer verursacht

Wassertemperaturen von 50° und mehr, bei denen die Fische "halb gekocht" werden. Eine außer-

ordentliche Hitzewelle im Rahmen des meteorologisch Möglichen kann solche Wirkungen nicht

haben. Bouvier (1996) vermutet daher einen Meteoriteneinschlag als Ursache der Erhitzung des

Meeres. Es wären die wenigen Überlebenden, die dem Meer halb gare Fische entnehmen.

Vz 1/2 [Wegen Sonnenhitze über dem Meer von Negroponte ...] In der letzten Zeit der alten

Erde werden die alten Religionen durch >Feuer vom Himmel<, d.h. durch Bannstrahle getroffen,

die ihre äußere Existenz beenden. Wegen dieses >Feuers vom Himmel< herrscht >auf dem

Meer<, d.h. im Bereich der Religion, >große Hitze<, in der das >lebendige Wasser verdampft<,

d.h. dass der Geist Gottes, den die alten Offenbarungen transportieren, dann nicht mehr im

öffentlich gesprochenen Wort anzutreffen ist. Das wird weltweit gelten, aber N. schaut hier auf

einen Bereich seines geografischen Schwerpunktes, nämlich auf Europa und den Raum der

antiken Zivilisation. Negroponte heißt eine Stadt auf der griechischen Insel Euböa; nach dieser

Stadt wurde in alter Zeit die ganze Insel genannt. Vers 3/03, der in den gleichen Kontext gehört,

spricht von Korinth und Ephesus, also auch von Griechenland. (Gleich n a c h der >großen Hitze<

kommt es dann zur >Vereisung des Meeres<, 10/71 [X].)

Vz 2 [Fische halb gekocht] Die frühen Christen begriffen sich gern als >Fische<, die dem

Menschenfischer Christus folgen und willig in die Netze gehen. Das Fisch-Symbol deutet auf

die geistige Wiedergeburt im >Wasser< durch den symbolischen Akt der Taufe. In der Zeit

der Verfolgungen im römischen Reich war der Fisch ein geheimes Erkennungszeichen der

Getauften, noch bevor das Kreuz aufkam. Christus selbst wurde als heilbringender Fisch

aufgefasst, worauf N. z.B. in Vers 3/21 [III] anspielt. D i e s e >Fische< sind hier dem >Feuer

vom Himmel< ausgesetzt, d.h. können ihre Religion nicht mehr öffentlich ausüben.

Vz 3/4 Eine Deutung der zweiten Vershälfte ist noch nicht möglich.

 

Sehr schwere Trockenheit, Fische im Meer ausgezehrt

 

 

05/98 A quarante huict degré climaterique/

A fin de Cancer si grand seicheresse,/

Poisson en mer, fleuue, lac cuit hectique,/

Bearn, Bigorre par feu ciel en detresse. (1568)

 

Vom achtundvierzigsten Neigungsgrad/

bis hin zum Krebs (herrscht) sehr schwere Trockenheit./

Fisch in Meer, Fluss, See hinüber, ausgezehrt./

Bearn, Bigorre durch Feuer (vom) Himmel in Not. 

 

3) Das p.p.p cuit gekocht bedeutet umgangssprachlich auch:

>fertig<, kaputt, hinüber. Mittelfrz. v. cuire auch quälen (tourmenter)

usw., mittelfrz. Adj. hectique oder etique sehr mager, ausgezehrt.

 

 

[Fehldeutungen]  Hier wird der Einschlag eines Meteors mit anschließenden Glutorkanen erkannt. In der

letzten Verszeile soll ein nuklearer Beschuß oder ein moderner Luftkrieg gemeint sein. Jedenfalls herrscht

eine schreckliche Trockenheit. Das Vieh ist verendet, und man hat nur noch Fisch zu essen. Offen bleibt,

wie die Vorgänge zusammenhängen, weshalb diese Deutungen nicht befriedigen. Dass die Vorgänge

aus einem Kontext zu verstehen sein müssten, setzt diese Kritik voraus.

Vz 1/2 [Vom 48. Neigungsgrad bis zum Ende des Krebses ...] Darüber, dass hier der 48. Breiten-

grad gemeint ist, herrscht noch Einigkeit. Er verläuft quer durch Mitteleuropa, berührt von West nach

Ost: Quimper in der Normandie, Le Mans, Orléans, Freiburg im Breisgau, Memmingen, Starnberg,

Wasserburg am Inn, geht dann weiter unterhalb Wiens, quer durch Nordungarn, dann weiter entlang

der Grenze zwischen Bulgarien und der Ukraine, weiter quer durch diese bis unterhalb von Volgo-

grad in Russland. Vorgänge und Zustände "vom 48. Neigungsgrad bis zum Ende des Krebses"

werden beschrieben. Da liegt es am nächsten, dass die Angabe "bis zum Ende des Krebses" nicht

eine Jahreszeit meint, sondern sich räumlich auf den zuvor genannten 48. Breitengrad bezieht und

auch eine Breite bezeichnet, so dass ein Breitenband entsteht. Denn dass eine Trockenheit sich

entlang eines einzelnen Breitengrades ausbreitet, ist schlicht abwegig, gleich ob die Trockenheit

wörtlich oder sinnbildlich zu verstehen ist. Aber wo erreicht man das "Ende des Krebses"?

Wenn die Sonne in der Nordhemisphäre den höchsten Stand erreicht, steht sie bei einer Breite von

23° Krebs im Zenit; danach sinkt der Zenit wieder, weshalb diese Breite auch Wendekreis des

Krebses heißt. Er verläuft quer durch die Sahara, Oberägypten und die arabische Halbinsel.

Zwingend ist diese Deutung freilich nicht, sie passt aber zu Vers 2/03 [s.o.], der "Sonnenhitze über

dem Meer" Griechenlands hat, und zu Vers 3/03, demzufolge "nach Süden hin äußerste Trockenheit"

herrscht. Den geografischen Schwerpunkt haben die Centurien in Europa und im Mittelmeerraum,

s. Exkurs (13). Demnach ist im vorliegenden Vers der ganze Mittelmeerraum angesprochen samt

seines weiteren Umfeldes.

Vz 2/3 [... sehr schwere Trockenheit/ Fisch im Meer ausgezehrt] Dort werde sehr schwere Trocken-

heit herrschen. Es fragt sich, ob das wörtlich oder sinnbildlich gemeint ist. Mindestens das Meer

wird auch bei sehr trockenem Klima nicht austrocknen, und den Fischen darin wird es gut gehen.

In Vers 2/03 [s.o.] ist es die >Sonnenhitze über dem Meer<, die den Fischen zusetzt, was wörtlich

genauso wie hier keinen Sinn ergibt. Als >Fische< verstanden sich die frühen Christen, die dem

Menschenfischer Christus und seinen Aposteln willig in die Netze gehen. Die >Trockenheit< ist

die Abwesenheit des >lebendigen Wassers<, in dem sie sich tummeln können; es steht für das

Wort Gottes, Johannes Kapitel 4. Die biblische Offenbarung ist in der gemeinten Zeit nicht mehr

zugelassen. Die Fische entbehren das >Wasser<, das geschriebene oder öffentlich gesprochene

Wort Gottes.

Vz 4 [Feuer vom Himmel] Das >Feuer vom Himmel< bedeutet den Bann gegen die alte Religion

(-> foudre). Die angesprochenen Gegenden im äußersten Südwesten Frankreichs erwähnt Vers

10/29 in gleichem Zusammenhang.

 

Tollwütige Sprache siegt

 

 

04/56    Apres victoire de rabieuse langue,/

L’ esprit tempté en tranquil & repos:/

Victeur sanguine par conflict faict harangue,/

Roustir la langue & la chair & les os.  (1568)

 

Nach dem Sieg der tollwütigen Sprache/

(ist) der Geist auf die Probe gestellt in Stille und Ruhe./

Sieger blutig durch Konflikt, Festrede (wird) gehalten./

Sie rösten die Sprache und das Fleisch und die Knochen.

 

1) Lat. Adj. rabiosus wütend, toll, tollwütig. Zu Sprache s. das Glossar unter -> langue.

2) Lat. v. temptare auf die Probe stellen, verlocken, in Versuchung führen.

Tranquil ist ein metrumbedingt verkürztes tranquilité Ruhe

3) Die Umstandsbestimmung par conflit kann zu victeur sanguin als Angabe des

Grundes gehören wie auch zu faict harangue als Angabe des Zeitumstands

4) Wendung en chair et en os leibhaftig

 

 

         Nachdem eine tollwütige Sprache gesiegt hat, die demnach zur Erringung von Macht eingesetzt

         worden ist, kommt ein Intermezzo äußerer Ruhe und innerer Kämpfe.  Danach steht der Sieger

         in einem Konflikt, in dem Sprache wieder Mittel, aber dann auch Gegenstand der Auseinander-

setzung ist.

Vz 1  [Sieg der tollwütigen Sprache]  Die Sprache eines Siegers nennt N. >tollwütig<.  Der sie

spricht, heißt in VH (20) „Tollwütiger, der den Weisen spielt“.  Die >Tollwut< ist Metapher und be-

deutet nicht Schaum vor dem Mund und Teppichbeißerei, nicht den Stil des Vortrags, sondern

dessen Inhalt. (Zum Stil sei an die „brillante Rede“, 1/96 [VIII], das „machtvolle Getön“, 1/95 [III],

und die „geschraubte Sprache“ erinnert, 8/78 [s.u.].)  Zu den Symptomen der Tollwut gehört die

Abneigung gegen und die Furcht vor Wasser.  Die >Wasserscheu< des >Tollwütigen< bedeutet,

dass er nicht die Sprache der göttlichen Offenbarung spricht, die zum >lebendigen Wasser< wird,

wenn die Menschen aus ihrem Geist leben, Johannes Kapitel 4 Verse 6 bis 15.  Die >tollwütige

Sprache<, also eine Sprache ohne Geist und Jenseitsbezug, erringt einen Sieg.  Der sie spricht,

wird Sieger über alle Vorsichtigen und Zweifler.  Er setzt sich durch als höchste spirituelle Autorität

im jüdischen, christlichen und schließlich auch im islamischen Bereich, 2/73 [VIII].

Vz 2 [Geist auf die Probe gestellt]  Dann kehrt zunächst Ruhe ein, und zwar im Bereich von Religion

und Ideologie, von dem die Rede war.  Nachdem klar ist, wer im spirituellen Bereich das Sagen hat,

kehrt eine äußere Ruhe ein, aber auch eine Zeit innerer Kämpfe.  >Der Geist< ist der Geist Gottes,

weil es einen andern Geist nicht gibt.  Dieser Geist, an dem ein jeder Anteil und zu dem ein jeder

den Zugang in sich hat, ist nun auf die Probe gestellt, ob er sich gegen das rein weltliche Denken,

das schließlich die Form einer >neuen Religion< annimmt, durchsetzt oder klein beigibt.

Vz 3 [Sieger blutig durch Konflikt, Festrede]  Der Konflikt und der aus ihm als Sieger hervorgeht,

heißen >blutig<, weil die >alten Götter<, die Götter der alten Religionen am Ende >getötet< werden

sollen.  Ihr >Blut< ist der Glaube der Menschen, von dem sie leben.  Nach diesem >Blut< wird der

Sieger durstig sein  -  er verfällt einem >Blutdurst< der sinnbildlichen Art, 2/9 [VIII].   D.h. er will den

Glauben an die >alten Götter< austrocknen, die alten Religionen völlig zerstören.  Für diese Taten

im Reich des Geistes wird er gefeiert werden (Festrede), und man geht mit denen ins Gericht,

nicht mitfeiern wollen (Konflikt). 

Vz 4 [Rösten von Sprache, Fleisch und Knochen]  Das >Fleisch< ist das in Jesus Christus Fleisch

gewordene Wort, Johannes Kapitel 1 Vers 14.  Fleisch und Knochen Jesu Christi waren am Kreuz

durchbohrt.  Wenn den Zeugnissen von diesem Ereignis durch >Rösten< das >Wasser< entzogen

wird, ist damit die Leugnung der vom Sühnetod Christi für Zeit und Ewigkeit ausgehenden heilenden

Wirkung gemeint.  Das Ereignis soll als nur historische, in ihrer Wirkung abgeschlossene Tat gelten,

als privates und erfolgloses Martyrium für die Ankunft des Gottesreichs.  Der Sprache des NT soll

das >Wasser<, d.h. der göttliche Geist entzogen werden.

 

      (4) (d) Es wird >aufgeräumt< mit den gefährlichen alten Lehren

Fehler deutlich enthüllt  -  Krieg wegen der Sache der Wolken

 

 

05/85   Par les Sueues & lieux circonvoisins,/

Seront en guerre pour cause de nuees:/

Gamp marins locusts & cousins,/

Du Leman fautes seront bien desnuees. (1568)

 

Bei den Sueben und benachbarten Orten/

werden sie im Krieg sein wegen der Sache der Wolken./

Vom Meer kommen Wanderheuschrecken und Stechmücken,/

(die) Fehler vom Genfer (See) werden deutlich enthüllt.

 

1) Suebes > lat. Suebi heißt ein germanischer Volksstamm zwischen Rhein

und Elbe, 1/61 (Kap.16).

2) >Wolken< können lt. großem Larousse stehen für dunkle, phantastische

oder abergläubische Ideen (idées obscures, chimériqu

3) N.f. jambe Bein > lat. n.f. gamba Sprunggelenk (von Tieren)

N.m. cousin Vetter; Stechmücke. Wegen der Heuschrecken Letzteres.

Zu Heuschrecken s. Glossar unter -> sauterelles.

4) Mittelfrz. v. desnuer entblößen (dénuder), beseitigen (ôter)

 

 

         Vz 2/3/4 [Wanderheuschrecken/ Fehler enthüllt/ Krieg]  Heuschrecken und Schmeißfliegen werden

         auch in der Po-Ebene auftreten, dort den >Sonnenschein verdunkeln< und >alles abnagen<, 4/48 [s.u.]. 

         Entgegen mancher Vermutung sind damit nicht Tiere gemeint, auch nicht Außerirdische oder Kampf-

         hubschrauber, sondern Menschen.  Denn was sie dann tun  - hier enthüllen und beseitigen sie Fehler - 

         ist am ehesten Menschen zuzutrauen.  Wie die Heuschrecken in der Johannes-Offenbarung, Kapitel 9

         Vers 1 bis 11, sind sie nicht hinter Vegetation und Ernten her, sondern hinter anderen Menschen. 

         Diese Heuschrecken-Menschen ziehen in Schwärmen über Land und >nagen< an den Bewohnern. 

         Dass sie lebensbedrohlich sind, ergibt sich hier daraus, dass sie Krieg führen, und ist in 3/82 [XII]

         daran abzulesen, dass sie auch Tote hinterlassen.  Das >Abgenagtwerden< ist ein Bild für den Verlust

         der Seele, den Seelentod, 2/9 [VIII].  Aber inwiefern sind die Plagegeister hinter den Seelen her,

         worum geht es überhaupt ? 

         Vz 2 [Krieg wegen der Sache der Wolken]  Es geht um die „Sache der Wolken“.  Im NT bedeuten

         >Wolken< die verhüllte Verbindung von Himmel und Erde.  Gott kann aus einer leuchtenden Wolke

         zum engsten Jüngerkreis sprechen, Matthäus Kapitel 17 Vers 5.  Die übriggebliebenen Gottgetreuen

         werden am Ende „auf den Wolken in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen“, 1. Thessalonicher-Brief,

         Kapitel 4 Vers 17.  Der Menschensohn kommt ihnen dann entgegen, auch „auf den Wolken“,

         Matthäus Kapitel 24 Vers 30.   Aber so kommt er auch schon jetzt, denn, sagt Jesus vor Kaiphas,

         „v o n  n u n  a n  werdet ihr den Menschensohn … auf den Wolken des Himmels kommen sehen“,

         Matthäus Kapitel 26 Vers 64.  „Ich aber werde zunächst  u n s i c h t b a r  kommen in den Wolken

         des Himmels, was so viel sagen will als: Ich werde vorerst Mich den Menschen zu nahen anfangen

         durch wahrhaftige Seher, Weise und neuerweckte Propheten, und es werden in jener Zeit auch

         Mägde weissagen und die Jünglinge helle Träume haben, aus denen sie den Menschen Meine

         Ankunft verkünden werden, …“ (Jakob Lorber, Das große Johannes-Evangelium, Band 9, Kapitel

         94 (3), Hervorhebung vom Verf.). 

         Die >Krieg wegen der Sache der Wolken< ist demnach eine Auseinandersetzung um die Wiederkunft

         Christi.  Die Anhänger des >Wiedergekommenen< haben eine eindeutige und sichtbare Lösung für

         diese Verheißung parat.  Die altgläubigen Christen erwarten Christi Wiederkunft  n i c h t  draußen in

         der Welt, Mattgäus Kapitel 24 Vers 23 bis 26.  Vielmehr erkennen sie ihn in dem Beistand, den

         Christus sendet, also auch in den Worten seiner Propheten und Seher, durch die er sich den Menschen

         im Geist nähert.  (Erst nach dem Gericht über die Welt wird Christus auf der neuen Erde dann auch

         sichtbar in Gemeinschaft mit den Stammvätern und -müttern der neuen Menschheit treten können,

         weil ihr Glaube durch die Feuerprobe am Ende der alten Erde so gefestigt ist, dass sein sichtbares

         Erscheinen keinen Glaubenszwang mehr bedeutet.)

         Vz 1/4 [Fehler deutlich enthüllt/ Wolken/ Krieg]  Ihr Festhalten am alten Wort Gottes und die

         mangelnde Begeisterung für den >Wiedergekommenen< werden den altgläubigen Christen als

         >Fehler< angekreidet, die „deutlich enthüllt“ und als wolkiger Unsinn verurteilt werden.  Mit dem

         Wort nuees konnten wolkige Ideen im abwertenden Sinne des Aberglaubens oder verstiegener

         Phantasterei bezeichnet werden.  Jede Idee und jede Wahrheit, die sich mehr als einen Meter über

         den Boden der Tatsachen erhebt oder gar Jenseitiges einbezieht, gilt als gefährliche Schwärmerei. 

         Wer am Wort Gottes festhält, wird vor die Wahl gestellt, dem >obskuren Unsinn< abzuschwören

         oder das Leben verwirkt zu haben;  denn man ist im >Krieg< wegen der >Wolken<.  Die Seelen

         sollen Gott abspenstig gemacht werden, mit allen Mitteln. 

Zur Frage, ob es von Gott her Märtyrer geben kann und soll, s. Exkurs (16).

         Vz 1/4 [Sueben/ Genfer See]  Der Vers handelt von >Säuberungen< und Verfolgungen in Deutsch-

         land (Sueben) und Umgebung.  Es scheint, als würden in der Südschweiz (Genfer See) Abweichler

         gehäuft anzutreffen sein, 9/44 [s.u.]. 

 

      (5) Die Erinnerung an Christus soll gelöscht werden

Guter Alter ganz lebendig begraben

 

 

3/72     Lebon viellard tout vif enseueli,/

Pres du grand fleuve par fauve souspecon:/

Le nouueau vieux de richesse ennobli/

Prins au chemin tout l‘ or de la rancon.  (1555)

 

Der gute Alte ganz lebendig begraben/

beim großen Fluss, wegen falscher Vermutung./

Der neue Alte, hoch geehrt für Reichtum,/ 

(wird) auf dem Weg ergriffen haben alles Gold des Lösegelds.

 

1) Ein lebendig Begrabener begegnet auch in 3/36 [VII]; gemeint ist dort

aber ein allegorische Person, keine wirkliche.

2) V. ennoblir adeln, auszeichnen, ehren, hoch schätzen; das Wort kennzeichnet

nicht die Wertung des Sehers, sondern die der Zeitgenossen des Geehrten.

4) Andere Übersetzungsmöglichkeit: „(Es wird) auf dem Weg ergriffen (werden)

alles Gold des Lösegeldes.“ Zu Gold s. Glossar unter -> or.

 

 

[Vorgeschichte]  Der „gute Alte“ ist alt, weil er vor 2000 Jahren über die Erde ging, und gut, weil

er es auf sich nahm, die Urschuld der Menschen zu sühnen und zu tilgen.  Als berühmtester

>Scheintoter< der Weltgeschichte gilt Jesus von Nazareth denen, die dem Bericht vom leeren

Grab und von der Auferstehung (Johannes 20 und 21) glauben.  Dabei ist dieser >Scheintod<

nicht wörtlich gemeint, denn Jesus ist wirklich dem Leib nach gestorben, und wirklich auferstanden; 

ohne wirklichen Tod keine wirkliche Auferstehung.  Der Geist Christi (namens Jehova Zebaoth, s.

Jakob Lorber, Die drei Tage im Tempel, Kap. 30) blieb lebendig, als Jesus starb, weil der Geist

Christi nicht sterben kann.  Für die Menschen, die ihn kannten und denen er dann „ganz lebendig“

im geistigen Leib erschien, erwies es sich als „falsche Vermutung“, dass der Tod Jesu das letzte

Wort sei.  Diese Ereignisse bilden den Hintergrund eines zukünftigen Geschehens, das N. im Vers

beschreibt.

         Vz 1/2 [Guter Alter ganz lebendig begraben beim großen Fluss/ wegen falscher Vermutung] 

         Man wird Christus ein weiteres Mal >ganz lebendig begraben< wollen, wenn der Bannstrahl eines

         globalen Regimes die christlichen Glaubensgemeinschaften trifft.  Dann soll der Auferstandene aus

         dem Gedächtnis der zukünftigen Menschheit verbannt und in diesem Sinne endgültig >begraben<

         werden, VH (39).  Diese >zweite Begräbnis< bedeutet, dass die Erinnerung an die Lehre und

         die Tat Jesu Christi gelöscht werden soll.  Das zweite >Begräbnis Christi< liegt deshalb >beim

         großen Fluss<, weil das >Blut der Kirchen< dann in Strömen fließt, d.h. weil der Glaube, den sie

         lehren, dann das Leben verlieren soll, 10/65 [s.o.].  Das zweite >Begräbnis Christi< und das

         >Ausbluten< der Kirchen geschieht gleichzeitig („b e i m  Fluss“).

         Viele Christen werden zum >zweiten Begräbnis< gehen, weil die Teilnahme vorgeschrieben sein

         wird, 3/38 Vz 4.  In denen, die nicht hingehen, wird Christus wieder ganz lebendig sein  -  der

         gehende Christus am Kreuz und der kommende Christus der Auferstehung.  Dann werden

         "vom Blut die nahen Flüsse sich röten“, VH (42), weil die Täter vermuten, dass es möglich sei,

         den Geist und die Wirklichkeit Christi in denen zu töten, die in diesem Geist leben.  Auch diese

         Vermutung wird sich als falsch erweisen, denn „wer sein Leben verliert um meinetwillen, der

wird ‘s finden“, Matthäus Kapitel 10 Vers 39.

         Vz 3 [Neuer Alter geehrt für Reichtum]  Der vermeintliche >Zwillingsbruder Christi im Geist<, 1/95 [III],

         der angeblich >wiedergekommene Heiland<, ist „der neue Alte“, neu im Sinne des erneuten

         Erscheinens auf Erden, und der Alte, weil er vermeintlich der gleiche oder derselbe wie damals sei. 

         Aber sein Reichtum ist kein eigener -  das geraubte Gold bedeutet die Lehren der christlichen

         Religion, die der Mann widerrechtlich als sein Eigentum behandelt, 6/10 [X], und für sein Macht-

kalkül umdeutet, 9/9 [X].

         Vz 4 [auf dem Weg ergriffen alles Gold des Lösegeldes]  Für die Christen ist das Blut Christi das

         >Lösegeld<, Matthäus Kapitel 20 Vers 28, mit dem die Menschen „erlöst und teuer erkauft“ wurden,   

         1. Korintherbrief Kapitel 6 Vers 20.  Das >Gold< dieses Lösegeldes ist die Lehre von der Wirkung

         dieses Opfers für Zeit und Ewigkeit.  Sie wird von dem >Wiedergekommenen< kassiert werden

         >auf dem Weg< zum vermeintlich >endgültigen< Begräbnis Christi.

 

      (6) Der christliche Glaube wird nicht mehr öffentlich ausgeübt

Weltweite Hungersnot ...

 

 

01/16    Faulx a l‘ estang ioinct vers le Sagittaire/

En son hault AVGE de l’ exaltation,/

Peste, famine, mort de main militaire:/

Le siècle approche de renouation. (1555)

 

(Wenn die) Sense im Teich (ist), verbunden mit dem Schützen,/

(bringt sie) in der höchsten Zunahme ihrer Steigerung/

Seuche, Hungersnot, Tod von militärischer Hand./

Das Zeitalter nähert sich der Erneuerung.

 

1) Zur Sense s. Glossar unter -> Saturn, zum Schützen unter -> Iupiter.

2) „Auge“ ist von N. frei gebildet nach dem lat. v. augere vergrößern, steigern

3) Zum gleichzeitigen Auftreten von Hunger und Seuche s. Glossar unter -> faim.

 

 

         Es könnte hier der verdeckt angesprochene Saturn mit Jupiter eine Planetenkonstellation bilden,

         die auf eine bestimmte Zeit verweist.  Aber die diesbezüglichen Nachforschungen sind ohne

         Ergebnis geblieben. Ein sinnbildliches Verständnis dürfte das Gemeinte eher treffen. 

         Vz 1 [Sense/ Schütze]  In alten bildlichen Darstellungen erscheint der Saturn gern als Mann mit

         Sense.  N. verwendet den alten Götternamen Saturn/Kronos in seinen Texten als Namen für den

         Herrscher des Goldenen Zeitalters, in dem die Menschen im Frieden mit den Göttern leben. 

         Mit dem Goldenen Zeitalter ist die Zeit der >Weltfriedensordnung< gemeint, die nach dem

         Kataklysmus errichtet wird.  Die Menschen können dann zunächst im Frieden mit den >Göttern

         der alten Religionen< leben, 8/69 Vz 3 [VII].  In dieser Zeit werden die Menschen meinen, ein

         neues >Goldenes Zeitalter< sei gekommen.  In diesem Sinne wird dann „Saturn, oben Jupiter,

         sein Reich besitzen, 5/24 [s.o.]. Jupiter/Zeus, der dem „Schützen“ zugeordnet wird, dient N. als

         Deckname für den Mann, der sich, an die Spitze der >Weltfriedensordnung< berufen, am Ende

durch >Blitz und Donner< hervortut. 

         Vz 1/2 [.. verbunden mit Jupiter/ im Teich]  Saturn alias Kronos herrscht im Goldenen Zeitalter des

         Mythos, und wird dann durch seinen Sohn Jupiter/Zeus abgesetzt.  Eine andere Verbindung beider

         gibt es im Mythos nicht.  Die >Absetzung von Saturn/Kronos durch Jupiter/Zeus< bedeutet, dass

         die alten Religionen mit dem Bann belegt werden und dadurch das Goldene Zeitalter des Friedens

         mit den Göttern, den Göttern der alten Religionen, schon wieder beendet wird.  Saturn und mit ihm

         sein Reich des Friedens sind dann >im Teich<, also versunken, d.h. von der Oberfläche der Erde

         verbannt und verdrängt. 

         Vz 2/3 [Seuche, Hungersnot, Tod von militärischer Hand]  Der „Tod von militärischer Hand“ droht

         dann denen, die an ihrer alten Religion noch festhalten wollen und sich der„militärischen Kirche“

         8/78 [s.u.], die eine >neue Religion< propagiert, verweigern.  Diese nach ihrer Verordnung von oben

         sich rasant ausbreitende >neue Religion<, 8/21, wertet N. als geistige Seuche, weil sie das alte

         katholische Bekenntnis ersetzen und verdrängen will.  Die >Hungersnot< bedeutet in diesem Kontext,

         dass geistige Nahrung bei den alten Glaubensgemeinschaften nicht mehr zu bekommen ist, weil die

         Ausübung der alten Religionen dann verboten ist.  >Hungersnot und Seuche< treten bei N. öfters

         gleichzeitig auf und bedeuten dann immer dasselbe wie hier, s. Glossar.  Der Vers macht keine

         geografischen Angaben, was so verstanden werden kann, dass die gemeinten Vorgänge weltweit

         eintreten.  „Diese Hungersnot, die ich herannahen fühle, wird oft kehrtmachen, dann weltweit sein, ..

         schwer und lang anhaltend“, 1/67 [s.u.].

         Vz 2/4 [Höchste Steigerung/ Neue Zeit nahe]  Wenn dieses Treiben seinen Höhepunkt erreicht,

         sind das Gericht über die Welt und eine neue Zeit auf der Neuen Erde nicht mehr weit.

 

... Hungersnot überall, Baumwurzel ausgerissen

 

 

01/67 La grande famine que ie sens approcher,/

Souuent tourner, puis estre vniuersele,/

Si grande & longue qu' on viendra arracher/

Du bois racine, & l' enfant de mammelle. (1555)

 

Die große Hungersnot, die ich herannahen fühle,/

wird oft kehrtmachen, dann überall sein,/

so schwer und langanhaltend, dass man ausreißen wird/

vom Baum die Wurzel und (wegreißen) das Kind von

der Mutterbrust.

 

4) N.m. bois Wald, Holz. Da aber racine Wurzel Singular

ist, steht hier bois für einen Baum.

 

 

Vz 1/4 [Hungersnot/ Baumwurzel] Baumwurzeln sind zur Stillung des Hungers auch in der Not nicht

geeignet. Demnach ist die Hungersnot sinnbildlich zu verstehen. Das Fehlen des Wortes aus der

Wahrheit, soweit es in den Schriften der alten Religionen enthalten und zur Stillung des geistigen

Hungers geeignet ist, wird in der letzten Zeit der alten Erde weltweit sein, weil diese Schriften von

der Oberfläche der Erde getilgt werden sollen. "Das Alte und das Neue Testament werden ver-

trieben und verbrannt sein", VH (44).

Vz 4 [Kind weggerissen von der Mutterbrust/ Baumwurzel ausgerissen] Die katholische Kirche

versteht sich als geistige >Mutter< der Gläubigen, 5/73 [s.o.]. Die Gläubigen, geistig genährt von

>Mutter Kirche<, sind das >Kind an der Mutterbrust<. Sie werden sich in der gemeinten Zeit bei

ihrer >Mutter< nicht mehr sättigen dürfen. Maria, die Mutter Jesu, wurde als >Wurzel des Lebens-

baums< aufgefasst, und Christus selbst ist der >Lebensbaum<, denn: "Ich bin der Weinstock, und

ihr seid die Reben", Johannes Kapitel 15 Vers 5. Die aus dem Geist Christi Lebenden haben von

den Mächtigen her kein Lebensrecht mehr; sie sollen radikal, >mit der Wurzel< getilgt werden.

Die Erinnerung an Christi Lehre und Leben soll für alle Zukunft gelöscht werden, 3/72 [s.o.].

Vz 2/3 [Hungersnot macht oft kehrt, dann schwer und lang anhaltend] Aus seiner Jahrhunderte

überblickenden Perspektive erkennt N. die schon in seiner Zeit beginnende geistige Not, die er

am Rückgang des Zuspruchs zum christkatholischen Glauben und dem Aufkommen des Geistes

der Aufklärung festmacht. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer "Verfolgung der Kirche"

im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert, die ihren Höhepunkt erreicht mit der Revolution in

Frankreich, VH (35). Das Ende dieser Entwicklung sieht N. kommen, wenn die Bücher der alten

Religionen auf der ganzen Erde nicht mehr geduldet sind.

 

Offen gesagt, man wird den Mund geschlossen halten

 

 

05/96    Sur le milieu du grand monde la rose,/

Pour nouueaux faicts sang public espandu:/

A dire vray on aura bouche close,/

Lors au besoing viendra tard l‘ attendu. (1568)

 

Über der Mitte der großen Welt (blüht) die Rose,/

wegen neuer Tatsachen wird öffentliches Blut vergossen./

Offen gestanden, man wird den Mund geschlossen halten./

Dann in der Not wird spät der Ersehnte kommen.

 

2) Die „neuen Tatsachen“ oder „neuen Fakten“ scheinen lebensgefährlich

zu sein; sie erinnern daher auch an das lat. n.f.pl. res novae Umsturz des

Bestehenden, Staatsumwälzung, Revolution

 

 

         Vz 1 [Rose blüht über der Mitte der großen Welt]  „Haupt der Weisheit“ nennt N. den charismatischen

         Mann, der nach dem Kataklysmus erscheinen und im Verdacht der Messianität stehen wird, 5/31 [III].

         Den Alchemisten galt die Rose als Symbol der Weisheit, verkörpert in dem für die Versöhnung der

         Menschen mit Gott sich opfernden Christus.  Der vermeintlich >wiedergekommene Christus<, 1/95 [III],

         wird hier wie in 5/31 [III] wegen seiner angeblichen Weisheit mit dem Symbol der Rose angesprochen.

         Diese wird weltweit erblühen.  Noch „ü b e r  der Mitte der .. Welt“, der Bewährung im Alltag entrückt,

         1/100, wird der Gemeinte thronen und den >Duft< seiner >Weisheit< verströmen. 

         Vz 2 [Wegen neuer Tatsachen öffentliches Blut vergossen]  Es scheint aber, dass es eher der

         Hauch des Todes ist, der von ihm ausgeht, denn die „neuen Tatsachen“ sind der Grund dafür, dass

         „öffentliches Blut vergossen“ wird.  Die „neuen Tatsachen“ sind die umstürzenden Neuerungen, die

         der neue spirituelle Führer in der Form einer >neuen Religion< verkündet, die an die Stelle der alten

         Religionen treten und sie ersetzen soll.  Das >öffentliche Blut< ist das >Blut der alten Götter<, die

         für das Leben der alten Religionen stehen.  Sie >bluten aus<, verlieren ihr Leben;  bis zum Umsturz,

         der die neuen Tatsachen bringt, können sie öffentlich ausgeübt werden, danach nicht mehr. 

         Vz 3 [Mund geschlossen]  Hier der „verschlossene Mund“, in 8/79 das „vollständige Verstummen“,

         in 8/80 die „Angst, sich zu rühren“ sind Anzeichen dafür, dass das Regime des angeblich >Weisen<

         totalitären Charakter angenommen hat.

         Vz 4 [In der Not kommt der Ersehnte]  Die „ersehnte Hilfe“, 2/45 Vz 4 [VIII], kommt am Ende auch

         von außen, in Gestalt des späteren Heinrich V.

 

        (7a) Altgläubige Christen werden zu Feinden erklärt

Durch Bannstrahl und Krieg wahrhaft Gläubige in den Tod getrieben

 

 

04/43    Seront oys au ciel les armes batre:/

Celuy an mesme les diuins ennemis/

Voudront loix sainctes iniustemêt debatre/

Par foudre & guerre biê croyans à mort mis.  (1555)

 

Es wird zu hören sein, wie am Himmel die Waffen Schläge austeilen;/

im selben Jahr (werden) die Gottgetreuen zu Feinden./

Sie werden die heiligen Gesetze unrechtmäßig

niederschlagen wollen./

Durch Bannstrahl und Krieg (werden) wahrhaft Gläubige

in den Tod getrieben.

 

1) Zum Himmel s. Glossar unter -> Dieu.

2) Mittelfrz. adj./n.m. divin vollkommen (parfait), wer sich Gott nähert (se qui se

rapproche de Dieu), schön, ausgezeichnet (beau, excellent), göttlicher Charakter

(caractère divin). Zu Feinden s. Glossar unter -> ennemi.

3) Zum Begriff des Gesetzes s. Glossar unter -> loy. Mittelfrz. v. debattre

heftig schlagen (battre fortement), ringen (lutter), erörtern (discuter).

4) Zu Bannstrahl und Krieg s. Glossar unter -> foudre und -> Mars.

 

 

         [Fehldeutungen]  Hier wird gern ein Luftkrieg mit Flugzeugen erkannt, um dann die Leistung des Sehers zu

         würdigen, der über dreihundert Jahre vor dem Erscheinen der ersten Flugzeuge gelebt hat. -    Die Götter

         können im Mythos zu Feinden werden;  aber der Seher ist kein Mystiker;  zudem ist es auch mittelfranzö-

         sisch nicht möglich, die divins als Götter wiederzugeben. -   Der Blitz könnte wohl von einer Atombombe

herkommen; aber wieso sollte diese nur wahrhaft Gläubige treffen ? 

         Es geht um Ausgrenzungen und Verfolgungen, die ein religiöses Motiv haben oder für die ein solches

         Motiv angegeben wird.  Die Ausgegrenzten und Verfolgten werden „gottgetreu“ oder „wahrhaft gläubig“

         genannt, der Angriff auf „heilige Gesetze“ als unrechtmäßig bezeichnet.  Da N. für islamische Gesetze

         nicht Partei nehmen würde, ist es klar, dass die gemeinten Gesetze in christlichem Geist gegeben sind.

         Vz 1/2-4 [Waffen am Himmel teilen Schläge aus/ Glaubenskonflikt]  Es stellt sich die Frage, was die

         religiös motivierten Feindbilder und Verfolgungen der Verszeilen 2 bis 4 mit den Waffen zu tun haben,

         die am Himmel Schläge austeilen.  Wäre ein Luftkrieg mit Flugzeugen oder Raketen gemeint, gäbe es

         keinen Zusammenhang, nur ein zeitliches Zusammentreffen.  Dagegen hätte eine Deutung, die den

         >Luftkrieg< nicht wörtlich nimmt, den Vorzug, den Zusammenhang der Vorgänge damit erklären zu

         können, dass zu Beginn des Verses der Grund für die dann einsetzenden Verfolgungen angegeben ist.

         Vz 3 [Heilige Gesetze …]  Mit den „heiligen Gesetzen“ könnte das Königtum herkömmlicher Prägung

         gemeint sein, dessen Legitimität im Glauben gegründet ist.  Doch die Revolution in Frankreich, die

         Verfolgungen unbotmäßiger Priester mit sich bringt, wird nicht durch >Schläge von oben<, von Papst,

         König oder Kaiser in Gang gesetzt.  Das Volk steht auf, >von unten< wird die alte Ordnung aus den

         Angeln gehoben. -  Nach Krieg und Kataklysmus scheint sich in Europa eine Neuordnung des Lebens

         in christlichem Geist durchzusetzen, VH (22), und im Großen wird eine Weltordnung errichtet, die

         die Gemeinschaft und den Frieden der Völker auf ihre Fahnen schreibt, 4/32 [VII].

         Vz 3 [… unrechtmäßig niedergeschlagen]  Dieses globale Regime wird das Feld der Religion mit

         einer neuen, dem Frieden des Weltstaats verpflichteten Ideologie besetzen, 9/9 [X], die sich nach

         einigen Jahren schlagartig zu einer >neuen Religion< verdichtet.  Diese wird Ausschließlichkeit

         beanspruchen, 1/79 [X].  Die alten Glaubensgemeinschaften werden durch die Anordnungen >von

         oben< gleichgeschaltet.  Auch die katholische Kirche trifft dann ein gewaltiger Bannstrahl, 10/65 [s.o.]  -  

         „unrechtmäßig“, weil N. selbst Katholik ist, an seiner Kirche hängt und von deren Standpunkt aus

         urteilt.  Die christliche Religion, das >Gesetz der Sonne<, wird schlicht „aufgehoben“, 5/24 [s.o.].

         Vz 4 [Bannstrahl und Krieg treiben wahrhaft Gläubige in den Tod]  Die Begriffe foudre & guerre

         beleuchten sich gegenseitig.  Diese Kombination ergibt einen Sinn, wenn das Wort foudre (Blitz)

         einen Bannstrahl, d.h. ein Verbot bedeutet und guerre dessen militante Durchsetzung.  Im Vollzug

         der Anordnungen und Verbote des Weltstaats werden jene Menschen ausgegrenzt und verfolgt,

         die sich dem Diktat in Sachen Religion nicht beugen, VH (42).  Mit den „wahrhaft Gläubigen“ sind

         nicht Rechtgläubige im Sinne einer Orthodoxie gemeint, sondern jene Christen, die ihren jeweiligen

         alten Glauben nicht aufgeben wollen.  Wer sich nicht fügt und am alten Glauben festhält, wird in

         Acht und Bann getan, so wie im Mittelalter der Bann der römischen Kirche mit der Ächtung, d.h. der

         vom Staat erklärten Rechtlosigkeit, einhergeht.  Anscheinend sind dann Abweichler in Südfrankreich,

         3/43, in Italien und Deutschland, 5/43, sowie in der Schweiz, 9/44 [s.u.], gehäuft anzutreffen.

 

        (7b) Altgläubige Christen werden bedrängt und verfolgt

Wache und Schutz der großen Stadt plötzlich ergriffen

 

 

09/82    Par le deluge & pestilence forte/

La cite grande de long temps assiegee,/

La sentinelle & garde de main morte,/

Subite prinse, mais de nul oultragee. (1568)

 

Durch die Überschwemmung und machtvolle Seuche/

(wird) die große Stadt lange Zeit belagert./

Die Wache und Schutz von toter Hand/  plötzlich ergriffen,

doch von niemandem gekränkt.

 

1) Zu Überschwemmung und Seuche s. Glossar unter -> deluge und -> peste.

2) Zur großen Stadt s.a. Glossar unter -> cite.

4) Mittelfrz. v. oultrager  schlagen (frapper), verletzen (blesser), verwüsten (dévaster),

kränken (outrager)

 

 

         Vz 1/2 [Überschwemmung und Seuche belagern Stadt]  Wenn Überschwemmung und Seuche eine

         Belagerung zuwege bringen, sind sie von Menschen gemacht und daher nicht wörtlich zu nehmen.

         Sie bedeuten beide dasselbe  -  die >Fluten<, 1/69 [VII], sind die Lehren einer >neuen Religion<,

         die angeblich vom >Quell lebendigen Wassers< (Gott) herkommen, in denen N. aber eine schnell

         sich ausbreitende geistige >Seuche< erkennt, die die meisten Menschen befällt.

         Vz 2/3 [Große Stadt mit Wache und Schutz lange belagert]  Die von diesen >Fluten< Bedrohten

         leben in einer belagerten >großen Stadt< mit Wache und Schutz.  Gemeint ist der irdische Ort der

         Anwärter für das himmlische Jerusalem.  Zu den irdischen Wächtern dieser Stadt sind die Propheten

         bestellt, Ezechiel Kapitel 3 Vers 17.  Da aber die römische Kirche die Menschen für das himmlische

         Jerusalem vorbereiten will, ist sie es, die Wache und Schutz dieser Stadt übernommen hat.  Der alte

         katholische Glaube wird in der Jahrhunderte übergreifenden Schau des Sehers „lange Zeit“ bedrängt,

         schon zu seinen Lebzeiten durch die Reformation, im 17. Jahrhundert durch die Aufklärung, VH (35) ,

         im 18. Jahrhundert durch die französische Revolution (Kap.15).  Die >neue Religion<, die einige Jahre

         nach dem Kataklysmus auf den Plan tritt, ist die letzte und schwerste Bedrängnis des alten Glaubens.

         Vz 3/4 [Wache und Schutz von toter Hand plötzlich ergriffen …]  Die Schutzwache wird >von toter

         Hand plötzlich ergriffen<.  In der >Weltfriedensordnung<, die nach dem Kataklysmus errichtet

         werden soll, wird der Krieg geächtet sein, VH (36) , und man wird meinen, ihn für alle Zeit begraben

         zu haben.  Aber er wird sich als nur >gelähmt<, als >scheintot< erweisen, wenn die Militanz der

         Anhänger der >neuen Religion< offenbar wird, 3/36 [VII].  Die katholische Kirche hat sich dann in

         Abhängigkeit vom >neuen Heiligen< begeben und so selbst in eine Lage gebracht, in der sie mit

         Machtmitteln >ergriffen< werden kann.  Das geschieht „plötzlich“ und unerwartet, 10/80 [VIII].

         Vz 4 [… doch von niemandem gekränkt]  >Römisches Volk<, d.h. die Katholiken, erleiden in

         Wahrheit „niemals so schwere Kränkung“, 10/20 Vz 4 [X], wie es dann geschieht.  Es scheint,

         dass die Kirchenführung anfangs das Ausmaß des Desasters noch verheimlichen will, 5/65 [XII].

         Rom wird in seiner Verzweiflung eine Zeit lang noch den Anschein erwecken wollen, als sei man

         >von niemandem gekränkt<.  Vgl. a. VH (24).

 

       (7c) Altgläubige Christen sollen ausgerottet werden

Der Feind des Friedensfürsten wird alle ausrotten

 

 

09/44    Migrés, migrés des Genesue trestous,/

Saturne d’ or en fer se changera,/

Le contre RAYPOZ exterminera tous,/

Auant l’ advent le ciel signes fera.  (1611)

 

Zieht weg,  zieht allesamt weg von Genf !/

Saturn wird sich aus Gold in Eisen verwandeln./

Der gegen den Friedensfürsten (ist), wird alle ausrotten./

Vor der Ankunft wird der Himmel Zeichen wirken.

 

2) Zu Saturn und Gold s. Glossar unter -> Saturn und -> or.

3) In RAYPOZ kann ein durch Umstellung zweier Buchstaben verändertes

ROYPAZ erkannt werden, was wörtlich „König Frieden“ bedeutet, etwas freier

übersetzt „Friedensfürst“.  Span. n.f. paz Frieden.

4) Da man mit „l‘ a ruent“ (1568) anstelle von „l‘ advent“ (Ed. Chevillot 1611)

nichts anfangen kann, wird hier die Variante von 1611 übersetzt.

                   

 

         Vz 3  [Der gegen den Friedens-Fürsten ist]  Friedens-Fürst ist einer der vier Titel, die dem Messias

         zustehen, der den Juden verheißen ist, Jesaja Kapitel 9 Vers 5, und wird in der katholischen Liturgie

         folgerichtig auf Jesus Christus bezogen.  Der Weltherrscher, 1/4 [VIII], wird, wenn seine Herrschaft

         zu voller Entfaltung gelangt ist, die Erinnerung an Christus von der Erde tilgen wollen, 3/72 [s.o.],

         und in diesem Sinne „gegen den Friedensfürsten“ sein.

         Vz 4 [Zeichen am Himmel vor der Ankunft des Gegners]  Vor seiner „Ankunft“ auf Erden, die auch

         in VH (6) so heißt, sind die Ereignisse des Kataklysmus angekündigt [II], die durch die Annäherung

         eines irregulären Himmelskörpers an die Erde ausgelöst werden.  Ebenso kann hier die Ankunft des

         Gegners in Genf gemeint sein;  welcher Art die Zeichen des Himmels vorher sind, bleibt offen. 

         Vz 2 [Saturn verwandelt sich aus Gold in Eisen]  Saturn/Kronos herrschte im Goldenen Zeitalter des

         Mythos, als die Menschen im Frieden mit den Göttern lebten.  Etwa zehn Jahre nach ihrer Ausrufung

         wird es mit der >Weltfriedensordnung< schon wieder vorbei sein, weil dann den verbleibenden

         Anhängern der alten Religionen der Kampf angesagt wird.  Das Schwert (Eisen) wird die hohe Wert-

         schätzung (Gold) des Friedens zunichtemachen.  So ist es zu verstehen, dass >Saturn sich aus Gold

         in Eisen verwandelt<.

         Vz 1 [Zieht alle weg von Genf]  In 4/59 (Kap.38) sind >die Genfer< eine Allegorie der Völkergemein-

         schaft.  Aber wenn Genf hier wie dort alle Völker der Welt bedeutete, hätte die Aufforderung weg zu

         gehen, keinen Sinn.  Daher muss hier die Stadt selbst gemeint sein.  Wie schon manches Mal in der

         Geschichte, 2/64 (Kap.10), scheint die Stadt noch einmal zur Zuflucht für Abweichler zu werden,

         worauf auch Vers 5/85 [s.o.] deutet.  Über den Schutz, den die Stadt bieten kann, gibt es anscheinend

         Illusionen, was N. zu seiner Warnung veranlasst.

 

      (7d) Altgläubige Christen werden vor Gericht gestellt

Richter verdammen Lehre, Opfer wird dem Volk gebracht

 

 

06/72    Par fureur fainte s‘ esmotion diuine,/

Sera la femme du grand fort violee:/

Iuges voulans damner telle doctrine,/

Victime au people ignorant imolee.

                   

Aus vorgetäuschter Leidenschaft einer göttlichen Erregung/

wird der Frau des Großen heftig Gewalt angetan werden./

Richter (sind) willens, zu verdammen solche Lehre,/

(ein) Opfer wird dem unwissenden Volk dargebracht.

 

1) Zu göttlich s. Glossar unter -> Dieu.

2) Zur Frau s. Glossar unter -> dame

4) N.f. victime Opfer, das man wird oder ist (im Unterschied zum n.m. sacrifice Opfer,

das man bringt). V. immoler opfern > lat. v. immolare feierlich opfern, hinopfern, töten

 

 

         Vz 3/2 [Lehre verdammt/ Frau des Großen vergewaltigt]  Es soll eine „Lehre“ verdammt werden,

         d.h. es geht um Glaubensfragen und deren verbindliche Entscheidung.  Außerdem wird einer Frau

         „schwer Gewalt angetan“.  In der Unterdrückung  - der Freiheit des Glaubens und der Freiheit von

         Übergriffen -  haben beide Vorgänge einen gemeinsamen Nenner.

         In Anlehnung an biblische Vorbilder meint N. mit >Frauen< Völker als ganze sowie auch Glaubens-

         gemeinschaften (Kirchenvölker), 10/10 [XII].  Hier bedeutet die >Frau, der Gewalt angetan wird<,

         eine Gemeinschaft, die einem verurteilten Glauben anhängt, von staatlicher Machtentfaltung betroffen

         ist und keinen weltlichen Herrn mehr hat, der sie schützen könnte.  Der Zorn der Richter entzündet

         sich an der vom Regime des „Großen“ nicht mehr geduldeten Lehre.  Die Verurteilung wird im Ton

         heiligen Zorns vorgetragen, so als ob sie unmittelbarer Ausdruck göttlicher Missbilligung wäre. 

         So ist in ihrer Zeit die Inquisition >Ketzern< gegenübergetreten.  Es scheint, als werde es in der

         >Weltfriedensordnung< am Ende noch einmal so zugehen, nur dass dann jene, die den Lehren der

         alten Religionen treu bleiben, der >Ketzerei< beschuldigt werden, 8/77 [XII].

         Die >Frau des Großen< ist >Mutter Kirche<, die sich dem >wiedergekommenen Heiland< >ehelich<

         verbunden haben wird, 10/55 [IV].  Nach einigen Jahren wird er ihr heftig Gewalt antun durch das

         Verbot der alten Lehren, 10/65 [s.o.].

Vz 4/1 [Opfer dem Volk dargebracht/ vorgetäuschte göttliche Erregung] Mit dem "Opfer" sind jene

         >Kinder< der vergewaltigten >Mutter Kirche< gemeint, die trotz der Verurteilung des alten Glaubens

         an diesem festhalten.  Dieses Opfer „wird dem unwissenden Volk dargebracht“.  Der Seher will

         eine Parallele zu den Berichten der Evangelien von der Verurteilung Jesu durchblicken lassen. 

         Es war der gekaufte jüdische Pöbel, >das Volk<, aufgehetzt von Priestern und Ältesten, das die

         Verurteilung Jesu beim römischen Statthalter durchsetzte und dabei „nicht wusste, was es tat“,

         Lukas Kapitel 23 Vers 34.  Priester und Älteste wiederum schoben nur vor, dass Jesus Gott gelästert

         habe (vorgetäuschter Zorn).  In Wahrheit hassten sie ihn, weil er ihnen den Spiegel vorgehalten hatte,

         Johannes Kapitel 8 Verse 37 bis 45, und fürchteten seinen vermeintlichen Ehrgeiz, König zu werden,

         Johannes Kapitel 11 Verse 47 bis 54.

         Demnach wird, wer am alten Glauben festhält, darauf gefasst sein müssen, dem von oben gelenkten

         Hass des Volkes ausgesetzt zu sein und religiöse Autorität beanspruchenden staatlichen Instanzen

         gegenübergestellt zu werden, die ihn verurteilen, Matthäus Kapitel 10 Verse 16 bis 33.  Der Hass,

         mit dem >die Welt<, d.h. weltliche gesonnene Menschen, Jesus begegnet ist, erstreckt sich auf alle,

         die ihm folgen, Johannes Kapitel 15 Vers 18 bis Kapitel 16 Vers 4.

        

 Wer nicht abschwört, gilt als dumm und kommt ins Gefängnis

 

 

01/14 De gêt esclaue chansons, châtz & requestes,/

Captifs par princes & seigneur aux prisons./

A l' auenir par idiots sans testes,/

Seront receus par diuins oraisons. (1555)

 

Von versklavtem Volk Lieder, Gesänge und Bitten,/

gefangen von Fürsten und (dem) Herrn in Kerkern./

Für die Zukunft werden sie als Einfältige ohne Hirn/

angesehen werden wegen der Gott geweihten Gebete.

 

1) Mittelfrz. n.f. gent Stamm (race), Abstammung (lignage), Nation (nation),

Gruppe, Schar (troupe).

1)2) Dass das Adjektiv esclave hier "versklavt" bedeutet und nicht "slawisch",

ergibt sich aus der Gefangenschaft (captifs) und den Gefängnissen (prisons)

 

 

[Fehldeutungen] (1) Hier wurde z.B. das vom Zarenregime oder später von den Bolschewiki unterdrückte

russische Volk gesehen; doch im Kontext der (freiwilligen!) Gefangenschaft ist das gent esclave ein

versklavtes, aber nicht ein slawisches Volk.

(2) Für andere können es nur die Franzosen sein, die sich 1789 die Freiheit erkämpfen. Aber zur königs-

treuen Gesinnung des Sehers passt es nicht, Menschen versklavt zu nennen, weil sie Untertanen sind.

(3) Oder es wird das Schicksal der Sklaven in Amerika erkannt. Aber diese wurden nicht wie die im Vers

Gemeinten wegen ihrer Gesinnung für dumm und minderwertig gehalten, sondern wegen ihrer Rasse-

merkmale und ihrer Nichtzugehörigkeit zum abendländischen Kulturkreis.

Vz 1/4 [Lieder, Gesänge/ Gebete zu Gott/ Versklavtes Volk ...] Es geht um Gruppen von Leuten,

(gent). Es könnten durch Herkunft verbundene Menschen, z.B. eine Nation sein, aber es kann

auch eine Gesinnung sein, die Menschen zu Gruppen zusammenführt, 5/52 [XV]. Die hier

Gemeinten werden anscheinend wegen ihrer Gesinnung schlecht behandelt, die in "Liedern,

Gesängen und Bitten" sowie in "Gebeten zu Gott" sich äußert. Denn in Gefängnissen ist es nicht

üblich, dass die Insassen Lieder singen oder gemeinsam beten. Ihre Neigung zu Gott, die daran

deutlich wird, müsste demnach schon vor ihrer Gefangennahme dagewesen sein. Und dass sie

auch den Grund für ihre Ergreifung bildet, liegt nahe, da ein anderer Grund nicht ersichtlich ist.

Vz 3 [... gilt als einfältig/ für die Zukunft] Für diese Deutung spricht, dass die Gemeinten ihr Los

auf sich nehmen, obwohl sie sich ihm entziehen könnten. Zu Letzterem wird ihnen auch geraten,

9/47, aber ohne Erfolg. D e s h a l b werden sie für "einfältig ohne Verstand" gehalten. Wer

ein Verbrechen begangen hat, muss mit Verfolgung rechnen und wird versuchen, sich ihr zu

entziehen. Wenn er dann doch in Kerkern schmachten muss, ist das sein verdientes Los, und

niemand wundert sich. Aber wer wegen seiner Gesinnung ins Gefängnis kommt, wird denen

als >dumm< gelten, die sein Gottvertrauen nicht teilen, zumal wenn die Verfolgung auf einem

Gesetz beruht, das beansprucht, für alle Zukunft Bestand zu haben. Es ist hier jene Art von

>Dummheit< gemeint, die Verfolgung, wo sie unausweichlich wird, auf sich nimmt, wie Paulus

im 1. Korintherbrief Kapitel 4 Verse 9-13 schreibt. Somit ist hier an die letzte Zeit der alten

Erde zu denken, wenn "das heilige Volk Gottes, in Befolgung seiner Gebote, und jeder christ-

liche Orden schwer verfolgt und heimgesucht werden wird", wie es in VH (43) deutlich heißt.

 

      (7e) Altgläubige Christen werden zum Abschwören gedrängt

Die Anhänger der alten Götter als Ketzer

 

 

08/78    Vn Bragamas auec la langue torte/

Viendra des dieux le sanctuaire:/

Aux heretiques il ouurira la porte/

En suscitant l’ eglise militaire.  (1568)

 

Ein Vielschreier mit der geschraubten Sprache/

wird treten an der Götter Hochaltar./

Den Ketzern wird er das Tor öffnen,/

dadurch aufrichtend die militärische Kirche.

        

1) Das Wort Bragamas ist lexikalisch nicht nachweisbar. V. brailler schreien,

kreischen, plärren  > mittellat. v. bragulare schreien. - N.m. amas Haufen,

mittelfrz. auch große Truppe.  Ein Brag-amas wäre demnach einer, der Vieles

zusammenschreit, ein Vielschreier.

1) Das Adj. torte ist von N. gebildet nach dem lat. v. torquere, torsi, tortum

drehen, winden;  verdrehen, verrenken;  martern, quälen.  Es bedeutet demnach

gewunden, verdreht und gequält.

2) Zu Göttern s. Glossar unter -> dieu.

3) Zu Ketzern s. Glossar unter -> heretique.

                   

 

         Vz 4 [Militärische Kirche …]  Der militärische Charakter der gemeinten Kirche findet eine Parallele in

         der „militanten Kirche“, von der VH (42) berichtet, dass sie „das heilige Volk Gottes, das sein Gesetz

         beachtet, und alle religiösen Gesellschaften hart verfolgen und niederschlagen“ werde.  Es ist die

         staatstragende >neue Religion< des Weltstaats, deren militanter Pazifismus die Begründungen dafür

         liefert, die alten Religionen für >nichtig< zu erklären, 8/77 [XII].  Den entsprechenden Dekreten des

         Regimes, 10/65 [s.o.], wird durch staatliche Rechtsprechung Geltung verschafft, 6/72 [s.o.].

         Vz 3/4 [… aufgerichtet/ Ketzern das Tor geöffnet]  Es scheint hier, dass der Versuch gemacht wird,

         all jene, die an ihrem alten Glauben noch festhalten und bei den Repräsentanten des Weltstaats und

         dessen regionalen Kirchen schon als >Ketzer<, als Abweichler vom rechten Glauben gelten, doch

         noch zu bekehren.  Ihnen wird noch einmal im Guten „das Tor geöffnet“, es werden „Begnadigungen“

         und „Umarmungen“ angeboten, 10/78.  Die „militärische Kirche“ wird dadurch „aufgerichtet“, d.h. die

         Bekehrungsversuche zeitigen manchen Erfolg 

         Vz 1/2 [Vielschreier tritt an der Götter Hochaltar]  Es gibt hier verschiedene Deutungsmöglichkeiten.

         In den entwickelten Kontext passt es, „Heiligtum“ oder „Hochaltar“ (sanctuaire) als Stätte der

         >neuen Religion< aufzufassen.  Dort werden >die alten Götter<, die Götter der alten Religionen,

         im Namen des Weltfriedens hingeopfert.  Der „Vielschreier“ liefert den Begleittext zu den Vorgängen. 

         Der Größe und Gewalt seiner Taten entsprechen Lautstärke und Dauer seines Vortrags.

         Vz 1 [geschraubte Sprache]  Das Regime des >größten Philosophen aller Zeiten<, 5/31 [III], zeigt

         sich >höchsten Einsichten< verpflichtet und bedient sich dazu einer gewundenen, „verdrehten“ und

         „geschraubten Sprache“ (langue torte).  Man beansprucht ein Deutungsmonopol für die alten Religio-

         nen, 1/79 [X], und nutzt es, die Sprache des Evangeliums zu >martern<, sie zu >rösten<, 4/56 [s.o.],

         d.h. ihr das >lebendige Wasser<, den göttlichen Geist zu entziehen.

 

Die apokalyptischen Heuschrecken verfinstern den Sonnenschein

 

 

04/48    Plannure Ausonne fertile, spatieuse/

Produira taons si trestant sauterelles:/

Clarté solaire deviendra nubileuse,/

Ronger le tout, grand peste venir d‘ elles. (1555)

 

Italienische Ebene, fruchtbar, weiträumig,/  wird

Schmeißfliegen hervorbringen, gewaltig viele Heuschrecken,/

(Der) Sonnenschein wird trübe werden,/

sie nagen alles ab, eine große Seuche rührt von ihnen her.

 

1) Ausonia ist ein alter Name für Mittel- und Unteritalien, das als pars pro toto

auch für ganz Italien stehen kann.

2) Zu den Heuschrecken s. schon oben Vers 5/85.

3) Zum Sonnenschein s. Glossar unter -> Sol.

4) Zur Seuche s. Glossar unter -> peste.

 

 

         Pfändler (1996 S. 307) erkennt tatsächliche Heuschreckenschwärme und deutet die anschließende peste

         als Unheil im Sinne einer Hungersnot.  Allgeier (1988) erkennt in den sauterelles Kampfhubschrauber und

         in der anschließenden peste radioaktive Verseuchung.  Das sind Deutungen, die vom Wortlaut gedeckt

         sind und von daher nicht widerlegt werden können.  Aber der Sonnenschein, sein Trübwerden, das Abnagen

         der Ernte durch Heuschrecken und die Seuche geben erst bei sinnbildlicher Deutung ihren inneren Zusam-

menhang zu erkennen. 

         Vz 1/2 [Heuschrecken nagen]  In der Offenbarung des Johannes Kapitel 9 Verse 1 bis 11 sind die

         dortigen Heuschrecken, über denen der Engel des Abgrunds steht, nicht auf Ernten und Vegetation

         angesetzt, sondern beauftragt, jene Menschen zu peinigen, „die das Siegel Gottes nicht auf der Stirn

         haben“.  Sie nagen am >Weizen, der reif zur Ernte auf den Feldern steht< und ein Bild für Tod und

         Auferstehung gibt, Johannes Kapitel 12 Verse 24 und 25.  Der >Weizen< steht für Menschen, die

         wegen ihrer Gesinnung aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden und auf Erden nicht mehr

         geduldet sind.  Die Heuschrecken-Menschen >nagen< an diesem >Weizen<, indem sie den

         Anhängern der alten Religion ihre Gesinnung vorwerfen und sie bedrohen, 5/85 [s.o.].

         Vz 3/4 [Sonnenschein trüb/ Seuche]  Die >Seuche<, die die Heuschrecken bringen, steht wie in

         8/21 und 2/56 [s.u.] für die nichtigen Ideen der >neuen Religion<, die sich schon deshalb schnell

         verbreiten, weil sie von oben verordnet werden.  Die >Sonne<, die dadurch verdunkelt wird, steht bei

         N. für den in Christus offenbar gewordenen Gott, dessen Wirken und Zeugnis aus der Welt gedrängt

         werden soll, 3/72 [s.o.].  Was der Himmel gespendet hat, wird als gefährlicher Irrglaube bekämpft.

        

      (7f) Altgläubige Christen hoffen noch auf den >wiedergekommenen Heiland<

Schiffbrüchige klammern sich an einen Felsen

 

 

02/56   Que peste & glaive n‘ a peu (!) seu definer/

Mort dans le puys, sommet du ciel frappé./

L‘ abbé mourra quand verra ruiner/

Ceulx du naufraige l‘ escueil voulât grapper.  (1555)

 

Was Seuche und Schwert nicht vermocht haben zu vollenden:/

Tod auf dem Berg, wenn (der) Gipfel vom Himmel geschlagen (ist)./

Der Abt wird sterben, wenn er sieht, wie der Fels zugrunderichtet/

die Schiffbrüchigen, wenn sie sich an ihn klammern wollen.

 

1) Mittelfrz. v. definer beenden (finir), vollenden (achever).

Zur Seuche s. Glossar unter -> peste

2) Da von sommet Gipfel die Rede ist, dürfte puys als ein verschriebenes

puy Anhöhe, Hügel oder Berg zu lesen sein, s. dazu Glossar unter -> mont.

3) N.n. écueil Klippe, Felsen, s. dazu das Glossar unter -> roche.

Zum Schiffbruch s. Glossar unter -> nef

3)4) Die zweite Vershälfte ist wie ein lateinischer A.c.I. konstruiert; verra als

Verbum sentiendi, l‘ escueil als Subjektsakkusativ. Das v. ruiner verlangt ein

Objekt;  einen Sinn ergibt nur die Auffassung, wonach l‘ escueil Subjekt und

ceulx du naufraige Objekt des Infinitivs sind.

 

 

         Vz 1 [Seuche und Schwert]  Die >Seuche< bedeutet die rapid sich ausbreitenden Lehren des

         >neuen Heiligen<, 10/30 [IX].  Als >Seuche<, die das Christentum verdrängen will, erscheinen diese

         Lehren auch in Vers 8/21.  Das >Schwert< steht hier für die Invasion militanter Muslime nach Europa

         in der Zeit nach dem Kataklysmus.  Auch sie werden den christlichen Kirchen erfolgreich Konkurrenz

         machen, 6/54 Vz 1 [VI], aber noch nicht in der Lage sein, sie zu zerstören.

         Vz 2 [Berggipfel vom Himmel geschlagen]  Wie der >Läuterungsberg< in 1/69 [VII] steht >der Berg<

         für die himmelstrebende >Friedensordnung<, in deren Bahnen sich die vermeintlich als ganze auf

         dem Weg der Besserung befindliche Menschheit nach den kosmischen Ereignissen bewegen wird. 

         Auf diesem >Berg< werden später >Blitze< niedergehen, 1/65 [XII].  Damit ist hier vor allem der

         Bannstrahl gegen die alten Lehren der katholischen Kirche gemeint, 10/65 [s.o.].  Er wird ihr >den

         Rest geben<, das zu Ende bringen, was >Seuche< und >Schwert< „nicht vollenden konnten“. 

         Vz 3/4 [Fels richtet Schiffbrüchige zugrunde/ Abt stirbt]  Der >Fels< an der Spitze des >Berges< ist

         wie in 1/21 [III] und 1/43 [VIII] jener >Mann Gottes<, der sich den Menschen nach dem Kataklysmus

         als ruhender Pol und geistige Zuflucht anbietet.  In der zweiten Phase seiner Herrschaft werden

         >Schiffe<, Symbole der Glaubensgemeinschaften der alten Religionen, >in Seenot geraten<, weil sie

         >auf einen Felsen laufen< und kentern.  Es schient hier, als würden sich manche ihrer Passagiere

         auch dann noch >an den Felsen klammern wollen<, obwohl er es ist, der sie in Not bringt und jene,

         die sich für „die Seinen“ halten, zugrunderichtet, 10/44 [s.o.].

         Ein Abt ist ein Würdenträger einer christlichen Glaubensgemeinschaft;  wahrscheinlich ist der letzte

         Papst gemeint.  Sein Tod ist zuerst ein seelisch-geistiges Ende, weil alles, woran er geglaubt hat,

         dann nicht mehr gelten soll.