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         Kapitel 16  Bürgerkrieg und Emigration

           Auszug aus dem historischen Inhaltsverzeichnis

           06/08    Emigration der Gebildeten                                                                         

           01/61    Emigranten arbeiten vom Ausland her gegen die neuen Herren 

           01/03    Der Adel gibt sich bürgerlich, Weiße und Rote unversöhnlich               

           02/02    Truppen der Revolution gegen königstreue Weiße                       

           04/63    Revolutionäre Armee gegen royalistische Aufstände                   

           05/33    Gräuel in der Vendée                                                                        

           10/40    Großbritannien unterstützt die Aufständischen in der Vendée              

 

        Emigration der Gebildeten

 

06/08    Ceux qui estoyent en regne pour scauoir,/

Au Royal change deuiendront apouuris:/

Vns exilez sans appuy, or, n‘ auoir,/

Lettrez & lettres ne seront à grand pris. (1568)

 

Jene, die an der Regierung waren wegen ihrer Kenntnisse,/

werden beim königlichen Wechsel machtlos werden,/

manche ins Exil geschickt ohne Hilfe, Gold noch Habe./

Gebildete und Bildung werden nicht sehr hoch geschätzt sein.

 

2) Ein v. apouvrir war und ist nicht gebräuchlich.  V. appauvrir verarmen.

Das n.m. pouvoir mit dem a- vorweg weist auf das Machtloswerden der Gemeinten.

 

 

         Vz 1/2 [Regierungsfachleute entmachtet]  Rechtsgelehrte und Finanzfachleute, die dem Hof

         gedient haben, sind mit der faktischen Entmachtung des Königs im Jahr 1789 nicht mehr gefragt. 

         Bekanntestes Beispiel ist Jacques Necker, letzter Finanzminister in Diensten Ludwigs XVI.

         Vz 2 [… beim königlichen Wechsel]  Das könnte der Wechsel auf dem Thorn infolge des natürlichen

         Erbganges sein.  Im Kontext von Exil und Geringschätzung der Bildung wird aber deutlich, dass es

         um die Beseitigung der französischen Monarchie in den Jahren 1789ff geht.

         Vz 3 [Ins Exil geschickt ohne Hilfe, Gold, Habe]  Die Güter des Exiladels werden vom französischen

         Staat konfisziert und größtenteils verkauft.  Die Emigranten werden ohne Entschädigung um ihre

         „Habe“ gebracht.  Aus ihrer Heimat haben die ins Exil Geflohenen keine „Unterstützung“ mehr zu

         erwarten. Erst recht werden sie von den neuen Herren nicht wertgeschätzt (ohne >Gold<).

 

„Die Emigration war sicherlich eine überaus heterogene Erscheinung, aber die

Pariser Machthaber setzten sie in ihrer Gesetzgebung und in ihrer Propaganda

schlicht mit der Idee des aristokratischen Komplotts und des Bündnisses mit den

ausländischen Mächten gleich.  So wurde der Emigrant zu einem der Symbole

jener Vergangenheit, die die Revolution von Grund auf zerstören wollte.“

 

Kritisches Wörterbuch der Französischen Revolution, Furet/Ozouf (Hsgr.),

Frankfurt/Main 1988, Band I, S. 546

Vz 4 [Gebildete und Bildung nicht geschätzt]  Die Flucht vieler Adliger bedeutet auch einen Aderlass

an der schmalen Schicht der im herkömmlichen Sinn Gebildeten.  Im Offizierskorps, dem bis 1789

nur Adlige angehören, entstehen beträchtliche Lücken, die nicht so schnell geschlossen werden

können, wie es die Bedrohung der Revolution durch ausländische Mächte erfordert.  Auf der anderen

Seite der Bilanz steht, dass die im aufklärten Sinn Gebildeten aus dem Bürgertum nun ganz neue

Möglichkeiten bekommen, Karriere zu machen.  N. nimmt die negative Seite der Umschichtung wahr,

die sich vollzieht.

 

 

       Emigranten arbeiten vom Ausland her gegen die neuen Herren

 

01/61    La republique miserable infelice/

Sera vastée du nouueau magistrat:/

Leur grand amas de l‘ exil malefice/

Fera Sueve rauir leur grand contract.

 

Die Republik, elend, unglücklich,/

wird verwüstet werden von der neuen Obrigkeit./

Ihnen tut (eine) große Gruppe vom Exil her Übles,/ sie wird

(die) Deutschen ihre große Übereinkunft zerreißen lassen.

 

1) Lat. Adj. infelix unglücklich, unheilvoll

2) Lat. v. vastare menschenleer machen verwüsten

3) Mittelfrz. n.m. amas große Gruppe (grande troupe),

mittelfrz. n.f. malefice Missetat (méfait), Vergehen (délit)

4) Suebi hießen bei den Römern ein germanischer Volksstamm

zwischen Elbe und Rhein.  Lat. v. rapere rauben, zerreißen.

 

 

         Vz 1/2 [Republik von neuer Obrigkeit …]  Eine „neue Obrigkeit“ gibt es in Frankreich ab Juli 1789,

         als sich die Generalstände zur verfassunggebenden Versammlung erklären.  Die „Republik“ wird

         erst am 22.9.1792 ausgerufen.

         Vz 2 [… verwüstet]  Nach der Zerstörung der alten Ordnung werden die Franzosen durch den

         Justizterror der Jahre 1793/94, durch Aufstände und Bürgerkrieg im Innern sowie durch Kriege mit

         äußeren Feinden bedroht und ihr Land verwüstet.

         Vz 3 [Große Gruppe im Exil …]  Im Jahrzehnt nach 1789 verlassen insgesamt etwa 150 bis 160

         Tausend Menschen freiwillig als adlige Dissidenten oder gezwungen als Verfolgte, also aus

         politischen Gründen, das revolutionäre Frankreich. (Furet/Ozouf a.a.O. S. 547).  Sie gehen

         in alle Welt - bevorzugte Exile sind Deutschland und Großbritannien.

         Vz 3 [… tut ihnen Übles]  Die Emigranten um die beiden Brüder des Königs versuchen die

         europäischen Mächte zum Krieg gegen das Regime der Revolution zu bewegen.  Eine eigene

         kleine Armee wird aufgestellt.  Der Einfluss des französischen Exiladels in Europa bleibt aber

         eher gering, und militärische Erfolge seiner Aktionen bleiben aus.

Vz 4 [Exilanten lassen Deutsche ihren großen Vertrag zerreißen]   Es konkurrieren verschiedene

Deutungen.

1) Pfändler (1996 S. 97) will hier den Gesellschaftsvertrag erkennen, auf dem nach den aufgeklärten

Ideen des J.J. Rousseau das Zusammenleben der Menschen beruht.  D i e s e n  >Vertrag zu zerreißen<,

dringen 1792/93 Truppen aus deutschen Landen nach Frankreich vor.  Nur gelingt es ihnen nicht,

die Revolution in Frankreich zu revidieren.  Da wird nichts zerrissen.

2) Man kann hier auch an das Ende des alten Kaiserreichs als Folge der französischen Revolution

und der Napoleonischen Kriege denken (Kap.22).  Das alte Reich beruht auf „Vertrag“ insofern, als die

Verrechtlichung der Herrschaft in den Reichsgrundgesetzen (Goldene Bulle, Westfälischer Friede usw.)

den jahrhundertelangen Niedergang begleitet.  Im August 1806 wird  d i e s e r  Vertrag zerrissen.  Nur

geschieht das nicht auf Betreiben der französischen Exilanten, sondern Napoleons.

3) Eher ist beim „großen Vertrag“ an den Westfälischen Frieden von 1648 zu denken, der u.a.

die Grenzen des Reichs mit Frankreich fixiert.  In den nachfolgenden Friedensverträgen aus der

Zeit Ludwigs XIV. wird diese Grenze weiter nach Osten verschoben.  Truppen aus dem Reich

haben sie schon lange nicht mehr überschritten.  Das ändert sich 1792, als Frankreich nach

Invasionsdrohungen aus dem deutschen Reich Österreich den Krieg erklärt.  Und dabei haben

französische Exilanten ihre Hände im Spiel.

 

„Nach der gescheiterten Flucht der königlichen Familie … verstärken die

Emigranten, alle voran die beiden Brüder des Königs, ihre Bemühungen, die

europäischen Mächte zu Maßnahmen gegen die Revolution zu bewegen. 

Am 27. August 1791 erklärten der Kaiser und König Friedrich Wilhelm II.

von Preußen in Pillnitz gemeinsam die Absicht, Louis XVI. zu unterstützen; 

dies trug wesentlich zur Schaffung des Klimas bei, aus dem im April 1792

die französische Kriegserklärung an Österreich entstand.“

 

               Paschold/Gier, Die Französische Revolution, Ein Lesebuch, Stuttgart 1989, Kap.36

 

 

        Der Adel gibt sich bürgerlich, Weiße und Rote unversöhnlich 

 

01/03    Quand la lictiere du tourbillon versee,/

Et seront faces de leurs manteaux couuers,/

La republique par gens nouueaux vexée,/

Lors blancs & rouges iugeront à l’ enuers. (1555)

 

Wenn die Sänfte vom Wirbelsturm umgestürzt (sein wird),/

und Gesichter unter Mänteln versteckt sein werden./

wird die Republik von neuen Leuten zerrüttet werden./

Dann werden sich Weiße und Rote gegenseitig verurteilen.

 

1) Mittelfrz. n.f. lictiere Sänfte (chaise à porteurs), Streu (litière)

 

  

         Vz 1 [Sänfte …]  Im Ancien Régime, der Monarchie alter Prägung, sind Sänften dem Hochadel und

         dem hohen Klerus vorbehalten.  Die >Sänfte< ist daher Symbol für die alte, ständisch gegliederte

         Feudalordnung.

         Vz 1 [… vom Wirbelsturm umgestürzt]  Der >Wirbelsturm<, der >die Sänfte umstürzt<, ist die

         Revolution. Am 4. August 1789 werden die feudalen Vorrechte abgeschafft, und ab September

         1792 wird Frankreich erstmals Republik.

         Vz 2 [Gesichter unter Mäntel versteckt]  Unmittelbar nach dem Umsturz fliehen viele Adlige außer

         Landes.  Die im Land bleiben, beginnen ihr Erscheinungsbild der neuen bürgerlichen Mode anzu-

         passen. Man >versteckt das Gesicht<  -  das >Gesicht< als Metapher für die charakteristische äußere

         Erscheinung, die mit Kleidung, Perücke usw. den adligen Stand der Person kenntlich gemacht hat.

         Vz 3 [Von neuen Leuten …]  Die „neuen Leute“ sind die Angehörigen des Dritten Standes, so wie

         im antiken Rom ein Emporkömmling ohne adligen Stammbaum homo novus hieß. 

         Vz 3 [… die Republik zerrüttet]  Während der Diktatur der Jakobiner 1793/94 wird die neue Republik

         durch Justizterror, Bürgerkrieg und Krieg mit äußeren Feinden zerrüttet.

         Vz 4 [Weiße und Rote …]  Pfändler (1996 S. 54) erkennt hier Girondisten und Jakobiner.  Rot ist

         traditionell und so auch bei N. die Farbe derer, die sich unter Blutvergießen gegen die alte Ordnung

         auflehnen.  Es sind Bürgertum und niederer Klerus, die die Revolution in Frankreich getragen haben. 

         Weiß ist dagegen die Farbe der Königstreuen, ihrer Fahne und ihres Waffenrocks, 2/2 (s.u.).

         Vz 4 [… verurteilen sich gegenseitig]  Die Verfassung von 1791 steuert noch einen mittleren Kurs

         zwischen der alten Monarchie und den Forderungen nach radikaler Demokratie.  Aber im Jahr 1792

         setzen sich unter dem Eindruck der Unversöhnlichkeit ausländischer Mächte die Radikalen in Paris

         durch, rufen die Republik aus und erklären Österreich den Krieg.

 

 

        Truppen der Revolution gegen königstreue Weiße

 

02/02    La teste blue fera la teste blanche/

Autant de mal que France a fait leur bien./

Mort a l’ anthêne grand pêdu sus la branche,/

Quand prins des siês le rox dira combien. (1555)

 

Der blaue Kopf wird dem weißen Kopf/

ebenso viel Schlechtes tun, wie Frankreich ihnen Gutes getan hat./

Tod für die Blume, der Große aufgehängt oben am Ast./

Gefangen von den Seinen, wird der König sagen:  Wieviele!

 

3) anthene ist gebildet nach dem griechischen n.n. anthos Blume, Blüte.

Zur Blume s. im Glossar unter -> lis.

Mittelfrz. sus über (sur), oberhalb, oben (en haut), obendrauf (dessus).

 

 

         Vz 1 [Blau und Weiß]  Weiß war in Frankreich die Farbe des Königs und ist im Frankreich der

         Revolution die Farbe der Königstreuen, ihrer Fahne wie ihres Waffenrocks.  Das Blau der Trikolore

         ist die Farbe der republikanischen Armee, die dem revolutionären Paris unterstellt ist.

         Vz 2 [Blauer Kopf tut dem weißen Kopf Schlechtes an]  Kopf bedeutet hier zunächst den >Kopf<

         einer Partei, eines politischen Lagers.  Im Jahr 1793 wird Robespierre zum mächtigsten Mann in

         Paris. Der Kopf der Royalisten ist der König.  Frankreich hat den >Blauen<, den Soldaten der

         Pariser Armee das Leben gegeben.  Und ebensoviel nehmen sie dem >weißen Kopf<. 

         Vz 3 [Tod für die Blume …]  Die Blume ist die Lilie im Wappen der französischen Könige.  Daher

         kann >die Blume< hier für einen dieser Könige stehen.  Ludwig XVI. wird im Januar 1793 auf der

         Guillotine hingerichtet.

         Vz 3 […aufgehängt oben am Ast]  Der Henker präsentiert manchmal, besonders bei prominenten

         Kandidaten, den abgetrennten Kopf dem Volk.  So wird auch der Kopf Ludwigs, mit einer Pike

         aufgespießt, dem gaffenden Volk hingehalten.

Vz 4 [König gefangen von den Seinen]  Weil er in der gemeinten Zeit der mächtigste Mann in Paris

ist, wird Robespierre hier als König angeredet, wie in 9/77 (Kap.17).  In den Sitzungen des Konvents

spricht er von Verschwörungen, nennt nur gelegentlich Namen von Verdächtigen und verbreitet damit

extreme Furcht.  Ende Juli 1794 wird er in einer dramatischen Sitzung des Konvents der Tyrannei

bezichtigt und verhaftet.  Er muss erkennen, dass er seine meisten Anhänger in der Nationalver-

sammlung und den Sektoren der Stadt verloren hat.

 

 

        Revolutionäre Armee gegen royalistische Aufstände

 

04/63    L‘ armee Celtique contre les montaignars,/

Qui seront sceuz & prins à la lipee:/

Paysans fresz pouseront tost faugnars,/

Precipitez tous au fil de l’ espee.  (1555)

 

Die keltische Armee wird gegen die Bergbewohner (ziehen),/

die aufgespürt und gefangen werden happenweise./

Sie werden hitzige Bauern treiben, (sind) bald Kelterer (?),/

alle gestürzt ins scharfe Schwert.

 

1) Zu keltisch s. Glossar unter Celtes.

2) Altes n.f. lippée Bissen (bouchée), Mahlzeit (repas)

3) Altfrz. Adj. fres frisch (frais), eifrig, hitzig (ardent); 

provencalisches n.m. faugnair einer der keltert.

4) Wendung passer au fils de l‘ epée über die Klinge springen lassen

 

 

         Vz 1 [keltische Armee]  Kelten heißen bei N. Menschen, die den christlichen Gehorsam ihren

         Herren gegenüber aufkündigen.  Wenn eine ganze Nation, getragen vom Zeitgeist, das tut, beginnt

         eine neuheidnische, nachchristliche Zeit.  Eine solche Nation hat sich für den Seher das Attribut

         >keltisch< im Sinne von heidnisch verdient, 2/99 (Kap.24).  

         Vz 1 [Armee gegen Bergbewohner]  Das könnte z.B. auch der Feldzug von 1702 gegen jene

         Hugenotten sein, die sich nach dem Edikt von Fontainebleau 1685ff in abgelegene Bergregionen

         der Cevennen zurückgezogen haben.  Aber die Armee selbst ist >keltisch< in dem oben ange-

         gebenen Sinn, und daher könne es keine Truppen sein, die unter dem Oberbefehl eines legitimen

         Königs stehen. Vielmehr ist hier an den Einsatz der Armee des revolutionären Paris gegen

         verschiedene royalistische Aufstände im Land zu denken.

         Vz 2/3/4 [aufgespürt happenweise/ Bauern/ Kelterer/ Schwert]  Angegriffene Bauern neigen von

         Natur aus dazu, sich hitzig zu wehren. Die vom Revolutionsfieber erfassten Truppen der Hauptstadt

         sind auch nicht friedlich.  Im Jahr 1793 bricht in der Vendée ein Aufstand von Königstreuen los, den

         die Truppen der Revolution bis zum Dezember niederkämpfen.  >Weißer< Terror steht gegen

         >roten< Terror, auf beiden Seiten werden Gräuel verübt.  Das >Keltern< bedingt die Auflösung der

         Form steht für den blutigen Tod der Aufständischen.

 

 

      Gräuel in der Vendée

 

05/33    Des principaux de cité rebellee,/

Qui tiendront fort pour liberté rauoir:/

Detrencher masles, infelice meslee,/

Crys hurlemens à Nantes piteux voir. (1568)

 

Einige Hauptpersonen der aufsässigen Stadt,/

die hart bleiben werden, um die Freiheit wiederzugewinnen …/

Sie zerfleischen Männer, unheilvoller Streit,/

Schreie, Gebrüll in Nantes, elend anzuschauen.

 

3) Mittelfrz. v. detrancher, detrenchier in Stücke schneiden

(tailler en pièces), niedermetzeln (massacrer), verstümmeln (mutiler).

 

  

         Vz 1/4 [aufständische Stadt/ Nantes]  Die Gegend um Nantes wird 1793 zum Mittelpunkt eines

         Aufstandes, der Gott und den König auf die Fahnen schreibt.  Der Pariser Konvent beschließt die

         „Zerstörung der Vendée“ und schickt den Kommissar Jean-Baptiste Carrier, um für Ordnung

         im Sinne der Revolution zu sorgen.  Nicht nur die Anführer, sondern alle, die in Verdacht geraten,

         werden hingerichtet.  Auch die Zivilbevölkerung wird nicht geschont. -   Im September 1794, also

         nach dem Sturz Robespierres, werden Carrier und einige seiner Leute hingerichtet.

 

 

        Großbritannien unterstützt die Aufständischen in der Vendée 

 

10/40    Le ieune nay au regne Britannique,/

Qu‘ aura le pere mourant recommandé,/

Iceluy mort LONOLE donra topique,/

Et à son fils le regne demandé.  (1568)

 

Der Junge (ist) erschienen in der britischen Regierung,/

was der Vater empfohlen haben wird./

ist dieser tot, wird (man) Olonne ein örtliches Heilmittel geben,/

und von seinem Sohn wird die Herrschaft gefordert.

 

1) Zu den Bedeutungsmöglichkeiten von naistre s. Glossar

3) N.m. topique 1. örtlich wirkendes Heilmittel 2. Topos (Rethorik)

 

 

         Vz 1 [Der Junge in der britischen Regierung]  William Pitt der Ältere stirbt im Jahr 1778.  Sein Sohn

         William Pitt der Jüngere wird erstmals 1783 Premierminister und bleibt es mit einer Unterbrechung

         bis 1806.

         Vz 3 [für Olonne ein örtliches Heilmittel]  Olonne ist eine Küstenstadt in der Vendee, wo es 1793 zu

         einem Aufstand der Königstreuen kommt, 5/33 (s.o.).  Im selben Jahr tritt Großbritannien der

         Koalition gegen Frankreich bei und unterstützt die französischen Royalisten in der Vendee. 

         Gegen eine Revolution, die das Zentrum und von daher fast das ganze Land erfasst hat, verordnet

         man ein >örtliches Heilmittel<, das schon deshalb wirkungslos bleiben muss. 

         Vz 4 [vom Sohn Herrschaft gefordert]  Von Großbritannien unter Führung Pitts wird „die Herrschaft

         gefordert“, nämlich die Herrschaft des legitimen Königs in Frankreich, doch 1793 noch ohne Erfolg.

         Erst über zwanzig Jahre später kann diese Forderung durchgesetzt werden.