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[XII] Letzte Zeit der alten Erde  -  Verbot der alten Religionen

Textregister 10/2, 3/3, 3/4, 3/5, 6/5, 2/60, 3/60, 10/10, 6/64, 1/65, 1/16, 2/16, 4/66,

 1/68, 4/68, 5/68, 8/69, 1/20, 5/71, 10/71, 1/73, 2/73, 9/73, 10/74, 8/77,

 10/78, 9/79, 1/30, 10/30, 2/81, 2/32, 3/82, 4/32, 5/32, 8/73, 9/83,

 1/84, 9/84, 4/35, 6/35, 2/86, 3/36, 5/86, 6/88, 2/40, 1/91, 8/41, 3/42,

 6/94, 9/44, 10/44, 1/45, 2/45, 3/45, 1/46, 1/96, 2/46, 5/96, 9/46, 10/96,

 5/98, 10/99, 1/100, 9/100

 VH (28), (30), (40), (42), (43), (44), (45)

Die in der folgenden Übersicht rot markierten und unterstrichenen Textstellen

werden weiter unten kommentiert.

(1) Relative Zeitangabe:

>nicht lange< 3/04 (Von der einen Finsternis bis

nach dem Kataklysmus zur anderen ist es nicht weit)

(2) Die alten Religionen

(a) werden angefeindet,  1/68 Vz 1/2 (drei Unschuldige

die Menschen als Gift verdächtigt)

in Streit geführt zu haben

(b) gelten als überholt 10/73 [VIII] (Gegenwart und Vergangenheit

 erhalten ihr Urteil vom großen Jupiter)

(c) ihr Schrifttum wird 7/36 (das ganze göttliche Wort versunken)

weggesperrt 2/27 Vz 3 [XI] (Schrifttum der alten Religio-

 nen kommt in den >Giftschrank<)

(3) alle drei Offenbarungs- VH (45) Blut der Vestalinnen vergossen)

religionen sind verboten 1/65 Vz 4 (drei unter Ketten weggeschafft)

 4/32 Vz 3 [X] (das Alte vertrieben)

 8/77 (drei bald annulliert)

 6/05 (nur das politische Gesetz gilt noch)

 5/62 (Blut regnet über die Felsen)

(a) die jüdische Religion VH (25) (erstes Bekenntnis ausgelöscht

 in Europa und Afrika)

(b) die christliche Religion 3/44 (Bann gegen Jungfrau, großes Unheil)

(Vorschau XI) 1/67 (weltweite >Hungersnot<)

(c) die islamische Religion 2/60 [IX] (punischer Glaube im Morgen-

(Vorschau IX) land gebrochen)

 3/05 (lange Not er  z w e i  großen Lichter)

 1/30 [X] (fremdes Schiff geplündert)

 10/30 [IX] (Grün verwandelt in rot und schwarz)

 8/83 (für  z w e i  großes Verderben)

(4) Die Verbote

(a) kommen >vom Himmel<, 5/32 Vz 3/4 [X] (Vom Himmel kommt er her,

d.h. von der Spitze zu beenden das Glück von Sonne und Mond)

des Regimes 10/10 (Befleckt mit Ehebrüchen/ Feind des

 ganzen Menschengeschlechts)

 9/79 Vz 3 (Oberhaupt abtrünnig vom Salböl)

(b) werden von Kirchen- 4/35 Vz 3 (Alleinstehende bewachen König)

führungen vollzogen 4/11 (ausführen wird man einen Schlag)

 

(5) Alle Glaubensgemeinschaften 10/2 (große Flotte unter Führung

sind gleichgeschaltet, einer Galeere)

 2/60 Vz 4 [IX] (Flotte zerstreut)

d.h. ihrer Glaubenslehren  6/61 [XI] (großes Tischtuch zusammen-

beraubt gelegt, aus Angst machen alle mit)

Regimetreue feiern Feste 2/16 (großes Opferfest, Triumph)

(6) Gemeinden Anders- 3/13 [XI] (Flotte schwimmt untergetaucht)

gläubiger im Untergrund 5/96 Vz 3 [XI] (Mund geschlossen)

(7) Verfolgungen Andersgläubiger 3/36 Vz 3/4 [X] (Ketzer verdammt)

(a) ohne Ortsangabe VH (42) (Verfolgung durch die Orientalen)

 VH (43) (Verfolgung durch militante Kirche)

 2/40 (Kampf >auf dem Meer< am heftigsten)

 10/99 (niemand bewacht die Hunde)

 9/100 Vz 4 (Zorn dem Besiegten)

(b) in Asien 3/60 (in ganz Asien öffentliche Verfolgung)

 3/03 (Extreme Trockenheit/ tief in Asien

 bebt die Erde)

(c) im ganzen Mittelmeerraum 5/98 [XI] (>schwere Trockenheit</

 >Fische im Meer hinüber<)

(d) in Europa 8/15 (Menschenmassen quälen Europa/

 zwei Verfinsterungen bringen Verfolgung)

 3/79 (Kette im Hafen von Marseille zerstört)

 1/20 (Zelte Fremdsprachiger in Frankreich)

 3/82 (>Heuschrecken< an der Côte d‘ Azur)

 3/83 (Christen in Südwestfrankreich verfolgt)

 3/43 (Warnung an Aquitanier, den Appennin zu

  überschreiten)

 3/38 (gallisches Volk jenseits der Berge gefangen,

 überwältigt, zum Abschwören genötigt oder tot)

 3/32 (Verfolgungen in Italien/ Südwestdeutschland)

 10/78, 6/28 (religiöse Verfolgungen in Rom)

 6/88 [VI] (Spanien verwüstet)

 9/44 [XI] (Genf - Gegner Christi löscht alle aus)

(e) dauern lange 3/05 [s.o.] (l a n g e  Not der beiden

 großen Lichter)

aber die Friedenszeit 1/16 [XI] (Zeitalter nähert sich der Erneuerung)

auf der neuen Erde kommt 1/17 (Die Geister scheiden sich

 am Wort Gottes)

 10/74 (großes Tausendzeitalter nicht weit)

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[XII] Letzte Zeit der alten Erde - Verbot der alten Religionen -

eine Auswahl kommentierter Texte

(1) Relative Zeitangabe: >nicht lange< nach dem Kataklysmus

Von der einen Finsternis bis zur anderen ist es „nicht weit“

 

 

03/04   Quâd seront proches (!) le defaut des lunaires,/ 

De l‘ vn a l‘ autre ne distant grandement,/

Ftoid, siccité, danger vers les frontieres,/

Mesmes ou l‘ oracle a prins commencement. (1555)

 

Wenn die Abwesenheit(en) der Lichter nahe sein werden/

- von der einen bis zur anderen ist es nicht weit -,/

(gibt es) Kälte, Trockenheit, Gefahr an den Grenzen,/

auch da, wo die Weissagung ihren Anfang genommen hat.

 

1) Die Syntax der ersten Vz ist schlampig durchgeführt, weil der Numerus

des Prädikats seront proches nicht mit dem Numerus des hauptsächlich

in Frage kommenden Subjekts le defaut übereinstimmt; korrekt gewesen

wäre les defauts. Das n.m. defaut bedeutet das Fehlen (absence) ebenso

wie Unvollkommenheit, Schwäche (imperfection), mittelfrz. auch Not (besoin).

1) In den lunaires wird im Hinblick auf den von den gleichen Ereignissen

handelnden Anschlussvers 3/5 Vz 1 [s.u.] eine metrumbedingte Verkürzung

von lu[mi]naires Lichter erkannt.

 

 

 

Vz 1/2 [Abwesenheiten der Lichter]  Die lunaires sind wahrscheinlich versmaßbedingt verkürzte

luminaires Lichter oder Leuchten.  Damit sind im Sprachgebrauch der alten Astrologen Sonne

und Mond gemeint.  Demnach wären sie es, die abwesend sind oder Not leiden. 

Das können natürliche Vorgänge im Kosmos sein, oder die >Abwesenheit von Sonne und

Mond< ist ein Sinnbild, wie in 3/5 [s.u.] oder 4/30 [X].  Zu beachten ist, dass die zweite

Verszeile von  z w e i  Abwesenheiten der beiden Lichter spricht.

Vz 2/3 [die eine, die andere (Abwesenheit)/ Trockenheit, Kälte] Die e r s t e Abwesenheit

von Sonne und Mond meint die Verfinsterung im Zuge des Kataklysmus, VH (18);  sie soll

drei Tage anhalten, 1/46 [III].  Die  z w e i t e  >Abwesenheit von Sonne und Mond< bedeutet,

dass die christliche wie die islamische Religion ihr geistiges Licht nicht mehr verbreiten

dürfen, d.h. im Klartext, dass diese beiden alten Religionen verboten sind, s. im Glossar unter

-> sol und -> lune.  Die >Trockenheit< bedeutet die Abwesenheit des >lebendigen Wassers<,

des von Gott inspirierten Wortes aus der Wahrheit, das dann von der Oberfläche der Erde

verbannt werden soll, wie in 3/03 [s.u.];  -> siccité.  Die >Kälte< könnte in diesem Kontext

bedeuten, dass den Anhängern der alten Religionen die Vertrautheit ihrer geistigen Heimat

genommen werden soll.

Vz 3/4 [Gefahr]  Die Gefahr an den Grenzen Frankreichs dürfte von den Fremden ausgehen,

die im Auftrag des globalen Regimes Menschen, die dem Verbot widerstreben, „in Überein-

stimmung bringen“ sollen, 3/38 Vz 4 [s.u.].  Die Weissagung ging aus von Salon-de-Provence,

wo N. 1555 lebte.

Vz 2 [Nicht weit von der ersten bis zur zweiten Abwesenheit] Von der ersten natürlichen bis zur

zweiten sinnbildlichen Abwesenheit von Sonne und Mond werde es „nicht weit“ sein, sagt N. von

der für ihn fernen Zukunft.  Der Mann, der einige Jahre nach dem Kataklysmus zum Weltherrscher

aufsteigt, werde „nicht lange“ Frieden halten, heißt es parallel in Vers 1/4 [VIII].  Damit ist wahr-

scheinlich eine Zeitspanne zwischen neun und elf Jahren von seiner Wahl, 8/41 [III], oder Inthroni-

sation bis zum Erlass der Verbote gemeint, Vorschau [VII], Abschnitt (15).

 

(2) Die alten Religionen ...

(a) ... werden angefeindet, die Menschen in Streit geführt zu haben

Drei Unschuldige als Gift verdächtigt

 

 

01/68   O quel horrible & malheureux torment/

Troys innocens qu’ on viendra à liurer./

Poyson suspecte, mal garde tradiment/

Mis en horreur par bourreaux enyurés. (1555)

 

O welch schrecklicher und unglückseliger Pein/

wird man drei Unschuldige ausliefern!/

(Als) Gift verdächtigt, schlecht bewacht die Tradition,/

in Schrecken versetzt durch betrunkene Henker.

 

3) tradiment gibt und gab es nicht.  Dem Reimzwang folgend,

hat N. an tradi- ein –ment angehängt und so das n.f. tradition  abge-

wandelt.  Es könnte wohl auch eine Abwandlung des mittelfrz. n.f.

traistrement Verrat sein (> lat. v. tradere), wie in 7/29 (Kap.3). 

Aber ein schlecht bewachter Verrat ist eher abstrus.

3) suspecte könnte auch Adjektiv sein: „verdächtiges Gift“;

garde könnte auch Substantiv sein: „ein Übler bewacht die Tradition“;

An der Deutung ändern diese Varianten nichts.

 

 

Vz 1 bis 3 [Drei Unschuldige als Gift verdächtigt ...] Die "drei" sind die drei Offenbarungs-

religionen, die jüdische, die christliche und die islamische Religion. Diese „drei“ wird der

antichristliche Weltherrscher „annullieren“, 8/77 [s.u.].  Die Anhänger der >neuen Religion<

verdächtigen und beschuldigen die alten Glaubensformen, >Gift< zu sein, indem sie das

Streben der Menschen vom irdischen Aufbau abzulenken und auf die Ewigkeit hinzulenken

versuchen.  Selbstverständlich wird auch auf die vielen Kriege verwiesen, die im Namen der

alten Religionen geführt wurden.  N. aber erkennt keine Schuld darin, dass die alten Religionen

die Menschen dazu anleiten, nicht nur diesseitige Ziele zu verfolgen und hält sie in diesem

Sinne für „unschuldig“.  Dass Religion dazu missbraucht wurde, um Macht auszuüben, ist

nicht ihr, sondern denen vorzuwerfen, die sie missbrauchten.  Dass Religionen missbraucht

werden k ö n n e n, ist niemandem vorzuwerfen, denn dass das Böse auf die Menschen ein-

wirken kann, ist um ihrer Freiheit willen, die zur Ebenbildlichkeit gehört, so eingerichtet. 

Die >neue Religion< wird deshalb nicht missbraucht werden können, weil sie selbst bei

den alten Offenbarungen abkupfert und sie konsequent und erfolgreich missbraucht.  Nur

zur Machtausübung geschaffen, wird sie keine Religion sein, sondern eine „große Nichtigkeit“,

10/20 [X].

Vz 1[… gepeinigt] Die >neue Religion< ist eine „festgelegte große Nichtigkeit“, 10/20 [X],

d.h. es wird genau bestimmt, was alle Menschen von ihrer Verkündung bis in alle Zukunft

für wahr halten sollen.  Die alten Lehren werden als Steinbruch verwendet, 3/44 [s.u.]. 

Die „Pein“, die ihnen widerfährt, besteht darin, dass ihnen der Jenseitsbezug vollständig

genommen werden soll, 4/56 [XI].

Vz 3 [Tradition schlecht bewacht …] Dass sich die Leiter und Lenker der alten Religionen

eher als Steigbügelhalter denn als Bremser dieser Entwicklung betätigen, ist für den Fall der

katholischen Kirche öfters belegt, Vorschau [IV] und [V]. Daher erkennt N. die Tradition als

eine „schlecht bewachte“.

Vz 4 […in Schrecken versetzt durch betrunkene Henker] Die Peiniger oder „Henker“ sind

jene Vertreter des globalen Regimes, die die Einhaltung der >neuen Religion< und ihrer

Urteile über die Vergangenheit überwachen sollen.  Besoffen geredet von der „geschraubten

Sprache“ des großen Philosophen, 8/78 [XI], werden sie im Machtrausch handeln.  Die

Herren Goebbels und Freisler lassen grüßen.

 

(b) ... gelten als überholt

Der Weltherrscher wird sich, passend zu seiner Rolle als (vermeintlich) >wiedergekommener

Christus<, als der große Richter von Vergangenheit und Gegenwart aufspielen, 10/73 [VIII]. 

Das Amt des Richters am Ende der alten Erde ist Christus vorbehalten: „Dann sah ich den

Himmel offen, und siehe, da war ein weißes Pferd, und der, der auf ihm saß, heißt >Der Treue

und Wahrhaftige<;  gerecht richtet er und führt er Krieg… Aus seinem Mund kam ein scharfes

Schwert; mit ihm wird er die Völker schlagen.  Und er herrscht über sie mit eisernem Zepter…“

(Offenbarung des Johannes Kapitel 19 Verse 11 und 15 [Einheitsübersetzung]).  Dieses Amt

maßt sich der vermeintlich >Wiedergekommene< an.  Er verwirft alle Vergangenheit, um für

seine Gegenwart das prophetisch verheißene Friedensreich als nunmehr erreichtes Ziel der

Geschichte auszurufen.  Die alten Religionen werden begraben und sollen vergessen werden,

8/28 [X].

 

(c) ... ihr Schrifttum wird weggesperrt

Dass das Alte und das Neue Testament werde "verworfen und verbrannt" werden, kündigt

N. bereits in der Vorrede an seinen König an, VH (43). Das "göttliche Wort" werde "vom

Himmel geschlagen" werden, 2/27 [XI], d.h. die Offenbarungsschriften der alten Religionen

werden von Machthabern, die sich göttliche Macht anmaßen, von der Oberfläche der Erde

verbannt. "Gott, der Himmel, das ganze göttliche Wort" werde wie von Fluten weggerissen

werden, 7/36 Vz 1; diese >Fluten< bedeuten das Gleiche wie die >Überschwemmung< mit

den Lehren einer >neuen Religion<, 2/93 [V].

 

(3) Alle drei Offenbarungsreligionen sind verboten

Drei unter Ketten weggeschafft

 

 

01/65   Enfant sans mains iamais veu si grâd foudre:/

L‘ enfant royal au ieu d‘ oesteuf blessé./

Au puy brises: Fulgures alant mouldre:/

Trois sous les chaines par le milieu troussés.  (1555)

 

Das Kind ohne Hände sah niemals so mächtigen Bannstrahl./ 

Das königliche Kind beim Ballspiel verletzt./

Auf dem Berg Zerstörte, Blitze im Begriff einzuschlagen./

Drei unter Ketten (Eichen) durch die Mitte weggeschafft.

 

2) Mittelfrz. n.m. esteuf Ball (eines alten Ballspiels)

3) N.m. puy Anhöhe, Berg.  S. dazu Glossar unter -> mont.

V. briser zerbrechen, altfrz. n.m. bris Schiffbruch (naufrage), Wrack (épave).

Die fulgures sind ein Latinismus vom lat. n.n. fulgur Blitzschlag,

einer Variante von -> foudre.

4) Der Lautung nach sind chaînes Ketten von chênes Eichen

nicht unterscheidbar, so dass auch letztere gemeint sein können.

Mittelfrz. v. trousser wegtragen, abtransportieren (emporter, enlever)

 

 

Ein verstümmeltes Kind erlebt ein Gewitter; ein Kind, das einmal König werden soll, verletzt sich beim

Ballspiel; auf einem Berg Blitzschlag; drei Menschen suchen Schutz unter Eichen und verschwinden

wieder. Aber so verstanden, fehlt die Qualität des Geschichtlichen, die in den Centurien durchgängig

vorliegt.

Vz 1/3 [Mächtiger Bannstrahl/ Blitze im Begriff einzuschlagen auf dem Berg] Der Kirchenbann,

den der Papst verhängen kann, heißt foudre de l‘ Eglise und bedeutet die Ausschließung aus

der kirchlichen Gemeinschaft.  In der dritten Verszeile ist von >Blitzen<, also Mehrzahl, die Rede. 

Die gemeinten Bannstrahle werden so mächtig sein, wie sie noch niemand erlebt hat (jamais veu). 

Es geht um die Verbotsdekrete, die den alten Glaubensgemeinschaften ihre Inhalte wegnehmen,

indem ihre Glaubenslehren verboten werden und für alle Zukunft nicht mehr gelten sollen.  Die

Bannstrahle gehen nieder auf einem „Berg“ mit „Eichen“ (chênes, altfrz. chasnes oder chesnes). 

Es ist der >Olymp<, der Berg der olympischen Götter, voran des Zeus, dem diese Bäume geweiht

waren, nach deren Rauschen im Heiligtum seine Priester weissagten, um deren Laub in Olympia

gekämpft wurde.  Zeus alias Jupiter ist bei N. Deckname des Weltherrschers, -> Iupiter;

der Berg bedeutet die Weltordnung, an deren Spitze er steht, -> mont.

Vz 3/4 [Auf dem Berg Zerstörte/ drei unter Ketten weggeschafft] Die „Zerstörten“ sind demnach

die Glaubensgemeinschaften der alten Religionen, namentlich der drei Offenbarungsreligionen. 

Sie werden als Organisation und Institution nicht angetastet, aber der Glaube, den sie verkünden,

soll nicht mehr gelten.  Sie stehen also entleert da, sind Ruinen, 10/65 [XI];  der Schiffsmetaphorik

nach sind sie Wracks.  Die >Ketten< haben sich die alten Glaubensgemeinschaften selbst

anlegen lassen, indem sie sich auf den Weltfrieden und seinen vermeintlichen Vorkämpfer

verpflichteten, Vorschau [X]. „Altes … wird dann weggeräumt aus der Mitte“, heißt es parallel

in 4/32 [VII].

Vz 1/2 [Kind ohne Hände/ königliches Kind verletzt] Das >Kind ohne Hände< ist der

letzte Papst, der angesichts des Verbotes der Glaubenslehren seiner Kirche machtlos ist,

weil diese sich auf den Mann an der Spitze des Regimes verpflichtet haben wird, 10/55 [IV]. 

Zur Machtlosigkeit vgl. a. VH (23).  Das „königliche Kind“ dürfte der spätere Herrscher von

Europa sein.  >Kinder< können für Herrscher zu einer Zeit stehen, da sie ihre Macht noch

nicht entfaltet haben.  Die Verletzung beim Ballspiel ist eher nicht wörtlich gemeint, aber

noch ungeklärt.

 

Der Antechrist wird drei recht bald annulliert haben

 

 

08/77   L‘ antechrist trois bien tost annichilez,/

Vingt & sept ans sang durera sa guerre,/

Les heretiques mortz, captives exilez,/

Sang corps humain eau rogie gresler terre. (1568)

 

Der Antechrist, drei (werden) recht bald zunichte gemacht (sein)./ 

Siebenundzwanzig Blutjahre wird sein Krieg

dauern./  Die Ketzer tot, gefangen die Exilanten,/

Blut von Leichnamen rötet das Wasser, Hagel schlägt das Land.

 

1) Zum -> Antechrist s.a. das Glossar

V. annihiler zunichte machen, zerstören.

Mittelfrz. v. anichiler annullieren, für nichtig erklären (annuler),

abschaffen, aufheben (von Gesetzen) (abolir)

 

 

 

Vz 1/2 [Antechrist/ Ketzer] Unter Antechristen im Allgemeinen werden im Johannesbrief

Menschen verstanden, die den Glauben an Jesus Christus ablehnen.  N. hat drei nacheinander

auftretende Herrscher gesehen, deren Gesinnung und Taten ihm zufolge gegen den christlichen

Glauben verstoßen, s.a. -> Antechrist.  Ketzer sind dem Begriff nach Abweichler vom rechten

Glauben;  N. legt entweder  s e i n e n  Maßstab zugrunde, wonach alle Nichtkatholiken vom

rechten Glauben abweichen;  oder er spricht von einer zukünftigen Orthodoxie, deren Vertreter

die Abweichler als Ketzer verfolgen, s.a. -> heretique„Der Antechrist“, der etwas zunichte

macht, deutet wie die getöteten „Ketzer“ zwei Zeilen weiter darauf hin, dass es im vorliegenden

Vers um Machtausübung auf dem Gebiet der Religion geht.

Vz 1/4 [drei recht bald zunichte gemacht] Auf die beiden schon Geschichte gewordenen

Herrscher, die N. als antichristlich einstuft, passt der Vers nicht;  von daher ist zu vermuten, dass

er von dem noch ausstehenden Weltherrscher, 1/4 [VIII], handelt.  Die „drei“, die er „annulliert“,

„zunichte macht“ oder schlicht „abschafft“, sind die drei Offenbarungsreligionen:  die jüdische,

die christliche und die islamische Religion.  Wie die anderen alten Religionen werden sie sich

in den ersten Jahren nach dem Kataklysmus noch erhalten können, 8/69 [VII], angeblich von dem

entstehenden globalen Regime sogar hoch geschätzt sein, 5/32 [VII].  Aber „recht bald“, nach

wenigen Jahren, werden die alten Glaubenslehren nicht mehr geduldet, weil an ihre Stelle die

Lehren einer >neuen Religion< [X] treten, die verbindlich für alle Menschen gelten sollen.

Vz 4 [Blut von Leichnamen rötet das Wasser] Das Blut von Leichnamen im Wasser gehört

in das Sinnbild des >Krieges auf See< für den Kampf gegen die alten Religionen, 2/40 [s.u.]. 

Die Schiffe bedeuten die verschiedenen Glaubensgemeinschaften.  Die Leichname sind die

der >alten Götter<, die >verbluten<, 5/62, d.h. ihr Leben lassen, indem der Glaube an sie

verboten wird.  Den alten Glaubensgemeinschaften wird ihr >Blut<, die Glaubenslehren, von

denen sie geistig leben, genommen.  Die alten >Schiffe< erleiden Schiffbruch, 5/31 [III],

treiben führerlos, sind Wracks, 1/65 [s.o.].

Vz 2/3/4 [Krieg/ Ketzer tot/ Exilanten gefangen/ Hagel] Wer sich nicht zur >neuen Religion<

bekennt und an den alten Glaubenslehren festhalten will, gilt als >Ketzer<, d.h. Vertreter einer

Irrlehre.  Zunächst wird noch versucht, die Abweichler einzubeziehen, sie in die „militante

Kirche“ der >neuen Religion< hinein zu holen, 8/78 [XI].  Wer sich dann immer noch nicht fügt,

wird verfolgt und umgebracht.  Unter einem weltumspannenden Regime kann es in Wahrheit

kein Exil geben;  wer ein vermeintliches Exil aufsucht, wird am Ende gefangen.  Der Hagel

gehört im Buch Exodus Kapitel 9 zum Handeln Gottes, das den Auszug seines Volkes aus

der Knechtschaft vorbereitet und verweist auf die letzte Zeit der alten Erde, -> gresle.

Vz 2 [siebenundzwanzig Jahre/ Hagel]  Der antichristliche Weltherrscher werde „siebenund-

zwanzig Blutjahre“ lang Krieg führen, Krieg in Sachen Religion soll das Blut besagen, das für

Glaubenslehren stehen kann -> sang;  aber andernorts ist im gleichen Kontext von 25 Jahren

die Rede, VH (44);  die Angaben weichen also voneinander ab;  zudem können hier auch Monate

gemeint sein, weil N. manchmal Jahre sagt und Monate meint (und umgekehrt), -> an.  Das Ende

der Zeit des  - in der Zählung des Sehers -  dritten Antichristen fällt mit dem Ende der alten Erde,

annähernd zeitlich zusammen. Dieses Ende können wir bekanntlich nicht berechnen, Markus

Kapitel 13 Vers 32.  Daran ändert sich durch die Prophetie des Nostradamus nichts.  Besser

als Berechnungen anzustellen, ist es sicherlich, sich auf Jesu Verheißung zu besinnen: 

„Und wenn jene Zeit nicht verkürzt würde, dann würde kein Mensch gerettet; doch um der Aus-

erwählten willen wird jene Zeit verkürzt werden“, Matthäus Kapitel 24 Vers 22 [Einheitsübersetzung].

 

(a) die jüdische Religion ist verboten

Dazu heißt es in VH (25), dass „das erste Bekenntnis überall in Europa und im größten Teil

Afrikas ausgelöscht (exterminee) werde“, und zwar von Anhängern der „dritten Sekte“, die

in der gegebenen Auslegung für den Islam steht.

(b) die christliche Religion ist verboten

Dafür gibt es viele Belege, die in Vorschau [XI] aufgeführt sind.  Hier soll noch Vers 3/44

angefügt werden, der davon spricht, dass „der Bann gegen die Jungfrau großes Unheil“

bringen werde.

>Das Tier< gibt am Ende seine wahre Gesinnung kund

 

 

03/44   Quand l‘ animal à l‘ homme domestique/

Apres grads peines & saults viendra parler:/

Le (!) foudre à vierge sera si maleficque,/

De terre prinse; & suspendue en l’ air.  (1555)

 

Wenn das Tier, mit dem Menschen in Hausgemeinschaft,/

nach großen Anstrengungen und Sprüngen redet,/

wird der Bann gegen die Jungfrau großes Unheil bringen./

Von (der) Erde genommen wird sie und schweben gelassen in der Luft.

 

 

Vz 3 [Bann gegen Jungfrau bringt großes Unheil] Die >Jungfrau<, nämlich Maria, die Mutter Jesu,

steht für die christliche Religion und die Christen.  Der >Bann gegen die Jungfrau< bedeutet, dass

der Christenglaube und seine Zeugnisse auf Erden nicht mehr geduldet sind.  Dass der katholische

Seher darin „großes Unheil“ erkennt, versteht sich von selbst.  Wer einen lebendigen Glauben hat

und gegen die Unterdrückung standhält, wird verfolgt, erlebt Unheil im Erdenleben.  Wer den alten

Glauben nicht hat oder ihn in der Bedrängnis aufgibt, hat das gericht im Jenseits zu fürchten;  aber

das ist eine Wahrheit, an die er nicht glaubt. 

Vz 4 [sie wird von der Erde genommen und schweben gelassen in der Luft] Das >lebendige Wasser<

ist bei Johannes Kapitel 4 ein Gleichnis für das Wort Gottes.  In diesem >Wasser< gehen der Buch-

stabe, d.h. die Sprache als Material (>Erde<) und der im Wort sich äußernde Geist (>Luft<) eine

Verbindung ein.  Der die >Jungfrau< treffende >Blitz<, das >Feuer vom Himmel< löst diese

Verbindung, das Wasser zerfällt in seine Bestandteile >Erde< (Mineralien) und >Luft< (Dampf). 

Durch den Bann soll sich der dem NT innewohnende Geist Christi verflüchtigen.  Dieser >wird

von der Erde genommen und schweben gelassen in der Luft<, ist auf Erden nicht mehr erwünscht. 

Die verbliebene >Erde<, die Sprache des NT als Material, wird anderen Zwecken dienstbar ge-

macht, nämlich rein diesseitig gedeutet.  Parallel heißt es, dass die >Sprache [des NT] geröstet<

wird, 4/56 [XI], bis am Ende nur noch das >Mineral<, der Buchstabe ohne den Geist, übrig ist, 5/36 [X].

Vz 1/2 [Das Tier spricht den Bann aus]  >Das Tier<, das den Bann gegen die Jungfrau ausspricht,

steht für die christusfeindliche Macht, so wie in der Offenbarung des Johannes Kapitel 13 das

monströse Tier, das seine Macht vom Drachen hat, gegen Gott „anmaßende Worte und Lästerungen“

ausspricht.  N. beschreibt >das Tier< als ungestaltetes Monstrum, z.B. als „schrecklichen Fisch mit

Menschenantlitz“, -> monstre.  Die christusfeindliche Macht verkörpert sich in der letzten Zeit der

alten Erde in der Ungestalt des Weltherrschers, 1/4 [VIII], des dritten antichristlichen Herrschers,

den N. gezählt hat.  Dieser hat sich bei den Christen als >Haustier< getarnt eingeschlichen,

harmlos und nützlich;  indem er anfangs in die Identität Christi schlüpft, dient er sich den Christen

als Friedensbringer an.  Er stellt sich lange Zeit nicht offen gegen Gott;  seine „Anstrengungen

und Sprünge“ könnten sich auf die philosophischen Bemühungen dieses >großen Philosophen<,

4/31 [III], um den Weltfrieden beziehen;  aber sie nützen nichts, denn am Ende steht das Verbot

des christlichen Glaubens und auch der anderen alten Glaubensrichtungen und damit das Ende

des Weltfriedens.

 

(c) die islamische Religion ist verboten

Das >fremde Schiff<, das einen >Hafen< anläuft, von dem Friedenssignale ausgehen,

wird am Ende geplündert, seine Passagiere erleiden den Tod, heißt es in Vers 1/30 [X]. 

Näheres dazu auch in Vorschau [IX].

Abwesenheit der  z w e i  großen Lichter

 

 

 

03/05   Pres, loing defaut de deux grand luminaires/

Qui suruiendra entre Auril & Mars./

O quel cherté ! mais deux grands debonaires/

Par terre & mer secourront toutes pars.  (1555)

 

Nahe (ist) die lange Abwesenheit der zwei großen Lichter,/

die zwischen April und März plötzlich eintreten wird./

O welch großer Mangel!  Aber zwei große Wohltäter/ 

werden auf Land und Meer zu Hilfe eilen, (von) überall her.

 

1) N.m. défaut Mangel, Fehlen (absence) Abwesenheit; Fehler, Mangel,

(imperfection), mittelfrz. auch Not (besoin), Verlust (perte)

3) Mittelfrz. n.f. cherté Hungersnot (disette), großer Mangel,

Knappheit (pénurie)

 

 

 

Vz 1/3 [Abwesenhiet der zwei großen Lichter/ großer Mangel] In Vers 3/04 [s.o.] war schon von

zwei Abwesenheiten der Lichter die Rede;  die Deutung ergab, dass die natürliche Finsternis

im Zuge des Kataklysmus [II] und die einige Jahre später folgende geistige Finsternis gemeint ist,

die N. im Verbot der christlichen und der islamischen Religion erkennt.  Der Gott der Christen

(>Sonne<) und der Gott der Muslime (>Mond<) dürfen ihr Licht nicht mehr spenden.  „Großen

Mangel“ leiden dann die Gläubigen, weil an den öffentlichen Vollzug der Rituale ihrer jeweiligen

Religion nicht mehr zu denken ist, ohne sich in Gefahr zu begeben.  Von diesem großen Mangel

spricht auch Vers 3/34 [VIII];  man werde keinen Schutz davor haben, weil man gar nichts voraus-

gesehen haben werde. 

Vz 2 [tritt plötzlich ein zwischen April und März]  Vers 3/04 [s.o.] hat eine relative Zeitangabe

zum fraglichen Jahr, während sich hier nur eine Angabe zur Jahreszeit findet.  Die Angabe

„zwischen April und März“ klingt dabei nach einer Unsicherheit des Sehers.  Diese Unsicher-

heit mag damit zusammenhängen, dass

·  zur Zeit des Sehers noch der julianische Kalender gilt, dessen Reform durch Papst

Gregor XIII. im Jahr 1582 N. nicht gesehen hat, jedenfalls aber nicht beachtet, VH (33);  

der über die Jahrhunderte aufgelaufene Fehler betrug damals 10 Tage und wäre heute

auf 13 Tage angewachsen;

· der Kataklysmus [II] wahrscheinlich eine Verschiebung der Jahreszeit im Kalender bringt. 

Der erste Sommertag scheint danach der 25. Mai zu sein, 6/85 [XIII], d.h. der Zenit der

Sonnenbahn hat 27 Tage früher als bisher (21. Juni) seinen höchsten Stand erreicht.

Vers 9/83 [XI] kündigt das Verbot der christlichen Religion für einen Sonnenstand von 20° Stier

(ekliptikal 50°) an.  Wenn nun der Sommeranfang, der kalendarisch bei einem Sonnenstand von

90° liegt, auf einen 25. Mai fällt, erreicht die Sonne die 50° gut 40 Tage vorher, also etwa an

einem 15. April des Kalenders, der nach dem Kataklysmus gelten müsste, wenn Vers 6/85 [XIII]

hier richtig gedeutet wird.  So, als ein 15. April, wäre dann N.s Angabe „zwischen April und März“

zu verstehen.

Vz 4 [zwei große Wohltäter helfen auf Land und Meer]  >Land< und >Meer< können bei N. Politik

und Religion bedeuten, -> terre, -> mer.  Christus selbst wird den Bedrängten geistig und leiblich

Beistand leisten, wenn sie ihn darum bitten.  Denn: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis

zum Ende der Welt“, Matthäus Kapitel 28 Vers 20.  Und der Mann, in dem N. den „großen Stell-

vertreter Christi“ auf Erden erkennt, VH (17), nimmt militärisch den Kampf auf.  So könnten die

„beiden Wohltäter“ zu verstehen sein.   

 

(4a) Die Verbote kommen >vom Himmel< , d.h. von der Spitze des Regimes

Feind des ganzen Menschengeschlechts

 

 

10/10   Tasche de murdre, enormes adulteres,/

Grand ennemy de tout le genre humain,/

Que sera pire qu’ ayeulx, oucles, ne peres,/

Enfer, feu, eau, sanguine & inhumain. (1568)

 

Befleckt mit Mord (und) außerordentliches Ehebrüchen,/

(ist er ein) Feind des ganzen Menschengeschlechts,/

der schlimmer sein wird als Vorfahren, Onkel und Väter,/

(lässt zur) Hölle (fahren) Feuer (und) Wasser, blutig und

unmenschlich.

 

4) Mittelfrz. Adj. inhumain grauenhaft (atroce), monströs (monstrueux)

 

 

 

Vz 2/3 [Feind des ganzen Menschengeschlechts/ schlimmer als alle vor ihm] Es kann hier nur

der Weltherrscher gemeint sein, den N. vielfach angekündigt hat, Vorschau [VIII].  Denn niemand

vor ihm hat Macht gehabt über  a l l e  Menschen.  Allein dadurch kann er schon mehr anrichten

als alle, die vor ihm kamen.  Zudem wird er gründlicher sein beim >Aufräumen< mit den alten Reli-

gionen.  Eine Parallele hat Vers 9/5 [VIII]:  Der Weltherrscher werde des Vorgängers (gemeint

dort: Napoleons) „Unvollkommenheit korrigieren“;  gemeint ist dessen >Unvollkommenheit< beim

Vorgehen gegen die katholischen Kirche, mit deren Oberhaupt der >Vorfahr< des Weltherrschers

gröblich umgegangen ist, mit der er sich aber später, als er mit dem Segen der Kirche Kaiser

werden wollte, wieder vertragen hat.

Vz 1 [Ehebrüche/ Mord]  Der >Ehebruch< ist ein biblisches Bild für den Abfall von Gott.  Mit den

Angaben zu den >Familienverhältnissen< des gemeinten Weltherrschers greift N. die biblische

Symbolik auf, die das Verhältnis Gottes zu seinem auserwählten Volk in den Bildern von Braut-

werbung, Hochzeit, Ehebund und Familie beschreibt.  Mehr als einmal hat der Gott des AT zu

beklagen, dass die Israeliten von ihm abfallen und fremden Göttern dienen  -  in gut ausgemalten

Bildern von Untreue und Hurerei geben seine Propheten dies kund, z.B. Ezechiel in den Kapiteln

16 und 23.  Der >Ehebruch<, zu dem der Weltherrscher die Menschen verführt, ist also die

Untreue ihrem Gott gegenüber.  Die Mehrzahl der >Ehebrüche< ergibt sich daraus, dass alle

den alten Religionen anhängenden Menschen dazu gebracht werden sollen, sich von diesen

loszusagen.  Nachdem das Alte, als wären es säkulare Gesetze, >aufgehoben< ist, 5/24 Vz 3 [XI],

bzw. „zunichte gemacht“ wurde, 8/77 [s.o.], wird den Menschen etwas Neues, angeblich Besseres

präsentiert, das auch weithin großen Anklang findet.  Der Weltherrscher macht die Menschen

>den alten Göttern abspenstig<;  sie werden zum Bruch ihrer Beziehung mit ihrem jeweiligen

alten Gott verführt.  Die >alten Götter< erleiden den Tod, werden >ermordet<, indem ihre Ver-

ehrung verboten wird.  Anschließend sollen sie >begraben< werden, d.h. die Erinnerung an sie

soll aus dem Gedächtnis der zukünftigen Menschheit gelöscht werden, 3/72 [XI], 8/28 [X]]. 

Vz 4 [Zur Hölle mit Feuer und Wasser/ blutig, unmenschlich]  Wasser dient der Reinigung,

Feuer läutert Erz zum Metall.  >Feuer und Wasser< können bei N. die verschiedenen Religionen

bedeuten, die je eigene Wege zu geistiger Reinigung und zum Heil anbieten, deren Lehren aber

nicht zueinander passen, sich nicht vertragen, wie Feuer und Wasser  -  diese Bedeutung nehmen

>Feuer und Wasser< auch in den Versen 9/09 [X] und 6/10 [X] an.  Hier fahren die alten Religio-

nen nun allesamt zur Hölle, d.h. sie werden von der Oberfläche der Erde verbannt, ins Innere der

Erde, wo nach den alten Mythen die Unerlösten in der >Unterwelt< oder der >Hölle< schmachten. 

Dabei wird das >Blut der alten Götter vergossen<.  Die Unmenschlichkeit erkennt N. darin, dass

den Altgläubigen mit Gewalt ihre geistige Heimat genommen werden soll.

 

(4b) Die Verbote werden von den Kirchenführungen selbst vollzogen

Die Vestalinnen verraten das große Bündnis

 

 

04/35 Le feu estaint, les vierges trahiront/

La plus grand part de la bande nouvelle:/

Fouldre à fer, lance les seuls roy garderont:/

Etrusque & Corse, de nuit gorge allumelle. (1555)

 

Das Feuer ausgelöscht, die Jungfrauen werden/

den größten Teil des neuen Bündnisses verraten./

Bann gegen Schwert, Lanze. Die Priester werden (den)

König bewachen/

Etrurien und Korsika wird nachts die Kehle durchschnitten.

 

2) N.f. bande Schar, Gruppe, Bande. Mittelfrz. n.f. bande auch: Armee.

Die bande in 10/48 (Kap.25) steht für die fünfte Koalition gegen das napo-

leonische Frankreich, also für ein Bündnis mehrerer Mächte.

4) Mittelfrz. n.f. alumelle Klinge von Schwert oder Lanze (lame de l' epée

ou de lance), jeder schneidende Gegenstand (objet tranchant quelconque).

Wörtlich also: "Etrurien, Korsika, nachts Kehle, Klinge."

 

 

Vz 1/2/3 [Jungfrauen/ Feuer/ großes Bündnis/ Bann gegen Schwert] Diese Stichworte ermöglichen

die Zuordnung des Verses, denn gemeint sind die vestalischen Jungfrauen, die im antiken Rom

das Feuer im Vestatempel hüten mussten. Der >Vestatempel< konnte als Bild für die Ideologie der

>Weltfriedensordnung< gedeutet werden [Vorschau X], die hier, ähnlich wie in Sz 1 ,"neues Bündnis"

genannt wird (hier bande nouvelle, dort alliance nouvelle) und sich mit dem "Bann" gegen Kriegs-

waffen Geltung verschafft. Dem Frieden dieser globalen Ordnung gemeinsam zu dienen, werden

sich die Glaubensgemeinschaften der alten Religionen verpflichten, 3/45 [X], 9/09 [X], und werden

damit bildlich zu >Vestalinnen<. Ihre Aufgabe, >das Feuer im Vestatempel zu hüten<, bedeutet,

den Glauben an die Friedensideologie der neuen Weltordnung zu entfachen und zu hüten. Dabei

unterstehen Glaubensgemeinschaften, die sich vom globalen Staat in die >Pflicht< haben nehmen

lassen, wie die Vestalinnen im antiken Rom dem Pontifex maximus, dem obersten Priester des

Staatskultes. An diese hohe Position wird jener Mann "kraftvoll aufgestiegen" sein, 1/95 [III], der im

Bereich der christlichen Religion als >wiedergekommener Heiland< gilt.

Vz 1/2 [Feuer gelöscht/ Jungfrauen ...] Aber hier ist das >Feuer< schon wieder >gelöscht< und

damit der Glaube an den Frieden des >großen Bündnisses<, das offen für alle Religionsgemein-

schaften war und sich den Anschein gab, niemanden ausschließen zu wollen, schon wieder zerstört.

Der oberste Zelebrant des globalen Regimes wird seine Macht dazu nützen, die alten Religionen

zu verbieten. Die >Vestalinnen<, die alten Glaubensgemeinschaften, bestehen weiter, werden aber

ihres Geistes und ihrer Inhalte beraubt, die "für nichtig erklärt", 8/77 [s.o.]. Das >Oberhaupt der Flotte<

wird sich als >abtrünnig vom Salböl< erweisen, 9/79 [s.u.]

Vz 2/3 [... verraten den größten Teil des neuen Bündnisses/ Priester bewachen König] Hier sollen

es nun die >Vestalinnen<, die auf das globale Regime verpflichteten Kirchen, s e l b s t sein, die

Verrat üben an der Eintracht eines Friedens, der alle alten Religionen hatte einschließen sollen.

Anscheinend sind die Führungen der alten Glaubensgemeinschaften bereit, >um des Friedens

willen<, der dann in Wahrheit durch die Verbotsdekrete schon aufgekündigt ist, sich in diese

Verbote zu fügen. Das ist ein Verrat an dem Religionsfrieden, der durch die Zulassung der Vielfalt

der alten Glaubenslehren erst möglich wurde. Es wird alles aufgegeben, nur die Treue zum >König<,

dem vermeintlichen Heilsbringer an der Spitze des Regimes, wird aufrecht erhalten. Dieser Mann

muss von den Führungen der alten, entleerten Kirchen sogar bewacht werden - vor wem denn?

Vor Abweichlern in den jeweils eigenen Reihen, die Einwände gegen das Verbot ihres alten

Glaubens haben und es wagen, am >zweiten Begräbnis Christi<, 3/72 [XI], nicht teilzunehmen

und daher zu >Friedensfeinden< erklärt werden.

Vz 4 Die letzte Verszeile ist ungeklärt. Zu Etrurien s.a. 9/5 [VIII], 7/5 und 4/58.

 

 

Kirchenführung soll Verbot durchsetzen, innere Kämpfe

 

 

04/11 Celuy qu' aura gouuert de la grand cappe/

Sera induict a quelque cas patrer:/

Les XII. rouges viêdront souiller la nappe/

Sous meurtre, meurtre se viendra perpetrer. (1555)

 

Jener, den (man) bekleidet haben wird mit dem großen Ornat,/

wird verleitet sein (einen) gewissen Schlag auszuführen./

Die zwölf Roten werden beabsichtigen, das Tischtuch zu

beschmutzen/ mit Mordtat. (Man) wird Mord begehen wollen.

 

1) Das v. couvrir ist hier abgewandelt zu gouvrir.

Mittelfrz. n.f. cape Kapuze; geistliches Gewand, das den Rang des Trägers

anzeigt (vêtement ecclesiastique indiquant le rang du porteur).

2) Mittelfrz. n.m. cas (Fall) auch: Angelegenheit (affaire), Schlag (coup),

Unfall (accident), Verbrechen (crime)

Lat. v. patrare vollbringen, ausführen.

 

 

Vz 1 [Großes Ornat/ zwölf Rote] Der mit dem "großen Ornat" dürfte ein Papst sein; die

"zwölf Roten" sind dann >seine Jünger<, d.h. im Rang unter ihm stehende Kardinäle.

Vz 2 [verleitet, gewissen Schlag auszuführen] Der "gewisse Schlag" könnte der Bann gegen

die christliche Religion sein, der vor dem Ende der alten Erde ergeht und auch Rom, d.h. die

katholische Kirche treffen wird, 10/65 [XI]. Diesen Bann "auszuführen", d.h. bei den Angehörigen

seiner Kirche durchzusetzen, wird die Leitung der Kirche von dem "Grausamen" (10/65 Vz 3) an

der Spitze des globalen Regimes aufgefordert sein, was N. als Katholik negativ bewertet: die

Kirchenleitung wird "verleitet" sein, den alten Glauben zu begraben.

Vz 3/4 [Tischtuch beschmutzt mit Mordtat] Tisch, 7/5, wie auch Tischtuch, 6/61 [XI], sinnbilden

Gemeinsamkeit, und ihre Beschmutzung mit Mord bedeutet, dass die Gemeinsamkeit, die des

gemeinsamen Glaubens, in Zwietracht und Feindschaft umgeschlagen ist. Das verwundert nicht

angesichts der gewaltigen Zumutung, den alten Glauben komplett aufzugeben; diese Zumutung

wird keinen Mittelweg offen lassen; es wird nur noch Unterwerfung oder deren Verweigerung

geben. Es scheint dann Kardinäle zu geben, die auch vor Mord nicht zurückschrecken, um sich

beim Verwerfen des alten Glaubens und der Durchsetzung der >neuen Religion< hervorzutun.

 

 

(5) Alle Glaubensgemeinschaften sind gleichgeschaltet

 

(6) Andersgläubige im Untergrund

 3/13 [XI] Flotte schwimmt untergetaucht

5/96 Vz 3 [XI] Mund geschlossen

 

 

(7) Verfolgungen

(a) ... ohne Ortsangabe

Bedrückung, Angriffe >auf dem Meer<

 

 

 

02/40   Vn peu apres non point longue interualle./

Par mer & terre sera faut grand tumult,/

Beaucoup plus grande sera pugne navale,/

Feus, animaux, qui plus feront d’ insulte. (1555)

 

Wenig später, nach einer gar nicht langen Zwischenzeit,/

wird es auf dem Meer und zu Lande ein großes Getümmel geben./ 

Sehr viel heftiger wird der Kampf auf dem Meer sein,/ 

Feuersbrünste, Untiere, sie werden den schwereren

                                                                                  Affront begehen.

 

3) Lat. pugna navalis Seekampf, Seekrieg

 

 

[Fehldeutung] Der Vers soll an Vers 2/39 (Kap.33) anschließen, der vom Sieg der deutschen Wehr-

macht über Frankreich im Mai 1940 ein Jahr nach dem Ende des spanischen Bürgerkrieges im März

1939 handelt.  Der Seekrieg USA/Japan begann mit dem Überfall auf Pearl Harbor im Dezember 1941; 

eine große Seeschlacht folgte im Juni 1942 bei den Midway-Inseln.  Aber gegen diese Deutung sprechen

die >Untiere<, die einen apokalyptischen und damit religiösen Kontext nahelegen, sowie das Wort insulte,

das einen Angriff auf Ehre und Ansehen, also eine Beleidigung oder Verunglimpfung bedeutet.

Vz 2/3/4 [Kampf auf Meer sehr viel heftiger/ Feuersbrünste] Das >Meer< kann bei N. den Schöpfungs-

grund und den religiösen Bereich als Ganzen bedeuten, dem das >Land< als der weltliche (politische)

Bereich gegenübersteht (-> mer mer -> terre).  Kämpfe auf Meer und Land bedeuten somit Kämpfe um

die Religion und politische Kämpfe.  Der Kampf um die Religion werde „sehr viel heftiger“ als die politi-

schen Auseinandersetzungen sein.  Die >Feuersbrünste< werden entfacht durch die >Blitze<, d.h.

Bannstrahle gegen die alten Religionen.  Der „Tumult auf dem Land“, der Kampf um die Unterordnung

der Völker unter das globale Regime der >Weltfriedensordnung<, wird die Menschen nicht so schwer

bedrücken wie der Zwang und die Übergriffe in Sachen Religion, zu denen es am Ende kommt. 

Vz 4 [Untiere/ Affront] Die >Untiere< deuten auf die beiden Tiere, die in der Offenbarung des

Johannes Kapitel 13 dem Meer entsteigen und dafür sorgen, dass >der Drache angebetet< wird

und jene Menschen, die nicht mitmachen, getötet werden (-> monstre).  Parallel heißt es in der

Vorrede an Heinrich, dass sich >in Seekriegen die Meeresoberfläche rötet<, weil „das heilige Volk

Gottes, das sein Gebot beachtet und jeder geistliche Stand hart verfolgt und heimgesucht werden wird

derart, dass überall das Blut der wahren Geistlichen fließen wird“, VH (43).  Es ist demnach nicht nur

das sinnbildliche >Blut der alten Götter<, das vergossen wird, sondern auch eine blutige Verfolgung

ihrer verbleibenden Anhänger gemeint.

Vz 1 [Zwischenzeit] Das "Intervall" ist ohne Kenntnis des ursprünglich voraufgehenden Verses nicht

zu deuten.

 

(b) ... in Asien

Ächtung und Verfolgung in ganz Asien, auch in Kleinasien

 

 

03/60   Par toute Asie grande proscription,/

Mesmes en Mysie, Lysie & Pamphylie:/

Sang versera par absolution/

D‘ un ieune noir rempli de felonnie. (1555)

 

In ganz Asien (wird es) große öffentliche Ächtung (geben),/

auch in Mysien, Lysien und Pamphylien./

(Man) wird Blut vergießen zur Sündenvergebung/

von einem jungen üblen König, der voller Verrat steckt.

 

1) N.f. proscription 1. Verbot 2. (historisch) Ächtung, Verhängung der

Acht, Verfemung > lat. n.f. proscriptio öffentliche Bekanntmachung

der Namen von Geächteten

2) Zum üblen König s. Glossar unter -> noir

 

 

Die Acht, ein von der Germanen geerbter Rechtsbegriff, konnte im christlich sich nennenden

Abendland vom Kaiser verhängt werden und war das weltliche (politische) Gegenstück zum Kirchen-

bann, dem Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft.  Der Geächtete war aus der weltlichen

Gemeinschaft ausgeschlossen, hatte politisch und rechtlich keinen Schutz mehr, war vogelfrei. 

Das Wort proscription konnte historisch auch eine Verbannung von Staatsfeinden bedeuten und

deren Ausweisung aus dem Land;  aber diese Bedeutung scheidet aus, wenn globale Vorgänge

gemeint sind, wie es die folgende Deutung nahelegen will.

Vz 1/3 [Öffentliche Verfolgung in ganz Asien/ zur Sündenvergebung]  Es geht um eine „große

öffentliche Ächtung“, in deren Folge das Blut der Geächteten vergossen wird, wofür „Sünden-

vergebung“ versprochen wird.  Die Ächtung und anschließende Verfolgung ist auf Seiten der

Verfolger also religiös motiviert.  Dass eine solche Verfolgung „ganz Asien“ erfasst, hat es

historisch noch nie gegeben.  Daher ist hier an die Verfolgungen in den letzten Jahren der alten

Erde zu denken, wenn es ein globales Regime gibt, von dem so weit reichende Verfolgungen

ausgehen können.  Von diesen Verfolgungen ist bekannt, dass sie jene Menschen treffen werden,

die an ihrem jeweiligen alten Glauben festhalten wollen, obwohl dieser von den einem globalen

Regime verpflichteten Obrigkeiten nicht mehr geduldet wird, VH (43).  Auch auf Seiten derer,

die verfolgt  w e r d e n, liegen also religiöse Motive vor. 

Vz 3 [Blut vergießen zur Sündenvergebung]  Das erinnert an die Rede Jesu, wo er seinen Jüngern

prophezeit:  „Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen, ja es kommt die Stunde, in der jeder,

der euch tötet, meint, Gott einen heiligen Dienst zu leisten.  Das werden sie tun, weil sie weder den

Vater noch mich erkannt haben.  Ich habe es euch gesagt, damit ihr, wenn deren Stunde kommt,

euch an meine Worte erinnert“, Johannes Kapitel 16, Verse 2 bis 4 [Einheitsübersetzung].  Im

vorliegenden Vers versprechen sich die Verfolger „Sündenvergebung“, weil diese anscheinend

als Lohn für Verfolgung und Mord von einem „jungen üblen König“ explizit ausgelobt wird. 

Vz 4 [Junger übler König, der voller Verrat steckt]  Wenn er „Sündenvergebung“ versprechen kann,

muss er ein religiöser Führer sein.  Wenn er „große öffentliche Ächtung“ aussprechen und damit

Verfolgungen veranlassen kann, muss er auch über weltliche Macht verfügen.  Daher liegt es nicht

fern, an den Weltherrscher zu denken, der als religiöse Autorität anfängt und später eine sehr

herausgehobene Machtstellung einnimmt, s. Vorschau [VIII].  Von vielen Christen wird er als

>wiedergekommener Christus< angesehen.  Wenn er dann die alten Glaubenslehren schlicht

verbietet, 8/77 [s.o.], auch den christlichen Glauben an die vom Sühnetod Christi ausgehende

heilende Wirkung und die Auferstehung Christi vom Tod, werden die Anhänger dieses Glaubens,

die den neuen Mann als >wiedergekommenen Christus< angenommen haben, meinen, dass er

Verrat übe, indem er Christus nicht die schuldige Treue halte, 10/73 [VIII], und vermeintlich >sich

selbst nicht treu bleibe<.

Vz 2 [Mysien, Lysien und Pamphylien]  Diese antiken Landschaften auf dem Boden der heutigen

Türkei stehen für dieses Land im Ganzen.  Aber warum wird dieser Teil „ganz Asiens“ besonders

erwähnt?  Wahrscheinlich, weil es dem geographischen Bereich, den er hauptsächlich betrachtet,

s. Exkurs (13), näher liegt als das ferne Asien.  Noch einige andere Verse handeln von der Türkei

in der letzten Zeit der alten Erde, darunter 1/74, 7/36 und der folgende Vers.

 

Ächtung des Krieges, der christlichen und islamischen Lehren

 

 

3/03   Mars & Mercure & l‘ argêt ioint ensemble/&

Vers le midi extreme siccité:/

Au fond d’ Asie on dira terre tremble,/

Corinthe, Ephese lors en perplexité.  (1555)

 

Mars und Merkur und das Silber miteinander verbunden,/ 

nach Süden hin äußerste Trockenheit./

Im tiefen Asien, heißt es, bebt die Erde,/

Korinth, Ephesos (sind) dann hilflos.

 

4) N.f. perplexité Ratlosigkeit, Hilflosigkeit, Verlegenheit, Unschlüssigkeit

 

 

[Fehldeutung]  Das Silber kann die Lehren des Islam bedeuten, kann aber auch einmal allegorsich für

den Mond stehen (-> argent).  Demnach könnte hier eine Konjunktion, d.h. ein optisches Zusammentreffen

von Mars, Merkur und Mond am Himmel gemeint sein.  Die erste Verszeile wäre dann eine indirekte Zeit-

angabe.  Aber die drei Himmelskörper gehören treffen sich durchschnittlich etwa einmal im Jahr.  Es ließe

sich keine Aussage über die gemeinte Zeit ableiten.

Vz 1 [Mars, Merkur und das Silber ...] Mars bedeutet hier den Krieg als Institution, >Merkur< ist ein

Deckname für Jesus Christus (-> Mercure), und >das Silber< sind die Lehren und Schriften des Islam.

Vz 1/2 [... miteinander verbunden/ nach Süden äußerste Trockenheit] Was haben sie gemeinsam,

was verbindet sie in der gemeinten Zeit? Den Hinweis gibt die >Trockenheit< als Sinnbild für die

Abwesenheit des >lebendigen Wassers<, d.h. des Wortes Gottes (-> siccité). Der Krieg als

>Institution< ist zur Zeit der >Weltfriedensordnung< [Vorschau X] verboten. Wenn diese Ordnung

dann offen totalitär wird, indem sie den Menschen vorschreiben will, was sie zu denken und zu

glauben haben, werden die Lehren der christlichen wie der islamischen Religion gleichermaßen

verboten. Die alten Religionen und der Krieg sind dadurch "miteinander verbunden", dass sie

gleichermaßen von der Oberfläche der Erde getilgt werden sollen.

Vz 3 [Im tiefen Asien bebt die Erde] Das >Land< oder die >Erde< bezeichnet bei N. den politischen

Bereich, während das >Meer< den religiösen Bereich bedeutet (-> terre). In Asien gibt es politische

Erschütterungen, wenn die Verbote der alten Religionen vollzogen werden. Das bedeutet, dass

dort dann eine "große Verfolgung" derer einsetzt, die etwa noch am christlichen oder islamischen

Glauben festhalten wollen, 3/60 [s.o.].

Vz 4 [Korinth, Ephesos hilflos] Korinth und Ephesos, Griechenland und Türkei, Okzident und

Orient, sind dann "bestürzt" und "ratlos", wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen.

 

 

(c) ... im ganzen Mittelmeerraum

Nach Vers 5/98 [XI] wird im ganzen Mittelmeerraum eine >sehr schwere Trockenheit<

herrschen, so dass die >Fische hinüber< sind, gleich wo sie sich aufhalten.  Das soll

bedeuten, dass in diesem Bereich die Christen, gleich welcher Konfession, vom Wort

Gottes nicht mehr öffentlich sprechen oder es öffentlich vernehmen dürfen. 

 

(d) ... in Europa

Menschenmassen bringen Verfolgung nach Europa

 

 

08/15   Vers Aquilon grands efforts par hommasse/

Presque l‘ Europe & l‘ vniuers vexer,/

Les deux eclypses mettra en telle chasse,/

Et aux Pannons vie & mort renforcer.  (1568)

 

Zum Adlerland hin (gibt es) große Anstrengungen

                                            durch Unmengen von Menschen,/

fast (ganz) Europa quälen sie und (fast) die ganze Welt./

Die zwei Verfinsterungen werden große Verfolgung bringen,/

und bei den Pannoniern werden Tod und Leben stärker.

 

1) Zum Adlerland s. -> Aquilon.

Das n.f. hommasse Mannweib ergibt keinen Sinn.  Es dürfte sich um

eine reim- und metrumbedingte Kontraktion aus homme und masse

handeln, große Mengen von Menschen.

3) Mittelfrz. Wendung mettre en chasse verfolgen (poursuivre). 

Das Prädikat steht im falschen Numerus, korrekt wäre mettront.

 

 

Vz 3 [Zwei Verfinsterungen ...] Da kann freilich Vieles gemeint sein. In den Gesamtkontext der

Deutung passt die Auffassung, dass hier mit den >zwei Verfinsterungen< wie in 3/04 [s.o.] mit den

beiden >Abwesenheiten der großen Lichter< 1) die natürliche Verfinsterung von Sonne und Mond

im Zuge des Kataklysmus und 2) die einige Jahre später stattfindende >Verfinsterung von Sonne

und Mond< gemeint sind, die sinnbildlich für das Verbot der christlichen und der islamischen

Religion stehen, das wiederum das letzte große Zeichen für das nahe gekommene Ende der

alten Erde ist.

Vz 1/3 [… bringen große Verfolgung/ große Anstrengungen]  So erklärt, ist auch schon der Grund

für die „große Verfolgung“ zu erkennen.  Es geht um die Durchsetzung der Verbote der alten

Religionen in "Europa“ und der „ganzen Welt“.  Die „Unmengen von Menschen“ kommen  n a c h 

"Europa" und „z u m  Adlerland  h i n“, scheinen demnach von weit her zu kommen. 

Vz 1/4 [Adlerland/ Pannonien]  Das „Adlerland“ dürfte in „Europa“ zu suchen sein, s.a. -> Aquilon

Der Adler ist das Signum des alten Kaiserreiches.  Zu Lebzeiten des Sehers schloss es Böhmen,

Österreich, Slowenien, große Teile Oberitaliens, Teile Burgunds, Lothringen, Belgien und die Nieder-

lande mit ein.  Im Südosten grenzte an dieses >Adlerland< der Raum um den Mittellauf der Donau,

die antike römische Provinz Pannonia, auf deren Boden heute Ungarn liegt. 

Vz 4 [Tod und Leben werden stärker]  Das Verbot der alten Religionen wird eine Verfolgung der

„wahrhaft Gläubigen“ mit sich bringen, 1/14 [XI].  Darunter versteht N. jene Menschen, die an ihrem

alten Glauben festhalten wollen, die „Gottes Gebot beachten“, VH (43), auch wenn sie dafür mit

dem Tod bedroht werden, den nicht wenige von ihnen dann wohl auch finden.  Wenn gleichzeitig

„das Leben stärker“ wird, ist damit das Leben der Seelen gemeint, die sich in der Bedrängnis

bewähren. 

Zur Frage, ob in dieser Zeit des Verbots der alten Religionen die Anhänger der alten Religionen,

die ihrem Glauben treu bleiben wollen, den Märtyrertod erleiden müssen, s. Exkurs (16).

 

>Heuschrecken< an der Côte d' Azur 

 

 

03/82 Freins, Antibol, villes autour de Nice,/

Seront vastées fer, par mer & par terre:/

Les sauterelles terre & mer vent propice,/

Prîs, morts, troussés, pilles, sans loy de guerre.

 

Fréjus, Antibes, Städte rings um Nizza,/

werden mit Waffen verwüstet werden, über Meer und Land./

Die Heuschrecken (kommen auf) Land und Meer bei günstigem Wind./

Gefangene, Tote, Verschleppte, Ausgeraubte, ohne Kriegsrecht.

 

1) Freins: n und u sind bei N. manchmal vertauscht.

Antibes heißt in der Antike Antipolis.

2) Mittelfrz. n.m. fer Schwert (epée)

4) Mittelfrz. v. trousser einpacken (emballer), gewaltsam

wegnehmen (enlever), gewaltsam Besitz ergreifen.

 

 

Es sind die bereits aus den Versen 4/48 [XI] und 5/85 [XI] bekannten >Heuschrecken<, die es

ermöglichen, den Vers der Zeit des Verbots der alten Religionen zuzuordnen. Gemeint sind damit

Menschen, die massenweise auftreten und die geistige Seuche der >neuen Religion< [Vorschau X]

verbreiten - im hier vorliegenden Vers an der Côte d' Azur. Dabei setzen sie Waffengewalt gegen

alle ein, die sich nicht fügen wollen, Vz 2. Ein Kriegsrecht im heutigen Sinne gibt es zu Lebzeiten

des Sehers noch nicht; gemeint ist wohl das Leitbild der Ritterlichkeit, das gebietet, nicht auf Wehr-

lose oder Unbeteiligte zu zielen. Demnach wird die Bevölkerung insgesamt zum Opfer der Über-

griffe, wird "ausgeraubt", "verschleppt" oder gleich "getötet", Vz 4. Der >günstige Wind<, Vz 3,

bedeutet, dass das globale Regime, von dem die Drangsal eigentlich ausgeht, die Verfolgungen

geschehen lässt oder offen unterstützt.

 

Die Anhänger des Weltherrschers gegen die Christen in Südfrankreich

 

 

03/83 Les longs cheueux de la Gaule Celtique/

Accompaignés d' estranges nations:/

Mettront captif la gent Aquitanique,/

Pour succomber à internitions. (1568)

 

Die Langhaarigen des keltischen Galliens/

begleitet von fremden Nationen,/

werden gefangennehmen des aquitanische Volk,/

um es vollständiger Vernichtung auszuliefern.

 

4) Lat. n.f. internicio, internecio Niedermetzelung, vollständige

Aufreibung oder Vertilgung eines Heeres oder Volkes.

 

 

Vz 1/4 [Keltisches Gallien/ aquitanisches Volk] Aquitanien heißt seit der Römerzeit jener Teil

Südwestfrankreichs, der von der Loîre, dem Zentralmassiv und den Pyrenäen begrenzt wird.

N. verwendet das Attribut >keltisch<, um die Zustände nach der französischen Revolution als

Rückfall in vorchristliche und vorzivilisatorische Zeit zu kennzeichnen, s. Celtes im Glossar.

Die ausländischen Truppen, die während der Koalitionskriege nach der Revolution auf dem

Boden Frankreichs stehen, wollen nun aber nicht das Volk Südwestfrankreichs vernichten,

sondern die aus der Revolution hervorgegangene Herrschaft Napoleons beenden. Somit

scheint der Vers noch nicht erfüllt zu sein.

Vz 3/4 [Gefangennahme und Vernichtung des aquitanischen Volks] Schon die Verwendung

des römischen Namens für den Südwesten Frankreichs spricht dafür, dass hier eine Zeit

gemeint ist, die N. mit der Kaiserzeit der römischen Antike vergleicht, 9/83 [XI]. Ein Vergleichs-

punkt ist die Verfolgung jener Christen, die der Staatsreligion nicht beitreten wollen, indem sie

sich weigern, >vor dem Bild des Kaisers zu opfern<. Die Rede vom >keltischen Gallien<,

einem Frankreich, das für die christliche Religion keinen Platz mehr hat, weist in dieselbe

Richtung.  Dass sich in der gemeinten Zeit in Südwestfrankreich Widerstand regt, ist öfters

erkennbar; so sprechen z.B. die Verse 1/79 [X], 9/10 und 1/72 von Toulouse, und Vers 9/85

von der Guienne, dem Languedoc und der Rhône, alle wahrscheinlich im gleichen Kontext.

Vz 1/2 [Langhaarige ../ begleitet von fremden Nationen] Pfändler (Nostradamus, Die Urtexte,

Chieming 1996 S. 257) weist darauf hin, dass die Römer die nördlichen Regionen Galliens

Gallia comata (= behaartes Gallien) nannten, um sie dadurch als unberührt von der römischen

Zivilisation verächtlich zu machen. Die "Langhaarigen" des >keltischen Galliens<, soll heißen:

des unchristlich gewordenen Frankreichs, könnten die Anhänger des vermeintlich >wiederge-

kommenen Christus< sein. Dessen Bann gegen die alte Religion überall durchzusetzen,

bedienen sie sich der Hilfe von Angehörigen "fremder Nationen", vor allem der nach Frank-

reich vorgedrungenen Araber. 

 

Franzosen werden gewarnt, nach Italien auszubrechen

 

 

03/43  Gents d' alentour de Tarn, Lot, & Garône,/

Gardés les monts Apennines passer,/

Vostre tombeau pres de Rome & d' Ancône,/

Le noir poil crespe fera trophée dresser. (1555)

 

Leute aus dem Umkreis von Tarn, Lot und Garonne,/

hütet euch, die Apenninen zu überschreiten!/

Euer Grab bei Rom und Ancona/ wird der

schwarze Krausbart als Siegeszeichen herrichten.

 

 

Der "schwarze Krausbart" ist der Weltherrscher, 1/74 [XIII]. Zur Vorgeschichte dieses Verses könnte

gehören, was in Vers 1/79 [X] beschrieben wird: In der Gascogne, darunter auch in Toulouse,

versucht man, gegen das Monopol, das die >neue Religion< beansprucht, die christliche Religion

zu erneuern. Dabei erhofft man sich Hilfe vom Weltherrscher, den man wohl immer noch für den

>wiedergekommenen Heiland< hält, 2/56 [XI]. Ein Teil der Franzosen versucht anscheinend eine

Art Ausbruch nach Italien, wo der vermeintliche große Helfer sich aufhält. Dort wird dich die Freude

über die Anwesenheit dieses Mannes in jähe Trauer verwandeln, 10/78 [s.u.]. Daher warnt N. die

Franzosen, nach Rom zu gehen und dort Hilfe zu erwarten. Eine vergleichbare Warnung erhalten

die Bewohner Genfs, 9/44 [XI].

 

Verfolgung von Franzosen außerhalb Frankreichs

 

 

03/38   La gent Gauloise & nation estrangue/

Outre les monts, morts prins & profligés:/

Au mois (!) contraire & proche de vendange/

Par les seigneurs en accord rediges.  (1555)

 

Das gallische Volk und Menschen fremder Herkunft/

(sind) jenseits der Berge, tot, gefangen, überwältigt./

In dem Monat, widerstreitend und nahe der Weinlese,/

(werden sie) durch die Herren in Übereinstimmung

                                                                          zurückgetrieben.

 

4) Lat. v. redigere zurücktreiben

 

 

Vz 1/2 [Gallier jenseits der Berge gefangen, überwältigt] Soeben wurden die Bewohner Südwest-

frankreichs gewarnt, nach Italien auszubrechen und die Appenninen zu überschreiten, 3/43 [s.o.];

aquitanisches Volk stirbt dann in der Toskana, 3/32 [s.u.] und bei Rom, 3/43 [s.o.]. Die Warnung

wird also nicht gehört, jedenfalls aber nicht beachtet. Interessant, dass auch Menschen "fremder

Herkunft", wohl nach Europa vorgedrungene Araber, mit dabei sind. Auch sie erhoffen sich Hilfe,

aber auch sie werden "gefangen", überwältigt".

Vz 4 [durch die Herren in Übereinstimmung zurückgetrieben] Sie werden vor die Alternative ge-

stellt, ihrer >Irrlehre<, einer christlichen oder islamischen Konfession, abzuschwören und das ge-

forderte Bekenntnis zur >neuen Religion< abzulegen, 8/78 [XI], oder das Leben verwirkt zu haben.

Vz 3 [widerstreitend und nahe der Weinlese] Die >Weinlese< kann bedeuten, dass Menschen,

die Christus anhängen wie die fruchttragenden Reben dem Weinstock, getötet werden, 9/80 [VIII].

Abweichler werden genötigt, das geforderte Behenntnis abzulegen oder getötet zu werden, sind

also der >Weinlese< in diesem Sinne "nahe". Gleichzeitig wirkt die brutale Alternative gegen

die >Weinlese<, weil, wer nicht standhält, (noch) nicht >geerntet< werden kann.

Zu der Frage, ob es Blutzeugen geben muss, s. Exkurs (16).

 

Verfolgungen in Italien und Südwestdeutschland

 

 

03/32  Le grand sepulchre du peuple Aquitanique/

S' approchera aupres de la Tousquane,/

Quâd Mars sera pre du coing Germanique,/

Et au terroir de la gent Mantuane. (1555)

 

Das große Grab des aquitanischen Volkes/

wird herannahen bei der Toskana,/

wenn Krieg sein wird bei der germanischen Ecke,/

und auf dem Gebiet der Leute von Mantua.

 

 

Weil "aquitanisches Volk völlig vernichtet" werden soll, 3/83 [s.o.], fliehen die Menschen dort

anscheinend, zum Teil wenigstens, nach Italien. Aber gerade davor werden sie von N. gewarnt,

weil bei Rom und Ancona ihr Grab vom "schwarzen Krausbart als Siegeszeichen aufgerichtet"

werde, 3/43 [s.o.]. Hier sind die Gemeinten bereits in der "Toskana", haben also die Warnung

nicht gehört oder nicht beachtet. Rom, Ancona und der "scharze Krausbart" sind nicht mehr

weit. Falsche Annahmen über diesen Mann könnten das Motiv dieser Flucht sein, 10/78 [s.u.]

Zur gleichen Zeit gibt es Verfolgungen in der Poebene und in einem Randbereich Deutsch-

lands, wohl in Südwestdeutschland mit seinem charakteristischen, dem Rhein folgenden

Grenzverlauf ("Ecke").

 

Rettung in Rom?

 

 

6/28 Le grand Celtique entrera dedans Rome,/

Menant amas d' exilés & bannis:/

Le grand pasteur mettra à mort tout homme,/

Qui pour le coq estoient aux Alpes vnys. (1568)

 

Der große Keltische wird in Rom Einzug halten,/ mit sich

führend einen großen Haufen von Exilierten und Verbannten./

Der große Hirte wird alle Menschen dem Tod aussetzen,/

die sich bei den Alpen für den Hahn zusammengetan haben.

 

3) Alte Bedeutung des v. mettre (lt. großem Larousse): aussetzen, gefährden

(exposer), zum Opfer bringen (sacrifier)

 

 

Vz 1/2 [großer Keltischer zieht ein in Rom/ hat viele Verbannte im Gefolge] Wenn ein "großer

Prälat" das Attribut "keltisch" erhält, 6/53, stellt er sich in der Schau des Sehers auf die Seite der

Gegner der christlichen Religion; das kann auch unwissentlich und ohne böse Absicht geschehen.

Mit dem Titel eines "Prälaten" tarnt N. manchmal einen Papst, 6/31 (Kap.37). Ein Papst, dem

"der König" nicht mehr so recht vertraut, hat in Vers 6/53 sein Reich verlassen. Im vorliegenden

Vers kehrt er nach Rom zurück und hat viele Christen unter seine Fittiche genommen, die ihre

Heimatländer verlassen mussten. Es könnte sich um den letzten Papst handeln, der seine Kirche

in ein Bündnis mit dem vermeintlich >wiedergekommenen Christus< und dessen Anhängern

geführt hat - Näheres dazu in Vorschau [IV].

Vz 3 [Großer Hirte ...] Das lässt für das Schicksal der Menschen, die sich unter den Schutz des

Papstes gestellt haben, nichts Gutes erwarten, 10/78 [s.u.]. Aber wie er es oft in seinen Versen tut,

könnte N. auch hier in der zweiten Vershälfte in eine spätere Zeit springen, nämlich in die Zeit des

Krieges um die Freiheit Europas und der Religion, Vorschau [XIII]. Christus ist der "gute Hirte",

Johannes Kapitel 10 Vers 11, und daher ist es folgerichtig, wenn der ihn vermeintlich beerbende

>wiedergekommene Heiland< sich als Hirte aufführt, jedenfalls denen gegenüber, die ihn maßlos

verehren und sich ihm bedingungslos unterwerfen, 1/25 [III].

Vz 3/4 [... setzt Menschen dem Tod aus, die sich für den Hahn zusammengetan haben] Als eine

religiöse Autorität, die mit Macht bekleidet ist, "setzt" er Menschen "dem Tod aus", d.h. er erklärt

sie für rechtlos. Wer diese Menschen tötet, begeht kein Verbrechen, sondern darf sogar auf

Sündenvergebung hoffen, 3/60 [s.o.]. Gegen den >großen Hirten< sind offenbar Feinde aufge-

standen, die mit dem Bann dieses Mannes rechnen müssen. An der Spitze der Gegenbewegung

scheint ein Franzose zu stehen (Hahn). "Bei den Alpen" liegen Schlachtfelder des Krieges,

5/68 Vz 4 [XIII]; in diesem Krieg haben sich die Gegner des Weltherrschers "zusammengetan",

6/7 [XIII], 8/17 [XIII].

 

Jubel und Trauer in Rom - aber wer jubelt und wer trauert?

 

 

10/78 Subite ioye en subite tristesse,/

Sera à Rome aux graces embrassees,/

Dueil, cris, pleurs, larm. sang excellent liesse/

Contraires bandes surprinses & troussees. (1568)

 

Plötzliche Freude (gewandelt) in plötzliche Trauer,/

es wird in Rom sein bei Begnadigungen, Umarmungen./

Kummer, Schreie, Weinen, Tränen, Blut, höchster Jubel,/

gegnerische Gruppen überrumpelt und gewaltsam weggeschafft.

 

2) N.f. grâce Gnade; Begnadigung; Gunst; Anmut

3) Mittelfrz. n.m. deul, duel, dueil schwerer Kummer (affliction), Schmerz

(douleur). "larm." sind wohl larmes Tränen. Altes n.f. liesse Jubel.

4) Mittelfrz. v. trousser u.a. mit Gewalt wegschaffen (enlever), wegbringen (emporter)

 

 

Das sind Szenen aus einer Zeit, die gekennzeichnet ist durch religiös motivierte Bedrängnisse

einerseits und Hoffnungen auf Errettung daraus andererseits, worauf die "Begnadigungen" und

die ganze emotional aufgeheizte Atmosphäre hindeuten.

Der an der Spitze des globalen Regimes stehende >Friedensfürst<, 9/44 [XI], kommt persönlich

nach Europa und auch nach Rom, 6/28 [s.o.]. Es scheint, dass es dann immer noch viele gibt,

die nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben. Denn sonst könnte nicht Hoffnung aufkeimen und

"plötzliche Freude" herrschen bei jenen Bedrängten, die auf großzügige "Gnadenerweise" hoffen,

weil sie glauben möchten, einen Mann Gottes vor sich zu haben. Die von Illusionen Lebenden

werden überrascht und "überrumpelt". Wie etwas ausgeht, sagen die Verse oft am Schluss.

Blutige Verfolgung, und "höchster Jubel" bei den Verfolgern, weil sie meinen, damit Gott einen

großen Dienst zu erweisen, 3/60 [s.o.], wenn sie alle "gegnerischen Gruppen wegschaffen".

 

(e) Verfolgungen dauern lange, aber die Friedenszeit auf der neuen Erde kommt

>Dürre und Überschwemmungen<

 

 

01/17   Par quarante ans l' Iris n' apparoistra,/

Par quarante ans tous les iours sera veu:/

La terre aride en siccité croistra,/

Et grands deluges quand sera aperceu. (1555)

 

Vierzig Jahre hindurch wird der Regenbogen nicht erscheinen,/

vierzig Jahre wird er alle Tage zu sehen sein./

Das verdorrte Land wird während der Trockenheit wachsen,/

und große Überschwemmungen, wenn er (wieder) zu sehen ist.

 

 

Vz 1/2 [Zweimal vierzig Jahre Regen und Trockenheit] Dass der Vers nicht wörtlich, sondern

sinnbildlich gemeint ist, lässt sich an dem Schematismus der zweimal vierzig Jahre ablesen,

der einfach unglaubhaft wäre, wenn man das meteorologisch für bare Münze nähme.

Vz 1 [Regenbogen]  Das >lebendige Wasser< ist ein biblisches Sinnbild für das Wort Gottes,

eine Metaphorik, die N. öfters aufgreift, -> eau.  In diesem Kontext ist auch der >Regenbogen<

zu deuten.  Über der abziehenden Sintflut geht der Regenbogen auf zum Zeichen des erneuerten

Bundes der gereinigten Schöpfung mit Gott.  Dass im Regen etwas Göttliches anwesend sei,

glaubten auch die Griechen, die ihn als Götterbotin namens „Iris“ personifizierten.  Mittelalter-

liche Darstellungen zeigen Christus auf einem Regenbogen thronend, zur Veranschaulichung

der Glaubenswahrheit, dass durch seinen Opfertod für alle Nachfahren Adams die Brücke

zwischen Himmel und Erde neu geschlagen wurde.  Der >Regenbogen< steht für die geistige

Brücke zwischen Gott und Menschen, die er durch Sein Wort schlägt.

Vz 1 bis 4 [Fügung des Verses]  Die Fügung des durchkomponierten Verses lässt folgende

Aussagen erkennen.

· In der ersten Zeit der überlangen >Dürre< (Vz 1 und 3) ist die Verbindung zwischen Himmel

und Erde abgerissen.  Die Menschen verschließen sich dem geistigen Reichtum, den der

Himmel spenden will, sind stattdessen >mit der Welt besoffen< (Silesius).  Die >Dürre< lässt

die geistige Wüste wachsen (-> siccité).

· In der zweiten Zeit des >Dauerregens< (Vz 2 und 4) erreichen die Bemühungen des Himmels

um die Rückgewinnung der Menschen einen Höhepunkt.  Es werden immer heller erleuchtete

Propheten erweckt, die den Menschen das Wort Gottes bringen, Einführung (11).  Die >Über-

schwemmungen< sind ein Bild dafür, dass die Fülle der dargebotenen geistigen Nahrung nicht

aufgenommen wird.

Die Verzahnung der Verszeilen verdeutlicht, dass die Abfolge eigentlich ein Ineinander und kein

Nacheinander ist.  Es ist ein- und dieselbe Zeit, in der >Überschwemmungen<, d.h. das in Fülle

ausgegossene Wort des Himmels, und >Dürre<, d.h. die Abwendung der Menschen von Gott,

die sich jedem geistigen Reichtum verschließen, einen Höhepunkt erreichen.

Vz 1/2 [Vierzig]  Vierzig Tage regnet es während der Sintflut, vierzig Jahre dauert die Wüsten-

wanderung der Israeliten.  Der Auszug des auserwählten Volkes aus der Knechtschaft und die

Reinigung der Schöpfung vom Missratenen stimmen darin überein, dass die Geister geschieden

werden.  So ist auch von der letzten Zeit der alten Erde, die der Vers beschreibt, anzunehmen,

dass sie gegeben ist, damit sich die Geister scheiden  -  am Wort Gottes.