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[V] Letzter Papst  -  Übersicht

         Textregister:        2/56, 5/9, 8/13, 8/63, 8/14, 3/65, 5/15, 3/17, 5/18, 3/19,

                                      6/20, 8/20, 2/73, 7/23, 6/25, 8/25, 8/75, 1/27, 8/82, 7/35,

                                      6/86, 4/88, 3/40, 8/90, 3/41, 3/91, 2/93, 6/93, 8/93, 8/45,

                                      5/46, 2/97, 8/47, 6/98, 5/49,

                                      VH (14), Sz 1, Sz 13, Sz 15, Sz 17, Sz 44, Sz 48

         Die in der folgenden Übersicht rot markierten und unterstrichenen Textstellen

         werden weiter unten kommentiert.

 

(1) wird gewählt, nachdem das >Grab

eines großen Römers gefunden< wurde 3/65 Vz 2

(2) Merkmale

(a) ehrgeizig 6/93 Vz 1 (ehrgeizig bis zur Blindheit)

  6/25 Vz 2 (großer Fischer)

  4/88 Vz 3 (begierig auf ein neues

Goldenes Zeitalter)

(b) leidenschaftlicher Prediger 4/88 Vz 1 (der große Antonius)

(c) großspurig Sz 1 (großer Herr)

  Sz 44 (sehr großer Fürst)

  Sz 13 (Abenteurer)

  6/86 Vz 1 (großer Prälat)

  5/15 Vz 1 (großer Pontifex)

(d) mangelnde Urteilskraft 8/90 Vz 1 (einer mit verwirrtem Sinn)

(3) begeistert sich für die Aussichten einer 8/25 Vz 1/2 (fruchtbare Liebe)

kirchenpolitisch instrumentalisierten 8/13 Vz 1 (leidenschaftliche Liebe)

Parusie  1/27 (Schatz unter Eiche gefunden)

(Parusie = erneute und bleibende Anwesenheit Christi auf Erden als Richter

und Bereiter des Gottesreichs)

(4) Gründe für die Begeisterung

(a) Nur durch das Zusammengehen VH (14) (Kind der Untreue zur

mit dem >Wiedergekommenen< könne Erhaltung der katholischen Kirche)

die Kirche befestigt und erhalten werden 8/13 Vz 4 (Arznei getrunken)

(b) Es könne und solle die katholischen 7/35 Vz 1 (großer Fischfang)

Kirche die weltweit dominierende  5/49 Vz 1/2 (>Rom< sei zu erobern)

Glaubensgemeinschaft werden 6/93 Vz 2 (kein Ziel zu hoch)

(c) Der >Wiedergekommene< riecht 4/31 Vz 4 (>Hände schauen heraus<)

nach Macht, dadurch wird angezogen,  8/25 Vz 3 (>Mutter Kirche<

wer nach weltlichem Erfolg strebt wird >sinnlich<)

(5) N. sieht ihn als

(a) >Bastard<, weil er seine Legitimation 5/15 Vz 4 (Bastard, Günstling

von Jesus Christus und von dem des Erwählten)

>Wiedergekommenen< herleitet

(b) >Ehebrecher<, weil er >Mutter Kirche< 7/23 Vz 3 (Ring missverstanden)

verleitet, dem Vater im Himmel untreu  8/63 Vz 1 (Ehebrecher)

zu werden  8/14 Vz 2/3 (aus Liebesverlangen)

(c) Verräter des Glaubens,  3/41 Vz 4 (Verräter)

da er über diesen verhandelt 6/20 Vz 4 (Rom hat neuen Leo)

(d) Träumer, der böse 2/73 Vz 4 (großer Endymion)

erwachen wird 6/86 (Traum anders gedeutet)

(e) Fährmann der Toten Sz 48 (alter Charon)

(6) Das Ende des letzten Papstes

(a) seine Herrschaft in ruinösem Aufruhr 6/25 Vz 2

(b) wird als Diener entlassen   8/82 Vz 1/2

(c) wird vertrieben von der Macht Sz 13 Vz 3

  2/93 Vz 3 (in den untersten

  Schiffsraum gebracht)

(d) er muss Glaubensinhalte preisgeben  2/97 Vz 3 (muss >Blut speien<)

(e) wird gefügig gemacht 8/19 Vz 4 (die roten Roten

 machen ihn gefügig)

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[V] Letzter Papst  -  eine Auswahl kommentierter Texte

(1) wird gewählt, nachdem das >Grab eines

großen Römers gefunden< wurde

Vers 3/65 [IV] handelt davon, dass nach den Überschwemmungen, die der Kataklysmus

mit sich bringt, der >große Römer wiederbelebt< wird, d.h. die Idee erneut aufgegriffen

wird, dass oberste weltliche Macht und höchste religiöse Autorität in einer Person vereint

sind, wie das in der Kaiserzeit der römischen Antike der Fall war.  In der Zeit nach dem

Kataklysmus werde ein Papst gewählt werden, der auf das Fest dieses großen Römers

und seiner Anhänger eingeladen wird und diese Einladung begeistert annimmt.

(2) Merkmale

(a) ehrgeizig

Dass da nichts zu groß sei, wird er glauben

 

 

  

06/93    Prelat auare d‘ ambition trompé./

Rien ne sera que trop viendra cuider:/

Ses messagiers, & luy bien attrapé,/

Tout au rebours voir, qui le bois fendroit.   (1568)

 

Ehrgeiziger Prälat von seinem Ehrgeiz getäuscht,/

dass da nichts zu groß sei, wird er glauben./

Seine Gesandten und er schwer getäuscht./

(Wenn) alles ins Gegenteil verkehrt (ist),

                       (wird man) sehen, wer das Holz spaltete.

 

1) Adj. avare geizig > lat. Adj. avarus gierig, z.B. nach Ruhm

oder Geld.  Im Kontext mit der ambition bedeutet avare ruhmsüchtig

oder mindestens ehrgeizig.

4) Zu Holz s.a. das Glossar unter -> arbre

fendroit erfüllt den Reim nicht, es sollte wohl fendait stehen.

 

 

Vz 1/2 [Ehrgeiziger Prälat glaubt, dass nichts zu groß sei]  Unter dem Titel eines „Prälaten“ kann    

sich bei N. ein Papst verbergen, 6/31 (Kap.37).  „Der „Ehrgeiz“ des gemeinten Papstes verleitet

ihn zu glauben, „dass da nichts zu groß sei“.  Denn er verfolgt das Projekt, >Rom zu erobern<,

5/49 [IV], d.h. jenen Mann für die politischen Ziele der katholischen Kirche dienstbar zu machen,

der dann später im Mittelpunkt eines weltumspannenden Machtzentrums steht.  Dieser Papst

wird es für möglich halten, dass die über den christlichen Bereich hinaus anwachsende Popula-

rität des >wiedergekommenen Christus< der katholischen Kirche zu weltweiter Dominanz ver-

helfen werde.

Vz 1/3/4 [schwer getäuscht/ alles ins Gegenteil verkehrt]  Bald, nach wenigen Jahren, wird sich

zeigen, dass die Hoffnungen und Erwartungen, die der Papst und seine Diplomaten in den neuen

Mann setzen, „schwer enttäuscht“ werden.  Denn es wird „alles ins Gegenteil verkehrt“ sein, wenn

ein mächtiger Bannstrahl die katholische Kirche trifft, 10/65 [XI].  Dann ist „die gemeinsame

Ordnung ins Gegenteil verkehrt“, 4/32 [VII].

Vz 4 [Man wird sehen, wer das Holz spaltet]  Beginnend in der Zeit der Euphorie über die vermeint-

liche Wiederkunft des Heilandes, bezichtigen die Euphoriker die sich fernhaltenden Glaubens-

brüder, durch ihren mangelnden Glaubens und ihren Defätismus eine Spaltung zu verursachen. 

Sie seien es, die sich dem Gottesfrieden verweigerten, der nun endlich auf Erden möglich werde. 

Aber nicht die Skeptiker sind in Wahrheit die Spalter.  Der >neue Heilige< selbst >spaltet das Holz<

d.h. er bringt durch sein bloßes Erscheinen die Anhänger des Kreuzes (>Holzes<) gegeneinander

auf.  Umso mehr scheiden sich dann an ihm die Geister, wenn er schließlich die Verkündung des

Evangeliums verbietet und dadurch all jene „wahrhaft Gläubigen“, 4/43 [XI], ausschließt, die vom

Glauben an Jesus Christus, seine Lehre und seine Tat nicht abrücken wollen.  Dann werden auch

die Anhänger des neuen Mannes noch erkennen können, woran sie mit ihm sind.

(b) leidenschaftlicher Prediger

Der große Antonius

 

 

04/88   Le grand Antoine du nom de faict sordide/

De Phthyriase à son dernier rongé:/

Vn qui de plomb voudra estre cupide,/

Passant le port d‘ esleu sera plongé. (1568)

 

Der große Antonius, (groß) dem Namen nach, der Tat nach

schäbig,/ wird von Läusebefall bis auf‘ s Letzte abgenagt sein./

Einer, der begierig ist auf Blei,/  wird vorbeikommen

im Hafen des Erwählten, wird untergetaucht werden.

 

2) N.f. phthiriasis, phthiriase Hautkrankheit, Läusebefall

 

 

[Fehldeutung]  Antoine de Bourbon, König von Navarra 1555-1562, Vater König Heinrichs IV. von Frank-

reich, sympathisiert eine Zeit lang mit der Reformierten, schlägt sich aber dann auf die Seite der katho-

lischen Partei, weil die Spanier ihm Sardinien versprechen. Er wird 1562 bei der Hafenstadt Rouen

tödlich verletzt.  Aber Läusebefall, Blei, das Untertauchen werden nicht erklärt.

Vz 1 [Antonius/ schäbige Tat]  Der heilige Antonius von Padua war ein großer, ein >glühender<

Prediger, der sogar den Fischen predigte.  Er gilt als Schutzpatron der Liebenden und der Eheleute

und wird auch gern angerufen, wenn etwas verloren gegangen ist.  Der Gemeinte wird der Schutz-

patron einer Ehe der besonderen Art sein.  Mit Erfolg tritt er dafür ein, dass >Mutter Kirche< sich

dem >wiedergekommenen Heiland< vermählt, 10/55 [IV]. „Schäbig“ daran ist, dass die Kandidatin

ja bereits >ehelich< an den Vater im Himmel gebunden ist, so dass dann bildlich ein >Ehebruch<

vorliegt, 8/14 [s.u.].

Vz 3 [begierig auf Blei] Von dieser >Hochzeit< verspricht sich der gemeinte Papst ein >goldenes

Zeitalter< für seine Kirche;  nichts werde dann mehr unerreichbar sein, 6/93 [s.o.].  Im >goldenen

Zeitalter< herrschte Saturn, als dessen Entsprechung bei den Metallen das Blei galt.  >Begierig

auf Blei< bedeutet demnach, dass der Mann paradiesische Zustände für seine Kirche anstrebt.

Vz 4 [kommt vorbei im Hafen des Erwählen]  So steuert er >das Fischerboot<, 1/4 [VIII], seine

Kirche, in einen >Hafen<, von dem Friedenssignale ausgehen.  Dieser >Hafen< des Friedens

ist ein Sinnbild für Aufnahmebereitschaft und Schutz, den die >Weltfriedensordnung< den alten

Religionen und ihren Glaubensgemeinschaften anfangs bieten will, 1/30 [X]. 

Vz 4 [wird untergetaucht]  Wenn der vermeintlich >wiedergekommene Heiland< von der Kirche

anerkannt ist, 3/41 [IV], wird sich an diesem so heiter scheinenden Welttag mit den scheinbar

besten Aussichten plötzlich alles verfinstern.  Ein gewaltiges >Unwetter mit schwerem Blitzschlag<

wird den vermeintlich Schutz bietenden >Hafen< zerstören, die darin vor Anker liegenden Schiffe

>liegen< dann samt Besatzung >auf Grund<, 10/80 [VIII], sind also >untergetaucht<, versenkt,

weil Reiseroute und –ziel dann illegal geworden sind.

Vz 2 [abgenagt bis auf‘ s Letzte]  Die blutsaugenden Parasiten sind die Anhänger der >neuen

Religion<, die gleich nach der Annullierung des Alten auf’s Panier gehoben wird, 2/93 [s.u.]. 

Diese bedient sich beim Geistesgut der alten Religionen, saugt dieses >Blut<, 2/9, bis die

katholische Kirche als >blutleere Hülle< dasteht, 10/65 [XI].  Sie und ihr Kapitän sind dann

>bis auf’s Letzte abgenagt<, soll heißen: ihrer Seele beraubt.

(c) großspurig

Sechszeiler 1 nennt den letzten Papst sarkastisch einen „großen Herrn“, der „in das

Schifflein gestellt“ ist. Dieser >große Herr< wird seine Kirche nicht als ein geringes

Schifflein ansehen, sondern auf dem besten Weg zu höchsten Ehren wähnen und die

eigene >Größe< für echt halten.  Als „sehr großer Fürst“ und als leidenschaftlicher

Mensch erscheint er in Sechszeiler 44;  dass Leidenschaft die Urteilskraft beeinträchti-

gen kann, ist bekannt.

(d) mangelnde Urteilskraft

Ein „gehörntes Rind“ drängt sich an die Stelle Christi

 

 

08/90    Quand des croisez vn trouué de sens trouble,/

En lieu du sacre verra vn boeuf cornu/

Par vierge porc son lieu lors sera comble,/

Par Roy plus ordre ne sera soustenu.  (1568)

 

Wenn einer der Gekreuzten angetroffen wird mit verwirrtem Sinn,/

wird (man) am Ort des Heiligen ein gehörntes Rind sehen./

Durch Jungfrau (als) Schwein wird sein Ort dann ausgefüllt werden./

Durch (den) König wird (der) Orden nicht mehr aufrecht erhalten.

 

1) croisé 1. Kreuzfahrer 2. p.p.p. vom v. croiser kreuzen,

mittelfrz. étant sur un chemincroisé am Kreuzweg stehend

2) en lieu de anstelle von, anstatt;  oben wörtlich wiedergegeben

3) Das n.m. porc kann eine unanständige oder grobe Person bedeuten.

Im Italienischen ist porco in Verbindung mit religiösen Termini Bestandteil

von Flüchen.  Zur Jungfrau s. Glossar unter -> vierge.

4) N.m. ordre 1. Ordnung 2. (sozialer) Stand 3. Orden 4. Ordenszeichen

5. les ordres Priesterweihe 6. Befehl, mittelfrz. auch Organisation

 

 

Vz 1 [Gekreuzter mit verwirrtem Sinn]  Die „Gekreuzten“ sind Christen, die in der gemeinten Zeit

zudem an einem Kreuzweg stehen, weil sie entscheiden müssen, ob sie dem vermeintlich >wieder-

gekommenen Christus< folgen wollen.  Einer von ihnen bewirkt durch sein Verhalten, dass sich ein

>gehörntes Rind< an den Ort des Heiligen, d.h. an den Ort Christi drängen kann, hat demnach eine

herausgehobene Stellung unter den Gekreuzten.  Es handelt sich um den letzten Papst, in dem N.

einen Mann “mit verwirrtem Sinn“ erkennt.  Dieses Urteil verdankt er seinem aussichtslosen Unter-

fangen, dem katholischen Christentum durch ein Zusammengehen mit dem >Wiedergekommenen<

zu weltweiter Dominanz zu verhelfen, 5/49  [IV].

Vz 2 [Gehörntes Rind am Ort des Heiligen]  Der letzte Papst bewirkt durch seine Begeisterung für

den neuen Mann, dass anstelle Christi ein „gehörntes Rind“ verehrt wird.  Gemeint ist damit der

später zum Weltherrscher Aufsteigende, der wie der mythische Zeus >den Himmel beherrscht<

und von dort aus Exkursionen in die Gefilde der Sterblichen unternimmt.  Der jungen Europa

näherte er sich in Gestalt eines Stiers.  Wie im Mythos wird er sie erneut >hinreißen<, 8/21, d.h.

von Europa verehrt werden.  Das „gehörnte Rind“ ist also Göttervater Zeus als Chiffre für einen

Menschen, dem Verehrung wie Gott zuteil wird, 10/71 [X], mit Hörnern als Zeichen seiner welt-

lichen Macht.

Vz 3 [Jungfrau als Schwein]  Ein Schwein, das einen „Ort ausfüllt“, ist ein Muttertier mit reicher

Nachkommenschaft.  Die Jungfrau ist die Jungfrau Maria als Chiffre für den christlichen Glauben. 

Diese Jungfrau wird durch die Verbindung mit >Zeus< zur >unreinen Mutter< (vierge porc) mit

zahlreicher Nachkommenschaft.  Unter den unreinen Kindern des christlichen Glaubens kann

man sich die Anhänger von Heilslehren aller Art vorstellen, die sich an das Wirken eines messia-

nischen Menschen knüpfen. Zu ihnen zählt N. somit auch die Lehren des >gehörnten Rindes<.

Vz 4 [Orden nicht mehr aufrecht erhalten]  Der „Orden“, der am Ende „nicht mehr aufrecht erhalten“

wird, ist die katholische Kirche als ganze, deren Glaubensinhalte von >Zeus< schließlich mit dem

Bannstrahl belegt werden, 10/65 [XI].

 

(3) begeistert sich für die Aussichten

einer kirchenpolitisch instrumentalisierten Parusie

Schatz unter Eiche gefunden

 

 

01/27    Dessoubz de (!) chaine Guien du ciel frappe/

Non loing de la est cache le tresor,/

Qui par longs siecles auoit esté grappé,/

Trouue mourra:  l’ oeil creué de resort.  (1555)

 

Unter (einer) Eiche großer Führer vom Himmel geschlagen,/

nicht weit von dort ist verborgen der Schatz,/

der lange Zeiten hindurch festgehalten worden war./

(Der ihn) gefunden (hat), wird sterben.  Das Auge ausgestochen                                                                                         vom Zuständigen.

 

1) Altfrz. n.m. guion Führer (guide);  groß geschrieben, ist es ein großer Führer. 

Alternativ wäre an die Guyenne zu denken, das Gebiet des alten Herzogtums

Aquitanien in Südwestfrankreich.

3) Mittelfrz. v. grapper aufhängen, befestigen (accrocher), Trauben lesen

(cueillir des grappes)

4) Wendung crever un eil wörtlich: ein Auge platzen lassen, übertragen:

nicht mehr sehenden Auges hinnehmen, den Kredit sperren.

N.m. ressort  1. Feder, Triebfeder, Tatkraft 2. Fach, Gebiet,

Zuständigkeitsbereich, être de ressort zuständig sein

 

 

[Fehldeutung]  Der Orden der Tempelritter wurde im 14. Jahrhundert aufgehoben, seine Güter beschlag-

nahmt.  Hartnäckig hielt sich das Gerücht, der eigentliche Schatz sei der Konfiszierung entgangen. 

Dieses Gerücht finde hier seine Bestätigung, der Fund des sagenhaften Templer-Schatzes werde an-

gekündigt.  Doch Schatzsucher leben gefährlich, womöglich lastet ein Fluch auf dem alten Geschmeide. 

Diese Deutung ist unterhaltsam, hat aber den Nachteil, dass sie nicht zutrifft, weil sich N. für Geschichten

dieser Art nicht interessiert hat.

Vz 2/3 [Fund des verborgenen Schatzes, der lange Zeiten festgehalten worden war]  Der >Fund

des verborgenen Schatzes< bedeutet, dass man meinen wird, der Heiland sei wieder auf Erden

erschienen.  Verborgen war dieser Schatz, weil die Christen nicht wussten, wann, wo und wie

Christus wiederkehren werde, der biblischen Ankündigung entsprechend, z.B. bei Markus Kapitel

14 Vers 62.  Die Wiederkunft des Herrn hatten schon die frühen Christen für die nahe Zukunft

erwartet und erhofft, Apostelgeschichte Kapitel 1 Vers 6.  Als dann die Wiederkunft auszubleiben

schien, lebte die Hoffnung weiter, wenn auch sozusagen auf kleinerer Flamme.  Seitdem sind

„lange Zeiten“ vergangen, in denen Christen festgehalten haben am Glauben an das noch bevor-

stehende „Kommen in den Wolken“ und die dann zu gewärtigende Gegenwart des Herrn.  Wenn

nun die Wiederkunft Christi, griechisch Parusie, sich zu vollziehen scheint, indem jemand auftritt,

von dem geglaubt wird, er sei der wiedergekommene Christus, dann scheint endlich >der ver-

borgene Schatz gefunden< zu sein.

Vz 1/4 [Großer Führer findet ihn …]  Nach dem Kataklysmus [II] wird ein Mann auftreten, der sich

hinreichend verdächtig macht, der wiedergekommene Christus zu sein, 1/95 [III].  In der katholi-

schen Kirche scheint sich jene Richtung durchzusetzen, die diesen Mann als >wiedergekommenen

Heiland< anerkennt, 8/13 [IV].  Den in ihm vermuteten >Schatz< wird der dann regierende Papst

für seine Kirche heben wollen, sich die größten Dinge von ihm versprechen, 6/93 [s.o.].  Er wird

sich zu Großem berufen wähnen, sich somit für einen „großen Führer“ der Kirche halten, eine

„große Kappe“, 8/19 [s.u.].

Vz 1 [... unter einer Eiche]  Eichen wuchsen im Tempelbezirk des Zeus, 1/65 [XII].  Der nach

dem Kataklysmus [II] auftretende Messias-Prätendent wird, auch dank der Hilfe des >Schatz-

finders<, zur weltweit höchsten religiösen Autorität aufsteigen, 9/79 [XII].  Daher kann N. ihn

mit dem Namen Jupiter alias Zeus belegen, 10/71 [X], des Höchsten der olympischen Götter,

s. Glossar unter -> Jupiter. Die >Lage des verborgenen Schatzes unter Eichen< will demnach

besagen, dass die Feier der Wiederkehr Christi in eine Zeit fällt, wenn wieder ein >Zeus< ver-

ehrt wird, d.h. wenn ein Mann zur weltweit höchsten religiösen Autorität aufgestiegen sein wird.

Vz 1/4 [Vom Himmel geschlagen/ stirbt/ Auge ausgestochen vom Zuständigen]  Nach einigen

Jahren wird >Zeus<, wie es seine Art ist, >Blitze schleudern< gegen andere Götter.  Er wird

Verbote gegen die alten Glaubensformen erlassen, durch welche diese „annulliert“ werden,

8/77 [XII].  Es wird auch die katholische Kirche treffen, 10/65 10/65 [XI]  -  sie und ihr Führer werden

„vom Himmel geschlagen“ sein. Als höchste spirituelle Autorität in der Welt wird >Zeus<

für „zuständig“ gehalten, die Glaubensinhalte neu zu bestimmen, sich das jedenfalls heraus-

nehmen, 9/9 [X].  So wird „das Auge ausgestochen vom Zuständigen“, 3/41 Vz 3 [IV], d.h.

der die Aufsicht über die katholische Wahrheit Führende seiner geistlichen Macht beraubt  - 

der >Finder des Schatzes< stirbt.

Wer von Schätzen noch nicht genug hat, kann zum Vergleich die Verse 8/29 [VII], 5/7 [VII]

und 5/66 [X] heranziehen, die auch Schatzfunde ankündigen.  S.a. Glossar unter -> tresor .

 

(4) Gründe für die Begeisterung

(a) Nur durch das Zusammengehen mit dem >Wiedergekommenen<

könne die Kirche befestigt und erhalten werden

In VH (14) ist davon die Rede, dass die „christliche Kirche“, für N. ohne Frage die

katholische Kirche, nicht zur Gänze, aber doch mit ihrem papsttreuen Teil sich mit einer

„Sekte der neuen Ungläubigen“ verbinden und sich dieser „Sekte“ anschließen werde. 

Damit ist die über den Bereich der christlichen Kirchen hinausgehende Anhängerschaft

des vermeintlich >wiedergekommenen Christus< gemeint.  Als Motiv der Verbindung der

katholischen Kirche mit dieser „Sekte“ wird angegeben, dass sie „zur Erhaltung“ (par la

conservation) und „zur Bestätigung“ oder „Einsegnung“ (par la confirmation) der Kirche

eingegangen wird.  Um die seit langem, seit der Reformation und seit der Aufklärung

angegriffene Gesundheit der katholischen Kirche wiederherzustellen, wird eine >Arznei

getrunken<;  d.h. >Mutter Kirche< trinkt mit dem vermeintlich >wiedergekommenen Heiland<

aus einem Kelch, begründet so Gemeinschaft mit ihm und verspricht sich davon viel für die

eigene Gesundheit, 8/13 [IV].

 

(b) Es könne und solle die katholische Kirche die weltweit

dominierende Glaubensgemeinschaft werden

Der große Fischfang

 

  

07/35    La grand pesche viendra plaindre, plorer,/

D’ avoir esleu, trompez seront en l’ aage./

Guiere avec eux ne voudra demourer,/

Deceu sera par ceux de son langage.  (1568)

 

Den großen Fischfang wird man beklagen, bejammern,/

(ihn) gewählt zu haben.  Getäuscht werden sie sein beizeiten./

Nicht lange wird er bei ihnen bleiben wollen,/

hintergangen wird er werden durch Menschen seiner Sprache.

 

1) Pesche ist eine alte Schreibweise des n.f. pêche Fischfang.  Die Über-

setzung mit „Pfirsich“ ist auch möglich;  aber >Pfirsich< als Metapher für

eine extravagante, intrigante und homosexuelle Person ist abwegig.

Mittelfrz. v. plorer, plourer traurig sein (être triste)

2) Mittelfrz. n.m./f. aage auch: Zeit (temps)

4) Mittelfrz. n.m. langage Sprache (langue), Gespräch, Predigt

 

 

Vz 1 [Großen Fischfang …]  Das >Fischerboot< ist ein Bild für die katholische Kirche, die wie

Jesus von Nazareth >Menschen fischen<, d.h. zum Glauben an den Mensch gewordenen Gott

und die Erlösung durch seine Tat führen will, 1/4 [VIII].  Der Papst trägt den Fischerring als Symbol

für diese Aufgabe.  Der >große Fischfang< bedeutet das Unternehmen des letzten Papstes,

seine Kirche mit Hilfe des vermeintlich >wiedergekommenen Heilandes< [III] zur weltweit domi-

nierenden Glaubensgemeinschaft zu machen, 5/49 [IV]. 

Vz 1/2/3 [… wird man beklagen, ihn  gewählt zu haben/  getäuscht/ .. bleibt nicht lange]  Er

selbst und jene, die ihn gewählt haben, werden „beizeiten“ merken, dass ihr Glaube an den Erfolg

dieses Vorhabens auf Selbsttäuschung beruhte, 6/93 [s.o.].  Daher wird er „vom Senat nicht lange

mit Beifall bedacht“, 3/65 [IV], vielmehr wird man „beklagen, bejammern, ihn gewählt zu haben“. 

Daher wird er „nicht lange bei ihnen bleiben“  -  die durch ihn verkörperte Hoffnung auf den welt-

lichen Aufstieg der katholischen Kirche wird sich bald in Nichts auflösen.  Über sein persönliches

Schicksal kann daraus aber nichts abgeleitet werden.

Vz 4 [hintergangen durch Menschen seiner Sprache]  Menschen >seiner Sprache< sprechen in

religiöser Hinsicht die gleiche Sprache, sind Glaubensbrüder, d.h. Katholiken, s. Glossar unter

-> langue .  Welche Täuschung gemeint ist, wird in diesem Vers nicht deutlich.  Es könnten

dieselben Vorgänge sein, die in den Versen 8/19 [s.u.] und 4/11 etwas deutlicher geschildert sind.

 

(c) Der >Wiedergekommene< riecht nach Macht,

dadurch wird angezogen, wer nach weltlichem Erfolg strebt

Vers 4/31 [III] handelt von einem >neuen Weisen<, seinen Jüngern und einem

>hohen Berg<, den sie aufrichten wollen.  Damit ist die neue, dem Gottesfrieden

verpflichtete Weltordnung gemeint. Durch die Anwesenheit des >neuen Weisen mit

einzigartigem Hirn< werde die Verwirklichung dieses Projekts nun endlich möglich. 

Der Weise und seine Anhänger streben also nach Macht, weil sie das Gottesreich

schon auf Erden errichten wollen.  Wer das für möglich hält, wird bei diesem Vorhaben

mitwirken und daran teilhaben wollen.  Der letzte Papst wird es für möglich halten, dass

seine Kirche zur weltweit dominierenden Glaubensgemeinschaft werden könne, 6/93 [s.o.]. 

Er bewundert und liebt den >neuen Weisen<, der weltliche Macht anstrebt und die katho-

lische Kirche zu erneuern und groß zu machen verspricht.  >Mutter Kirche wird sinnlich<

und der >Wiedergekommene< >spielt ihr den Sinnlichen vor<, 8/25 [IV];  das ist ein Bild

für die Aussichten auf einen weltlichen Aufstieg, den sich die Kirche durch die Anerken-

nung des neuen Mannes und eine dauerhafte Bindung an ihn erhofft.

 

(5) N. sieht ihn als …

(a) … >Bastard<, weil er seine Legitimation von Jesus Christus

u n d von dem >Wiedergekommenen< herleitet

Großer Pontifex als Günstling des >Zweiten<

 

  

05/15    En nauigant captif prins grand pontife,/

Grans aprets faillir, les clercs tumultuez:/

Second esleu absent son bien debife,/

Son fauory bastard à mort tué.  (1568)

 

Beim Lenken des Schiffs gefangen, ergriffen der große Pontifex./

Große Vorbereitungen schlagen fehl, die Geistlichen in Aufruhr./

Zweiter gewählt.  Abwesender, sein Gut ausgestrichen./

Sein Günstling, (ein) Bastard, (wird) tödlich ruiniert.

          

2) Mittelfrz. n.m. aprest Vorbereitungen (préparatifs)

3) V. debiffer ausstreichen (raturer), beseitigen (supprimer).

Mittelfrz. v. debiffer in üblen Zustand versetzen (mettre en

très mauvais état), verschleißen (user), ausstreichen (rayer).

3) Die Syntax der Zeile ist mehrdeutig.  Man kann sie z.B. auch

als  e i n e n  Satz auffassen, was andere Übersetzungen ergibt.

Auswahlkriterium ist immer die Schlüssigkeit im Gesamtkontext

der Centurien.

4) V. tuer totschlagen, (Gefühle) abtöten, ruinieren, fertigmachen.

„Sein“ Günstling kann der Günstling des „Zweiten“ oder des

Abwesenden sein;  gemeint ist Ersteres.

 

 

Vz 1 [Beim Lenken des Schiffs gefangen der große Pontifex]  Dem zum letzten Papst Gewählten

wird die Botschaft überbracht werden, >vor seiner Kirche sei ein Zwillingskind gefunden< worden,

1/95 [III], d.h. er trifft auf einen Mann, in dem er  den >wiedergekommenen Christus<,  zu erkennen

meint.  In dieser vermeintlich einmaligen geschichtlichen Situation ist er entschlossen, die ver-

meintlich einmalige Chance zu ergreifen, sich das Potential des >Wiedergekommenen< zunutze

zu machen.  Diese abenteuerliche Politik entspringt einer hohen Selbsteinschätzung:  Er hält sich

für einen „großen Prälaten“, 6/86 [s.u.], einen „großen (Menschen-)Fischer“, 6/25 [s.u.].  Aber er

erfährt intern auch viel Zuspruch, denn es ist >die Kirche< selbst, die „ihren Herrscher in die Sekte

der neuen Ungläubigen stürzt“, VH (14), womit die (über den katholischen Bereich hinausgehende)

Anhängerschaft des neuen Messias-Prätendenten gemeint ist.  Der letzte Papst protegiert einen

Mann, den er für „halb so schlimm“ hält, 8/25 [IV], und der ihm die schönsten Aussichten zu eröffnen

scheint, 6/93 [s.o.].  Großspurig lenkt er >das Schiff<, seine Kirche, 1/4 [VIII], und erkennt nicht,

dass seine Politik in eine Verstrickung führt, 4/6 [IV], aus man sich nicht mehr befreien kann.

Vz 2/3 [Große Vorbereitungen …/Zweiter gewählt]  Die >Wiederkunft Christi< muss natürlich

gebührend und würdig begangen werden.  Die katholische Kirche als geistliche >Mutter< ihrer

>Kinder<, der Gläubigen, geht eine Bindung ein, die N. mit den Bildern von Verlobung, 5/49 [IV],

und Heirat, 10/52 [IV], verhüllt hat.  Der von Gott Erwählte wird von der katholischen Kirche als

zweite Verkörperung Christi anerkannt, seine Erwählung wird ihm zudem ausdrücklich bestätigt,

10/91 [IV].

Vz 2/3 [Abwesender, sein Gut ausgestrichen/ Fehlschlag/ Geistliche in Aufruhr]  Der >Abwe-

sende< ist Jesus Christus, der für abwesend gehalten wird, weil er körperlich nicht anwesend

ist.  Er ist aber auch geistig nicht anwesend unter denen, die auf den angeblichen >neuen

Messias< hereinfallen.  Denn wer im Geiste Christi lebt, erwartet Christus nicht draußen in der

Welt.  Nur wer meint, Christus habe es bisher versäumt, seinen Frieden in der Welt durchzu-

setzen und eine weltliche Herrschaft zu errichten, ist anfällig für den falschen Heilsbringer,

s. Exkurs (14).  Wenn dann nach etwa zehn Jahren die katholische Kirche vom Bannstrahl

eines „Strengen“ getroffen wird, 10/65 [XI], wird damit das Evangelium, die Botschaft Christi

„ausgestrichen“, d.h. für alle Zukunft nicht mehr gültig erklärt.  Die Religionspolitik der katholi-

schen Kirche unter ihrem letzten Vorsteher hat in das größtmögliche Desaster geführt.  Die

Geistlichen sind dann stürmisch bewegt (tumultuez), weil jeder Einzelne sich zu der völlig

neuen Lage verhalten muss und es keinen leichten Ausweg mehr gibt.

Vz 4 [Bastard/ Günstling tödlich ruiniert]  Das Wort Bastard bezeichnet einen >Mischling<,

eine >Kreuzung<. N. verwendet den Ausdruck sinnbildlich für Menschen mit gemischter

Legitimation, s. Glossar.  Gemeint ist der letzte Papst, der im Bewusstsein lebt, dass er von

Jesus Christus seinen Auftrag hat, der wieder auf Erden als Mensch von Fleisch und Blut

anwesend sei.  In Wahrheit aber ist sein neuer Held ein „Anderer“, 1/48 [II]  -  es sind zwei

ganz verschiedene Menschen, auf die sich der letzte Papst beruft.  Erst spät wird mancher

lernen, Christus von seinem vermeintlichen Wiedergänger zu trennen, 1/58 [IV].  Der letzte

Papst und alle Katholiken, die ihm folgen, sind >Bastarde< in dem Sinn, dass sie, ohne es

zu erkennen, von zwei ganz verschiedenen Menschen ihr Heil erwarten und geistige Nahrung

erhalten.  Der letzte Papst ist anfangs der große Gönner, der einen Gestrandeten, 2/7 [III],

auf den Schild hebt.  Am Ende ist er nur noch der gewesene „Günstling“ eines Mannes,

der ihn tödlich ruiniert, indem er den alten Glauben schlicht verbietet.

 (b) … >Ehebrecher<, weil er >Mutter Kirche<

verleitet, dem Vater im Himmel untreu zu werden

Liebesverlangen blendet das Ehrgefühl

 

 

08/14    La credit d‘ or, & d‘ argent l‘ abondance/

Fera aueugler par libide l’ honneur/

Sera cogneu d’ adultere l’ offence,/

Qui paruiendra a son grand deshonneur.  (1568)

 

Das große Ansehen von Gold und von Silber der Reichtum/

wird aus Liebesverlangen das Ehrgefühl blenden./

Bekannt werden wird des Ehebruchs Sünde,/

die zu seiner großen Schande werden wird.

 

2) Lat. n.f. libido Begierde, Lust, Verlangen

3) Zum Ehebruch s.a. das Glossar unter -> mariage

 

 

Vz 1 [Großes Ansehen von Gold und Silber …]  >Gold< und >Silber< bedeuten bei N. die Lehren

der christlichen (-> or) und der islamischen Religion (-> Silber).  Sie werden in der >Weltfriedens-

ordnung< in hohem Ansehen stehen, es wird „alles“ für „gut“ gelten, 5/32 Vz 1/2 [VII].  Auch bei

dem neuen religiösen Führer, der dann an die Spitze dieser Ordnung gestellt wird, werden die

alten Religionen, besonders die christliche und die islamische Religion, a n f a n g s  in höchstem

Ansehen stehen, 10/28 Vz 1/2 [III]. 

Vz 2 [… blendet Ehrgefühl]  Es wird das >Liebesverlangen< der >Mutter Kirche< sein, das sie

„blenden“ wird, nämlich das Verlangen nach einer engen Bindung an den vermeintlich >wieder-

gekommenen Christus<. Sie wird sich dem neuen Mann in die Arme werfen.  Statt dem Vater

im Himmel treu zu bleiben, wird die sich dem vermeintlich wieder auf Erden erschienenen

>Sohn< verbinden.

Vz 3/4 [Ehebruch/ große Schande]  Damit begeht sie einen >Ehebruch< und, indem sie >den

Sohn heiratet<, 10/55 [IV], sogar noch einen >Inzest<, 6/50 [IV].  Dem Sinnbild nach ist das eine

klare Sache;  allerdings fehlt wohl der Vorsatz, der voraussetzt, dass >Mutter Kirche< erkennt,

mit wem sie es in Wahrheit zu tun hat und was sie da eigentlich tut.  Und die „große Schande“

ist  schon deshalb fraglich, weil die Menschen nicht dazu berufen sind einander zu richten,

Matthäus Kapitel 7 Vers 1.

(c) … Verräter am Glauben, da er über diesen verhandelt

Vers 6/20 kann so gedeutet werden, dass der letzte Papst angesichts einer Bedrohung

seiner Kirche auf Verhandlungen mit denen setzt, von denen die Bedrohung ausgeht

(Carius, C.B., Nostradamus Band 2, Vom Schicksal der christliche Religion, S. 184). 

In Vers 3/41 [IV] könnte es der letzte Papst sein, der dort als Verräter bezeichnet wird. 

Es heißt dort wörtlich:  „Der Verräter wird vom König als Getreuer empfangen.“  Aber

inwieweit er wirklich Glaubensinhalte als verhandelbar preisgibt, kann man daraus nicht

erkennen.  Klar ist nur, dass die Politik des letzten Papstes zum weltweiten Verbot der

das Evangelium transportierenden Schriften, VH (43), beigetragen haben wird.  Ob das

den Tatbestand des Verrats erfüllt, ist zweifelhaft, weil Verrat einen Vorsatz voraussetzt

(wie auch schon der Ehebruch, s.o.).  Überlassen wir das Urteil dem, der alle Seelen

kennt und das Erbarmen selbst ist und daher auch der gerechte Richter.

(d) … Träumer, der böse erwachen wird

Traum des großen Prälaten seinem Sinn entgegen gedeutet

 

  

06/86    Le grand Prelat vn iour apres son songe,/

Interprete au rebours de son sens:/

De la Gascogne luy suruiendra vn monge,/

Qui fera eslire le grand Prelat de sens.  (1568)

 

Der große Prälat an einem Tag nach seinem Traum,/

(der) seinem Sinn entgegen gedeutet (wird)./

Aus der Gascogne wird ihm ein Mönch zu Hilfe kommen,/

der den großen Prälaten des Sinns wählen lassen wird.

 

3) Provencal. n.m. monge Mönch (moine)

 

 

Vz 1 [Traum des großen Prälaten …]  Der „große Prälat“ träumt davon, den >wiedergekommenen

Heiland< für seine Kirche dienstbar zu machen.  Kein Ziel sei zu hoch gesteckt, da man auf Gottes

Segen in der Gestalt des neuen Mannes zählen könne, 6/93 [s.o.].  Dann könne die katholische

Kirche sogar zur weltweit dominierenden Glaubensgemeinschaft werden, 5/49 [IV] (>Eroberung

Roms<).

Vz 1/2  [… am Tag danach seinem Sinn entgegen gedeutet]  Dieser >Traum< wird bald ausge-

träumt sein und in diesem sarkastischen Sinn >anders< als wunschgemäß >gedeutet< werden. 

„Wenn alles ins Gegenteil verkehrt ist“, 6/93 [s.o.], wenn der Bann gegen Rom verhängt wurde,

10/65 [XI], hat der vermeintlich wiedergekommene Heiland >den Traum anders gedeutet<, d.h.

er hat ihn platzen lassen.

Vz 3/4 [Mönch kommt zu Hilfe, lässt großen Prälaten des Sinns wählen] Dass man in dieser Lage

Hilfe brauchen kann, ist klar.  Aber wie diese Hilfe aussehen könnte, hat sich aus dem Vers bisher

nicht erschlossen. 

(e) … Fährmann der Toten

Denkwürdiger Ruhm des alten Charon

 

  

Sizain 48 Sechszeiler 48

Du vieux Charon on verra le Phoenix,/ Den Phönix des alten Charon wird man sehen,/

Estre premier & dernier de des fils,/  wie er der erste und letzte von einigen Söhnen ist,/

Reluire en France, & d‘ un chacun aymable,/ wie er wieder glänzt in Frankreich, von einem jeden

Regner long temps, avec tous les honneurs/ geliebt,/  lange Zeit regiert, mit allen Ehrungen,/

Qu‘ auront iamais eu ses predecesseurs,/ die seine Vorgänger jemals werden genossen haben,/

Dont il rendra sa gloire memorable. unter denen er seinen Ruhm denkwürdig machen wird.

 

 

Mit dem Phönix des alten Charon, dem auferstandenen Charon des Mythos, ist wie in Sz 28

der letzte Papst gemeint.  Der Vers handelt aber nicht von der Wirklichkeit, sondern davon,

wie dieser Sohn seiner Kirche sich die Zukunft der Kirche und seine Rolle darin erträumt und

ausmalt.  Da der Unterschied zwischen Traum und Wirklichkeit in diesem Fall gewaltig ist,

hat der Vers durchgängig ironischen bis sarkastischen Klang. 

Tatsächlich ist er der Letzte in einer sehr langen Reihe, scheint sich aber einen „Ersten“ unter

seinesgleichen zu dünken wegen des >großen Fischfangs<, 7/35 [s.o.], an dessen Erfolg er glaubt.

Sein >Schiff<, die katholische Kirche, könne mit der Hilfe des >wiedergekommenen Heilandes<,

der man sich nur ernstlich versichern müsse, zur weltweit dominierenden Glaubensgemeinschaft

werden. 

Frankreich war einst der Ort, von dem aus es (387 vor Christus) gelang, Rom zu erobern.

Das >Glänzen in Frankreich< steht für die Vorschusslorbeeren, mit denen der letzte Papst sich

ehren und rühmen lässt für sein Projekt, >Rom zu erobern<, d.h. seine Kirche zur ersten und

wichtigsten Glaubensgemeinschaft der ganzen Welt zu machen, 5/49 [IV].  Das böse Erwachen

aus diesen Wunschträumen ist auch belegt, 6/86 [s.o.]

In Wahrheit erweist sich der letzte Papst als Fährmann der (geistig) Toten, die keinen lebendigen

Glauben haben, weil sie es sich gefallen lassen, dass der alte Glaube am Ende verboten wird.

(6) Das Ende des letzten Papstes

(a) seine Alleinherrschaft in Aufruhr

Herrschaft des großen Fischers in ruinösem Aufruhr

 

 

06/25   Par Mars contraire sera la monarchie,/

Du grand pescheur en trouble ruyneux:/

Ieune noir rouge prendra la hierarchie,/

les proditeurs iront iour bruyneux.  (1568)

 

Durch Krieg als Feind wird die Alleinherrschaft/

des großen Fischers in ruinösem Aufruhr sein./

(Ein) junger übler Roter wird sich der Hierarchie

bemächtigen./ Die Verräter werden gehen an trübem Tag.

 

1) Adj. contraire entgegengesetzt, widersprechend, Gegen…

Mittelfrz. n.m. contraire feindliche Aktion (action hostile),

Feind (ennemi), Gegner, Widersacher (adversaire)

4) Lat. n.m. proditor Verräter

     

 

Vz 1 [Durch Krieg als Feind …]  In der >Weltfriedensordnung< wird der Krieg geächtet sein,

6/94 [VII].  Der Krieg ist dann zum Feind der Menschheit erklärt worden, der für alle Zukunft von

der Oberfläche der Erde verbannt werden soll.  Nach wenigen Jahren wird es eine >neue Religion<

geben, die dem Frieden der globalen Ordnung zu dienen sich den Anschein gibt, 9/9 [X].  Sie wird

Ausschließlichkeit beanspruchen, 1/79 [X], und die alten Glaubensformen verdrängen.  Wer an

ihnen noch festhalten will, wird zum >Feind des Friedens< erklärt.

Vz 2 [… die Alleinherrschaft des großen Fischers …]   Der >Fischer< ist ein Papst, der an Bord

eines >Fischerbootes<, seiner Kirche, 1/4 [VIII], auf Seelenfang geht.  Die „Alleinherrschaft“

bedeutet das geistliche Primat, das der Bischof von Rom unter seinesgleichen beansprucht; 

vgl. die Bezeichnung des Papstes als „lateinischer Monarch“ in 5/21 (Kap.34). 

Vz 2 […in ruinösem Aufruhr]  Wenn der Bannstrahl seine Kirche trifft, 10/65 [XI], versucht man

während einer Schockstarre noch, das Desaster zu verheimlichen und meidet die Öffentlichkeit,

5/65 Vz 2 [XI].  Dass das Regiment eines Papstes, dessen Politik zum Verbot des christlichen

Glaubens geführt hat, dann von „ruinösem Aufruhr“ bedroht ist, lässt darauf schließen, dass es

doch erheblichen Widerstand von der Kirchenbasis gegen die Zumutungen des globalen

Regimes geben wird, VH (23).  Auch einige der hochgestellten Kleriker scheinen nicht bereit zu

sein, sich alles gefallen zu lassen, 5/65 Vz 4 [XI].

Vz 3/4 [Junger Roter bemächtigt sich der Hierarchie/ Verräter]  Die zweite Vershälfte handelt

wohl davon, dass dann ein „junger Roter“, vielleicht ein junger Kardinal, die Macht an sich reißt. 

In einer solchen Lage noch etwas werden zu wollen, sagt allein schon genügend über den

Betreffenden.  Dass N. ihn und seine Leute für „Verräter“ hält, verwundert nicht.

(b) wird als Diener entlassen

Guter Diener hat am Ende nichts als seinen Abschied

 

  

08/82    Ronge long, sec faisant du bon valet,/

A la parfin n’ aura que son congie,/

Poignant poison & letters au collet/

Sera saisi eschappe en dangie.  (1568)

 

Lange abgenagt, ausgetrocknet, macht er den guten Diener,/

wird am Ende nichts haben als seinen Abschied./

Scharfes Gift und Briefe, am Kragen/

wird er ergriffen werden.  Entkommen in Gefahr.

 

1) Mittelfrz. Adj. sec ausgetrocknet (desseché), abgemagert (amaigri

2) Mittelfrz. n.m. congie Erlaubnis zu gehen, Abschied, Entlassung

(permission de s‘ en aller).

3) Mittelfrz. Adj. poignant spitz (pointu), heftig (aigu)

 

 

Vz 1 [Abgenagt, ausgetrocknet, macht trotzdem den guten Diener]  Es spielt einer den „guten

Diener“, obwohl man an ihm nagt, d.h. ihm die Seele rauben will, 4/88 Vz 2 [s.o.].  Er muss auch

darben, erhält kein >lebendiges Wasser<, denn von seinem Helden, dem vermeintlich >wieder-

gekommenen Christus<, hat er nur dessen rein weltlich orientierte Philosophie, 4/56 [XI], aber

keine vom Geist Gottes inspirierten Worte zu erwarten.  Dessen Ideen erkennt N. als >heiße Luft<,

4/67, weil sie keine von Gott ausgehende Wahrheit transportieren.  Doch der >Diener< spielt

mit und führt dadurch viele Menschen in die Irre, weil er der katholischen Kirche vorsteht.

Vz 2/3 [Giftige Briefe/ Abschied vom Diener]  Als >Dank< für seine Dienste erhält er nach

wenigen Jahren von seinem Herrn >giftige Briefe<, 1/41, die die alten Lehren der katholischen

Kirche schlicht verbieten, 10/65 [XI]. Der >Abschied< ist nicht als Absetzung zu verstehen, weil

er noch gebraucht wird, das Verbot innerkirchlich durchzusetzen, 4/11 Vz 2.  Vielmehr ist der

Abschied von der Stellung eines willigen Dieners gemeint, die gestrichen und durch die Stelle

eines willenlosen Befehlsempfängers ersetzt wird.

Vz 3/4 [Am Kragen ergriffen/ entkommen]  Das Ergreifen am Kragen ist ein Bild der Entwürdi-

gung. Sollte dem Mann dann der Kragen platzen, wäre er der Gefahr „entkommen“, sich gänzlich

dem Gegner Gottes zu ergeben.

(c) wird vertrieben von der Macht

In den untersten Schiffsraum gebracht

 

  

02/93    Bien pres du Tymbre presse la Libytine:/

Vng peu deuant grand inundation:/

Le chef du nef prins, mis a la sentine:/

Chasteau, palais en conflagration.  (1555)

 

Ganz nah beim Tiber stürmt die Libytina,/

kurz vor (einer) großen Überschwemmung./

Das Haupt des Schiffes ergriffen, in den untersten Schiffsraum

gebracht./ Festung (und) Palast stehen in Flammen.

 

 

Vz 1/4 [Libytina stürmt/ Palast in Flammen]  Libitina, die römische Göttin des Todes und der

Leichenbestatter, >stürmt<, d.h. sie bedrängt die Menschen dort, wo sie einst verehrt wurde,

„ganz nah beim Tiber“, also in Rom, wo auch das >Haupt des Schiffes<, der Papst als Oberhaupt

der Kirche, seinen Sitz hat.  Aber wem bringt sie den Tod?  Die Antwort gibt die letzte Verszeile. 

Der „Palast“ ist der Petersdom, die Papstbasilika, und die „Festung“ ist die Engelsburg, die seit

dem 10. Jahrhundert dem Papst gehört und u.a. als Zufluchtsort diente.  Beide >stehen in Flammen<,

aber es bricht kein Feuer aus, denn die Kirchen als Gebäude bleiben unversehrt, 10/65 Vz 2 [XI]. 

Vielmehr ist es ein >Feuer vom Himmel< der sinnbildlichen Art, ein Bannstrahl, d.h. ein Verbot,

das die Kirche trifft und ihrer Inhalte beraubt.  Dass auch >die Festung brennt<, bedeutet, dass

es einen Ort, an den man vor diesem Bannstrahl fliehen könnte, nicht gibt, weil die Verbote von

einem globalen Regime ausgehen.

Vz 3 [Haupt des Schiffes ergriffen/ unterster Schiffsraum]  Das >Schiff< ist die katholische Kirche,

1/4 [VIII], und sein Haupt ist der Papst, der letzte einer langen Abfolge.  Seine >Ergreifung<

und >Verbringung in den untersten Schiffsraum< sind sinnbildlich zu verstehen.  Er und seine

Kirche sind die Adressaten des Verbotes, und er haftet persönlich dafür, die gewaltige Zumutung

weiterzugeben, sie in seiner Kirche durchzusetzen.  Im untersten Schiffsraum arbeiten die rang-

niedrigsten Mitglieder der Mannschaft, die Sklaven.  Wenn sich der Papst (wie alle anderen Katho-

liken) nun dort befindet, ist er zum Befehlsempfänger, zum Sklaven herabgesunken.

Vz 2 [kurz vor großer Überschwemmung]  Nun verwundert es nicht mehr, dass auch die

>Überschwemmung< nicht wörtlich zu verstehen ist, s. Glossar unter -> deluge.  Gemeint sind

die Lehren einer >neuen Religion< [X], die an die Stelle des alten Glaubens treten soll.  Sie

werden mit Macht verkündet und sollen alles, was vorher gewesen ist, gleich einer Flut unter

sich begraben.  „Durch große Überflutungen wird dann die Erinnerung an (die) in jenen Schriften

..." - gemeint sind das Alte und das Neue Testament - "... enthaltenen Dinge unschätzbaren

Verlust erleiden, auch die Schriften selbst“, heißt es parallel in VH (39).  Über den Zeitpunkt der

Verkündung der >neuen Religion< erfahren wir hier, dass es gleich nach dem Bann gegen Rom

geschehen wird.  Das ist plausibel, weil diese scheinbare >neue Religion< von oben, von der

obersten Instanz eines globalen Regimes verordnet wird und durch die angegebene Reihenfolge

- erst Verbot des Alten, dann Verkündung des Neuen - von vornherein klargestellt ist, dass das

Neue nicht neben und in Konkurrenz zum Alten, sondern an dessen Stelle treten soll.

 

(d) er muss >Blut speien<

Die Dekrete eines "Strengen" werden >Blut und Substanz< Roms zerstören, 10/65 [XI].

Das >Blut<, das er und alle, die ihm folgen, am Ende >ausspeien< müssen, 2/97 Vz 3 [XI],

steht für die Glaubensinhalte der Kirche. Die Katholiken werden angewiesen sein, sie

aufzugeben, weil sie von dem zum Weltherrscher aufgestiegenen vermeintlich >wieder-

gekommenen Christus< nicht mehr geduldet werden.

(e) wird gefügig gemacht

Rote bringen Licht, aber die roten Roten machen ihn gefügig

 

  

08/19    A soubstenir la grand cappe troublee,/

Pour l’ esclaircir les rouges marcheront,/

De mort famille sera presque accablee,/

Les rouges rouges le rouge assomeront.  (1568)

 

Um den großen, in Aufruhr versetzten Ornat zu unterstützen,/

um ihm ein Licht zu bringen, werden die Roten marschieren./

Vom Tod wird die Familie fast überwältigt sein./

Die roten Roten werden den Roten gefügig machen.

 

1) Mittelfrz. n.f. cape, chape der Ornat eines Geistlichen, der dessen Rang

anzeigt (vêtement ecclesiastique indiquant le rang du porteur)

2) Mittelfrz. v. esclaircir glänzen lassen (rendre brillant), klarer machen

(rendre plus clair).   V. éclaircir aufklären, klarstellen, Klarheit bringen,

Licht bringen.

4) Mittelfrz. v. assommer (assomer gibt es nicht) gefügig machen

(assoupir), einschläfern (endormir), verdrießlich machen

(accabler d‘ ennui)

 

 

[Familie]  Im Alten Testament ist das Bild von Gott als Bräutigam und Vater geläufig, der sich sein

Volk zur Braut nimmt.  Die aus diesem Volk erwählte Tochter wurde zur Mutter seines erstgebore-

nen Sohnes, zur Mutter Jesu Christi.  Eine Familie ohne nähere Bestimmung meint in biblischem

Kontext das Volk Gottes – alltestamentarisch die Juden und im Neuen Testament die Anhänger

Christi. Diese Symbolik hat die katholische Kirche auf sich bezogen.  Gott bleibt Vater und Bräuti-

gam, aber seine Braut ist nun die Kirche.  Denn sie versteht sich als das >Gefäß, dem das Evan-

gelium anvertraut wurde<. Sie wird zur geistigen >Mutter< der Gläubigen, indem sie ihnen das

zum Glauben Nötige in Wort und Tat vermittelt.  Die Gläubigen werden zu Kindern Gottes und der

Mutter Kirche.  Die >Familie< Gottes sind demnach die katholischen Christen als Kinderschar

der Mutter Kirche

Vz 1/4 [Großer Ornat in Aufruhr versetzt/ Roter]  Der letzte Papst wird hier „großer Ornat“ genannt

wegen seiner sehr ehrgeizigen Politik, die seiner Kirche höchsten weltlichen Aufstieg bescheren

soll, 6/93 [s.o.].  Er stellt seine Kirche unter den Schutz des vermeintlich >wiedergekommenen

Heilandes< und leistet so ungewollt einem >Blutvergießen< der sinnbildlichen Art Vorschub.

Seine Kirche wird ihre Glaubensinhalte einbüßen und in diesem Sinne >verbluten<, 8/45 Vz 4.

Er selbst wird >Blut speien<, 2/97 [XI].  Wegen seiner Politik, die dieses >Blutvergießen< herauf-

beschwört, wird er in der letzten Verszeile auch ein >Roter< genannt.  Wenn ein gewaltiger

Bannstrahl seine Kirche trifft, 10/65 [XI], ist ihr Oberhaupt in einen „Aufruhr“ versetzt, der von der

obersten Instanz eines globalen Regimes ausgeht.

Vz 1/2/3 [Rote wollen ihm ein Licht bringen, ihn unterstützen/ Familie vom Tod fast überwältigt] 

Die „Roten“ werden wegen der Farbe ihres Gewandes so genannt.  Es sind Kardinäle, die sich

in Bewegung setzen, ihr Oberhaupt zu unterstützen.  Ihm ein >Licht< zu bringen in dieser Lage,

kann bedeuten, ihm nahezulegen, am wahren Christus als dem >Licht der Welt< festzuhalten.

Täte er das, wären er und die Katholiken zwar „vom Tod überwältigt“, aber eben nur „fast“,

d.h. in Wahrheit dem geistigen Tod knapp entronnen.

Vz 4 [Die roten Roten machen ihn gefügig]  Aber es scheint auch anders Gesonnene zu geben. 

Mit der Farbe rot kennzeichnet N. auch Menschen wegen ihrer aufrührerischen, revolutionären

Gesinnung, s. Glossar.  Die >roten Roten< sind, dem Symbolwert der Farbe nach, Kardinäle,

die sich gegen den Papst auflehnen.  Sie haben demnach keine Skrupel, >Blut und Substanz<

der Kirche, 10/65 [XI], preiszugeben und jene, die noch etwas davon bewahren wollen, gefügig

zu machen, sie auf Linie zu bringen.  Vgl. 6/25 Vz 3 [s.o.]