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"Du räumst dem Staate denn doch zu viel Gewalt ein. Er darf nicht fordern, was

er nicht erzwingen kann. Was aber die Liebe gibt und der Geist, das läßt sich nicht

erzwingen. Das laß er unangetastet, oder man nehme sein Gesetz und schlag es

an den Pranger! Beim Himmel! der weiß nicht, was er sündigt, der den Staat zur

Sittenschule machen will. Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, daß ihn

der Mensch zu seinem Himmel machen wollte. - Die rauhe Hülse um den Kern des

Lebens und nichts weiter ist der Staat. Er ist die Mauer um den Garten menschlicher

Früchte und Blumen."

 Friedrich Hölderlin, Hyperion, Erster Band, Erstes Buch (1797)

 

„Gut, sage Ich, berechnet das zurück!  Seit den Zeiten der Apostel hat es doch

sicher eine Unzahl Eiferer gegeben, die gewisserart mit glühendem Schwerte

in der Hand die Welt bessern wollten.  Ströme von Blut wurden vergossen. 

Fraget euch selbst, mit welchem Erfolg?  Blicket dann in die Welt hinaus, und

sie wird euch von allen Seiten her die sonnenklare Antwort geben. 

Bis auf eure Zeit sollte die große Zahl der Eiferer doch einen solchen Nachruf

hinterlassen haben, daß ihm zufolge die ganze Welt offenbar ein Paradies sein

müßte, und dennoch ist die Welt eben in dieser eurer Zeit zehnmal schlechter,

als sie zu den Zeiten Noahs war!“

                             Jakob Lorber, Schrifttexterklärungen, 35. Kapitel, 5. Aufl. 1985

                           

"Die große Maskerade des Bösen hat alle ethischen Begriffe durcheinander

gewirbelt. Dass das Böse in der Gestalt des Lichts, der Wohltat, des geschichtlich

Notwendigen, des sozial Gerechten erscheint, ist für den aus unserer tradierten

ethischen Begriffswelt Kommenden schlechthin verwirrend; für den Christen,

der aus der Bibel lebt, ist es gerade die Bestätigung der abgründigen Bosheit

des Bösen."

 Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung, 17. Aufl. Augsburg 2003, S. 16

 

"Wir müssen unser Handeln im Zusammenhang des Ganzen betrachten. Aber was

ist das Ganze? Wir überschauen es nicht. Aber die Würde der Person ist seine

Antizipation. Es gibt kein Ganzes, das gegen diese Würde recht haben könnte."

 Robert Spaemann, Über Gott und die Welt, Stuttgart 2012, S. 80

 

[VII]  >Weltfriedensordnung<   -   Übersicht

Textregister: 5/53, 1/4, 10/6, 5/7, 2/9, 5/11, 6/64, 1/16, 1/69, 8/69, 5/70, 6/20, 4/21, 6/21,

 10/71, 2/22, 5/24, 8/74, 6/25, 1/28, 4/28, 10/28, 8/29, 1/30, 10/80, 2/81, 4/31,

 4/32, 5/32, 9/32, 10/82, 1/83, 7/33, 9/83, 4/35, 10/85, 3/36, 1/38, 2/88, 3/40,

 1/91, 3/92, 1/43, 6/94, 2/95, 3/45, 4/95, 2/47, 1/100, 6/50, 6/100,

 Sz 4, Sz 16, Sz 19, Sz 46, Sz 49, VH (13), VH (30), VH (37), VH (38)

Die im folgenden rot markierten und unterstrichenen Fundstellen werden weiter unten

kommentiert. 

(1) Zwei große Mächte

(a) bekriegen sich nach drei Jahren

und sieben Monaten 4/95 Vz 1/2

(b) die Anhänger des >Wiedergekommenen< [III]

auf dem Boden dieser Mächte führen

den Frieden herbei 4/95 Vz 3/4

(2) Die neue Weltordnung

(a) stützt sich anfangs auf  d r e i  große VH (30), 5/7

(b) dann wird  e i n e r  eingesetzt bzw. gewählt 4/21 Vz 3 [s.u.], 6/21 Vz 3, 2/22 Vz 4

(3) Die neue Friedensordnung ist global  VH (30), 1/4 Vz 1 [VIII] (ganze Welt),

 10/71 Vz 4 (vier Himmelsrichtungen)

(a) Amerika gehört dazu 8/74, 5/62 Vz 4

(b) Afrika gehört dazu 5/11 Vz 2

(c) Asien gehört dazu 5/11 Vz 4

(4)  a l l e  Staaten sind willkommen 4/32 Vz 4 (alle Gemeinwesen will-

kommen, gemeinsame Ordnung)

 5/24 Vz 1 [XI] (Gesetz der Venus)

 5/53 [s.u.] (Gesetz der Venus)

 1/28 Vz 4 (Taurus und Libra)

(5) die verschiedenen Religionen und

ihre Glaubensgemeinschaften

(a) sind willkommen 5/32 Vz 1/2 (alles gut),

 8/69 Vz 3 [s.u.] (alle gleich),

 8/14 Vz 1 (großes Ansehen

von Gold und Silber)

(b) verpflichten sich im Gegenzug

auf das Regime 3/45 Vz 1 [X] (Eintritt in den Tempel

der Vesta)

(6) Es soll eine  g e r e c h t e  Ordnung werden,

gleichermaßen legitimiert von Gott her  2/81 [II] (W a a g e  entlässt ihren Phaeton)

wie von den Menschen Sz 4 Vz 3 (Saturn in der Waage erhöht)

(7) Wichtigste Instanz ist eine Institution,

die N. vergleicht mit dem Kaisertum

(a) der römischen Antike 1/43 Vz 3/4 [VIII], 9/32 Vz 1 [X] (Porphyrsäule)

(b) des Mittelalters 2/47 Vz 1 (Zweikampf Kaiser/ Papst)

(8)  n a c h  Schaffung dieser Institution wird 1/43 Vz 1 [VIII] (v o r  der Verwandlung …)

die neue Weltordnung aufgebaut unter 4/21 Vz 1 (Verwandlung sehr schwierig)

Schwierigkeiten, Machthaber der  6/94 Vz 1 (Thronzerbrecher)

müssen Macht abgeben 2/47 Vz 2 [s.o.] (Souveräne unterjocht)

(9) (a) Der Krieg ist geächtet 3/36 Vz 1 (der Begrabene)

  6/25 Vz 1 [V] (Mars als Feind),

 1/83 Vz 2 (Saturn wirft grimmigen

Blick auf Mars)

 VH (37), 10/82 Vz 1/2

 Sz 49 (Feuer gelöscht)

 Sz 46 (Mars im Zeichen des Schafes)

(b) Kriegswaffen sind verboten 6/94 Vz 2 (Kriegsrüstung verboten),

 4/35 Vz 3 (Bann gegen Schwert, Lanze)

 7/33 Vz 1 (sie plündern Streitkräfte aus)

 1/38 Vz 3

(10) das von den Religionen verheißene 1/69 (Läuterungsberg), 4/31 [III] (hoher Berg),

Friedensreich (Gottesreich) VH (13) (Berg Jupiters),

werde nun errichtet, 8/29, 5/24 Vz 2, 3/92, 5/11, 5/32

die Menschheit als ganze (Herrschaft des Saturn im

sei bereit und fähig, sich zu bessern goldenen Zeitalter),

 6/50 Vz 3 [IV] (man sucht Ruhm und Ehre)

(11) die alten Offenbarungsreligionen

(a) erscheinen als Dreiheit VH (25), 10/28 Vz 1 [III],

 10/85 Vz 1 [X], 1/50 Vz 1,

  8/77 Vz 1 [XII], 1/68 Vz 1/2 [XII]

(b) müssen um ihre Freiheit kämpfen 10/85 Vz 1/2 [X]

(12) Der Geist der Prophetie wird nicht begriffen,

aber man kann noch offen darüber streiten 5/53

(13) die Repräsentanten der >Weltfriedensordnung<

führen sich auf wie Götter 9/83 Vz 4 [XI], 1/91 Vz 1

(14) die >Weltfriedensordnung< (PAX MUNDANA) 10/6 [II] (Colosseum)

entspricht der PAX ROMANA des antiken 6/100 (Amphitheater)

Imperiums. Sie verwirklicht nicht 3/40 (großes Theater)

die PAX CHRISTI  9/83 [XI] (großes Theater)

(15) Friede währt

(a) nicht lange 1/4 Vz 2 [VIII]

(b) neun Jahre 2/9 Vz 1 [VIII]

(c) zehn Jahre 8/69 Vz 3

(d) elf Jahre Sz 19 (606 bis 617)

Fortsetzung unter [IX]

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         [VII]  >Weltfriedensordnung<  -  Auswahl kommentierter Texte

(1) Zwei große Mächte bekriegen sich

Anhänger des >Wiedergekommenen< beenden den Krieg zweier großer Mächte

 

 

04/95    Le regne à deux laissé bien peu tiendront/

Trois ans sept mois passés feront la guerre/

Les deux vestales contre rebelleront,/

Victor puis nay en Armonique terre. (1568)

 

Die zweien überlassene Herrschaft werden diese sehr kurz

innehaben./ Drei Jahre und sieben Monate vorbei, werden sie Krieg

führen./ Die beiden Vestalinnen werden dagegen rebellieren./

Sieger dann erschienen auf Armenischem (?) Boden.

 

4) Zur den Bedeutungsmöglichkeiten von naistre s. Glossar. Spätere Ausgaben,

z.B. die Edition Chevillot (1611), haben meist Armenique terre.  Armenien wird erwähnt

in 3/31 und 5/94 (Kap.38) sowie in den Versen 5/50 und 5/54, die noch nicht erfüllt sind.

 

 

         Vz 3 [Vestalinnen rebellieren]  Dass von der Zeit nach dem Kataklysmus die Rede ist, zeigt die Rede

         von den Vestalinnen;  so nennt N. nämlich die Religionsgemeinschaften der alten Religionen, nachdem

         sie sich ausdrücklich auf den Frieden der globalen Ordnung verpflichtet haben.  Daher ist auch klar,

         dass sie den gemeinten Krieg verurteilen und in diesem Sinne dagegen „rebellieren“. 

         Vz 1/2 [Herrschaft zweien überlassen]  „Die Herrschaft“ ist zunächst „zweien überlassen“.  Nachdem

         es nach dem Kataklysmus um die Errichtung einer globalen Friedensordnung geht, ist „Herrschaft“ hier

         wahrscheinlich im Sinne von Weltherrschaft gemeint;  d.h. die Welt wird nach dem Kataklysmus von

         zwei großen Mächten dominiert.  Im Vers 6/58 [VI] ist von zwei weit voneinander entfernten Mächten

         die Rede, die beide gegen den Vormarsch der Orientalen nach Europa sind, aber miteinander rivali-

         sieren. Es könnte sich um die USA und um China handeln, weil beide weit von Europa entfernt sind.

         Vz 2 [Krieg nach drei Jahren und sieben Monaten]  Im Kontext müsste die Frist mit dem Kataklysmus

         zu laufen beginnen.  Dass die beiden zuvor genannten Mächte  g e g e n e i n a n d e r  Krieg führen,

         ist eine der Möglichkeiten, und auch die wahrscheinlichste.  Denn die andere Möglichkeit, dass die

         beiden großen Mächte gemeinsam gegen die Orientalen zu Felde ziehen, passt zeitlich nicht.  Die

         Unterwerfung der Orientalen unter das globale Regime findet später statt, vgl. unter [IX].

         Vz 4 [Sieger erscheint in Armenien (?)]  Es scheint, dass der spätere Weltherrscher in Armenien

         eines seiner Machtzentren haben wird, 5/50, 5/54.  Als Sieger könnte er eigentlich nur erscheinen,

         wenn er am zuvor erwähnten Krieg teilgenommen hätte;  das wird er als >Mann des Friedens<

         sicherlich nicht tun.  Aber er könnte >Sieger< in dem Sinne werden, dass der Frieden durch den

         Einsatz seiner Anhänger, darunter der >Vestalinnen<, aber auch seiner Anhänger in den krieg-

         führenden Ländern, entscheidend vorankommt.  Das könnte der Karriere des >neuen Heiligen<,

         10/30 [IX], einen starken, vielleicht entscheidenden Anschub geben.  Der Vers handelt demnach

         von der globalen Friedensordnung im Stadium ihrer Entstehung.

 

         (2) Die neue Weltordnung stützt sich auf  d r e i  große Mächte,    dann wird  e i n e r  eingesetzt

        Gebeine eines Triumvirats werden gefunden

 

 

05/07    Du Triumvir seront trouuez les os,/

Cherchant profond thresor aenignatique:/

Ceux d‘ alentour ne seronz en repos./

Ce concauer marbre & plomb metallique. (1568)

 

Vom Dreierkollegium werden gefunden die Gebeine,/

wenn man gründlich sucht nach dem rätselhaften Schatz./

Die aus der Umgebung werden keine Ruhe geben,/

diesen Marmor und dieses Bleisiegel auszugraben.

 

1) Zu Gebeinen s.a. das Glossar unter -> os.

2) Zu Schätzen s. Glossar unter -> tresor.

Lat. n.n. aenigma Rätsel, davon das Adjektiv aenigmatique rätselhaft

4) Zu Marmor und Blei s. Glossar unter -> marbre und -> plomb.

 

 

         Vz 2 [Suche nach rätselhaftem Schatz]  Nachdem eine zwei Mächten überlassene Herrschaft,

         4/95 [s.o.], schon wenige Jahre nach dem Kataklysmus in einen neuen Krieg mündet, erscheint

         es immer notwendiger und zugleich schwieriger, endlich Frieden zu schaffen.  In diesem Kontext

         ist die Suche nach einem rätselhaften Schatz als Sinnbild aufzufassen.  Man steht vor der Frage,

         wie die Selbstzerstörung der Menschheit verhindert und der Frieden in der Welt dauerhaft gesichert

         werden könne.  Die Antwort hätte größten Wert, sie zu finden hieße, einen lang gesuchten >Schatz<

         zu heben.  Daher sucht man „gründlich“ oder „in der Tiefe“, nämlich im Bestand der geschichtlichen

         Erfahrungen.

         Vz 1/3/4 [Grab mit Marmorplatte, Bleisiegel/ Gebeine ]  Dabei findet man ein Grab mit marmorner

         Grabplatte und einem Siegel aus Blei, und im Grab selbst Gebeine.  Das ist ein Bild dafür, dass

         eine alte, schon begrabene geschichtliche Erfahrung aufgegriffen wird.  Sie erfreut sich plötzlich

         wieder hoher Wertschätzung, soll der Marmor besagen.  Das Bleisiegel ist wie in 4/88 [V] ein

         Hinweis auf das Goldene Zeitalter, in dem Saturn herrscht;  als metallische Entsprechung des

         Saturn galt das Blei. Die Gebeine bedeuten die Erinnerung an Personen, die >auferstehen< sollen.

         Die >ausgegrabenen< Triumvirn werden ein >Goldenes Zeitalter des Friedens< ausrufen. 

         Vz 1 [Triumvirat]  Wie in VH (30) bezeichnet das „Triumvirat“ (= Kollegium dreier Männer) eine von

         drei Mächten gebildete Herrschaftsstruktur, die nach dem Kataklysmus und nach dem Krieg zweier

         verbliebener Großmächte, 4/95 [s.o.], aufgerichtet wird.  Wie ihre Vorgänger in der römischen Antike

         entsteht sie in einer Zeit des Übergangs, wenn aus einer >republikanisch< verfassten Völkergemein-

         schaft ein monarchisch beherrschtes Weltreich wird.  Aus dem ersten Triumvirat entwickelte sich

         die Diktatur des G.J. Caesar;  am Ende des zweiten Dreierkollegiums stand das alleinige Regiment

         des Octavian, welches die republikanische Verfassung des Kernlandes Italien mit monarchischen

         Befugnissen im Reich verband (Prinzipat). 

 

        (3) Die neue Weltordnung ist global, auch Amerika gehört dazu

        Amerikaner als „Untertanen“  -  Beifall und Andacht

 

 

08/74   En terre neufue bien auant Roy entré/

Pendant subges luy viendront faire accueil,/

Sa perfidie aura tel rencontré/

Qu’ aux citadins lieu de feste & recueil. (1568)

 

In der Neuen Welt (wird) ein König weithin gut aufgenommen,/

geneigte Untertanen werden ihm Beifall spenden./

Seine Heimtücke finet solchen Widerhall,/

dass sie den Bürgern Grund zu Feier und Andacht gibt.

 

2) Mittelfrz. v. pendre auch: neigen zu (pencher de).

Modernes v. se pendre à sich hängen an jdn. Pendant kann

auch Konjunktion sein, was ohne Einfluss auf die Deutung wäre.

3) Mittelfrz. v. rencontrer finden, auf etw. stoßen (trouver, tomber sur),

mit jdm. übereinstimmen (être d‘ accord avec qu.)

4) Mittelfrz. n.m. citadin Bürger (bourgeois), Staatsbürger (citoyen),

im 16. Jahrhundert meist negativ wertend. N.m. recueillement innere Sammlung,

Andacht, hier reimbedingt verkürzt.

 

 

         Vz 1 [Ein König in der Neuen Welt]  Aus der Perspektive des Jahres 1558 ist Amerika eine „Neue Welt“,

         ein neuer Erdteil.  Amerika wird von Europäern gegründet, die durch die Obrigkeit bedrängt werden,

         z.B. in der Ausübung ihres Glaubens behindert werden, oder die wirtschaftlicher Not entkommen wollen. 

         Ihnen gilt Amerika als das gelobte Land der Freiheit.  Die Trennung von Staat und Kirche wird sogar

         zum Verfassungsgrundsatz erhoben (First Amendment von 1791).

         Vor diesem Hintergrund mutet es befremdlich an, wenn der Vers davon spricht, dass ein „König“ ins

         Land kommt, dem „geneigte Untertanen Beifall spenden“, und dessen „Bürger“ ihm „Feier“ oder „Fest“

         ausrichten sowie „Andacht“ oder „innere Sammlung“ widmen.  Ein verehrtes ausländisches Staatsober-

         haupt kann es nicht sein, denn dem wären die Bürger nicht untertan.  Auch der Papst kann es nicht sein,

         denn der ist seit 1870 kein weltlicher Herrscher mehr. 

         Vz 2/4 [Politische Billigung und religiöse Verehrung]  Das Zusammentreffen von politischer Billigung/

         Unterordnung und religiös anmutender Verehrung derselben Person lässt den Verdacht aufkommen,

         dass hier von dem Mann die Rede ist, der nach dem Kataklysmus auftreten und die Menschen durch

         den Anschein einer Verbindung von spiritueller und politischer Kompetenz faszinieren wird, 3/21 [III]. 

         Sein Ruf und Anspruch, in der Nachfolge Christi zu stehen, 1/95 [III], wird ihm in einem Land

         die Türen öffnen, das die Gestalt des freien, nur dem Gott der Christen verpflichteten Predigers

         kennt und schätzt.  Durch souveräne Verfügung über das gesprochene Wort, 1/96 [VIII], die

         ihnen als Zeichen höchster Weisheit gilt, 4/31 [III], zieht er die Amerikaner in seinen Bann.

         Vz 3 [Heimtücke findet Widerhall]  Aber wie ist damit zu vereinbaren, dass gerade die „Heimtücke“

         so großen Widerhall findet?  Sie wird offenbar von den Beifall spendenden Amerikanern nicht

         erkannt, sondern ist als Wahrnehmung des Sehers zu verstehen, der weiß, dass der Betreffende

         „den Heiligen“ nur „spielt“, 8/41 [III].  Es wird eine Bereitschaft der Jubelnden erkennbar, auf einen

         Menschen hereinzufallen, der ihrer Geistesart in gewisser Weise entspricht.  Das Wort pendant

         (geneigt) deutet auf eine geistige Nähe, wie auch rencontre eigentlich ein Zusammentreffen im

         Sinne des Sich-Treffens von Zusammengehörigem meint.

         Die Vermengung von Religion und Spektakel ist in Amerika weithin üblich.  Zahlreiche Prediger,

         manche mit eigenen Fernsehkanälen, leben davon, möglichst viel Religion sichtbar und hörbar zu

         machen.  So gibt es keinen Mangel an Shows mit Bekehrungen, Heilungen und anderen Wundern. 

         Abseits der in Amerika auch vorhandenen echten Frömmigkeit, von der hier nicht die Rede ist,

         gibt es dort also eine religiöse Praxis, die den Boden bereitet für Heuchelei und Bigotterie. 

         Auf diesem Nährboden scheint der „König“ gut zu gedeihen.  

         Eine Schlussfolgerung ist, dass in der Zeit der Unterdrückung der alten Religionen mit einer Hilfe

         aus Amerika eher nicht zu rechnen ist.

 

        (4) Alle Staaten sind willkommen

       Gemeinsame Ordnung: Alle Gemeinwesen sind willkommen

 

 

04/32    Es lieux & temps chair au poiss. donrra lieu,/

La loy commune sera faicte au contraire:/

Vieux tiendra fort, puis osté du milieu/

Le panta koina philom mis fort arriere. (1555)

 

Wenn Ort und Zeit reif sind, wird Fleisch dem Fisch Platz machen./

Die gemeinsame Ordnung wird ins Gegenteil verkehrt sein./

Altes wird sich stark behaupten, dann weggeräumt (sein) aus

der Mitte./ Das >Alle Gemeinwesen (sind) willkommen<

(wird) ganz zurückgestellt.

 

1) Wendung en temps et lieu in passender Zeit an passendem Ort

(au moment et dans le lieu propice convenables) (großer Larousse). -

„poiss.“ ist ein metrumbedingt abgekürztes poisson Fisch

3) Mittelfrz. v. oster wegräumen, beseitigen (ôter), aufheben, wegschaffen (enlever)

4) Im Urtext stehen "panta koina philom" in griechischen Lettern, wörtlich:

„Alle Gemeinwesen (sind) geliebte“. Griech. Adj. pas, pasa, pan jeder, alle; 

n.m. ta koina Gemeinde, Gemeinwesen; philom(ena) ist Partizip Perfekt

Passiv von philein lieben.

 

 

         [Gesetz]  Ein >Gesetz< ist bei N. das Prinzip einer staatlichen Ordnung als ganzer, wobei es sich um

         ein religiöses oder philosophisches Prinzip handeln kann (-> loy).  Das Prinzip der hier gemeinten

         Ordnung ist es, alle ein- und niemanden auszuschließen.  Von einem Wandel wird gesprochen, der

         radikal ist, weil er die Gemeinsamkeit, d.h. das Prinzip, dass alle teilnehmen können, aufhebt und

         die gemeinte Ordnung so ins Gegenteil verkehrt.

         Vz 1/3 [Gemeinsames Gesetz/ Altes behauptet sich]  Die Umwälzungen der Jahre 1789ff, 1917ff

         und 1933ff stützen sich jeweils auf eine egalitäre Ideologie, d.h. sie benennen Gemeinsamkeiten

         der Menschen zur Begründung ihres Umsturzes und Herrschaftsanspruches.  Namentlich sind das

         die allen Bürgern zustehenden Freiheitsrechte und ihre Gleichheit vor dem Gesetz (1789), die

         Solidarität der gleichermaßen ausgebeuteten Arbeiter und Bauern und ihre Erhebung in die

         Herrschaft (1917) sowie die Zugehörigkeit zu Volksgemeinschaft und >arischer Rasse< (1933). 

         Aber in all diesen Fällen benennen die Umstürzler von vornherein ihre Gegner:  Adel und Klerus

         (1789), Grundbesitzer, Kapitalisten und Kirche (1917), Juden und Gegner des Deutschtums, wie es

         der Nationalsozialismus verstand (1933).  Dagegen grenzt die hier gemeinte Ordnung  a n f a n g s 

         niemanden aus, will alle Menschen einbeziehen, denn „alle Gemeinwesen (sind) willkommen“. 

         Der Weltstaat hebt im Stadium der Entstehung das gemeinsame Interesse aller Menschen am

         friedlichen Zusammenleben und der gegenseitigen Hilfe hervor, wie das seine Vorläufer, Völkerbund

         und UNO, auch schon taten.  In der >Weltfriedensordnung< werden  a l l e  Staaten und auch alle

         alten Glaubensgemeinschaften, 5/32 [s.u.], willkommen sein.  Sie bleiben unter dem Dach dieser

         Ordnung bestehen  -  „Altes wird sich stark behaupten“.

         Vz 1 [Fleisch macht dem Fisch Platz]  Später werde Fisch an die Stelle des Fleisches treten.

         Das >Fleisch< ist das in den Leib Christi verwandelte Brot der Kommunion bzw. des Abendmahls.

         Von ihren Kirchen angeleitet, werden nicht wenige Christen meinen, Gemeinschaft mit Christus

         zu begründen, wenn sie dem angeblich >Wiedergekommenen< folgen.  Einige Jahre später

         wird auf einen Schlag klar sein, dass die erhoffte Gemeinschaft so nicht erzielt werden kann. 

         Wer >Fleisch< verzehren wollte, erlebt dann eine >Fastenzeit<, d.h. er muss die Kommunion

         nach altem Ritus entbehren.  An die Stelle dieses >Fleisches< tritt dann >Fisch<, das ist die

         geistige Fastennahrung, 10/28 [III], die der vermeintliche Wiedergänger erst seinen Anhängern

         serviert und dann auch den Wenigen aufdrängt, die von ihm nichts wissen wollen.   

         Vz 2/3/4 [ins Gegenteil verkehrt/ ganz zurückgestellt/ aus der Mitte vertrieben]  Dann werden  n i c h t 

         mehr alle willkommen sein.  Das „Alte“, nämlich die eigenen Ordnungen und Glaubensformen der

         Völker, steht dem Regime dann im Weg, 10/10 [XII].  Daher werden sie „aus der Mitte“, dem Ort

         der Gemeinsamkeit, „vertrieben“.  Eine scheinbare Friedensordnung schlägt um in eine Tyrannei,

         die dann doch Feinde benennt, Menschen ausschließt und verfolgt.  Die Aufnahme aller Gemein-

         wesen in die >neue Weltordnung< wird dann „ganz zurückgestellt“. 

        

         (5) Alle Religionen sind willkommen, verpflichten sich        im Gegenzug auf die neue Weltordnung

        Die alten Religionen werden alle für gut befunden,       genießen ein illusionäres Glück

 

 

05/32....Où tout bon est tout bien Soleil & Lune,/

Est abondant sa ruine s‘ approche:/

du ciel s’ aduance vaner ta fortune,/

En mesme estat que la septiesme roche. (1568)

 

Wenn alles gut ist, alles gute Sonne und (guter) Mond,/

im Überfluss vorhanden, nähert sich sein Sturz./

Vom Himmel kommt er her, vergehen zu lassen dein Glück,/

(es) in denselben Stand (zu versetzen) wie den siebten Felsen.

 

2) „Sein“ Sturz, nämlich von „allem“, und damit auch von „Sonne“ und „Mond“

3) V. vaner ist gebildet in Anlehnung an das lat. Adj. vanus leer, nichtig und

das lat. Verb vanescere schwinden, vergehen, hier transitiv: vergehen lassen

 

 

         Vz 4 [Siebter Felsen]  Der Fels mit Quelle steht in der Bibel für Gott als verlässlichen Ursprung

         des Lebens (-> roche).  Daher kann der >nährende Felsen< in 1/21 [III], einen geistlichen Lehrer

         bedeuten, der sich als Mann Gottes ausgibt.  Vorliegender Vers löst das Symbol des Felsens

         vom biblischen Hintergrund, so dass es frei wird für >einen Gott< im Allgemeinen. 

         Fazit soweit: >Fels< = Gott; ein siebter Fels = ein siebter Gott.

         Vz 2 [Überfluss im Goldenen Zeitalter]  Der griechische Gott Kronos erhält hier die Bezeichnung

         „der  s i e b t e  Felsen“, weil er im ptolemäischen System nach Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars

         und Jupiter als siebter Wandelstern durch die siebte Sphäre seine Bahn zieht.  Mit der Herrschaft

         des Gottes Kronos, des römischen Saturn, verbindet sich die Sage vom goldenen Zeitalter. 

         Dessen Reichtum wird hier beschrieben mit dem Überfluss, dem reichlichen Schein von >Sonne<

         und >Mond<, welche bei N. den Gott der Christen und der Muslime bedeuten.  In der Zeit nach

         dem Kataklysmus nehmen die alten Religionen zunächst einen ungeahnten Aufschwung, VH (22).

         In der neuen Weltordnung werden anfangs Christentum und Islam für „gut“ befunden und

         überhaupt „alles gut“ geheißen, auch die anderen alten Religionen, denen alle ein gleiches

         Existenzrecht zugebilligt wird  -  es gelten „alle gleich“, 8/69 Vz 3 [s.u.].  

         [Zeus/Jupiter gegen Kronos/Saturn in der Sage]  Der Untergang des Goldenen Zeitalters kommt

         in der Sage und so auch hier „vom Himmel“, wo Götter einander bekämpfen.  Am Ende kann der

         Sohn des Kronos/Saturn namens Zeus/Jupiter den Vater fesseln und ihn auf die Insel der

         Seligen am äußersten Rand der Erde verbringen.  Dort lebt der alte Gott und mit ihm sein Zeitalter

          im Stand der Entrückung weiter;  d.h. er ist noch da, aber nicht mehr von dieser Welt.

         Vz 3/4 [Ende des Goldenen Zeitalters]  Mit dem Namen Zeus/Jupiter belegt N. den Mann, der in

         der >Weltfriedensordnung< zu höchstem Ansehen gelangt und dem dann auch höchste Macht

         übertragen wird.  Jupiter wird es sein, der am Ende >vom Himmel<, d.h. von seiner gottähnlichen

         Machtstellung her kommt, das Goldene Zeitalter zu stürzen und „vergehen zu lassen dein Glück“ -

         das Glück der >Sonne< und des >Mondes<, das Glück eines Friedens, der alle einschließen

         und niemanden ausschließen sollte.  Das Goldene Zeitalter wird von Jupiter mit seinem Bann

         gegen die alten Religionen gestürzt, 1/65 [XII].  Es wird dann in den >Stand der Entrückung<

         versetzt sein, soll heißen: ins Reich der Illusion und der Phantasie verwiesen sein.

 

(6) Es soll eine gerechte Ordnung werden, gleichermaßen von Gott       wie von den Menschen her legitimiert

In Vers 2/81 wird die neue globale Friedensordnung mit dem Wort „Libra“ (= Waage)

belegt, das N. verwendet, um eine Ordnung als gleichermaßen >von oben<, d.h. von Gott

her, wie auch >von unten< her durch Menschen mittels Wahlen legitimiert zu kennzeichnen.

Das darin enthaltene Werturteil gibt die Bewertung durch die jeweiligen Zeitgenossen wieder,

denn der Seher akzeptierte bekanntlich nur eine absolute Monarchie.  Vers 2/81 wird in

Vorschau [II] besprochen.

 

        (7) Die Instanz des Weltherrschers vergleicht N. mit dem Kaisertum       der römischen Antike und des Mittelalters

        Zweikampf Kaiser/Papst entschieden, Souveräne unterjocht

 

 

02/47    L‘ ennemi grand viel dueil meurt de poison:/

Les souuerains par infinis subiuguez./

Pierres plouuoir, cachés sous la toison:/

Par mort articles en vain sont allegués.  (1555)

 

Der Feind des großen alten Zwiekampfes stirbt an Gift./

Die Souveräne werden zahllos unterjocht./

Es regnet Steine, verborgen unter dem Schafsfell./

Beschwerden, den Tod betreffend, werden vergeblich vorgebracht.

 

1) Das Adj. vie(il)l(e) steht im falschen Genus, statt korrekt vieux.

Die Syntax ist mehrdeutig;  die einfachste Lösung ist, (de) grand vielle dueil zu ergänzen. 

Das de passte nicht mehr ins Metrum.

3) Der Steinregen kommt auch vor in 3/42 und 2/18.

4) Mittelfrz. n.m. article auch: Gesuch (pétition), Beschwerde, Klage (plainte)

 

 

         Vz 2 [Herrscher werden zahllos unterjocht]  In einem schwierigen Prozess müssen die alten

         Souveräne, die Nationalstaaten, Macht abgeben, damit sich ein globales Regime etablieren kann,

         4/21 [s.u.].  Erst dadurch wird es möglich, dass ein Weltherrscher seine Weltherrschaft antreten

         kann.  Er wird eine Position innehaben, die N. mit der eines antiken römischen Kaisers vergleicht,

         6/66 [VIII].  Die Lenker der Staaten werden als Statthalter des globalen Regimes den vom Welt/

         herrscher ausgehenden Gesetzen Geltung verschaffen müssen. 

Vz 1 [Großer alter Zweikampf]  Der antike Kaiser war Herrscher, war aber auch oberster Priester,

d.h. er stand im Mittelpunkt des Kultes des Imperiums und seiner PAX ROMANA.  Der Weltherrscher

wird Positionen auf sich vereinen, die im christlichen Abendland verteilt waren auf Kaiser und Papst. 

Der Papst war jahrhundertelang des Kaisers Gegner im Ringen um die Abgrenzung ihrer beider

Macht, in einem Ringen, das man demzufolge einen „großen alten Zweikampf“ nennen kann.  Der

Papst wird in der gemeinten Zeit mit einem faktischen Kaiser konfrontiert sein, gleich welche Titel

dieser dann trägt.

         Vz 1 [Feind stirbt an Gift]  Dessen Doppelkompetenz, d.h. sein Anspruch, nicht nur spiritueller,

         sondern auch politischer Führer zu sein, wird es ihm am Ende ermöglichen, das >Gift< seiner rein

         weltlich ausgerichteten und daher verderblichen Lehren zwangsweise zu verordnen und so die Führer

         der alten Religionen, darunter den Papst, zu Marionetten zu machen.  Der letzte Papst und mit ihm

         die Kirche >stirbt an Gift<, 3/65 [IV].

         Vz 3 [Es regnet Steine …]  Der >Steinregen< gehört in das Bild des >Unwetters mit Blitz und

         Donner< für den Bannstrahl des globalen Regimes gegen die christlichen Glaubensgemeinschaften,

         9/83 [XI], der die alten Lehren „annulliert“, also für nichtig erklärt, 8/77 [XII].  Es >bebt die Erde< unter

         dem >Steinregen<, d.h. die altgläubigen Christen erleben eine schwere Erschütterung.  Die >Steine<

         des >neuen Weisen<, 4/31 [III], d.h. seine in Wahrheit geistig toten Lehren werden dann >regnen<,

         3/42, d.h. den Menschen als Produkte höchster Weisheit >von oben< dargestellt werden.

Vz 3 [… verborgen unter dem Schafsfell]  Als >Wölfe im Schafsfell<, als nur scheinbar demütige

Diener des Herrn kommen die falsche  Propheten daher, Matthäus Kapitel 7 Vers 15.  Der

>Steinregen unter dem Schafsfell< besagt, dass dann >von oben< Wölfe ausgesandt werden, die

die sich friedlich geben, aber jene zerreißen wollen, die die >Steine< des >Weisen< nicht freiwillig

fressen.

         Vz 4 [Beschwerden über Tod vergeblich vorgebracht]  Beschwerden über den Tod, nämlich über das

         verordnete Ende der alten Glaubenslehren, werden nicht angenommen.  Einsprüche und Rechtsmittel

         gegen Verordnungen, die >von Gott selbst kommen<, sind nicht vorgesehen.

 

       (8) Machthaber müssen Macht abgeben

        Verwandlung schwierig, aber alle gewinnen, Hochgesinnter wird eingesetzt

 

 

04/21    Le changement sera fort difficile:/

Cité, prouince auch gain fera:/

Cueur haut, prudent mis, chassé lui habile./

Mer, terre, peuple son estat changera.  (1555)

 

Die Verwandlung wird sehr schwierig sein./

Stadt (und) Provinz werden beim Wandel gewinnen./

(Ein) Hochgesinnter, Umsichtiger (wird) eingesetzt, verjagt, wer

ihm taugte./ Meer, Land, Volk wird sein Staat verwandeln.

 

3) N.m./Adj. prudent vorsichtig, umsichtig, klug > lat. prudens > providens.

Die gleiche Wortwurzel hat der -> pourvoyeur.

4) Zu Meer und Land s. Glossar unter -> mer und -> terre.

N.m. état 1. Zustand 2. Staat 3. Aufstellung, Liste 4. Stand

 

 

         Vz 3 [Ein Hochgesinnter ..]  Die Katholiken, die ihrem Papst folgen, werden den Gemeinten als

         >wiedergekommenen Christus< betrachten, 1/95 [III].  Aber auch wer nicht Katholik oder noch nicht

         einmal Christ ist, wird diesem Mann nicht absprechen wollen, „hochgesinnt“ oder „hochherzig“ zu

         sein, führt er doch den Frieden der Welt im Munde und kann er ihn doch entscheidend fördern,

         6/18 [III]. Er wird es verstehen, sich ein heiligmäßiges Image zu geben, und Menschen aus aller

         Welt und ganz unterschiedlichen Glaubens werden ihn sehr hoch schätzen, 10/71 [X].  Die hohe

         Gesinnung ist also nicht die Wertung des Sehers, sondern die der Zeitgenossen des Gemeinten.

         Vz 3 [..Umsichtiger..]  Seine Klugheit oder Umsicht ist dagegen eine wirkliche Befähigung des

         gemeinten Mannes, die auch N. anerkennen muss.  Es ist allerdings auch das Ziel genannt, in

         dessen Dienst er seine Umsicht stellt.  Er setzt sie nämlich ein, um Macht in einem bisher nicht

         dagewesenen Umfang zu erringen und andere von der Macht abzudrängen.  Das ergibt allein

         schon einen recht deutlichen Kontrast zur vermeintlich hohen Gesinnung.

         Vz 3 [  wird eingesetzt, verjagt, wer ihm taugte]  Nach Krieg und Kataklysmus werden die Menschen

         eine Instanz herbeisehnen, die über den widerstreitenden Parteien steht und endlich den Frieden

         sichern kann. Diese Situation erfasst der >Hochgesinnte<, versteht es, sie geschickt zu nutzen und

         seine Herrschaft in mehreren Phasen zu errichten und auszubauen.  In Vers 1/43 [VIII] bedeutet

         >Aufrichtung einer Porphyrsäule< die Errichtung einer dem Kaisertum der römischen Antike ver-

         gleichbaren Instanz, die >den Einsturz des Himmels verhindern<, d.h. die Welt erhalten soll. 

         Sie wird nach einigen Jahren dem >Hochgesinnten< übertragen.  Sitzt er dann fest im Sattel,

„wird verjagt, wer ihm taugte“  -  er beansprucht die Macht für sich allein.

Vz 4/1 [Sein Staat verwandelt Meer, Land/ schwierig]  Die Errichtung einer völkerübergreifenden

staatlichen Ordnung wird >das Land verwandeln<, d.h. die politische Ordnung umwälzen.  Den

Herren der Einzelstaaten werden die Statthalter und Zelebranten des globalen Regimes über-

geordnet, ähnlich wie im antiken römischen Imperium, VH (30).  Über die dabei auftretenden

Schwierigkeiten wird nichts Näheres mitgeteilt. Aber es leuchtet ein, dass die Abtretung von

Souveränitätsrechten und ihre Übertragung auf im Entstehen begriffene Instanzen eines

globalen Regimes keine Kleinigkeit ist, zumal sie dann auch den militärischen Bereich zu

erfassen scheint, s. den folgenden Abschnitt (9). 

         Der neue globale Staat werde dann auch >das Meer verwandeln<, bei N. Sinnbild für den Bereich

         der Religion. Seine Oberfläche bedeutet die Religion der im irdischen Leben >Aufgetauchten<,

         soweit sie als sogenannte ausgeübte Religion in Erscheinung tritt.  Der globale Staat wird den

         Menschen nach einigen Jahren eine neue, der planetaren Gemeinschaft verpflichtete Religion

         andienen und diese mit einem Ausschließlichkeitsanspruch ausstatten, s. Vorschau [X].  Die

         Durchsetzung dieses Anspruchs lässt die >Oberfläche des Meeres< veröden, 10/71 [X].

 

       (9) Der Krieg ist geächtet, Kriegswaffen sind verboten

         Ein lebendig Begrabener mit vertilgten Händen

 

 

    03/36   Enseueli non mort apopletique/

                    Sera trouue auoir les mains mangées:/

                    Quand la cite damnera  l heretique,/

                    Qu’ auoir leurs loys si leurs sembloit châgées. (1555)

 

                    (Ein) Begrabener (ist) nicht tot, (nur) gelähmt,/

                    Er wird angetroffen werden mit vertilgten Händen,/

                    wenn die Stadt den Ketzer dafür verdammen wird,/

                    ihre Gesetze, die ihr doch ihre schienen, verändert zu haben.

 

                           3) Zur Stadt s. Glossar unter -> cité.

 

 

         Erleidet jemand eine Schlaganfall (Apoplex), kann es zu Lähmungen kommen, doch bleibt der

         Gelähmte erkennbar am Leben, so dass niemand auf die Idee kommt, ihn zu begraben.  Wenn das

         aber doch geschähe, ein noch Lebender irrtümlich begraben würde, ist es erneut unwahrscheinlich,

         dass er als Gelähmter sich aus seinem Grab befreien kann.  Und warum Mäuse und Würmer zuerst an

         den Händen des Scheintoten geknabbert haben sollten, wüsste man auch nicht zu sagen.  Buchstäb-

        lich genommen, ist es abstrus;  also liegt es nahe zu vermuten, dass hier ein Sinnbild gegeben ist.

         Vz 1 [Der Begrabene …]  In Vers 10/42, der von der Zeit der neuen Erde handelt, heißt es, dass

         >der Krieg gefangen< sein werde, „versenkt in sein Verlies“. Ein Allgemeinbegriff wird dort mit einem

         Bild verhüllt (Allegorie), der Begriff des Krieges mit dem Bild eines eingekerkerten Menschen.  Es

         könnten also Schlaganfall und Scheintod auch hier allegorisch gemeint sein, und es könnte auch hier

         der Krieg ein, den man für alle Zukunft >begraben< zu haben meint, der dann aber doch wieder

         >aufersteht<. Den idealistischen Pazifismus gibt es erst seit der französischen Revolution, als die

         Aufklärer meinen das Böse durch fortgesetzten kollektiven Gebrauch der Vernunft aus der Welt

         drängen können. Doch maßgeblichen Einfluss auf die Politik hat diese Bewegung bisher nicht

         gewinnen können - trotz der vielen Abrüstungsverträge, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

         geschlossen werden. Der Wunschtraum, den Krieg vom Angesicht der Erde zu verbannen, ist nicht

         verwirklicht worden. Es müsste hier also eine zukünftige Zeit gemeint sein.

Vz 2 […mit vertilgten Händen/ nicht tot, nur gelähmt]  Es scheint, dass erst die Erfahrung des

Abgrundes, die ein neuer Krieg und sein Ende durch ein gewaltiges Naturgeschehen den Menschen

beschert, anschließend zu einem allgemeinen Verbot von Kriegswaffen führen wird, VH (36)

Es werden dann die >Hände< des Krieges >vertilgt< sein, d.h. es werden die Waffen, mit denen der

personifizierte Krieg >sein Handwerk ausübt<, vernichtet oder weggesperrt.  Der Vers warnt davor,

den >begrabenen Krieg< für tot zu halten.  Er werde sich als nur gelähmt erweisen, wieder erstehen

Und angetroffen werden unter den Lebenden.  Denn „ganz leise werden sie die Waffen  n i c h t 

wegsperren“, 1/38 Vz 3.

         Vz 3/4 [Stadt verdammt Ketzer]  In derselben Zeit werde es noch einmal „Häretiker“ geben, d.h.

         Abweichler vom rechten Glauben.  >Ketzer< fassen dann die Gesetze, nämlich die Gesetzgebung

         in Sachen Religion, anders auf, als es >die Stadt< für richtig hält.  In der letzten Zeit der alten Erde

         wird es zur Verfolgung von Christen im Namen einer >neuen Religion< kommen, die ein Monopol

         beansprucht, 1/79 [X].  Da das Regime global ist und der Vers keine Ortsangaben macht, ist

         >die Stadt< hier gleichbedeutend mit allen Zentren, die in der gemeinten Zeit politische Macht

         ausüben. -    Erst nach dem Ende dieser Zeit der Verfolgungen, auf der neuen Erde, wird dann

         wirklich >der Krieg in sein Verlies versenkt< sein, 10/42.

 

        Kriegswaffen sind verboten

 

 

06/94    Vn Roy iré sera aux sedifragues,/

Quant interdicts seront harnois de guerre:/

La poison taincte au succre par les fragues/

Par eaux meurtris, mors disant terre terre.

 

Ein Herrscher wird erzürnt sein über die Thronzerbrecher,/

wenn verboten sein werden Rüstungen zum Krieg./

Das Gift zuckersüß gefärbt durch die Zerbrecher,/

durch Fluten Zerquetschte, Tote, sie sagen „Erde, Erde“.

 

1)3) sedifragues und fragues gibr es nicht.  Lat. n.f. sedes Stuhl, Wohnsitz, Thron,

v. frangere zerbrechen, n.m. fragor das Zerbrechen.

2) Mittelfrz. n.m. harnois Bewaffnung, Kriegsrüstung eine bewaffneten Mannes

(armure, équipement complet d‘ un hommes d‘ armes)

3) taincte ist in modernem Franz. teinte, das p.p.p. von teindre färben.

4) Zu den Fluten s. Glossar unter -> deluge Überschwemmung.

terre, terre“ steht in der ältesten Ausgabe (1557), die Ausgabe von 1568 hat „serre, serre“.

 

 

         Vz 1 [Kriegswaffen verboten]  Nach Krieg und Kataklysmus kommt eine Zeit, da man meinen wird,

         >den Krieg begraben< zu können;  die Waffen, mit denen der Krieg >sein Handwerk ausübt<, werden

         „vertilgt“, d.h. von der Oberfläche der Erde verbannt sein, 3/36 Vz 1/2 [s.o.].  Die >Triumphbögen des

         Krieges verschwinden in der Versenkung<, VH (36).  Dass das Verbot des Krieges und von Kriegs-

         waffen ein länderübergreifendes sein muss, ist klar, denn sonst hätte es keinen Sinn, und es würde

         sich dazu kein einzelnes Land bereitfinden.

         Vz 1/3 [Thronzerbrecher/ ein Herrscher erzürnt]  Gemeint ist das globale Regime, das die Menschen

         ihren rechtmäßigen Herren abspenstig machen wird, 10/10 [XII].  Es wird dann eine „große Bedrückung 

         ü b e r  den Fürsten und Regenten der Königreiche“ liegen, heißt es in VH (29).  Der darüber Erzürnte

         ist wohl jener Mann, der am Ende den Krieg gegen die „Thronzerstörer“ eröffnet,10/44 [XIII].

         Vz 3/4 [Gift zuckersüß/ durch Fluten Zerquetschte]  Bevor die alten Glaubenslehren am Ende ganz

         verboten werden, wird die Philosophie des >neuen Heiligen<, 10/30 [IX], das >Gift< sein, das den

         alten Glaubenslehren beigemischt wird.  Dafür gibt N. auch das Bild der >Brunnenvergiftung<

         4/66 [XII]. Mit den Lehren der >neuen Religion< [X] werden die Menschen >überschwemmt< werden;

         es ist dieselbe >Überschwemmung< wie z.B. in 1/69 [s.u.] gemeint.  Dabei wird ein zerstörerischer

         Druck auf die Menschen ausgeübt (Zerquetschte).  Was in Vz 4 am Schluss gemeint ist, wird nicht klar.

 

       (10) Das verheißene Friedensreich (Gottesreich) werde nun errichtet

        Die Menschheit als ganze sei willig und fähig, sich zu läutern

 

 

01/69    La grand montaigne ronde de sept estades,/

après paix, guerre, faim, inundation,/

Roulera loing abysmant grands contrades,/

Mesmes antiques, & grand fondation. (1555)

 

Der große Berg, rund mit sieben Laufbahnen,/

wird nach Frieden, Krieg, Hunger, Überschwemmung,/

sich weithin wälzen, unter sich begrabend weite Gebiete,/

auch antike Gegenden und eine große Gründung.

 

1) Altfrz. n.m. estage, estade Stadion (altes Längenmaß). Das griechische

stadion bedeutet zunächst eine Rennbahn oder Laufbahn, und erst dann

deren Länge. Modernes n.m. stade Stadion.

2) Zur Überschwemmung s. Glossar unter -> deluge.

 

 

Vz 1 [Dantes Läuterungsberg…]  Auf seiner Wanderung durch die Reiche des Jenseits gelangte

Dante Alighieri, der florentinische Dichter, nach dem Abstieg über die neun Kreise der Hölle und

nach der Passage des Erdmittelpunktes, den der in ewigem Eis erstarrte Luzifer ausfüllt, auf die Süd-

hemisphäre der jenseitigen Erde, wo sich aus dem Ozean der Läuterungsberg (purgatorio) erhebt. 

Dorthin werden jene hinübergegangenen Seelen verschifft, die noch zu Lebzeiten ihre Sünden

bereut haben. Es ist der Ort, der dem Bußwunsch der Abgeschiedenen entspricht und ihnen

Gelegenheit gibt, im mühsamen Aufstieg über die den sieben Hauptsünden entsprechenden sieben

Bahnen geläutert zu werden und zum Paradies an seinem Gipfel, dem Ort der größtmöglichen irdi-

schen Gottesnähe zu gelangen. Dantes Berg hat zur Aufnahme der vielen Bußfertigen gewaltige

Ausmaße. Er ist als kegelförmige Pyramide mit sieben aufeinander liegenden Stufen gestaltet,

die sich von innen als Rundbahnen (Stadien) darstellen.  Die vier Merkmale des Berges im Vers  -

groß, rund, in Bahnen gestuft, deren Zahl sieben ist - stimmen mit den äußeren Merkmalen des

Berges der mittelalterlichen Dichtung überein. Daher liegt hier ein unausgesprochenes Zitat aus

der Comedia vor. 

Vz 1 […als Sinnbild der >Weltfriedensordnung<]  Die nächste Frage ist, wofür der Läuterungsberg

in diesem Vers steht und was sein Sturz bedeuten soll.  >Berge< sinnbilden bei N. staatliche

Ordnungen, die sich von Gott her legitimieren und bildlich >zum Himmel streben< (-> mont). Nach

dem Kataklysmus beginnt eine neue geschichtliche Epoche.  Ein globales „gemeinsames Gesetz“,

4/32 [s.o.], wird den Weltfrieden erzwingen wollen.  Der >Läuterungsberg< ist ein Sinnbild für

die politische Ordnung, in deren Bahnen die Menschheit als ganze sich nach dem Eingriff des

Himmels (Kataklysmus) bewegt und sich als ganze für geläutert oder doch wenigstens für willig

und fähig zur Läuterung (Besserung) hält. 

Vz 2/3 [Krieg/ Hunger/ Überschwemmung]  Es wird dann bald  - etwa zehn Jahre nach der Aus-

rufung der >Weltfriedensordnung<, 8/69 [s.u.] -  eine >neue Religion< geben, die dem Frieden

des Weltstaats verpflichtet zu sein sich den Anschein gibt, 9/9 [X].  Doch die PAX MUNDANA

(Weltfrieden) des globalen Regimes endet im >Krieg< gegen die verbleibenden Anhänger der

alten Religionen, die der staatlich verordneten >neuen Religion< nicht huldigen wollen.  Diese  

>hungern< dann, weil ihnen alle geistige Nahrung entzogen werden soll.  Die alten Schriften,

in denen sich Gott offenbart hat, sollen durch die >Überflutung< mit der Propaganda der

>neuen Religion< weggerissen werden, VH (39).

         Vz 4 [Bergsturz begräbt große Gründung unter sich]  Der Berg, Sinnbild der neuen >Friedens-

         ordnung<, >wird sich weithin wälzen<, >weite Gebiete unter sich begraben<  und sich so selbst

         zerstören. Der alles niederwalzende Läuterungsberg steht für die >Weltfriedensordnung< etwa

         zehn Jahre nach ihrer Ausrufung, wenn sich dieses Regime als offen totalitär entpuppen und alle

         Konkurrenten um die geistige Orientierung der Menschen gleichschalten oder beseitigen und so

         bildlich niederwalzen will.  Davon ist auch der Mittelmeerraum als Ort der antiken Zivilisation

         betroffen sowie die katholische Kirche, 10/65 [XI], die dem Seher als „große Gründung“ gilt.

 

         Eine vierte Säule wird dem Saturn geweiht

 

 

08/29    Au quart pillier lon sacre à Saturne,/

Par tremblant terre & deluge fendu/

Soubz l’ edifice Saturnin trouuée vrne,/

D’ or Capion rauy & puis rendu.  (1568)

 

Bei der vierten Säule, die man dem Saturn weiht,/

bei bebender Erde und durch gespaltene Flut hindurch/

wird unter dem Gebäude (des) Saturnin eine Urne gefunden/

mit (dem) geraubten Gold des Caepio, und dann zurückgegeben.

 

1) Zu Säulen s. Glossar unter -> colonne.

2) Zum Beben der Erde s. Glossar unter -> trembler.

3) Zu Urnen s. Glossar unter -> urne.

4) Zu Gold s. Glossar unter -> or.  Capion(is) ist ein verkürzter Genitiv.

 

 

         Vz 1 [Säule, dem Saturn geweiht …]  Auf Säulen ruht im Mythos der Himmel.  Mit der >Säule aus

         Porphyr< ist in 1/43 [VIII] eine dem antiken römischen Kaisertum entsprechende Instanz gemeint,

         die >den Himmel zu tragen< erheischt.  Sie ist >dem Saturn geweiht<, der im goldenen Zeitalter

         des Friedens mit den Göttern herrscht, 5/32 [s.o.].  Das Kaisertum der römischen Antike suchte die

         PAX ROMANA zu verwirklichen, einen die ganze antike Welt umspannenden Frieden.

         Vz 1 […die vierte]  Die erste nachantike >Säule< dieser Art ist das mittelalterliche, von Karl

         dem Großen begründete Kaisertum, das eine Brücke schlagen will zwischen Himmel und Erde,

         indem es den Kaiser als von Gott gekrönten Herrscher und Beschützer der Christenheit begreift. 

         Dieses Kaisertum ist in der Zeit des Sehers noch erhalten;  N. schätzt es als das weltliche Band,

         das die Christenheit eint, sie vor ihren Feinden schützt und so dem Frieden dient. 

         N. hat drei große, nacheinander auftretende antichristliche Herrscher gesehen, 9/5 [VIII].;  diesen

         drei Antichristen und ihren Reichen entsprechen die zweite, dritte und vierte >Säule<. 

         Das alte Kaisertum erlischt 1806, als die zweite, erheblich kurzlebigere >Säule<, das Kaisertum

         Napoleons, sich auf große Teile Europas erstreckt (Kap.22).  Hitlers Großreich nennt N. das „dritte“,

         9/17 (Kap.39). In diese Reihe gehört die >vierte Säule<.  Sie ist zu verstehen als ein Herrschertum,

         das den Menschen die Erhaltung des Friedens und der Welt verspricht und sich auf die ganze Welt

         erstrecken will. Die Menschen, die Krieg und Kataklysmus überlebt haben, werden sich für geläutert

         (gebessert) halten, 1/69 [s.o.], und die Errichtung eines Regimes begrüßen, das ihnen das von den

         Propheten verheißene Friedensreich verspricht.

Vz 3/4 [Saturnin/ Caepio/ Gold geraubt]  Saturnin, ein von römischen Christen nach Gallien ent-

sandter Missionar, starb im Jahr 250 als Märtyrer.  Wenn  u n t e r  dem ihm geweihten Gebäude,

Einer nach ihm benannten Kirche in Toulouse, >eine Urne gefunden< wird, dann >gräbt< man in der

Geschichtlichen Erfahrung, bis man in  v o r christlicher Zeit ankommt. 

Ein römischer Feldherr namens S. Caepio plünderte den Goldschatz des vorchristlichen Tempels

in Toulouse und machte so den antiken Oberherren wenig Ehre.  Er ging dann mit seinem Heer

zugrunde, was man auf den Goldraub zurückführte  -  das aurum Tolosanum wurde sprichwörtlich

für einen unrechtmäßig erworbenen Gegenstand, der Unglück bringt. 

Das Regime der >Weltfriedensordnung< wird sich ideologisch im Fundus der alten Religionen

nach Gutdünken bedienen.  Zu diesem Fundus gehört auch das >Gold< der Lehren Christi, die N.

als besonders wertvoll kennzeichnen will.  Es wird >geraubt<, weil es für die Zwecke des globalen

Regimes dienstbar gemacht und nach Belieben umgedeutet wird.  Die vermeintliche >Rückgabe

des Goldes< steht für die >neue Religion<, die als etwas vermeintlich Besseres den Menschen

am Ende oktroyiert werden soll. Aber der Raub der christlichen Lehre und ihre Ersetzung durch

etwas künstlich Erdachtes werde den Räubern kein Glück bringen und sie am Ende wie Caepio

in den Untergang führen.

Vz 2 [Bei bebender Erde/ durch gespaltene Flut]  Die >bebende Erde< bedeutet die politische

Erschütterungen durch das Verbot der alten Religionen etwa zehn Jahre nach Ausrufung der

>Weltfriedensordnung<. Die >gespaltene Flut< verweist auf den Exodus des von Gott erwählten

Volkes aus der ägyptischen Knechtschaft, Exodus Kapitel 14 Vers 21, d.h. die Befreiung der Gott

treu Bleibenden von der Unterdrückung durch ein globales Regime.  Sie findet statt auf der neuen

Erde, nach der Scheidung der Geister.

 

        (11) Die alten Offenbarungsreligionen erscheinen als Dreiheit

        Des im Wasser Lebenden Dreifachheit erscheint

 

 

01/50    De l‘ aquatique triplicité naistra/

D’ vn qui fera le ieudy pour sa feste:/

Son bruit loz, regne sa puissance croistra,/

par terre & mer aux orients tempeste.  (1555)

 

Des im Wasser Lebenden Dreifachheit wird erscheinen/

von einem, der den Jupitertag zu seinem Fest machen wird./

Sein Ruhm, Ansehen, Reich, seine Macht werden wachsen/

auf Land und Meer, für die Morgenländer ein Unwetter.

 

1) Adj. aquatique im Wasser lebend.  N.f. triplicité dreifaches Vorkommen,

Merkmal der Dreifachheit (caractère de ce qui est triple)

2) Zum Donnerstag s. Glossar unter -> ieudi.

4) N.m. orient Orient ist auch im Franz. nur im Singular gebräuchlich.

 

 

         Vz 1 [Der im Wasser Lebende]  In Vers 1/29 [III] begegnete bereits ein >landgängiger Fisch<, und in

         Vers 3/21 [III] ist es ein >schrecklicher Fisch<, der an Land kommt.  Das >Leben im Wasser< des

         Gemeinten bedeutet, dass er sich als Mann Gottes, der Religion und des Geistes darstellt.  Das Meer

         als Gleichnis für den Schöpfungsgrund, aus dem alles kommt, war schon geläufig, bevor die Wissen-

         schaft entdeckte, dass tatsächlich alle Lebewesen auf Erden phylogenetisch, d.h. ihrer Stammes-

         geschichte nach, im Meer angefangen haben.  

         Vz 3/4 [Sein Ruhm, Ansehen, Herrschaft wächst auf Land und Meer]  >Aus dem Meer< also >kommt<

         der gemeinte Mann und gibt durch seinen Anspruch, >an Land kommen zu können<, zu verstehen,

         dass er nicht nur für Religion, sondern auch für die weltlichen Dinge zuständig sei.  In diesem Sinne

         erscheint er also als ein Doppelter, d.h. als ein doppelt Zuständiger. 

         Vz 1 [Dreifachheit des Einen …]  Er erweist sich aber auch als ein Dreifacher.  Drei große Religionen

         fassen Gott als einen in der Geschichte Handelnden auf:  Judentum, Christentum und Islam.  Wenn

         alle drei Offenbarungsreligionen den Mann mit der Doppelkompetenz als ihnen von Gott gesandten

         Erlöser anerkennen sollten, würde sich so seine Dreifachheit erweisen;  die genannten Religionen

         ihrerseits wären zu einer Dreiergruppe inbezug auf den vermeintlich gottgesandten >neuen Heiligen<,

         10/30 [IX], geworden.  Sollte es ihm gelingen, nicht nur als Messias der Juden und >wiedergekomme-

         ner Heiland< der Christen, sondern auch noch von den Muslimen als Mahdi anerkannt zu werden,

         hätte er sich >drei Kronen< erworben, 2/73 [VIII].

         Vz 4 [Für die Morgenländer ein Unwetter]  Darin steckt der Hinweis, dass sich die Orientalen nicht

         freiwillig unter das Regime des neuen religiösen Führers fügen, sondern dazu gezwungen werden,

         s. Vorschau [IX]. 

         Vz 2 [… der den Jupitertag zu seinem Fest macht]  Den Weltherrscher belegt N. auch mit dem

         Namen Jupiter, des obersten Gottes der römischen Antike.  Sein >Tag< ist die Zeit seiner Herrschaft,

         schaft, 10/71 [X]. In dieser Zeit wird, nach der Unterwerfung der Orientalen, der endgültig für erreicht

         gehaltene Weltfrieden gefeiert werden.

 

        (12) Der Geist der Prophetie wird nicht begriffen

        Man kann noch offen über den Geist der Prophetie streiten

 

 

05/53    La loy du Sol & Venus contendens/

Appropriant l‘ esprit de prophetie,/

Ne l’ un ne l’ autre ne seront entendus,/

Par Sol tiendra la loy du grand Messie.  (1568)

 

Das Gesetz der Sonne und (das der) Venus streiten sich,/

indem sie für sich beanspruchen den Geist der Prophetie./

Weder das eine noch das andere (Gesetz) wird ihn begriffen haben./

Durch (die) Sonne wird Bestand haben das Gesetz des großen

Messias.

 

1) Lat. n.m. sol Sonne.  contendens erfüllt den Reim nicht, daher ist anzunehmen,

dass contendus hätte stehen sollen; inhaltlich macht das keinen Unterschied.

Zu Gesetz, Sonne und Venus s.a. unter -> loy, -> Sol, und -> Venus.

Lat. v. contendere (wett)kämpfen, streiten;  mittelfrz. v. contendre sich streiten

(se disputer), rivalisieren (rivaliser), streitig machen (contester)

2) V. approprier etw. einer Sache anpassen, auf etw. zuschneiden  > mittellat.

v. appropriare zu eigen geben, zu eigen machen, als eigen beanspruchen

 

 

         Vz 1 [Gesetz der Sonne …]  Eine loy, ein Gesetz ist bei N. das Prinzip einer Rechtsordnung,

         s. Exkurs (2) zum Begriff des Gesetzes bei N..  Die Sonne als Symbol steht bei N. für den in

         Christus offenbar gewordenen Gott.  Das >Gesetz der Sonne< ist somit die christliche Religion.

Vz 1 [… und Gesetz der Venus …]  Hier sei der Islam gemeint, weil den Muslimen der Freitag h

heilig ist und dieser seiner Herkunft nach in den romanischen Sprachen Venustag, franz. venerdi

heißt (Pfändler 1996 S. 386f.); aber von den Planeten ist bereits der Mond für den Islam vergeben,

s. Glossar unter -> lune . Die Venus bringt N. in Verbindung mit Vergnügen und Sinnenfreude, wie

es der traditionellen Auffassung entspricht, 5/72 (Kap.6).  Dann wäre darunter eine am materiellen

Wohlstand orientierte Lebensweise zu verstehen, wie sie heute üblich ist.  Heute unüblich ist aber  

das Bemühen um den "Geist der Prophetie"; daher muss mit dem „Gesetz der Venus“ noch etwas

Anderes gemeint sein. Nach dem Kataklysmus scheint Prophetie ernstlich gefragt zu sein, weil sie

als ideologische Begleitung der Bemühungen um den Weltfrieden benutzt werden kann.  Das

>Gesetz der Venus< ist ein Deckname der >Weltfriedensordnung<, die nach dem Kataklysmus

entsteht. 

         Vz 1/2 [… streiten sich, beanspruchen Geist der Prophetie je für sich …]  Kleriker der christlichen

         Kirchen werden meinen, die Verheißung der Wiederkunft Christi habe sich bereits erfüllt, 1/95 [III],

         und der Wiedergekommene werde nun sein Friedensreich errichten, tatkräftig unterstützt durch die

         ihm ergebenen Kirchen.  Dabei werde die christliche Religion  - und mit ihr die Kirchen -  so gewaltig

         an Schubkraft gewinnen, dass sie sich am Ende weltweit als dominierende Religion durchsetzen

         werde, 6/93 [V].

         Parteigänger der im Entstehen befindlichen globalen Ordnung werden die prophetischen Verheißungen

         der alten Religionen im Sinne dieser neuen Ordnung deuten, sie sich zu eigen machen (approprier).

         Das verheißene Friedensreich werde nun erbaut und könne demnächst in voller Blüte stehen, wenn

         sich die Länder und Glaubensgemeinschaften in die globale Ordnung harmonisch einfügen und sich

         dem Dienst am Aufbauwerk unterordnen würden.

         Der Streit um die Deutung der Prophetie bedeutet immerhin auch, dass in der gemeinten Zeit noch

         offen gestritten werden kann.  Diese Zeit wird aber nur etwa zehn Jahre dauern, s.u. Abschnitt (15).

         Denn später nimmt die Ideologie der neuen globalen Ordnung die Form einer >neuen Religion<

         an [X], die die alten Religionen ersetzen und sie vollständig verdrängen will.  Sie ist die unverhüllte

         Form des vom Weltstaat bzw. der Staatengemeinschaft erhobenen Anspruchs, den Frieden garan-

         tieren sowie die Freiheit und Würde der Menschen schützen zu können.  Neu an diesem Anspruch

         ist nur sein Gewand als offizielle Religion.

         Vz 3/4 [… haben ihn aber nicht verstanden/ Sonne hält fest am Gesetz des großen Messias]  Da das

         Gottesreich nicht von dieser Welt ist, Johannes Kapitel 18 Vers 36, liegen die Anhänger des Gottes-

         reiches auf Erden falsch, gleich ob sie nun christlich oder mehr weltlich orientiert sind.  Die >Sonne<,

         der in Christus offenbar gewordene Gott, hält fest am Gesetz, das Jesus Christus bestätigt und erfüllt

         hat.  Das Reich Gottes erwerben am Ende nur jene, die Christus auf seinem Weg der Selbstverleugung

         und tätigen Liebe gefolgt sind.  Erst auf der neuen Erde, nach der Scheidung der Geister durch das

         Eingreifen Gottes, werden sie sich kampflos seiner Anwesenheit erfreuen können.

 

        (13) Die Repräsentanten der >Weltfriedensordnung< führen sich auf wie Götter

        Die >Götter< selbst beschwören großen Konflikt herauf

 

 

   01/91    Les dieux feront aux humains apparence,/

                    Ce quils seront auteurs du grabd conflit:/

                    Auant ciel veu serain espée & lance,/

                    Que vers main gauche sera plus grand afflit.  (1555)

 

                    Die Götter werden es den Menschen deutlich machen,/

                    dass  s i e  die Urheber des großen Konfliktes sind./

                    Bevor ein heiterer Himmel zu sehen ist, Schwerter und Lanzen,/

                    Und linkerhand wird die schlimmste Heimsuchung sein.

 

                    4) N.f. affliction Betrübnis, hier verkürzt zu afflit.

 

        

Vz 1 [>Götter<]  Für N. als Christen gibt es Gott nur in der Einzahl, woraus erhellt, dass >die Götter<

jedenfalls nicht wörtlich gemeint sind.  Um die Verhältnisse der >Weltfriedensordnung< zu kenn-

zeichnen, zieht N. Vergleiche mit dem antiken römischen Imperium.  Die Kaiser ließen sich teils

schon zu Lebzeiten, teils nach ihrem Tode vergöttlichen.  An die Spitze der neuen Weltordnung wird

nach einigen Jahren ein Mann gestellt, dem messianische Qualität zugesprochen und der dement-

sprechend verehrt wird, 10/71 [X]. Das wird auf das ganze Regime abfärben, das sich einen heilig-

mäßigen Anstrich gibt. Dessen Mitglieder sowie die Statthalter in den verschiedenen Weltteilen

dürften es daher sein, die hier sarkastisch >Götter< genannt werden.  Sie werden sich wahrschein-

lich auch so aufführen.

Vz 2 [als Urheber eines großen Konflikts]  Die >Weltfriedensordnung< wird keine äußeren Feinde

haben, weil sie ganze Welt umspannt, 1/4 [VIII].  Niemand würde sie in Gefahr bringen oder gar

stürzen können. Wenn es dann doch wieder zu einem „großen Konflikt“ kommt, sind damit die

Auseinandersetzungen und Verfolgungen gemeint, die das Verbot der alten Religionen mit sich

bringt. Es wird dann unübersehbar sein, dass dieser Konflikt von den Machthabern selbst seinen

Ausgang nimmt.

         Vz 4 [linkerhand]  „Linkerhand“ bedeutet wahrscheinlich Westen.  In 4/50 (Kap.41) ist mit >de

         Westen< ganz Europa gemeint.  Demnach werde in Europa die Verfolgung am schlimmsten werden.

         Vz 3 [heiterer Himmel]  Erst auf der neuen Erde wird der >Himmel heiter< sein, weil die >Sonne<

         des Christentums, nämlich der in Christus offenbar gewordene Gott, wieder „klar, glänzend und hell“

         scheinen kann, 4/29.  

 

        (14) Die >Weltfriedensordnung< entspricht der PAX ROMANA      des antiken Imperiums, nicht der PAX CHRISTI

         Das große Theater wird sich wieder aufrichten

 

 

03/40    Le grand theatre se viendra redresser:/

Le dez geté, & les rets ia tendus./

Trop le premier en glaz viendra lasser,/

Par arcs prostraits de log temps ia fendus.  (1555)

 

Das große Theater wird sich wieder aufrichten./

Der Würfel gefallen, und die Netze schon ausgeworfen,/

allzu sehr wird der Erste auf (dem) Eis ermüden/

wegen niedergeworfener Bögen, seit langem schon gespalten.

 

3) Mittelfrz. glas a) n.m. Geläut (sonnerie), Tumult (tumulte)  b) n.f. Eis (glace)

4) Lat. v. prosternere, davon das p.p.p. prostratus niedergeworfen, nieder-

gestreckt.  Modernes Adj. prostré entkräftet.

 

        

         Vz 1 [Großes Theater wieder aufgerichtet]  Das Amphitheater, das den Himmel verstellt, 6/100, ist

         ein Sinnbild für die >Weltfriedensordnung<, die nach dem Kataklysmus errichtet werden soll.  Diese

         vermeintliche Friedensordnung vergleicht N. mit dem Imperium Romanum vor der Christianisierung. 

         Parallelen sind die (quasi-)universelle Ausdehnung, der nichtchristliche  -  vor- bzw. nachchristliche -  

         Charakter der herrschenden Ideologie, die etappenweise Errichtung eines Kaiserthrons und die

         Verfolgung derer, die dem imperialen Kaiserkult nicht huldigen wollen.  Denn der Inhaber des Throns

         wird wie der antike Kaiser zugleich die oberste Autorität einer Staatsreligion innehaben, die sich

         den Anschein gibt und mit dem Anspruch auftritt, der Pax Mundana (entsprechend der Pax Romana),

         d.h. dem Weltfrieden verpflichtet zu sein.

Vz 2 [Würfel gefallen, Netze ausgeworfen]  Durch das Zusammengehen der Kirche mit dem

>wiedergekommenen Heiland<, 5/49 [IV], wird ihr Schicksal besiegelt und in diesem Sinne

>der Würfel gefallen< sein.  Die Fischernetze eines vermeintlich >großen Fischers<, 6/25, werden

dann ausgeworfen sein, d.h. der letzte Papst geht auf Seelenfang, will die Zahl der Anhänger seiner

Kirche mehren.

         Vz 3 [Erster ermüdet auf dem Eis]  Die >neue Religion<, die kurz vor dem Ende der alten Erde

         verordnet wird, wird Ausschließlichkeit beanspruchen, 1/79 [X], und so >das Meer<, d.h. den Bereich

         der Religion erstarren und >gefrieren lassen<, 10/71 [X].  Der Erste im Sinne von Oberste, der Papst,

         wird dann „allzu sehr ermüden“;  denn eine >Blutvergiftung< wird ihn tödlich schwächen, 3/65 [IV].

         Vz 4 [wegen niedergeworfener Bögen]  Die Bögen gehören zur >Brücke in die Ewigkeit< als Bild für

         das, was die christlichen Kirchen in ihrem Selbstverständnis sein wollen.  Die Kirche des Abendlandes,

         „gespalten“ seit dem 16. Jahrhundert, wird dann mit der Beihilfe des letzten Brückenbauers (Pontifex)

         vollständig „niedergeworfen“ und ruiniert sein, 10/65 [XI].

 

        (15) Dauer des Friedens

        Junger, alter und älteste Engel zehn Jahre lang „gleichauf“

 

 

08/69   Aupres du ieune se vieux ange baisser,/

Et le viendra surmonter à la fin:/

Dix ans esgaux aux plus vieux rabaisser,/

De trois deux l‘ vn l‘ huictiesme seraphin. (1568)

 

Im Vergleich zum jungen (Engel) wird der alte Engel sinken/

und wird (doch) über ihn hinaus steigen am Ende./

Zehn Jahre gleichauf mit den ältesten (Engeln), sinken sie nieder,/

aus dreien zwei, (bleibt) der Eine, (wenn der) achte Seraph (da ist).

 

2) V. surmonter übersteigen, überragen; meistern, überwinden, übertreffen

3) V.t. rabaisser erniedrigen, abwerten, verächtlich machen; se rabaisser

bescheiden zurücktreten, sein Licht unter den Scheffel stellen

4) Die letzte Vz enthält keine Prädikate;  andere Interpolationen als angegeben

sind möglich.

 

 

         Vz 4 [Achter Seraph]  In der Offenbarung des Johannes Kapitel 16 gießen sieben Engel nacheinander

         sieben mit dem Zorn Gottes angefüllte Schalen über die Erde aus.  Im Kapitel 18 steigt ein anderer

         Engel herab  - setzt man die Zählung fort, ist es der Achte -  der dann den Fall Babylons verkündet.

         Babylon ist im NT ein Deckname für die römische Weltmacht, die dem alttestamentarischen Babylon

         durch ihre Feindschaft gegen das Gottesvolk gleicht.  >Babylon< in seiner geistigen Bedeutung ist

         damit der >Ort des Unglaubens< und aller aus diesem Unglauben erwachsenden weltlichen Mächte.

         Deren Untergang vollzieht sich, wenn am Ende der alten Erde Gericht gehalten wird.  >Siebtes Jahr-

         tausend< nennt N. die Zeit vom Kataklysmus bis zum Ende der Alten Erde, VH (6).  Ein möglicher

         Name für die Zeit der neuen Erde ist dann das >achte Jahrtausend<, dem der „achte Seraph“ im Vers

         entspricht.  Demnach müsste sich der Vers auf den Wechsel von der alten zur neuen Erde beziehen.

         Vz 1/3 [Junger, Alter und Älteste Engel]  Die übrigen Engel stehen für die großen Religionen, der

         >alte Engel< für das Christentum, der >junge Engel< für den Islam.  Die >ältesten Engel> bedeuten

         die anderen, noch älteren Religionen, z.B. den Hinduismus und die jüdische Religion.  Wendet man

         diese Gleichungen an, sind aus dem Vers Aussagen ableitbar, die sich in das Gesamtbild des Gesche-

         hens bis zum Beginn der meuen Erde (= achter Seraph) einfügen und so erst die Schlüssigkeit dieser

         Deutung erweisen.

         Vz 1 bis 4 [Die Abfolge der Vorgänge] 

         (1) In der ersten Verszeile, demnach zuerst kommt der Aufstieg des Islam und, im Verhältnis dazu,

         der Rückgang des Christentums.  Der Beginn des Aufstiegs des Islam war ab etwa 1980 zu erwarten,

         1/48 Vz 1/2 [II].  Diese Ankündigung ist in der Tat seit 1979 im Begriff, sich zu erfüllen (Hist. Kap.42). 

         Es scheint aber, als werde sie Ihren Höhepunkt erst nach dem Kataklysmus erreichen [VI].

         (2) Der junge und der alte Engel, also Islam und Christentum, stehen zusammen mit den noch älteren

         Glaubensformen, „gleich“ nebeneinander, soll heißen: sie genießen von Staats wegen gleiche Rechte.

         Die Übersetzung „gleichauf“, die oben gewählt wird, ergibt sich aus dem Bild des Absinkens und

         Aufsteigens.  In der >Weltfriedensordnung< kann sich das Alte stark behaupten, 4/32 [s.o.],  

         e t w a   z e h n   J a h r e   l a n g, wie im vorliegenden Vers zu erfahren ist.

         (3) Sämtliche Engel >sinken nieder<.  D.h. das globale Regime wird offen totalitär, die alten Kirchen

         und Glaubensgemeinschaften werden gleichgeschaltet, 1/68 [XII].  Die Kirchen dürfen das Evangelium

         nicht mehr lehren, 10/65 [XI].  Die Bibel wird verboten, VH (39).  Die in christlichem Geist nach dem

         Kataklysmus errichteten Ordnungen werden aufgehoben, 5/24 [XI]. 

         (4) Der achte Seraph verkündet den >Fall Babylons<, siehe oben Anmerkung zu Vz 4.  Der >alte Engel<,

         der Geist der christlichen Religion, d.h. Christus, steigt auf der neuen Erde über den Geist des Islam

         hinaus.  Aufstieg und Fall unter 1) bis 3) sind Menschenwerk, während Verszeile 4 die Umwandlung

         der alten zur neuen Erde meint, die Gott selbst ins Werk setzt, wie er es durch seine Propheten,

         z.B. Johannes von Patmos, Jakob Lorber und Bertha Dudde mitgeteilt hat.