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  "Sagte Lazarus: >... Aber die Kometen sollen doch im Ernste Vorboten der

  Kriege sein?<

  Sagte Ich: >Sie sind es - und sind es nicht! Sie sind es, weil das Volk daran

  glaubt, und es wird von den Engeln aus solch ein an und für sich ganz un-

  schuldiges Zeichen auch gewählt, um den unbändigen Menschen die Zulassung

  eines Gerichtes anzuzeigen. Glauben darauf die Mensch und tun Buße, so wird

  auf einen Kometen kein Krieg folgen; bessern sie sich aber nicht, so wird der

  Krieg nicht ausbleiben, der allzeit der Vorgänger von allerlei nachfolgenden

  noch größeren Übeln ist, als da der Krieg selbst ist.

  An und für sich aber sind die Kometen nichts als werdende Erden, die sich

  nach und nach dem göttlichen Plane gemäß zu dem ausbilden, was sie werden

  sollen, - und da sind sie keine Vorboten des Krieges.<"

  Jakob Lorber, Johannes, Das große Evangelium, Band 6, Kap.166,

  Abschnitte (11) bis (13)

 

  "Schon steht im Osten ein Stern, welcher dem Orion die Bahn brechen wird,

  und das Feuer des großen Hundes wird sie alle verzehren; und Ich will

  der Sterne in großer Menge vom Himmel auf die Erde schleudern, damit die

  Bösewichte alle umkommen und Mein Licht leuchte allerorten."

  Jakob Lorber, Die Haushaltung Gottes, Kapitel 1 Nr. 1

 

       [II] Komet, Kataklysmus  -  Übersicht

         Textregister: 8/2, 2/54, 6/54, 1/56, 6/6, 10/6, 5/50, 2/62, 2/15, 4/15, 8/16,

  2/70, 5/27, 3/79, 2/31, 2/81, 1/82, 2/33, 9/84, 6/35, 1/37, 9/37,

  2/41, 3/91, 2/43, 5/93, 2/45, 1/46, 1/48, 3/46, 9/100,

  VH (4), VH (18), VH (22), Sz 16, Sz 32

         Die in der Übersicht rot markierten und unterstrichenen Textstellen werden weiter unten kommentiert.

 

(1) Irregulärer Himmelskörper nimmt Kurs Richtung Erde

(a) wird von N. „behaarter Stern“, „Stern im Bart“

oder „Komet“ genannt   6/06, 5/59, 2/62 [s.u.

(b) wird noch anders bezeichnet in  2/41 [s.u.] (großer Stern)

     6/35 (nah beim Orion)

     5/93 (strahlende Leuchte über Schottland)

     2/70 (Speer des Himmels)

     VH (22) (großer Hund)

(c) erscheint als Feuer  a m  Himmel  2/41 (großer Stern brennt am Himmel/

       zwei Sonnen)

     6/35 (Sonne)

(d) gilt dem Seher als Eingriff Gottes  2/62 [s.u.] (>Rache< sichtbar als Komet)

     2/46 Vz 2 [I] (großer Beweger erneuert

       die Jahrhunderte)

(2) Relative Zeitangaben

     2/15 (Castor, Pollux im Schiff, Haarstern)

     2/62 (schreckliche Niederlage für Mensch und

      Tier, dann sieht man den Kometen)

     2/43 (während der Komet erscheint,

      werden drei große Mächte zu Feinden)

     1/37 (Kurz bevor Sonne sich verbirgt,

      gibt es einen Konflikt)

(3) Wenn der irreguläre Himmelskörper in unmittelbare

Erdnähe kommt, ereignet sich der Kataklysmus, d.h.

(a) es fällt Feuer  v o m  Himmel  8/02 (Feuer vom Himmel)

     6/35 [s.o.] (Sonne verbrennt Ebene)

(b) es gibt eine irreguläre Finsternis,  VH (18) (Verfinsterung der Sonne)

     1/48 (müde Tage der Sonne)

1/84 (Mond in tiefer Finsternis,

  Sonne schwärzlich)

     3/91 [III] (>Nacht<)

die drei Nächte lang währt,  1/46 Vz 2 [III]

(c) es neigt sich der (natürliche) Himmel VH (18) (im Monat Oktober große Versetzung,

     man meint, die Erde habe natürliche Bewegung

     verloren, sei im Abgrund ewiger Finsternis)

     1/56 Vz 4 (Himmel nähert sich den Neigungen)

(d) mit bleibenden Folgen   VH (4) (natürlicher Umsturz)

     3/46 (plötzlicher Wandel des Firmaments)

     3/79 (Schicksalsordnung wandelt sich)

(e) es kommen viele Menschen um  2/70 Vz 2

(4) Große Überschwemmungen in Europa

(a) während des Kataklysmus  8/16 (Springfluten in Sizilien und Toskana)

(b) unmittelbar danach   2/31 (Überschwemmung in Süditalien

      nach  u n d  v o r  einem Dauerregen)

     2/33 (Garonne und Po führen Sturzfluten)

     2/43 [s.o.] (Po und Tiber treten über die Ufer)

     9/84 [III] (Sturzflut öffnet Grab eines großen Römers)

     Sz 16 Vz 6 (große Taten nach >großer Taufe<)

     2/81 Vz 3, 10/06 (Deucalion),

     2/45 Vz 1/2 [VIII] (Himmel weint, wenn der

      Androgyn erscheint)

     9/37 (Brücken stürzen ein im Dezember)

     2/54 (Rom nach den Fluten in Aufruhr)

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[II] Komet, Kataklysmus  -  eine Auswahl kommentierter Texte

 

(1) Irregulärer Himmelskörper mit Kurs Richtung Erde

(a) … wird von N. „behaarter Stern“, „Stern im Bart“ oder „Komet“ genannt

Behaarter Stern erscheint im Norden

 

 

06/06   Apparoistra vers le Septentrion,/

Non loing de Cancer l’ estoille cheuelue:/

Suze, Sienne, Boece, Eretrion,/

Mourra de Rome grand, la nuict disperue.  (1568)

 

Es wird erscheinen im Norden/

nicht weit vom Krebs der behaarte Stern,/

(über) Susa, Siena, Böotien, Eretria./

Sterben wird (der) Große Roms, wenn die Nacht zerstreut ist.

 

1) Lat. n.m. septentrio 1. Siebengestirn = Großer Bär = Großer Wagen (Sternbild)

2. Norden (die alten Seefahrer fanden mit dem Siebengestirn den Polarstern am Himmel)

2) Lat .n.f. stella crinita Komet, behaarter Stern.  Danach ist estoille chevelue

behaarter Stern gebildet.  Der Name Komet, der im 16. Jahrhundert schon

gängig ist, kommt vom griechischen Wort koma für Haar, besagt also dasselbe.

4) disperue steht reimbedingt für dispersé zerstreut.

 

 

         Vz 2 [Nicht weit vom Krebs …]  In Vers 5/93 erscheint „unterhalb des Heimatbodens der runden

         Mondkugel“, als welcher astrologisch die Krebsgrade der Ekliptik gelten, eine „Leuchte“, ein Licht.

         Dem entspricht hier die Angabe „nicht weit vom Krebs“.  Auch die Wintersternbilder Orion und

         Zwillinge, auf die Vers 6/35 [s.u.] hinweist, sind in derselben Himmelsgegend zu finden.

         Vz 1 [Im Norden …]  Dagegen steht das Siebengestirn (Großer Wagen) woanders, weshalb

         „Septentrion“ hier nur Norden bedeuten kann.  Die Sternbilder Orion und Zwillinge gehen in den

         Winternächten im Osten auf und im Westen unter;  gegen Morgen liegt diese Himmelsgegend

         unter dem nordwestlichen Horizont. 

         Vz 2/4 [… erscheint behaarter Stern/ Nacht]  Wenn nach der Erscheinung eines Kometen eine

         >Nacht< oder wohl besser Finsternis eintritt, ist es wahrscheinlich, dass sie durch den Kometen

         verursacht wird.  Demnach gelangt der Komet wahrscheinlich in unmittelbare Erdnähe.  Von der

         dadurch bedingten Finsternis handelt auch Vers 1/46 [III].  Das „Zerstreuen“ dieser besonderen

         >Nacht< ist ein Hinweis auf deren stoffliche Bedingtheit.  Es sind wahrscheinlich Staubmassen,

         wohl auch Eis und Gase, die dann in die Erdatmosphäre eindringen. Die durch sie bedingte

>Nacht< beschreibt auch VH (18), s.u. unter 3)c).

         Vz 3 [Ortsangaben]  Susa in Oberitalien, Siena in Mittelitalien und die griechischen Landschaften

         Böotien und Eretria werden im Zusammenhang mit der Erscheinung des irregulären Himmelskörpers

         erwähnt.  Das kann bedeuten, dass sie von den Auswirkungen des Kometensturzes besonders

         betroffen sein werden.  Dass die Auswirkungen auf diese Orte beschränkt sein werden, wäre aber

         sicherlich eine Fehldeutung.

Vz 4 [Großer Roms stirbt]  Der „Große Roms“ ist der Papst.  Für die Deutung des Sterbens gibt

es mehrere Möglichkeiten.  Es könnte der dann im Amt befindliche Papst sein, der stirbt;  oder

es ist die Institution des Papsttums, die untergeht.  Der Gesamtkontext der Centurien legt nahe,

dass die zweite Deutung gemeint ist.  Papst Benedikt XVI. erkannte N. als den letzten seiner Art,

2/28 (Kap.41).  Den ihm folgenden Mann an der Spitze der katholischen Kirche beschreibt er zwar

vergleichsweise deutlich [Vorschau V], verweigert ihm aber, indem er ihn nicht mitzählt, die Aner-

kennung.  Grund dafür ist die desaströse Politik dieses Kirchenoberhauptes, die die katholische

Kirche in ihren Untergang führt, 1/4 [VIII]. Es >sterben< dann der Papst und mit ihm seine Kirche

dadurch, dass der alte Glaube verboten wird [Vorschau XI].

 

      (b) … wird auch anders bezeichnet

Nah bei der weißen Wolle 

 

 

   06/35   Pres de Rion, & proche à la blanche laine,/

                    Aries, Taurus, Cancer, Leo, la Vierge,/

                    Mars, Iupiter, le Sol ardra grand plaine,/

                    Bois & citez, lettres cachez au cierge. (1568)

 

                    Beim Orion und nah an der weißen Wolle - /

                    Widder, Stier, Krebs, Löwe, die Jungfrau./

                    Mars, Jupiter.  Die Sonne wird in Brand setzen eine große Ebene,/

                    Wälder und Städte.  Buchstaben, verborgen im Wachs.

 

 

         Vz 1/2 [Orion, weiße Wolle, Widder, Stier usw.]  Es wird hier der Blick in einen winterlichen

         Nachthimmel geschildert.  Allesamt, d.h. an einem Nachthimmel, sind die genannten Sternbilder

         von November bis März zu sehen.  Dabei zieht offenbar ein bestimmter Ausschnitt des Firma-

         ments die Aufmerksamkeit auf sich, denn es werden drei Orte hervorgehoben, die (optisch) nah

         beieinander liegen:

·    die Gegend „beim Orion“, einem der bekanntesten Wintersternbilder, das unterhalb der

Ekliptik (= der an den Himmel projizierten Erdbahnebene) bei einer Länge von etwa

80° bis 90° liegt

·    ein Bereich „nah bei der weißen Wolle“, d.h. nah der Milchstraße, die im Französischen

eigentlich Voie lactée heißt;  sie kreuzt bei etwa 85° bis 100° ekliptikaler Länge die

Abfolge der genannten Sternbilder

·    das in der Aufzählung auffällig fehlende Sternbild Zwillinge, das in der gleichen Himmels-

gegend bei etwa 95° bis 115° ekliptikaler Länge zu finden ist.

Vz 2 [Zwillinge ausgelassen]  Es stellt sich die Frage, warum das Sternbild Zwillinge ausgelassen

wird, obwohl es doch in der Mitte des beschriebenen Nachthimmels prangen müsste.  Es könnte

sein, dass N. die Zwillinge auslässt, weil er sie nicht sieht.  Wenn ganz in der Nähe eine Lichtquelle

erscheinen würde, die schon bald so hell ist, dass benachbarte Sterne dahinter verblassen, würde

das Sternbild Zwillinge überstrahlt und in den Hintergrund treten.  Andernorts ist von einer „Leuchte“

die Rede, die „unterhalb der Heimat des Mondes“ erscheint, 5/93, d.h. unterhalb der Krebsgrade

der Ekliptik (90° bis 120°), also dort, wo das Sternbild Zwillinge steht.  Dazu passt es auch, wenn

„nicht weit vom Krebs“ ein Komet erscheint, 6/6 [s.o.]. 

Exkurs: Bei Dante gibt es in der Divina Comedia, Inferno I 100 bis 105, eine Parallelstelle;  sie gilt

als dunkel, d.h. schwer zu deuten.  Dort ist von einem Jagdhund die Rede, der den Wolf, die Ver-

körperung des Bösen, töten werde.  Dieser >Hund< werde >zwischen Filz und Filz< geboren. 

Filzmützen sind Attribute der beiden Göttersöhne Castor und Pollux, nach denen die beiden Haupt-

sterne des Sternbilds Zwillinge benannt sind.

         Vz 3/4 [Sonne setzt in Brand große Ebene, Wälder und Städte]  In Erdnähe gekommen, nimmt sich

         der Komet aus wie eine zweite Sonne, 2/41 [s.o.].  In der erdnächsten Position, die wohl eine Beinah-

         Kollision genannt werden kann, fällt Feuer vom Himmel, 8/2, das offenbar auch Brände auslöst.

         Vz 3 [Mars, Jupiter]  Eine Konjunktion der beiden Sterne, wenn sie denn gemeint ist, findet im Schnitt

         etwa alle zwei Jahre statt.  Die letzte Konjunktion gab es im April/Mai 2011, dann gibt es sie wieder

         im Juli 2013, dann im Oktober 2015 usw.

         Vz 4 [Buchstaben, verborgen im Wachs]  Mit dem Geschehen des Kometensturzes beginne sich auch

         die Offenbarung des Johannes zu erfüllen;  denn die „Buchstaben, verborgen im Wachs“, beziehen sich

         auf das versiegelte Buch, von dem gleich zu Beginn der Offenbarung in Kapitel 5 die Rede ist.  Dieses

         Buch wird vom >Lamm<, d.h. von Christus selbst geöffnet.

 

      (c) … erscheint als Feuer  a m  Himmel

Eine Wolke lässt zwei Sonnen erscheinen,        und ein dicker Hund heult die ganze Nacht

 

 

02/41   La grand‘ estoille par sept iours bruslera,/

Nuée fera deux soleils apparoir:/

Le gros mastin toute nuit hurlera/

Quand grand pontife changera de terroir.  (1555)

 

Der große Stern wird sieben Tage lang brennen,/

(eine) Wolke wird zwei Sonnen scheinen lassen./

Der große Hund wird die ganze Nacht über heulen,/

wenn der große Pontifex den Heimatboden wechselt.

        

3) N.m. mâtin großer Hofhund;  mittelfrz. n.m. mastin abscheuliche

Person (personne détestable);  altfrz. n.m. mastin dicker Hund

(gros chien), Diener (domestique), Knecht (valet)

 

 

         Nicht wenige Verse, in denen Sterne vorkommen, hat nur ein sinnbildliches Verständnis erschließen

         können, z.B. die Folge 4/28 [X] bis 4/30 [X].  Auch für die Aussagen des vorliegenden Verses ließe

         sich, ausgehend vom Bekannten, eine sinnbildliche Deutung finden.  Aber die „sieben Tage“ sowie

         die "zwei Sonnen" sich diesem Versuch.  Daher handelt der Vers von Naturereignissen.

         Vz 1 [Großer Hund]  „Beim Orion“, in der Nähe des Sternbildes Orion werde es eine Erscheinung

         geben, die später weiträumige Brände verursacht, 6/35 [s.o.].  Da auch das Sternbild Zwillinge

         hervorgehoben wird, ist mit der Erscheinung etwa dort zu rechnen, wo der an den Himmel

         projizierte Jäger des Mythos seine Keule schwingt, 6/35 Vz 1/2.  Der Hund gehört ins Bild der

         Jagd, die dann eröffnet ist, die Jagd auf die Seelen der Menschen.  Mit dem >großen Hund<

         könnte also der Komet gemeint sein, VH (22).  Seine Annäherung und das Ausgeliefertsein

         gegenüber den Vorgängen treibt die Menschen dem Jäger oder den Jägern zu.

         Vz 1/2 [Wolke/ großer Stern/ zwei Sonnen]  Der Himmelskörper verbirgt sich anfangs hinter

         einer >Wolke<  -  das könnte eine Wolke kosmischen Staubes sein.  Wenn beide nahe genug

         an die Erde herangekommen sind, wird der Himmelskörper als „großer Stern“ sichtbar.  Es

         werde so ausschauen, als würde neben die altbekannte eine weitere Sonne treten, so als ob

         „zwei Sonnen scheinen“.

         Vz 1/3 [Sieben Tage/ Nacht/ Hund heult]  Das werde „sieben Tage“ so gehen.  Durch seine Nähe

         zur Erde und seine Masse beeinflusst der Himmelkörper dann aber anscheinend Drehmoment und

         Drehachse der Erde.  Man werde „glauben, die Schwere der Erde habe ihre natürliche Bewegung

         verloren und die Erde sei hinabgestürzt in ewige Finsternis“, VH (18).  Nach den sieben Tagen

         mit >zwei Sonnen< werde es >Nacht< werden.  Das >Heulen< des >Hundes< während dieser

         besonderen >Nacht< könnte die schweren Stürme bedeuten, die wohl zu erwarten sind, wenn ein

         Schlingerkurs des Planeten die gewöhnlichen Abläufe durcheinanderbringt.

         Vz 4 [Großer Pontifex wechselt Heimatboden]  Das könnte bedeuten, dass der Papst dann Rom

         verlässt.  Es könnte auch die Vertauschung der irdischen Existenz mit den elysischen Gefilden,

         d.h. dem ewigen Leben gemeint sein, vgl. 6/6 Vz 4 [s.o.].  Eine dritte Möglichkeit ist, dass das

         Kirchenoberhaupt dann seiner geistigen Heimat den Rücken zukehrt, indem er sich auf das Fest

         eines >großen Römers< begibt, dem er dann seine Kirche verspricht, 5/49 Vz 3 [IV].

 

       (2) Relative Zeitangaben

         Die einzige absolute Zeitangabe findet sich in VH (18), wo es von der „großen Versetzung“, die hier

         als Folge des Kometensturzgeschehens verstanden wird, heißt, dass sie im „Monat Oktober“ statt-

         finden werde  -  eine Angabe, die sich auf den julianischen Kalender bezieht und etwa den Zeitraum

         11. Oktober bis 11. November unseres aktuellen Kalenders meint.  An einigen weiteren Textstellen

         finden sich Angaben zu Vorgängen, die vorher oder gleichzeitig stattfinden (relative Zeitangaben).

Castor, Pollux leiten die katholische Kirche, dann erscheint ein Haarstern 

 

 

02/15   Vn peu deuant monarque trucidé?

Castor Pollux en nef, astre crinite.

L’ erain publiq par terre & mer vuidé

Pise, Ast, Ferrare, Turin, terre interdicte.  (1555)

        

Kurz bevor (der) Monarch ermordet (wird) ?/

(sind) Castor, Pollux im Schiff, (erscheint) behaarter Stern./

Das öffentliche Erz verlassen auf Land und Meer,/

Pisa, Asti, Ferrara, Turin (sind) verbotenes Gebiet.

 

3) N.m. airain Erz, mittelfrz. n.m. airain Bronze > lat. n.n. aeramen Erz,

aerarium commune Staatsvermögen, wörtlich: öffentlicher Schatz.

4) Das V. interdire untersagen und das n.m. interdict Verbot konnten

speziell den Bann durch die Kirche bedeuten.

 

 

Vz 2 [Castor, Pollux im Schiff, behaarter Stern]  >Schiffe< können bei N. Glaubensgemeinschaften

bedeuten, und >das Schiff< steht für die katholische Kirche, s. Glossar unter -> nef. Mit den

Sagenbrüdern „Castor und Pollux“ sind demnach Päpste gemeint.  Die beiden Päpste Johannes

Paul I. (1978) und Johannes Paul II. (1978-2005) nennt N. >Brüder< wegen des gleichen Namens,

wegen ihrer fast gleichzeitigen >Geburt< (durch >Mutter Kirche<) und deshalb, weil der erste

der Sage nach sterblich, der zweite unsterblich war, was hier kurzlebig und langlebig bedeutet.

Parallel heißt es in Sechszeiler 56, dass die Kirche „mit zwei Brüdern schwanger“ sein werde.

Am Ende der Verszeile, d.h. wenn die beiden Päpste schon da bzw. da gewesen sind, erscheint

der Komet, den N. öfters anspricht, weil er ins irdische Geschehen eingreift, s.a. -> comete

Mit diesem Kometen ist demnach seit 1978 zu rechnen gewesen und seit 2005, als die Amtszeit

von >Pollux< endete, um so mehr zu rechnen.

         Vz 1/3 [Öffentliches Erz verlassen auf Land und Meer/ Monarch ermordet?]  Bald danach kommt

         es zu der mit einem Fragezeichen versehenen Ermordung eines Monarchen, und >öffentliches

         Erz ist verlassen auf Land und Meer<.  Einige (wohl etwa dreizehn) Jahre nach dem Kometensturz

         wird der Glaube an Jesus Christus als Sohn des Himmelsherrschers verboten, 10/65 [XI]. 

         D i e s e r  Monarch kann aus Sicht der Gläubigen als vom Tod Auferstandener nicht wirklich

         ermordet werden  -  daher das Fragezeichen, das N. als bekennender Katholik setzt.  Er kann aber

         in dem Sinne >ermordet< werden, dass die Erinnerung an das Erscheinen des Gottessohnes auf

         Erden für immer aus dem Geschichtsbuch getilgt werden und er so ein >zweites Begräbnis< er-

         halten soll, 3/72 [XI].  In diesem Kontext ist dann das >öffentliche Erz< nicht ein Staatsvermögen,

         sondern das Geläut von Glocken als Teil der Ausübung der christlichen Religion.  Die Kirchen

         stehen verlassen und leer da.  Ihre Ausleerung >auf Land und Meer< bedeutet, dass die Kirchen

         politisch nicht mehr unterstützt werden und auch der Zulauf der Gläubigen ausbleibt.  >Land und

         Meer< können den weltlichen (politischen) und den religiösen Bereich bedeuten, s. im Glossar

unter -> terre und -> mer.

         Vz 4 [Verbotene Gebiete]  Die genannten Städte könnten in diesem Zusammenhang Orte sein,

         wo sich der alte Glaube noch hält.  Das Verbot könnte eine Quarantäne sein, d.h. dass niemand

         diese Städte verlassen oder aufsuchen darf, solange sie sich widersetzen.

 

Schreckliche Niederlage von Mensch und Tier,        und  d a n n  sieht man den Kometen

 

 

02/62   Mabus puis tost alors mourra, viendra/

de gens & bestes vne horrible defaite:/

Puis tout à coup la vengence on verra/

Cêt, main, soif, faim, quad courra la comete.  (1555)

 

Mabus wird dann bald sterben, es wird kommen/

eine schreckliche Niederlage von Mensch und Tier./

Dann auf einen Schlag wird man die Rache sehen,/

viele Kämpfe, Durst, Hunger, wenn der Komet seinen Lauf nimmt.

 

4) N.m. main > lat. n.f. manus Hand, bewaffnete Hand

Zu dem Kometen s.a. Glossar

 

 

         Vz 2/1 [Niederlage von Mensch und Tier/ Mabus]  Bereits  v o r  dem Kometensturzgeschehen

         gibt es einen „Konflikt“, 1/37 [s.u.].  Schon wenn der Komet erscheint, werden drei große Mächte

         zu Feinden, 2/43 [s.u.].  Daher ist die „schreckliche Niederlage von Mensch und Tier“, die  h i e r

         eindeutig für die Zeit  v o r  dem Kometensturz angesagt ist, kaum anders denn als ein Krieg

         zu deuten, in dem dann wohl auch Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden. 

         „Mabus“ könnte aus Ma(ro)b(odu)us kontrahiert sein.  So hieß ein kriegerischer König der

         Markomannen, der im Jahr 9 vor Christus in Böhmen ein Reich gründete, nachdem die dort

         vorher ansässigen Bojer das Land verlassen hatten.  Aber diese Deutung ist ungewiss. 

         Vz 3/4  [Dann sieht man die Rache/ viele Kämpfe, wenn Komet seinen Lauf nimmt]  Der Krieg

         ist also im Gang, und „dann“ sieht man die „Rache“, die in Gestalt eines Kometen ihren Lauf

         nimmt.  Hier vermischen sich die Schilderung des Geschehens und dessen Deutung durch N.

         Deutlich wird, dass der Komet sich auf der Erde auswirkt und nicht wirkungslos vorbeizieht.

         Dass er das Kometensturzgeschehen als Eingriff Gottes gewertet wissen will, lässt N. auch in

         Vers 2/46 Vz 2 durchblicken.  Die Deutung des Geschehens als Eingriff >des Himmels< kann

         auch dann zutreffen, wenn man nicht akzeptiert, dass Gott aus Rache handeln könne.

         Die >Rache< kann auch bedeuten, dass die Armeen derer, die den Krieg angefangen haben,

         vom Kometensturz besonders betroffen sein werden, wie es in Vers 9/51 Vz 3 scheint.

 

Während der Komet erscheint, werden drei große Mächte zu Feinden 

 

 

02/43   Durant l’estoyle cheuelue apparente,/

Les trois grâs princes seront fait ennemis,/

Frappes du ciel, paix terre tremulente.

Po, Tymbre vndants, serpant sur le bort mis.  (1555)

 

Während der behaarte Stern erscheint,/

werden die drei großen Fürsten zu Feinden./

Geschlagen vom Himmel, beben Friede und Erde./

Po, Tiber wallen empor, Schlange wird über das Ufer getragen.

 

3) Lat. v. tremere, mittellat. v. tremulare zittern, beben

4) Lat. v. undare wogen, wallen, sieden, emporwallen

Zur Schlange s. Glossar unter -> serpent.

 

 

         Vz 1 [Der Komet erscheint …]  Behaarte Sterne, lat. stellae crinitae, hießen in alter Zeit die Kometen

         wegen ihres Schweifs.  Es ist nicht von irgendeinem, sondern von „dem“ Kometen die Rede, den N.

         anscheinend öfters gesehen hat, den er jedenfalls öfters erwähnt, z.B. wortgleich in 6/6 [s.o.].

         „Der“ Komet wird so genannt, weil er nicht wirkungslos passiert, sondern sich auf der Erde auswirkt,

2/62 [s.o.]

         Vz 2/3 [… gleichzeitig werden Herrscher zu Feinden/ Schläge vom Himmel/ Friede und Erde bebt] 

         W ä h r e n d  der Komet „erscheint“, also mit bloßen Augen, wahrscheinlich erst nur mit Teleskopen

         zu sehen ist, „werden die drei großen Fürsten zu Feinden“. 

         Der Halleysche Komet kam 1910 in Erdnähe und war 1914, als der erste Weltkrieg ausbrach, schon

         längst vorbeigezogen;  an diesem Krieg waren anfänglich fünf und nicht drei große Mächte beteiligt;

         daher scheidet diese Deutungsidee klar aus.

         Dass die Feindschaft der drei Mächte in einen Krieg mündet, ist aus diesem Vers nicht eindeutig zu

         entnehmen, denn dass „der Friede bebt“, muss noch nicht Krieg bedeuten.  Und die „Schläge vom

         Himmel“ könnten zur Schilderung des Kometensturzes gehören.  Aber im zuvor besprochenen Vers

         2/62 [s.o.] ist es klar, dass vor dem Naturgeschehen nicht nur Feindschaft, sondern Krieg herrscht.

         Während man allerdings in Vers 2/62 den Eindruck gewinnt, dass ein Krieg im Gang ist,  b e v o r 

         man den Kometen sieht, vollziehen sich hier die Erscheinung des Kometen und die Verfeindung

         dreier Großmächte annähernd gleichzeitig („während“).  Diese Unschärfe lässt sich nicht auflösen.

         Vz 4 [Po und Tiber treten über die Ufer]  Das Kometensturzgeschehen bringt massive Regenfälle

         u.a. in Italien mit sich, 2/31 [s.u.].  Dass der Po mit betroffen ist, lässt sich sehr drastisch in Vers

         2/33 [s.u.] ablesen.

         Vz 4 [Schlange über das Ufer getragen]  Im Mythos grenzt am Meeresstrand von Argos die Unterwelt,

         der Hades, unmittelbar an das Land.  Bewacht wird der Eingang von der vielköpfigen Meeresschlange

         Hydra.  Mit ihrem Gift verbreitet sie den Tod, wenn sie an Land kommt.  Ihr >Gift< sind ihre Ideen,

         die N. als verderblich erkennt, 3/65 [IV].  Sie ist identisch mit dem >schrecklichen Fisch mit mensch-

         lichem Antlitz<, der auch an Land kommt, 3/21 [III].  Das >An-Land-Kommen< ist ein Bild für die

         Sichtbarkeit der irdischen Existenz und für die weltlichen (politischen) Ambitionen der >Schlange<,

         s. Glossar unter -> terre.

 

Kurz bevor die Sonne sich verbirgt, gibt es einen Konflikt

 

 

01/37   Vng peu deuant le soleil s‘ esconse/

Conflict donné, grand peuple dubieux:

Proffligés, port marin ne faict response,/

Pont & sepulchre en deux estranges lieux.  (1555)

 

Kurz bevor die Sonne sich verbirgt,/

gibt es (einen) Konflikt.  Ein großes Volk unschlüssig./

Überwältigte, Hafen am Meer erhält keine Antwort./

Brücke und Grab (sind) an zwei fremden Orten.

 

1) Altfrz. v. esconser verbergen (cacher), sich verbergen (se cacher),

untergehen (der Sonne) (se coucher, en parlant de soleil).  Aber mit

"untergehen" zu übersetzen, empfiehlt sich nicht, da alltägliche Vorgänge

für N. als Nicht-Lyriker uninteressant sind..

2) Lat. Adj. dubius unsicher, unschlüssig; unsicher, gefährlich

3) Lat. v. profligare niederschlagen (politisch oder geistig), überwältigen,

vernichten, stürzen

 

 

         Vz 1/2 [Kurz bevor Sonne sich verbirgt, ein Konflikt]  Die Sonne „verbirgt sich“ öfters, z.B. wenn

         der Mond zwischen Erde und Sonnenscheibe tritt und diese verdeckt, was im Durchschnitt 2,3 mal

         im Jahr irgendwo auf der Erde zu beobachten ist.  Solchen Ereignissen fehlt die Qualität des

         Geschichtlichen, die bei N. durchgehend anzutreffen ist.  (Eine Ausnahme bildet Vers 10/72 [XIV],

         der den Zeitpunkt einer normalen Sonnenfinsternis im Zusammenhang mit einem geschichtlich

         bedeutsamen Ereignis nennt.)  Zu einer irregulären, historischen Verfinsterung der Sonne kommt

         es durch die Annäherung eines irregulären Himmelskörpers an die Erde, 2/41 [s.o.].

         „Kurz bevor“ das geschieht, kommt ein „Konflikt“.  Dass vor dem Kataklysmus ein Krieg im Gang

         ist, ist am deutlichsten in Vers 2/62 [s.o.] ablesbar.  „Kurz“ vor dem Naturgeschehen kommt der

         Krieg.  Da es von der Entdeckung eines bisher unbekannten Kometen bis zum Zeitpunkt seiner

         größten Erdnähe meistens nur einige Monate, manchmal aber über ein Jahr dauert, hat man damit

         einen ungefähren Begriff von der angesagten Kürze.  (Beispiele:  Der Komet Shoemaker-Levy 9

         wird im März 1993 entdeckt und verschwindet im Juli 1994 nach einer Kollision mit dem Planeten

         Jupiter;  der Komet Hale-Bopp wird im Juli 1995 entdeckt und ist vom Mai 1996 bis Dezember 1997

         mit bloßem Auge sichtbar.)        

         Vz 2/3 [Überwältigte/ Hafen am Meer ohne Antwort/ großes Volk unschlüssig]  Die „Überwältigten“

         könnten Franzosen oder Europäer sein, die sich in der Defensive befinden und „niedergeworfen“

         werden (proffligés).  Hilferufe werden nicht beantwortet.  Das große Volk, das „unschlüssig“ ist,

         ob es in den Konflikt, der sich in Europa ausbreitet, 9/55 Vz 1, eingreifen soll, könnten die US-

         Amerikaner sein, die schon im ersten und zweiten Weltkrieg in dieser Frage zögerten. 

         Vz 4 [Brücke und Grab an zwei fremden Orten]  Diese Verszeile ist noch nicht verstanden;

         Ansatzpunkte bieten die Begriffserklärungen im Glossar unter -> pont und -> sepulchre.

        

(3) Wenn der irreguläre Himmelskörper in unmittelbare Erdnähe

kommt, ereignet sich der Kataklysmus, d.h.

(a) es fällt Feuer  v o m  Himmel

(b) es gibt eine irreguläre Finsternis

Nachdem ein Komet am Himmel erschienen ist, werde eine >Nacht< hereinbrechen,

6/6 [s.o.]. Die Sonne werde in außerordentlicher Weise >sich verbergen<, 1/37 [s.o.].

Die ganze >Nacht< über werde "der große Hund heulen", 2/41 [s.o.], d.h. es gibt

wahrscheinlich schwere Orkane. Während der ungewöhnlichen >Nacht< werde der

Mond "in tiefer Finsternis verdunkelt", also praktisch gar nicht mehr zu sehen sein,

und auch die Sonne werde nur noch einen schwärzlichen oder rostbraunen, d.h.

schwachen Schein geben, 1/84 [s.u.].

In dieser besonderen >Nacht< werde ein besonderer >Stammbaum wieder austreiben<,

3/91 [III]. Wenn die Sonne >ihre matten Tage genommen< habe, werde anschließend

"ein Anderer seine Alleinherrschaft errichten, 1/48 [s.u.]. Und es werde "der Große

Roms sterben", wenn die >Nacht< wieder "zerstreut" ist, 6/6 [s.o.]

Z w e i Verfinsterungen der Lichter werden angekündigt in den Versen 3/04 [XII] und

8/15 [XII]; gemeint sind die natürliche Verfinsterung im Zuge des Kataklysmus und die

anschließende Verfinsterung der geistigen Sonne. Weitere Textstellen zur Verfinsterung

der Sonne über das Stichwort -> eclyse im Glossar. 

        

Wenn die Sonne ihre matten Tage nimmt,        errichtet ein Anderer seine Alleinherrschaft

 

 

01/48   Vingt ans du regne de la lune passés/

Sept mil ans autre tiendra sa monarchie:/

Quand le soleil prendra ses iours lasses/

Lors accomplir & mine ma prophetie.  (1555)

 

Wenn zwanzig Jahre der Herrschaft des Mondes verstrichen sind,/

wird, siebentausend Jahre, ein Anderer seine Alleinherrschaft

innehaben./ Wenn die Sonne ihre matten Tage nimmt,/

dann wird sich meine Prophetie erfüllen und aufzehren./

 

1)2) Zu Sonne und Mond s. Glossar unter -> sol und -> lune.

4) V.t. miner  verminen; untergraben; aushöhlen; verzehren, aufreiben.

Mittelfrz. v. miner auch: drohen (menacer). Aber das ist eher nicht gemeint,

weil Prophetie  i m m e r  auch als Drohung verstanden werden kann.

 

 

         Vz 1 [Zwanzig Jahre der Herrschaft des Mondes verstrichen]  N. hat die Ereignisse im Iran der

         Jahre 1978/79ff. gesehen, als dort eine islamische Theokratie errichtet wird, 1/70, 8/70 (Kap.42). 

         Der Mond als Symbol steht bei N. für den Islam.  Daher kann die Herrschaft der Mullahs im Iran

         hier als „Herrschaft des Mondes“ bezeichnet werden.  Wenn seitdem „zwanzig Jahre verstrichen“

         sind, ist demnach von der Zeit nach 1999 die Rede.

         Vz 2 [Siebentausend Jahre/ Alleinherrschaft eines Anderen]  Demnach ist für die Zeit nach 1999

         zu erwarten, dass „die Sonne ihre matten Tage nimmt“ und „ein Anderer seine Alleinherrschaft

         errichtet“.  In den Spekulationen Augustins über die Abfolge der Weltzeitalter, die N. in VH (6)

         aufgreift, ist

·    das >sechste Jahrtausend< die Zeit von der Inkarnation (vor 2000 Jahren) bis zur

Wiederkunft Christi (Parusie),

·    und das >siebte Jahrtausend< die Zeit von der Wiederkunft Christi bis zum Ende

eines tausendjährigen Reiches Gottes. 

         Wenn hier von „siebentausend Jahren“ gesprochen wird, die nach VH (6) durch eine „Ankunft“

         (advent) eingeleitet werden, dann ist damit die Zeit gemeint, in der sich die Wiederkunft Christi

         schon vollzogen hat.  Im zurückhaltend deutlichen Gegensatz dazu sagt N., dass dann zwar einer

         seine Alleinherrschaft errichten werde, aber leider ein „Anderer“.  Diese Bezeichnung ist direkt auf

         die Erwartung der Parusie bezogen.  Erwartet und ersehnt wird, dass der Heiland erneut zur Erde

         kommen werde und eingreifen möge, aber in der Schau des N. ist es nicht Christus, der kommt,

         sondern ein „Anderer“ als der Erwartete und Ersehnte.  Die Hoffnung und der Wunsch, dass

         Christus endlich sein Friedensreich auf Erden errichten möge, lebt durch Krieg und Kataklysmus

         gewaltig auf;  so wird auch die Gefahr mächtig, dass Wunschdenken um sich greift und einen

         Menschen für Christus hält, der nicht Christus, sondern ein ganz „Anderer“ ist.  Eine positive

         theologische Aussage, wer der Mann denn nun wirklich sei, enthält diese Bezeichnung zwar nicht. 

         Aber schon die Erkenntnis, wer er jedenfalls  n i c h t  sein könne, bedeutet einen großen Schritt

         und ist für den, der ihn vollzieht, Medizin gegen den Irrsinn.

         Vz 3 [Matte Tage der Sonne]  Von außerordentlichen kosmischen Ereignissen, die auch die

         Verfinsterung der natürlichen Sonne mit sich bringen, handelt u.a. VH (18).  Diese „matten Tage“

         der natürlichen Sonne markieren den Beginn des >siebten Jahrtausends<, an dessen Beginn der

         „Andere“ erscheint.   Die matten Tagen der natürlichen Sonne gehen den matten Tagen der

         geistigen Sonne voraus.  Die geistige Sonne steht bei N. für die Offenbarung Gottes in Christus;

         so wird die Sonne zum Symbol für die christliche Religion.  Wenn diese >Sonne ihre matten Tage

         nimmt<, ihr geistiges Licht nur noch schwach scheint, hängt das im Verskontext mit der Herrschaft

         des „Anderen“ zusammen.  Wenn dessen Herrschaft sich voll entfaltet hat und zur Alleinherrschaft

         (monarchie) geworden ist, steht die geistige Sonne der Christen dem Grade nach niedrig, 4/30 [X],

         d.h. sie wird gering geschätzt und scheint schließlich nur noch am „zweiten Himmel“ (-> ciel), dem

inwendigen (geistigen), 4/29.

         Vz 4 [Prophetie erfüllt sich]  Im Jahr 1999 waren die zwanzig Jahre der >Herrschaft des Mondes<

         verstrichen.  Mit den matten Tagen der natürlichen Sonne, mit denen seit 1999 zu rechnen ist,

         beginnt das >siebte Jahrtausend<, VH (6), das die Alleinherrschaft des „Anderen“ bringt.  Dann

         werde sich seine „Prophetie erfüllen und aufzehren“.  In Vers 3/94 heißt es, nach fünfhundert

         Jahren, d.h. um das Jahr 2055, werde es „plötzlich große Klarheit“ über seine Prophetie geben,

         die es erst geben kann, wenn sie erfüllt ist.  Dadurch ist ein Zeitrahmen für die maximale Dauer

         des >siebten Jahrtausends< gesetzt.

 

Der Mond in tiefer Finsternis, Sonne schwärzlich 

 

 

01/84 Lune obscurcie aux profondes tenebres,/

Son frere passe de couleur ferrugine:/

Le grand caché long temps sous les latebres,/

Tiedera fer dans la plaie sanguine.

 

(Der) Mond verdunkelt in tiefer Finsternis,/

sein Bruder zieht vorbei in schwärzlicher Farbe./

Der Große, lange Zeit verhüllt im Verborgenen,/

wird (sein) Schwert kühlen in der blutigen Wunde.

 

2) Adj. ferrugineux eisenhaltig, hier reimbedingt verkürzt

> lat. ferruguneus rostfarben, schwärzlich, dunkel

3) Lat. n.f. latebra, latebrae Verborgenheit, Schlupfwinkel

4) V. tiédir lau werden, mild werden, hier mit Objekt: lau machen

Mittelfrz. n.m. fer Schwert

Adj. sanguinolent blutig, hier reimbedingt verkürzt

 

 

Vz 1/2/3 [Mond finster, Bruder schwärzlich/ Großer, lange verhüllt im Verborgenen] Der Mond

(la lune), im Französischen weiblich, kann dichterisch Schwester der Sonne genannt werden,

5/36 [X]. In dieser Bildersprache ist dann der >Bruder< des Mondes die Sonne (le sol), die im

Französischen männlich ist. Die erste Vershälfte ist wörtlich zu verstehen und meint die natürliche

Verfinsterung im Zuge des Kataklysmus; denn dann findet der "Große", der "lange Zeit verhüllt

im Verborgenen" war, seinen Ursprung, 9/84 Vz 2 [III]. Damit ist Christus gemeint, dessen Wieder-

kunft lange, seit zweitausend Jahren, angekündigt ist, Matthäus Kapitel 24 Kapitel 29 bis 31.

"Verhüllt" war seine Wiederkunft, weil man nicht wusste, wann, wie und wo sie geschehen würde.

Nach dem Kataklysmus, nach einer außerordentlichen Verfinsterung von Sonne und Mond, wird es

Gerüchte geben, dass Christus wieder auf Erden erschienen sei; s. auch Vorschau [III] Abschnitt (1).

Vz 4 [kühlt sein Schwert in der blutigen Wunde]  Der Mann gibt sich friedlich und dem Frieden ver-

pflichtet und kann dann auf große Erfolge bei der Vermittlung von Friedensschlüssen verweisen;

auf ihn fokussieren sich die Hoffnungen der Menschen auf die Errichtung eines dauerhaften Welt-

friedens; s. dazu Vorschau [III] Abschnitt (14), insbesondere Vers 6/18 [III]. Doch hier ist er gleich

mit dem Schwert unterwegs und schlägt eine Wunde; es scheint also überhaupt nicht zu passen.

Aber N. spricht hier wie oft aus der Überschau der Zeiten und lässt uns wissen, wie die Geschichte

ausgeht. Das Schwert, das der Mann am Ende führt, ist ein Wortschwert; es bereitet der katholischen

Kirche ein grausames Ende, 10/65 Vz 4 [XI]. Aber auch die anderen christlichen Glaubensgemein-

schaften und die anderen alten Religionen werden nicht heil davonkommen [Vorschau XI und XII].

Das >Blut<, das dann vergossen wird, steht für die Glaubenslehren, die das geistige Leben der

alten Religionen ausmachen und dann aus der Welt geschafft werden. 

 

       (c) es neigt sich der natürliche Himmel ...

Eine eindrucksvolle Schilderung der Vorgänge hat die Vorrede an Heinrich II. im Abschnitt (18),

wo es heißt, dass im Zusammenhang mit einer außerordentlichen Verfinsterung der Sonne

im Monat Oktober eine „große Versetzung“ geschehen werde derart, dass man meinen werde,

„die Schwere der Erde habe ihre natürliche Bewegung verloren, und die Erde sei gestürzt in den

Abgrund ewiger Finsternis“.

        

„Der Himmel nähert sich den Neigungen“

 

 

01/56   Vous verrés tost & tard faire grand change/

Horreurs extremes, & vindications,/

Que si la lune conduicte par son ange/

Le ciel s’ approche des inclinations. (1555)

 

Ihr werdet früher oder später großen Umschwung geschehen sehen,/

extreme Gräuel und Taten aus Rache./

Und wenn der Mond von seinem Engel geführt wird,/

nähert sich der Himmel den Neigungen.

 

2) Mittelfrz. n.f. vindication Rache, Rachsucht (vengeance)

4) Lat. n.f. inclinatio 1. Neigung, Beugung 2. Zuneigung 3. Abweichung, Wendung, Wechsel

 

 

         Vz 1/2 [Extreme Gräuel und Rachetaten]  Es wird hier von der Annahme ausgegangen, dass dieser

         Vers auf Vers 1/55 folgt, dass hier also die ursprüngliche Reihenfolge der Verse erhalten geblieben ist. 

         Die Deutung von 1/55 (Kap.42) ergab, dass dort der Golfkrieg von 1991 geschildert wird, in dem die

         alliierten Streitkräfte unter Führung der USA den Sieg davontrugen.  Wenn anschließend von einem

         „großen Umschwung“ die Rede ist, deutet das auf Ereignisse, die den klaren Ausgang dieses Krieges

         in einem anderen Licht erscheinen lassen.  Besonders die USA, welche die internationale Streitmacht

         anführten, darüber hinaus aber >der Westen< insgesamt, muss sich auf „extreme Gräuel und Taten

         aus Rache“ gefasst machen, die den Preis des Sieges von 1991 erhöhen.  Hass und Rachsucht des

         Anstifters und Hintermannes des Anschlages vom September 2001 entzündeten sich an den in seiner

         Heimat Saudi-Arabien nach dem Golfkrieg verbliebenen amerikanischen Truppen.  Daran zeigt sich

         der Zusammenhang zwischen dem Golfkrieg von 1991 und dem Terror von 2001.  Die anfängliche

         Annahme, dass 1/56 auf 1/55 folge, findet dadurch eine Bestätigung.  Dass diese Prognose mit den

         Anschlägen auf das World Trade Center von 1993 und 2001 ausgeschöpft ist, ist unwahrscheinlich.

         Vz 1 [Großer Umschwung]  Denn mit dem „großen Umschwung“ dürfte hauptsächlich die Erhebung

         von Arabern gemeint sein, die für die Zeit  n a c h  dem Kataklysmus angekündigt ist, 6/54 [VI].

         Darunter werden zunächst die Mittelmeerküsten Europas schwer zu leiden haben, 2/4 [VI].  Dieser

         Umschwung werde „früher oder später“, also >bald< nach den Ereignissen von 1991 kommen.

         Vz 3 [Wenn der Mond von seinem Engel geführt wird …]  Sowohl der Golfkrieg von 1991, die

         anschließenden Gräuel und Taten aus Rache und der große Umschwung fallen in die Zeit, „wenn

         der Mond von seinem Engel geführt wird“, d.h. wenn der Islam einen erneuten Aufschwung erlebt.

         Dieser Aufschwung des Islam war für die Zeit ab etwa 1980 zu erwarten, 1/48 [s.o.].

         Vz 4 [… nähert sich der Himmel den Neigungen]  Mit den „Neigungen des Himmels“ ist gemeint,

         dass die Neigung der Drehachse des Planeten gegen die Ekliptik (Erdbahnebene) sich ändert,

         was anschließend zu einer dauerhaften Verschiebung des Fixsternhimmels führt, 3/46 [s.u.].

         Im Zuge des Wandels von der einen zur anderen Drehachsenneigung werde die Sonne „ihre

         matten Tage nehmen“, 1/48 [s.o.], d.h. aufgrund außerordentlicher Ereignisse mit verminderter

         Kraft scheinen, einige Tage wohl auch gar nicht mehr, VH (18).

 

(d) ... mit bleibenden Folgen

 

Plötzlicher Wandel des Firmaments  -  ohne negative Folgen für Mitteleuropa

 

 

03/46   Le ciel (de Plancus la cité) nous presaige/

Par clairs insignes & par estoilles fixes,/

Que de son change subit s’ aproche l’ aage,/

Ne pour son bien, ne pour ses malefices. (1555)

 

Das Firmament (die Stadt des Plancus) kündigt uns an/

durch klare Anzeichen und durch Fixsterne,/

dass die Zeit seines plötzlichen Wandels herannaht,/

weder zu ihrem Vorteil, noch zu ihrem Nachteil.

 

1)2) Da von Fixsternen die Rede ist, liegt es nahe, ciel mit Firmament wiederzugeben.

3) Die Frage ist, ob sich das Pronomen son auf ciel oder auf Lyon bezieht.

Dass Lyon in Klammern steht, spricht für ciel.

4) Wendung pour ton bien zu deinem Besten, und pour ton mal zu

deinem Nachteil; es steht hier malefices statt mal, weil ein Reim auf die

estoilles fixes gebraucht wurde. - Da dem Firmament kein Vorteil oder

Nachteil erwachsen kann, beziehen sich h i e r die Pronomina son und ses

auf die Stadt Lyon.

 

 

         Vz 1/2/3 [Plötzlicher Wandel des Firmaments …]  Aufgrund der Annäherung eines fremden Himmels-

         körpers an den Planeten, also eines plötzlich eintretenden Ereignisses und nicht durch einen lang-

         samen Wandel, werde eine „große Versetzung“ geschehen, VH (18).  Danach aber werden sich

         Drehachse und Drehmoment des Planeten, so scheint es hier, wieder stabilisieren, und die Erde

         werde eine neue Lage bezüglich ihrer Bahnebene einnehmen, erkennbar an einem veränderten

         Fixsternhimmel, auf den auch Vers 6/85 verdeckt hinweist.

         Vz 1 [Lyon]  Munatius Plancus war Legat Caesars in Gallien und hat dort u.a. Lugdunum gegründet,

         gelegen am Zusammenfluss von Saône und Rhône.  Dort anscheinend beobachtet N. das Firmament

         und erkennt an der Lage der Fixsterne, dass ein plötzlicher Wandel vor sich gehen werde, der sich

         ihm und dadurch uns ankündige.  Wenn der Fixsternhimmel über dieser Stadt ein anderer geworden

         ist, muss das selbstverständlich auch für jeden anderen Punkt der Erdoberfläche gelten  -  warum

         also erwähnt er die Stadt ?  Ein gewandeltes Firmament  k a n n  man nur von  i r g e n d e i n e m

         Punkt der Erde aus beobachten.  In seiner Vision fand sich der Seher nach Lyon versetzt oder hat

         sie dort gehabt, notierte das und setzte es in Klammern, weil ihm klar war, dass das nebensächlich

         für den Leser sein würde.

         Vz 4 [… weder zum Vorteil noch zum Nachteil der Stadt]  Gar nicht nebensächlich ist, was N. am

         Schluss des Verses mitteilt.  Die Ereignisse, die den Wandel herbeiführen, werden außerordentlich

         sein und Schrecken erregen;  doch die Erde werde sich in einer Lage stabilisieren, die der Stadt Lyon

         „weder zu ihrem Vorteil, noch zu ihrem Nachteil“ gereiche.  Das dürfte dann auch für Mitteleuropa

         insgesamt gelten.  Selbstverständlich ist das durchaus nicht  -  man denke nur, dass sich auch eine

         Polregion in unsere Längen und Breiten verlagern könnte.  Es werden die Menschen in Mitteleuropa

         durch die neue Lage des Planeten im großen und ganzen keinen Schaden erleiden.  Das Klima  

         allerdings scheint nach dem „natürlichen Umsturz“ ein anderes zu sein, VH (4).

 

       (4) Große Überschwemmungen in Europa

         (a) … während des Kataklysmus

Springfluten in Italien

 

 

08/16   Au ieu que HIERON feit sa nef fabriquer/

si grand deluge sera & si subite,/

Qu’ on n’ aura lieu ne terres s’ atacquer/

L’ onde monter Fesulan Olympique.  (1568)

 

An dem Ort, wo Hieron sein Schiff erbauen ließ,/

wird es eine so große und plötzliche Überschwemmung geben,/

dass man keinen Ort haben wird, wo man sich anklammern kann./

Die Woge steigt hinauf zum olympischen Fiesole.

 

2) Zur Überschwemmung s. Glossar unter -> deluge.

3) Das Verbum s‘ atacquer ist gebildet nach dem italienischen Verbum

attaccarsi sich anklammern.

 

 

         Vz 1/4 [Orte]  „Hieron“ war ein antiker König im sizilianischen Syrakus;  berühmt war sein für

         damalige Verhältnisse riesiges Prachtschiff.  Syrakus liegt an der südöstlichen Küste Siziliens

         auf einer Höhe von 13 Metern über dem Meeresspiegel im Mündungsgebiet der Flüsse Anapo

         und Ciane.

         Die Stadt Fiesole liegt etwa zehn Kilometer nördlich von Florenz und heißt in der Antike Faesulae.

         Florenz liegt am Arno etwa fünfzig Meter über dem Meeresspiegel.  „Olympisch“ nennt N. die

         Stadt Fiesole vielleicht einfach wegen ihrer erhöhten Lage etwa dreihundert Meter über dem

         Meeresspiegel. 

         Der Vers handelt von zwei Orten, die etwa 800 Kilometer voneinander entfernt sind;  Fiesole im

         Inneren Mittelitaliens, Syrakus an der Südostküste Siziliens.

         Vz 2 [Große und plötzliche Überschwemmung]  Beide Orte werden anscheinend von einer plötzlich

         eintretenden Überschwemmung heimgesucht.  Im Fall Fiesoles ergibt sich aus dem Hinaufsteigen

         (monter), dass die Überschwemmung von unten kommt, also nicht durch über die Ufer tretende

         Flüsse oder Bäche ausgelöst wird.  Es scheint eine gewaltige, in ihrem Ausmaß kaum glaubliche

         Springflut zu sein, die diesen Ort heimsucht;  wenn das zutrifft, kann es sich kaum um ein lokales

         Ereignis handeln, d.h. es sind Gebiete im weiten Umkreis von dieser Überschwemmung betroffen.

         Für die Überschwemmung bei Syrakus kommt als Ursache ein Seebeben mit anschließendem

         Tsunami in Frage, weil es ein plötzlich eintretendes Ereignis wäre.  Aber auch hier könnte es sich

         wie in Mittelitalien um Springfluten handeln, als deren Auslöser der Kometensturz in Frage kommt.

         Ein Komet mit ausreichender Masse könnte Springfluten bewirken, wenn sein Massezentrum etwa

         in Höhe Italiens seinen erdnächsten Punkt erreichte.  Diese Deutung ist zugegebenermaßen sehr

         spekulativ;  für sie spricht aber, dass eine andere Erklärung dafür, dass so weit auseinander

         liegende Orte wie Syrakus und Fiesole gleichzeitig von aufsteigendem Wasser überschwemmt

         werden, schwer zu finden ist.

        

      (b) … unmittelbar nach dem Kataklysmus

Überschwemmungen in Süditalien nach  u n d  v o r  einem Dauerregen

 

 

   02/31   En Campanie Cassilin sera tant/

                    Qu‘ ô ne verra que d‘ eaux les châps couuerts/

                    Deuant apres la pluye de long temps/

                    Hors mis les arbres rien l’ on verra de vert.  (1555)

 

                    In Kampanien wird es (bei) Casilinum so weit kommen,/

                    dass man nichts sehen wird als von Fluten bedeckte Felder./

                    Vor (und) nach dem lang andauernden Regen/

                    wird man dort außer den Bäumen nichts Grünes sehen.

 

 

         Vz 1/2/4 [Überschwemmung in Süditalien …]  In der Folge des Kometensturzgeschehens

         kommt es zu außerordentlichen Regenfällen in Italien, aufgrund derer die Flüsse über die Ufer

         treten, 2/43 [s.o.].  Das Geschehen betrifft auch Südfrankreich, 2/33 [s.u.], darüber hinaus weite

         Teile Südeuropas, 3/12.  Der Vers schildert anschaulich gewaltige Überschwemmungen in         

         Süditalien.  Das antike Casilinum lag in der Nähe von Capua, in der Ebene nördlich von Neapel. 

         Vz 3 [… vor und nach langandauerndem Regen]  Auch  v o r  dem lang andauernden Regen

         sind die Felder schon überschwemmt.  Das könnte damit zusammenhängen, dass es in Italien

         zu gewaltigen Springfluten kommt, 8/16 [s.o.].  Sie können durch Seebeben oder durch die

         Massenanziehung eines Himmelskörpers ausgelöst werden.  Wenn diese Fluten aufgestiegen

         sind, sich vielleicht schon etwas verlaufen haben, bietet sich das Bild, das der Vers schildert. 

         Erst dann kommt der Dauerregen.

 

Eine Sturzflut lässt die Etsch in den Po durchbrechen

 

 

02/33   Par le torrent qui decent de Verone/

Par lors qu‘ au Po guindera son entrée,/

Vn grand naufraige, & nô moins en Garône/

Quât ceux de Gênes marcherôt leur côtrée.  (1555)

 

Durch die Sturzflut, die von Verona herabkommt,/

dadurch, dass sie sich in den Po hinein windet,/

ein großer Untergang.  Nicht weniger auf der Garonne,/

wenn die von Genua ihren Gegenangriff vortragen.

 

3) N.f. naufrage 1. Schiffbruch, Untergang  2. metaphorisch: Scheitern,

Zunichtewerden;  im Kontext der Sturzflut ist es ein Untergang, sicher nicht

nur von Schiffen.

4) N.f. contrée Gegend;  aber hier ist das n.m. contre Gegenangriff

reimbedingt zu contrée abgewandelt.

 

        

         Vz 1/2 [Etsch windet sich in den Po …]  Ursache für die Sturzfluten, die „von Verona herab“ kommen,

         können die außerordentlichen Regenfälle sein, mit denen als Folge des Kometensturzes zu rechnen

         ist, 2/43 [s.o.];  dort werden Po und Tiber genannt, die über die Ufer treten.  Die Sturzfluten sind so

         gewaltig, dass sie imstande sind, den Lauf der Etsch zu ändern.  Denn in den Po mündet die Etsch

         bislang nicht;  ihr Unterlauf bewegt sich im letzten Abschnitt ein Stück weit parallel zum Po und hat

         dann eine eigene Mündung in die Adria.  Dass ein solches Geschehen „großen Untergang“ mit sich

         bringt, ist wörtlich zu verstehen;  wenn sogar Flüsse ihren Lauf ändern, sind die Überlebenschancen

         in den betroffenen Gebieten ringsherum gering.

         Vz 3 [Sturzfluten führt auch die Garonne]  Das gewaltige Anschwellen der Flüsse scheint mindestens

         Italien, Frankreich und Spanien zu betreffen, 3/12;  dort heißt es, dass Ebro, Po, Tajo, Tiber und

         Rhône anschwellen.  Als Entwarnung für die nördlicheren Teile Europas sollte das aber sicherlich

         nicht verstanden werden. 

         Vz 4 [Die von Genua]  Das könnten Genueser sein, aber auch dort landende Truppen, die nach

         Italien vorstoßen wollen.  Der politisch-militärische Kontext bleibt unklar.

       

Die Überlebenden einer Flut bedroht durch Feuer vom Himmel

 

 

02/81   Par feu du ciel la cité presque aduste:

L‘ Vrne menasse encor Deucalion./

Vexée Sardaigne par la Punique fuste/

Apres que Libra lairra son Phaeton.  (1555)

 

Durch Feuer vom Himmel die Stadt fast verbrannt,/

die Urne bedroht auch noch Deukalion./

Heimgesucht Sardinien durch die punische Knute,/

nachdem die Waage (die Zügel) überlassen wird ihrem Phaeton.

 

1) Lat. v. adurere, adussi, adustum verbrennen, versengen

3) Lat. n.m. fustis Knüppel, Knute.  Mittelfrz. n.f. fuste konnte auch

eine Art Schiff bedeuten.

4) Lairra ist ein metrumbedingt verkürztes laissera; zudem ist hier

lairra à zu lairra verschmolzen, weil es sonst kein sinnvoller Satz wird.

Die Interpolation „die Zügel“ ergibt sich aus der durch den Namen

„Phaeton“ aufgerufenen griechischen Sage.

 

 

         Vz 1 [Deukalion]  Deukalion, der griechische Noah, überlebte eine Flutkatastrophe.  Es scheint,

         dass das Kometensturzgeschehen gewaltige Überflutungen in Europa hervorrufen wird, 2/43 [s.o.].

         Unter dem Namen Deukalion ist von den Überlebenden des Kataklysmus die Rede. 

         Vz 4 [Libra …]  Mit lateinisch Libra, französisch balance, deutsch Gleichgewicht bezeichnet N.

         eine staatliche Ordnung, die ihre Legitimation gleichermaßen >von oben<, d.h. von Gott her,

         wie >von unten<, d.h. von den Menschen her, nämlich durch Wahlen beziehen will (s. Glossar

         unter -> balance).  Dieser Begriff wird hier auf die >Weltfriedensordnung< bezogen [VII],

         die nach dem Kataklysmus errichtet wird.  Sie wird den Anspruch erheben, das Gottesreich

         auf Erden zu verwirklichen, sich aber auch eine Legitimation durch die Menschen, d.h. durch

         Wahlen verschaffen.

         Vz 4 [… überlässt die Zügel ihrem Phaeton]  Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios, wollte

         unbedingt einmal selbst den Sonnenwagen lenken und drängte so lange, bis sein Vater ihm die

         Zügel überließ.  Die Pferde bemerkten die unsichere Hand und gingen durch.  Am Himmel ging

         es chaotisch zu, die Sonne kam der Erde zu nahe.  Ganze Länder verbrannten zu Wüsten,

         Quellen trockneten aus. 

         Die Sonne, griechisch Helios, bedeutet als Symbol bei N. den Gott der Christen (-> Sol),

         und Helios‘ Sohn Phaeton steht für den vermeintlich >wiedergekommenen Sohn Gottes<. 

         Der Deckname Phaeton beschreibt allegorisch dessen Untauglichkeit und Vermessenheit.

         Dieser mit einer Religionen übergreifenden Autorität ausgestattete Mann, 10/28 [III], wird in

         der >Weltfriedensordnung< zu höchsten Ehren gelangen, 10/71 [X], und maßgeblichen

         Einfluss auf die Gesetzgebung erhalten.  Die >Weltfriedensordnung< wird dem vermeintlich

         wiedergekehrten >Sohn Gottes< in diesem Sinn die Zügel überlassen.

         Vz 1/2 [Feuer vom Himmel verbrennt Stadt/ Urne bedroht Deukalion]  Er schleudert dann

         >Feuer vom Himmel<, d.h. Bannstrahle gegen die alten Religionen, die deren äußere Existenz

         beenden, 1/65 [XII].  Wegen dieses >Feuers vom Himmel< werden die >Brunnen und Quellen<,

         d.h. die Offenbarungen der alten Religionen ihr >lebendiges Wasser<, d.h. ihren Geist,

         nicht mehr spenden dürfen.  >Feuer vom Himmel< wird dann >die Stadt< und ihre Bewohner 

         - gemeint sind die Gottgetreuen als Anwärter für das himmlische Jerusalem (-> cité) - 

         mit dem >Feuertod< (Urne) bedrohen.  Die Überlebenden des Kataklysmus (Deukalion)

         werden am Ende mit der geforderten Aufgabe des alten Glaubens bedroht.

         Vz 3 [Punische Knute]  Um die Europäer auf Linie zu bringen, wird sich das globale Regime

         der Orientalen bedienen, 9/80 [IX ].

 

Überflutungen in Südfrankreich

 

 

10/06   Sardon Nemans si hault desborderont,/

Qu‘ on cuidera Deucalion renaistre,/

Dans le collosse la plus part fuyeront,/

Vesta sepulchre feu estaint apparoistre.  (1558)

 

Der Gard wird die von Nîmes so hoch überfluten,/

dass man glauben wird, Deukalion sei wiedergeboren./

In das Kolosseum werden die meisten fliehen./

Das Grab der Vesta, erloschenes Feuer erscheint.

 

1) Nemausus war der römische Name der Stadt Nîmes.

3) Das Kolosseum steht in Rom, wird hier aber metaphorisch verwendet,

s. Glossar unter -> theatre.

 

 

         Vz 1/2 [Überflutungen in Nîmes/ Deukalion wiedergeboren]  Der Gard mündet nahe bei Nîmes

         in die Rhône.  Er müsste stark anschwellen und wie die Garonne das Flussbett verlassen, 9/37,

         um der Stadt gefährlich zu werden.  Der Kataklysmus wird gewaltige Überschwemmungen auch

         in Südfrankreich bringen, 2/33 [s.o.].  Deukalion ist im griechischen Mythos der Überlebende

         einer Sintflut.

         Vz 3/4 [Flucht ins Kolosseum/ Grab der Vesta/ erloschenes Feuer brennt]  Das >Kolosseum<

         ist wie das >Amphitheater<, das den Himmel verstellt, 6/100, Sinnbild für die neue, nach dem

         Kataklysmus entstehende Weltordnung, die N. in mancher Hinsicht mit der römischen Antike

         vergleicht, VH (30), s.a. Glossar unter -> theatre.   Der Kult des vestalischen Feuers sinnbildet

         den Kult des Weltstaats, 9/9 [X], der sich später zu einer >neuen Religion< auswächst, s.a.

         Glossar unter -> Vesta.  Bei diesem Kult werden viele Menschen Zuflucht suchen.