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         Übersicht

         Abschnitt (23)  Kirche ganz ohne Schwerter  -  Knechtschaft der Christen  -       Ziel der Machthaber  -  Jupiter und Mars

         Abschnitt (24)  Oberhaupt weggerissen  -  Unreinheiten bestritten

         Abschnitt (25)  Die Armen im Geiste  -  Die drei Bekenntnisse

         Abschnitt (26)  Gog und Magog  -  Rote und Weiße

         Abschnitt (27)  Seuche  -  Klerus verlassen  -  Seestier und offener Hafen  -  Ansturm über Meeresstrände

         Abschnitt (28)  Jovialisten am Ort Abrahams  -  Jovialisten gegen Achem

         Abschnitt (29)  Orientalen als Werkzeug  -  Große Bedrückung und Vermischung der Sprachen

         Abschnitt (30)  Solches Bekenntnis und Triumvirat  -  Herren von Aquilon  -  Nichtaquilonische Brüder

         Abschnitt (31)  Verwirrung der Vorhersagen

         Abschnitt (32)  Biblische Zeittafel (II)  -  Berechnungen

 

         VH (23)  =  Vorrede an König Heinrich II. von Frankreich, Abschnitt (23)

       Kirche ganz ohne Schwerter  -  Knechtschaft der Christen  -        Ziel der Machthaber  -  Jupiter und Mars

         Text   se dresseront de[s] potentats & mains militaires, & luy seront ostez les deux glaiues,

                   & ne luy demeurera que les enseignes (a), desquelles par moyen de la curuature (b)

                   qui les attire, le peuple le faisant aller droict, & ne voulant se condescendre à eux

                   par le bout opposite de la main aygue (c) touchant terre, voudront stimuler

                   iusques à ce que naistra d’ vn rameau de la sterile, de longtemps,

                   qui deliurera le peuple vniuers de celle seruitude benigne (d) & volontaire,

                   soy remettant à la protection de Mars (e), spoliant Iupiter (e) de tous ses honneurs

                   & dignitez, pour la cité libre, constituee & assise dans vne autre mezopotamie.

  (a) Mittelfrz. n.f. enseigne bedeutet auch: Äußerung, Bekundung (manifestation)

  (b) Mittellat. n.f. curvatura Rundung, Krümmung, v. curvari sich beugen, sich demütig verneigen

  (c) Mittelfrz. Adj. aigu spitz (pointu), durchdringend, einschneidend (pénétrant, incisif)

  (d) Mittelfrz. Adj. bénigne wohlwollend (bienveillant)

  (e) Zu -> Jupiter und -> Mars s.a. Glossar

Es werden sich rüsten die Machthaber und militärischen Gewalten, und es werden

ihr (der Kirche) die zwei Schwerter genommen werden [1]Nichts wird ihr bleiben

als jene Zeichen, mit denen das Volk durch die anziehende demütige Verneigung

ihn (den Kleriker) auf den rechten Weg führt [2]

Es wird sich nicht mit denen auf den Abweg begeben wollen, die zu entgegengesetztem

Ziel drängen und mit harter Hand die Erde erschüttern und aufhetzen [3],

bis aus dem lange unfruchtbaren Zweig der (Mann) erscheint, der das Volk der ganzen

Welt aus jener Knechtschaft [2] befreien wird, wohlwollend und willensstark.   

Man stellt sich unter den Schutz des Mars und wird Jupiter all seiner Ehren und Würden

entkleiden [4], um der freien Stadt willen, gegründet und gelegen in einem anderen,

kleinen Zwischenstromland [5].

Anmerkung 1 [Kirche ohne Schwerter]  Im Mittelalter beanspruchte die Kirche, dass dem

Papst von Christus >zwei Schwerter< verliehen seien, nicht nur das geistliche, sondern

auch das weltliche Schwert.  Das >geistliche Schwert< ist die Spendung der Sakramente,

besonders die Macht, Sünden zu binden oder zu lösen, darüber hinaus auch die kirchliche

Rechtsprechung, deren schärfstes Mittel der Kirchenbann gegen die Abweichler vom rechten

Glauben ist.  Damit nicht zufrieden, erklärte die Kirche auf dem Höhepunkt ihrer Macht, dass

auch das Schwert des Kaisers „nach Auftrag und Duldung des Priesters“ nicht von der, aber

„für die Kirche“ zu führen sei (so im Jahr 1302 Papst Bonifaz VIII.).  Mit der weltlichen Macht

der Kirche ist es schon zu Lebzeiten des Sehers bergab gegangen.  N. hat gesehen, dass

dieser Trend sich in der Zukunft dramatisch fortsetzen werde, und hat damit Recht behalten. 

Er hat die Bedrängung der Kirche durch einen aus einer Revolution hervorgegangenen

Herrscher gesehen, 1/75 (Kap.20), 6/46 (Kap.22), und ebenso das Ende der Macht des

Papstes als weltlicher Fürst (Kap.29).

Wenn der katholischen Kirche hier nun auch der Entzug des >ersten Schwertes< angekündigt

wird, sie demnach auch ihre geistliche Macht verliert, also nicht mehr über Liturgie und

Dogma bestimmen kann, so kann das bisher nicht bestätigt werden.  Zehn Jahre, 8/69 [VII],

nach Konstituierung der >Weltfriedensordnung< [Kap.VII], wird die Kirche selbst von einem

mächtigen Bannstrahl getroffen werden, der ihr das Recht nimmt, das Wort Gottes nach

ihrem Verständnis zu verkünden, 10/65 [XI].  Dass dieses Verderben von ihr selbst seinen

Ausgang nimmt, dass ihr eigener Abfall von Gott darin Ereignis wird, macht N. in der

Vorrede in den Abschnitten (14) und (22), aber auch andernorts deutlich, 5/36 [X], Sz 35.

Anmerkung 2 [Knechtschaft der Christen]  Anscheinend wird die Kirche diese Niederlage

und ihre vollkommene Machtlosigkeit erleben müssen, um zu einer wahrhaft demütigen

Haltung zurückzufinden.  Erst die „Knechtschaft“, in welche „das ganze Volk der Welt“,

nämlich alle Christen geraten, scheint das möglich zu machen.  Dabei werde es „das Volk“

sein, gemeint ist das Kirchenvolk, das entscheidenden Anteil nimmt an der Rückbesinnung

der Kirche auf den „rechten Weg“.  Damit ist nicht gemeint, dass das Kirchenvolk als

ganzes in den Widerstand geht  - das wird in VH (14) sehr deutlich -,  sondern nur, dass

die Gegenbewegung >von unten< ausgeht, also nicht von den Oberen der Kirche, VH (25).

Anmerkung 3 [Ziel der Machthaber]  Das „entgegengesetzte Ziel“ ihrer machtvollen Feinde

besteht darin, das Wort Gottes gänzlich aus der Welt zu entfernen, VH (43).  Sie werden

anstreben, die Erinnerung an Christus gänzlich auszulöschen, 3/72 [XI].  Zu diesem Ziel

werden die Machthaber mit Worten drängen (arguer) und ihre Anhänger aufhetzen (stimuler)

und so mit durchgreifender Hand (main aygue) >die Erde erschüttern<, d.h. die Menschen

im irdischen Leben bedrängen (s. Glossar unter -> terre).

Anmerkung 4 [Jupiter aller Ehren und Würden entkleidet/ Schutz durch Mars]  Jupiter alias

Zeus, der Blitzeschleuderer, dient N. als Deckname für den Weltherrscher, der die Endphase

seiner Herrschaft einleitet, indem er Bannstrahle gegen die alten Religionen verhängt, d.h.

sie verbietet, 8/77 [XII].  Wenn er „all seiner Ehren und Würden entkleidet“ wird, erhellt

daraus, dass er sie zuvor innegehabt hat, 10/71 [X].  Aber dann ist, durch Unterdrückung

und staatlichen Terror, das unchristliche Wesen des Weltherrschers endlich unübersehbar,

und seine Einschätzung ändert sich gründlich.  Nun benötigen die Menschen Schutz gegen

das Regime des Weltherrschers und die von ihm aufgehetzten Menschen.  Der Retter erhält

hier wie in 6/50 [IV] den Namen des römischen Kriegsgottes, weil er der Bedrängung der

Christen Europas mit kriegerischen Mitteln entgegentritt.  Der lange unfruchtbare Stamm ist

hier wie in VH (20) die europäische Christenheit im Allgemeinen und das Geblüt von Bourbon

im Besonderen, Sz 4, aus dem der spätere Heinrich V. hervorgeht.

Anmerkung 5 [Anderes kleines Mesopotamien]  Mesopotamien heißt wörtlich Zwischen-

stromland.  In VH (36) ist von einem „Mesopotamien Europas“ am 45. Breitengrad die

Rede in einem Kontext, der nahelegt, dass dort das Mündungsdelta des Po gemeint ist.

Der spätere König von Europa wird die Stadt in Avignon besetzen, 9/41, und von dort aus

auch einmal regieren, 8/38, 8/52;  Avignon am 44. Breitengrad könnte demnach mit der

„freien Stadt“ gemeint sein.  Zwischen Durance und Rhône gelegen, die bei Avignon

zwei Arme ausbildet, könnte hier das „andere kleine Mesopotamien“ zu finden sein.

 

 

         VH (24)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (24)

       Oberhaupt weggerissen, Unreinheiten bestritten           

         Text   Et sera le chef & gouuerneur iecté du milieu, & mis au haut lieu de l‘ ayr, ignorant la

                   conspiration des coniurateurs, auec le second trasibulus, qui de long têps aura manié

                   tout cecy, alors les immundicitez (a), les abominations seront par la grande honte

                   obiectees & manifestees aux tenebres de la lumiere obtenebre (b), cessera deuers

                   la fin du changement de son regne:

  (a) Lat. n.f. immunditia Unreinlichkeit, mittellat. Unreinheit, Unzüchtigkeit

  (b) Lat. Adj. obtenebratus verdunkelt

Und es wird das regiernde Oberhaupt aus der Mitte weggerissen und an einen Ort der

Luft verbracht [1], ohne etwas zu wissen von der Verschwörung derer, die sich mit dem

zweiten Thrasibulos verschworen haben [2], der all das von langer Hand vorbereitet

haben wird.  Dann werden die Unreinheiten (und) Gräuel zur großen Schande

abgestritten [3] werden, doch im Dunkel gedämpften Lichts wird zum Vorschein kommen,

was erst zum Ende seiner Herrschaft aufhören wird.

Anmerkung 1 [Regierndes Oberhaupt weggerissen]  Zuvor in (23) war die Rede davon,

dass der Kirche die >zwei Schwerter< genommen werden und die Christen eine Knecht-

schaft erleiden.  Daher könnte mit dem „regierenden Oberhaupt“ der Papst gemeint sein.

Er werde entführt werden, so könnte man das Wegreißen deuten.  Pfändler (1996 S.541)

meint, dass er aufgehängt („an einen Ort der Luft verbracht“) werde, was nicht auszu-

schließen ist.

Anmerkung 2 [Verschwörung und zweiter Thrasibulos]  Thrasibulos war Bürger Athens und

tat sich während der Eroberung und Besetzung der Stadt durch Sparta als Befreiungskämpfer

hervor.  Mit Thebens Hilfe gelang es ihm, Athen von der spartanischen, die Bürger blutig

unterdrückenden Oligarchie militärisch zu befreien und die demokratische Verfassung der

Stadt wieder aufzurichten.  Die Deutung, die hier General de Gaulle erkennen will (de Font-

brune 1991 S. 218), scheidet aus, erstens wegen des Zusammenhanges, in den (24) gestellt

ist, und zweitens, weil de Gaulle die Verlegung der französischen Regierung an den Kurort

Vichy nicht betrieben hat.  Im Hinblick auf die in (23) angesprochene Befreiung der Christen

aus der Knechtschaft dürfte es sich hier um Vorgänge aus dem Krieg um die Freiheit Europas

und der Religion [XIII] handeln.  Trasibulos ist demnach ein Deckname für den späteren

Heinrich V. oder einen seiner Verbündeten.  Das Heimliche des Vorgehens, 8/61 [XIII], und

sein Verschwörungscharakter legen nahe, dass hier vom Beginn des Kampfes die Rede ist.

Anmerkung 3 [Unreinheiten abgestritten]  Es scheint, dass linientreue Kleriker in der Zeit

der Unterdrückung des christlichen Glaubens bestreiten werden, dass die Kirche durch die

Dekrete des globalen Regimes beeinträchtigt werde.  Man will den Eindruck erwecken, als

sei man „von niemandem gekränkt“, 9/82 Vz 4 [XI].  Aber das würde in Wahrheit bedeuten,

dass der alte Glaube komplett aufgegeben wird, VH (25).

 

 

         VH (25)  =  Vorrede an Heinrich II. Abschnitt (25)

       Die Armen im Geiste  -  Die drei Bekenntnisse

         Text   & les clefs de l‘ Eglise seront en arriere de l‘ amour de Dieu, & plusieurs d‘ entre eux

                   apostateront la vraye foy, & des trois sectes, celle du milieu, par les culteurs (a) d’ icelle,

                   sera vn peu mis en decadence.  La prime totallement par l’ Europe, la plus part de

                   l’ Affrique exterminee de la tierce, moyennant (b) les pauures d’ esprit, que par insêsez

                   esleuez par la luxure libidineuse adultereront (c).  La plebe (d) se leuera soustenant,

                   deschassera les adherans des legislateurs.

  (a) Lat. n.m. cultor Bearbeiter, Pfleger, Verehrer, insbes. Verehrer Gottes

  (b) Mittelfrz. v. moyenner als Mittelsmann dienen (servir d‘ intermédiaire),      für Verwendung sorgen (procurer par entremise)

  (c) Mittelfrz. v. adulterer Ehebruch begehen, s.a. Glossar unter -> mariage.

  (d) Lat. n.f. plebes, plebs 1. Bürgerstand 2. Volksmenge, Pöbel

Und die Schlüssel(bewahrer) der Kirche werden zurückbleiben hinter der Liebe

Gottes, und einige von ihnen werden abfallen vom wahren Glauben.  Und von den

drei Bekenntnissen [1] wird jenes mittlere durch die eigenen Priester erheblich

in Verfall geraten [3].  Das erste [2] wird überall in Europa (und) im größten Teil

Afrikas ausgelöscht werden von der Dritten, indem die Armen im Geiste [1] dafür

sorgen, dass sie (die Anhänger des ersten Bekenntnisses) durch emporgekommene

Verrückte in zügelloser Ausschweifung die Ehe brechen.  Der Pöbel wird sich als

(ihr) Verteidiger erheben und die Anhänger der Gesetzgeber vertreiben.

Anmerkung 1 [Die Armen im Geiste und die drei Sekten]  „Die arm sind vor Gott“, werden

von Jesus selig gepriesen, „denn ihnen gehört das Himmelreich“, Matthäus Kapitel 5 Vers 3

(Einheitsübersetzung).  Arm vor Gott sind wir alle, aber Jesus hat nicht alle Menschen selig

gepriesen. Arm vor Gott sind jene, die ihres Armseins innegeworden sind und sich dement-

sprechend zu Gott einstellen. Gott steht denen bei, die bedrückt, demütig, gebeugten Mutes

und zerschlagenen Herzens sind und sich dann erinnern, dass da einer ist, der helfen kann

und will, Jesaja Kapitel 57 Vers 15. 

Aber hier sind es die Anhänger des >neuen Heiligen<, 10/30 [IX], die „arm im Geist“ genannt

werden, und das ist anders, nämlich sarkastisch gemeint.  Seine Anhänger halten den

>neuen Weisen<, 4/31 [III], für den größten Philosophen, der jemals lebte;  sie werden an

seiner Weisheit teilzuhaben meinen, sich also viel auf ihren Geist einbilden und damit das

genaue Gegenteil von dem sein, was Jesus mit „arm vor Gott“ meinte.  Diese eingebildeten

Reichen werden so attraktiv sein, dass innerhalb von drei Sekten „Verrückte emporkommen“

(insensez eslevez), die für die Bewegung des >großen Philosophen< aufgeschlossen und

bereit sind, sich ihm zu verbinden.  Mit den drei Sekten sind die jüdische, die christliche

und die islamische Religion gemeint, wie in 8/77 [XII], 1/68 [XII] und mehrfach andernorts.

Der abwertende Begriff Sekte widerspiegelt nicht die Wertung des Sehers, sondern die

wahrgenommene Abwertung durch die zukünftigen Zeitgenossen, -> secte im Glossar.

Anmerkung 2 [Auslöschung der ersten Sekte]  Die genannte Reihenfolge ergibt sich aus der

Abfolge ihres geschichtlichen Auftretens, und somit ist das „erste Bekenntnis“ die jüdische

Religion.  Diese erste Religion werde überall in Europa und im größten Teil Afrikas ausge-

löscht, heißt es.  Der >neue Heilige<, 10/30 [IX], entstammt dem Volk der israelischen Juden,

7/32 [III], und wird vielen Juden als der Messias ihres Volkes gelten, 6/18 [III].  Es scheint

hier aber, dass er nicht in der Lage oder nicht willens sein wird zu verhindern, dass die

jüdische Religion „vernichtet“ (exterminee) wird, und zwar „von der Dritten“;  demnach tun

sich die Anhänger des Islam bei der Vernichtung der jüdischen Religion besonders hervor. 

Was Afrika angeht, das bis zum Äquator hinab vom Islam dominiert wird, erscheint das aus

heutiger Sicht (2011) denkbar, was Europa angeht, dagegen nicht, weil hier Religionsfreiheit

herrscht und Antisemitismus streng verpönt ist.  Geht man aber davon aus, dass nach dem

Kataklysmus [II] die Anhänger des Islam vermehrt nach Europa einströmen werden, wie es

öfters belegt ist [Vorschau VI], scheint es nicht mehr ganz so ausgeschlossen, dass auch in

Europa die jüdische Religion nicht mehr geduldet ist.

Anmerkung 3 [Das mittlere Bekenntnis im Niedergang]  Die „mittlere“ der drei „Sekten“,

nämlich die christliche Religion, werde „in Verfall geraten“ oder „in den Niedergang geführt“

(mis endecadence), und zwar „durch die eigenen Priester“.  Daran werden nicht alle Kleriker

teilnehmen, aber doch „etliche“ (plusieurs).  Insbesondere von denen, die hier „Schlüssel

der Kirche“ heißen, den Kirchenoberen also (denen nach alter Vorstellung >die Schlüssel

zum Himmelreich< anvertraut sind), wird man befürchten müssen, dass sie „vom wahren

Glauben“ im traditionellen Verständnis des Sehers „abfallen“, ihm untreu werden, VH (14)

Indem sie der Bewegung des >neuen Heiligen< aufgeschlossen gegenüberstehen, ihn gar

in der Anfangsphase seines Wirkens >aufbauen<, seine Karriere befördern, 1/95 Vz 1/2 [III],

werden sie >die Ehe brechen<;  statt Gottvater treu zu bleiben, verbinden sie sich dem

vermeintlich wiedergekommenen Sohn, 6/50 [IV].  Der Ehebruch ist bei N. wie in der Bibel

ein geläufiges Bild für den Abfall von Gott (-> mariage).  Dabei werden sich breite Teile

der Bevölkerung, die N. >Pöbel< nennt, zur Unterstützung der >Ehebrüchigen< erheben. 

Sie lassen sie sich von einem „Tribunen“, d.h. einem hochbegabten Redner und dessen

Anhängern bereden, 10/85 Vz 1/2 [X].  Deshalb werden die „Anhänger der Gesetzgeber“,

die unter dem Eindruck der Katastrophe das christliche Sittengesetz zur Grundlage der

Gesellschaftsordnung machen wollten, „vertrieben“, 5/24 Vz 3 [XI].

 

 

         VH (26)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (26)

       Gog und Magog  -  Rote und Weiße

         Text   & semblera que les regnes affoiblis par les Orientaux que Dieu la createur aye deslié

                   satan des prisons infernalles, pour faire naistre le grand Dog & Doham, lesquels feront

                   si grande fraction (a) abominable aux Eglises, que les rouges ne les blancs sans yeux

                   ne sans mains plus n’ en iugeront.  Et leur sera ostee leur puissance alors sera faicte

                   plus de persecution aux Eglises, que ne fut iamais,

  (a) Mittelfrz. n.f. fraction 1. Tätigkeit des Brechens, insbesondere des eucharistischen    Brotes (action de briser, en partic. de rompre le pain eucharistique)  2. Lärm beim Zerbrechen     einer Sache (bruit d’ une chose qui se casse)  3. Reißen, Zerreißung (rupture)

Und die Reiche werden geschwächt erscheinen durch die Orientalen [1], und es wird aus-

sehen, als habe Gott der Schöpfer Satan aus seinem Höllengefängnis losgebunden, um den

großen Gog und Magog [1] erscheinen zu lassen.  Diese werden den Kirchen ein so großes

und abscheuliches Zerbrechen bereiten, dass die Roten und die Weißen [2], blind und

handlungsunfähig, sie (Gog und Magog) nicht mehr verurteilen werden.  Dann wird eine   

schlimmere Verfolgung der Kirchen stattfinden als je zuvor.

Anmerkung 1 [Reiche geschwächt/ Gog und Magog]  Wenn Europa nach dem Kataklysmus

darniederliegt, haben es „die Orientalen“, die dorthin vordringen wollen, schon deshalb leicht. 

Aber nicht „durch die Orientalen“ sind die Reiche geschwächt, sondern weil die Reiche

darniederliegen, können Fremde in dieses Niemandsland eindringen, VH (27).

In der Offenbarung des Johannes Kapitel 20 Vers 8 sind „Gog und Magog“ Namen für die

„Völker an den vier Ecken der Erde“, d.h. alle Völker, die sich vom Satan dazu verführen

lassen, am Ende eines tausendjährigen Reiches Christi gegen Christus, „das Lager der

Heiligen und Gottes geliebte Stadt“ zu Felde zu ziehen.  Das „siebte Jahrtausend“ in des

Sehers Zählung beginnt mit der vermeintlichen Wiederkunft Christi, VH (6), und endet mit

der Verfolgung derer, die ihrem alten Glauben treu bleiben.

In mittelalterlichen Weltkarten wurden Gog und Magog geographisch lokalisiert und

irgendwo in den Tiefen Asiens angesiedelt, was N. an anderer Stelle bestätigt, wo er

vom Imperium des Antechristen im Bereich des Attila und Xerxes spricht, VH (17)

Von Asien her sind im fünften Jahrhundert die Hunnen gekommen und haben die

europäischen Reiche bedroht;  von dort sind im 13. Jahrhundert die Mongolen nach

Osteuropa vorgestoßen.

Anmerkung 2 [Rote und Weiße]  Es werde den Kirchen ihre „z w e i  Schwerter genommen“

werden, VH (23), d.h. sie verlieren nicht nur politische Macht, sondern es wird ihnen auch

geistlich „ihre Macht genommen“;  das „Zerbrechen der Kirchen“ ist geistlich gemeint.

„Abscheulich“ nennt es der Seher, weil dann die dem alten Glauben treu Bleibenden zu

Feinden des Friedens erklärt werden.  Mit den Weißen dürften jene Christen gemeint sein,

die >die Reinheit des alten Glaubens< bis dahin bewahrt haben  -  für N. sind das die

Katholiken.  >Rote< betreiben bei N. den Aufstand gegen ein Ordnung, nachdem sie vom

wahren Glauben abgefallen sind;  hier im Kontext sind vermutlich die protestantischen

Christen gemeint.  In beiden Kirchen gibt es dann Menschen, die ihre Verfolger „nicht mehr

verurteilen“, d.h. die dem Druck nicht standhalten.  Der Verfolgung unterliegen jene Christen,

gleich ob >weiß< oder >rot<, die ihren alten Glauben nicht aufgeben wollen.

 

 

         VH (27)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (27)

       Seuche  -  Klerus verlassen  -  Seestier und offener Hafen  -         Ansturm über die Meeresstrände

         Text   & sur ces entrefaictes naistra la pestilence si grande, que de trois pars du monde plus que

                   les deux defaudront.  Tellement qu’ on ne se scaura ne cognoistra les appartenans des

                   champs & maisons, & naistra l’ herbe par les rues des citez plus haute que les genoux.

                   Et au clergé sera faicte totalle desolation (a), & vsurperont les Martiaulx ce que sera

                   retorné de la cité do Soleil de Melite (b), & isles Stechades (c), & sera ouuerte la grâde

                   cheyne du port qui prend sa denomination au boeuf marin.  Et sera faite nouuelle incursiô

                  par les maritimes plages, vollant le sault Castulum (d) deliurer de la premiere reprise

                   Mahumetane.  Et ne seront du tout leurs assaillemens vains,

  (a) Mittelfrz. n.f. desolation 1. Zerstörung, Verwüstung (destruction, ravage), 2. Betrübnis    (affliction) > lat. v. desolare einsam machen, entvölkern, verlassen

  (b) Lateinisch heißt Malta Melita

  (c) Die Isles Stechades heißen heute Isles d` Hyères (an der Côte d`Azur bei Toulon)

  (d) Kastilien ist Zentralspanien und steht für Spanien im Ganzen; der "kastilische Sprung"    oder "Übergang" dürfte Gibraltar sein. Alternativ kommt die Sierra Morena in Frage, lat.    Saltus Castulonensis, ein Gebirge in Südspanien.

Und unterdessen wird die Seuche entstehen, so weiträumig [1], dass von drei Teilen

der Welt mehr als zwei darniederliegen werden derart, dass man nicht mehr wissen wird,

wem die Felder und Häuser gehören, und dass das Kraut auf den Straßen der Städte mehr

als kniehoch stehen wird.  Und dem Klerus wird auferlegt ein völliges Verlassensein [1],

und es werden die Kriegerischen jenen widerrechtlich ergreifen, der zurückgekehrt

sein wird von der Sonnenstadt Maltas und von den Inseln der Hyèren. 

Und es wird geöffnet sein die große Kette des Hafens, der seine Benennung vom Seestier

hernimmt [2].  Und es wird einen neuen Ansturm über die Meeresstrände geben, wobei

man den kastilischen Übergang von der vorherigen mohammedanischen Rückeroberung

befreien will [3].  Und ihre Angriffe werden nicht ganz vergeblich sein.

Anmerkung 1 [Weiträumige Seuche/ Verlassensein des Klerus]  N. zeichnet mit wenigen

Strichen das Bild einer Entvölkerung, die Stadt und Land gleichermaßen trifft, und gibt

als Ursache eine „Seuche“ an, die daher wörtlich zu verstehen sein dürfte, wie in 9/55 [VI].

Damit einhergehen dürfte der weitgehende Zusammenbruch von Recht und Ordnung, auf 

deren Schutz die Überlebenden, auch die Kleriker, nicht mehr hoffen dürfen.  In dieses

Vakuum können Menschen von außen leicht einströmen, auch aus dem Orient 10/31 [VI]. 

Zur Lebensgrundlage nomadisierender Wüstenstämme gehört u.a. das Freibeutertum, mit

dem die Sesshaften überzogen werden.  Das macht die Nomaden aus Sicht der Sesshaften

zu „kriegerischen“ Menschen.  Der Rückkehrer von Malta könnte, im selben Atemzug mit

dem Verlassensein des Klerus genannt, der Papst sein; aber das ist ganz ungewiss.

Anmerkung 2 [Seestier und offener Hafen]  Der >Seestier< ist dem griechischen Mythos

entlehnt, demzufolge der oberste Gott Zeus in Gestalt eines Stiers die am Meeresgestade

wandelnde schöne Europa für sich einnehmen und über‘ s Meer entführen konnte. 

Zeus alias Jupiter ist bei N. ein Deckname des Weltherrschers.  Wenn er hier >Seestier<

heißt, ist er dabei, den Kontinent >für sich einzunehmen<, ihn >hinzureißen<, 8/21, und

zu >verführen<, 6/48.  Den nach Zeus/Jupiter benannten >Hafen<  - ein Sinnbild für die

Fredenskompetenz des >neuen Weisen<, 4/31 [III] -  können alle Staaten und Glaubens-

gemeinschaften anlaufen;  er will allen Platz bieten und Schutz gewähren, [X] unter (1). 

Die geöffnete Kette zeigt Aufnahmebereitschaft an und zugleich die Möglichkeit der

Abschließung und Ausgrenzung, zu der es später kommt.

Anmerkung 3 [Neuer Ansturm über die Meeresstrände]  Auf dem Boden Spaniens gab es

vor langer Zeit das Emirat von Cordoba, ein islamisches Reich.  Es scheint, dass Spanien

nach dem Kataklysmus erneut von Muslimen eingenommen wird (reprise Mahumetane).

Hier wiederum ist von dem Versuch einer Befreiung die Rede, der wohl im Zusammenhang

mit der Unterwerfung der Orientalen unter das globale Regime der >Weltfriedensordnung<

unternommen wird, von dem gleich anschließend die Rede ist, VH (28).

 

 

         VH (28)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (28)

       Jovialisten am Ort Abrahams  -  Jovialisten gegen Achem

         Text   & au lieu que iadis fur l‘ habitation d‘ Abraham, sera assaillie par personnes qui auront

                   en veneration les Iouialistes.  Et icelle cité de Achem (a) sera enuironnee & assallie

                   de toutes parts en tresgrand puissance de gens d’ armes.  Seront affoiblies leurs forces

                   maritimes par les occidenteaulx, & à ce regne sera faicte grande desolation, & les plus

                   grandes citez seront depeuplees, & ceux qui entreront dedans, seront comprins à la

                   vengeance de L’ yre de Dieu.  Et demeurera le sepulchre de tant grande veneration

                  par l‘ espace de long tempssoubz le serain á l’ vniuerselle vision des yeulx du ciel,

                   du Soleil, et de la Lune, & sera conuerty le lieu sacré en ebergement de tropeau menu

                   & grand, & adapté en substances prophanes.

  (a) Achem ist, wie der Kontext ergibt, ein rückwärts gelesenes lat. Mecha,     Heimatstadt des Religionsgründers Mohammed.

Und an dem Ort, der einst Wohnsitz Abrahams war, wird ein Angriff stattfinden durch

Personen, welche die Anhänger Jupiters verehren [1].   Und jene Stadt Achem wird umringt

und von allen Seiten angegriffen werden mit sehr großer Macht von Soldaten [2].

Es wird ihre Marine geschwächt werden durch die Westler.  Und diesem Reich wird eine

große Verwüstung zugefügt werden, und die größten Städte werden entvölkert sein,

und die sie betreten, werden ergriffen werden von der Rache des Zornes Gottes. 

Und es wird das Grab der sehr hohen Verehrung [2] durch einen langen Zeitraum frei für

jedermann sichtbar unter den Augen des Himmels, der Sonne und des Mondes liegen-

bleiben. Und es wird der heilige Ort umgewandelt werden in eine Herberge für Klein-

und Großvieh und hergerichet werden für profane Zwecke.  O in welch unheilvolle

Bedrängnis werden dann die schwangeren Frauen geraten [3]

Anmerkung 1 [Jovialisten am Ort Abrahams]  Abraham war von Mesopotamien aus nach

Palästina eingewandert, aus einer Gegend, die heute zum Irak gehört.  Der gemeinte Angriff

könnte also von Irak oder auch von Palästina ausgehen.  Er wird ausgeführt von Menschen,

die ihrem Bekenntnis nach auf Seiten Jupiters, des Weltherrschers, stehen (s.a. -> Iupiter)

und daher hier „Anhänger Jupiters“ heißen  Der >Ort Abrahams< kann zudem inhaltliches

Kennzeichen des >Jovialismus< sein, d.h. der Ideen des Weltherrschers und höchsten reli-

giösen Autorität in der Welt.  Denn Abraham gilt als Stammvater sowohl der Hebräer wie auch

der Araber, und sein Glaube an den einen, sein Volk führenden Gott ist ein Urbild monotheisti-

scher Religiosität. Demnach soll ein angeblich >von späteren Verfälschungen und geschichtlich

bedingten Einseitigkeiten bereinigter Monotheismus< neu begründet werden, den es schon

gegeben habe, b e v o r  er durch die Stifter der Religionen namens Moses, Jesus und

Mohammed verschiedene Formen annahm.  Die Anhänger >Jupiters< vertreten einen Mono-

theismus, der, seinem Selbstverständnis nach, >erstmals wirklich universell< ist.

Anmerkung 2 [Jovialisten gegen Achem]  Dadurch müssen sie in Konflikt auch mit dem Islam

geraten, der seinem Selbstverständnis nach genau dies, eine monotheistische Religion mit

universellem Anspruch, bereits ist und sich aus diesem Grund auf Abraham beruft.  „Achem“

dürfte daher ein rückwärts zu lesendes Mecha sein.  Mekka, die heilige Stadt der Muslime,

findet sich auf einer Karte von 1573 als Mecha, patria Mahumetis (Blaeu 1990 S.153).

Das „Reich“, dem eine „große Verwüstung“ zugefügt wird, ist demnach ein arabisches Reich,

das hochverehrte Grab die Grabstätte Mohammeds in Medina.  Wenn dieses Grab geschändet

wird, will das besagen, dass der Islam nach dem gemeinten Angriff am Boden liegt.  Davon,

dass der Islam dem Weltherrscher unterliegt, handelt z.B. auch Vers 2/60 [IX].  Dabei sind

es „Abendländler“ bzw. Westler, vielleicht Amerikaner, VH (13), die zu dieser Unterwerfung

des Orients beitragen, indem sie arabischen Seestreitkräfte schwächen.  In dieser Niederlage

des Islam erkennt N. den „Zorn Gottes“ am Werk, der den Orientalen für ihre Untaten gegen

europäische Christen herausgibt.

Anmerkung 3 [Bedrängnis der Schwangeren]  „Weh aber den Frauen, die in jenen Tagen

schwanger sind oder ein Kind stillen“, sagt Jesus in seiner Endzeitrede, Markus Kapitel 13

Vers 17.  Die Offenbarung des Johannes gibt in Kapitel 12 das Sinnbild einer schwangeren,

in Wehen liegenden Frau, die vom Drachen verfolgt wird, der ihr Kind gleich nach der Geburt

verschlingen will.  Mit dem Gebären ist wohl die Wiedergeburt im Geiste gemeint, die sich

bei erst in der Bedrängnis vollzieht.

 

 

         VH (29)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (29)

       Orientalen als Werkzeug  -  Große Bedrückung und Vermischung der Sprachen

         Text   & sera par lors du principal chef oriental la plus part esmeu par les septentrionaulx &

                   occidenteaulx vaincu, & mis à mort profligez (a) & le reste en fuite & ses enfans de

                   plusieurs femmes emprisonnez, & par lors sera accomplie la prophetie du Royal Prophete:

                   Vt audiret gemitus compeditorum, vt solueret interemptorum, quelle grande oppressiô

                   que par lors sera faicte sus les princes & gouuerneurs des royaumes mesmes de ceux

                   qui seront maritimes & orienteaux & leurs langues entremeslees à grande societé:

                   la langue des Latins & des Arabes, par la communication Punique,

  (a) Lat. v. profligare niederwerfen, überwältigen

Und es wird danach der größte Teil (der Leute) des obersten orientalischen Hauptes

aufgewiegelt sein durch die aus dem Norden [1], und besiegt durch die aus dem Westen,

zu Tode gebracht, niedergeworfen, und der Rest in die Flucht geschlagen.  Und seine

Kinder von mehreren Frauen werden gefangengesetzt, und dann wird erfüllt sein die

Prophetie des Königlichen Propheten:  dass (er) hört das Wehklagen der Geknechteten,

dass er befreit die Söhne der aus dem Leben Gerissenen [3]

Welch große Bedrückung wird dann über den Fürsten und Regenten der Königreiche,

auch jener seefahrenden Orientalen liegen!  Und ihre Sprachen (werden) untereinander-

gemischt (sein) in großer Gesellschaft, die Sprache der Lateiner und der Araber, durch

die punische Vermittlung [2].

Anmerkung 1 [Orientalen als Werkzeug]  Nach ihrer Niederwerfung wird „der größte Teil

(der Leute) des obersten orientalischen Hauptes aufgewiegelt sein durch die aus dem Norden“.

Die aus dem Norden dürften die Anhänger >Jupiters< sein, weil Norden >Nacht< im Sinne

geistiger Finsternis bedeuten kann.  Aber wozu werden die Orientalen angetrieben und in Dienst

genommen ?  Wahrscheinlich dazu, die religiöse Einheitssprache, die >Jupiter< erfunden hat,

überall durchzusetzen.  So werden sie zu Werkzeugen des globalen Regimes, 9/80 Vz 2 [VIII].

Anmerkung 2 [Große Bedrückung über den Fürsten der Königreiche/ Vermischung der Sprachen] 

Die „große Bedrückung“-  es ist dieselbe, von der Jesus in der Endzeitrede spricht, Markus 13

Vers 19 -  wird „ü b e r den Fürsten und Regenten der Königreiche“ liegen.  Sie wird also von

einer übergeordneten Instanz ausgehen, nämlich vom globalen Regime des Weltherrschers.  Sie

trifft auch die „seefahrenden Orientalen“, d.h. jene Morgenländler, die das Mittelmeer befahren. –

Mit der Vermischung der Sprachen ist nicht gemeint, dass es eine Einheitssprache geben

oder nur noch eine Sprache zu Verständigung zugelassen sein werde.  Vielmehr werden die

unterschiedlichen >Sprachen<, in denen sich Gott durch die Stifter der Religionen offenbarte,

miteinander vermischt und von einem >Erfinder<, 1/45 [VIII], zu einer >neuen Religion< verein-

heitlicht.  Auf dem Weg über Nordafrika, wo die Punier einst siedelten, kamen islamische und

antike Einflüsse ins mittelalterliche, christlich geprägte Europa, dessen Amts- und Sakralsprache

das Lateinische war.  Damit ist hier ein Hinweis gegeben, dass vor allem Islam und Christen-

tum vermischt werden, 6/10 Vz 1/2 [X].

In Babylon verwirrten sich die Sprachen, „bis keiner mehr die Rede des anderen verstand“,

weshalb das Projekt unvollendet blieb, den Himmel auf Erden zu erreichen, mit welchem man

„sich einen Namen machen“ wollte, Genesis Kapitel 11 Vers 1 bis 9.  So wird die >Sprachen-

vermischung< auch der Versuch sein, die uralte >Verwirrung der Sprachen<  - die Vielfalt

der Religionen -  „in großer Gesellschaft“, einer „Ordnung der Gemeinsamkeit“, 4/32 [VII],

aufzuheben, um den Himmel auf Erden zugänglich und >sich einen Namen zu machen<.

Die „große Bedrückung“ und die >Vermischung der Sprachen< werden in einem Atemzug

genannt, was auf einen engen Zusammenhang beider schließen lässt.  Die >Vermischung

der Sprachen<, d.h. die Vereinheitlichung der Religionen, wird Verbindlichkeit für alle

Menschen beanspruchen und daher der Grund der großen Bedrückung sein.

Anmerkung 3 [Königlicher Prophet]  Während ihrer Bedrückung in Ägypten hatten die

Israeliten Sklavendienste zu leisten, und auf Befehl des Pharaos wurden ihre männlichen

Säuglinge in den Nil geworfen, Exodus Kapitel 1 Verse 11 bis 14, 22.  Das Wehklagen

darüber wurde von Gott erhört, Exodus Kapitel 2 Vers 23 bis 25.  Moses, ein Überlebender,

der als Säugling vor dem Tod gerettet worden war, wurde berufen, sein Volk aus der

Gefangenschaft herauszuführen.  Das ist der Exodus (Weg aus der Knechtschaft) als

Ur- und Vorbild des Handelns Gottes an seinem Volk.  Als „Königlicher Prophet“ gilt dem

Seher Jesus Christus, der angekündigt hat, dass er am Ende der alten Erde selbst kommen

werde, die Seinen zu holen, Matthäus Kapitel 24 Vers 31, wenn es erneut eine „große

Bedrängnis“ geben werde, während der „alle Völker auf Erden klagen“, Matthäus Kapitel 24

Vers 30.  Es werde sein wie zur Zeit der ägyptischen Knechtschaft der Israeliten, aber die

Bedrängnis werde weltweit sein, „über den Fürsten der Königreiche“ liegen.

 

        

         VH (30)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (30)

       Solches Bekenntnis und Triumvirat  -  Herren von Aquilon  -  Nichtaquilonische Brüder

         Text   & seront tous ces Roys orientaux chassez, profligez, exterminez non du tout par le moyen

                   des forces des Roys d’ Aquilon, & par la proximité de nostre siecle par moyen des trois vnys

                   secrettemêt cherchât la mort & insidies (a) par embusches l’ vn de l’ autre, & durera le

                   renouuellement du triumvirat sept ans, que la renommee de telle secte fera son estendue

                   par l’ vniuers & sera soubstenu le sacrifice de la saincte & immaculée hostie, & seront lors les

                   Seigneurs deux en nombre d’ Aquilon victorieux, sur les orientaux, & sera en iceux faict

                   si grand bruict & tumulte bellique, que tout iceluy orient tremblera de l’ effrayeur d’ iceux

                   freres Aquilonaires.

  (a) Lat. n.f.pl. insidiae Hinterhalt, hinterlistiger Angriff

Und es werden all die orientalischen Könige verjagt, niedergeworfen, ausgelöscht

werden, (doch) keineswegs durch die Truppen der Könige von Aquilon, sondern

mittels der drei Geeinten [3], die, darin unserer Zeit sehr nah, sich gegenseitig heimlich

nach dem Leben trachten, einander nachstellen und Hinterhalte legen. 

Und es wird die Erneuerung des Triumvirats sieben Jahre dauern, und das Ansehen solchen

Bekenntnisses wird sich über die ganze Welt ausbreiten [1], und es wird erhalten bleiben

das Meßopfer der heiligen und unbefleckten Hostie.

Und es wird dann Herren von Aquilon geben, zwei an der Zahl, die siegreich sind über

die Orientalen [2], und eben dabei wird ein sehr großer kriegerischer Lärm und Aufruhr

entstehen, bis derselbe Orient zittern wird aus Furcht vor jenen Brüdern, die keine

aquilonischen Brüder (sind) [3].

Anmerkung 1 [Triumvirat und solches Bekenntnis]  Die „drei Geeinten“ oder „Brüder“ auf

der einen Seite und das „Triumvirat“ (Dreimännerkollegium) auf der anderen Seite könnten

identisch sein.  Das Triumvirat wird in einer Zeit errichtet, in welcher der christliche Ritus,

gleich welcher Prägung, noch unbeschadet ausgeübt werden kann, denn „es wird erhalten

bleiben das Messopfer der heiligen und unbefleckten Hostie“.  Das wird später anders werden.

Die drei „Brüder“ treten aber als solche, das ist hier im letzten Satz erkennbar, erst  n a c h 

der Unterwerfung der Orientalen durch die „Herren von Aquilon“ in Erscheinung, d.h. nachdem

das globale Regime sich voll entfaltet hat.  Daraus folgt, dass erst das Triumvirat kommt und

später die drei Brüder, beide also nicht identisch sein können. -

Die beiden Triumvirate der römischen Antike waren Erscheinungen der Übergangszeit

zwischen Republik und Kaiserreich.  Sie bereiteten den Boden für ein die antike Welt der

Römer umspannendes Kaisertum.  Das Triumvirat, das hier eine „Erneuerung“ erfährt, wird

in 5/7 [VII] zunächst einmal >ausgegraben<, weil man damit einen >Schatz< zu heben meint. 

Die Wertschätzung des Triumvirats geht mit der weltweiten Ausbreitung einer „solchen Sekte“

einher.  Das Ansehen und die Wertschätzung, welche beide genießen, scheinen „Sekte“ und

„Triumvirat“ zu verbinden.  Inhaltlich wird von der „Sekte“ nichts Näheres vermerkt. 

Bei der „Sekte“ könnte es sich um die Anhängerschaft des >neuen Weisen<, 4/31 [III], handeln,

von dem eine Ideologie ausgehen wird, die wie der antike Staatskult vor allem der Erhaltung

der völkerübergreifenden staatlichen Ordnung dient, 9/9 [X].  Diese globale Ordnung wird in

der gemeinten Zeit von drei großen Mächten gebildet und getragen.

Anmerkung 2 [Herren von Aquilon]  Lateinisch aquila Adler und lateinisch aquilo Nordsturm,

Nacht, Finsternis  -  das sind die beiden in Frage kommenden Wortwurzeln.  Der Adler, im

alten Rom Kultsymbol des obersten Gottes Jupiter, wurde als Legionsadler den kaiserlichen

Truppen vorangetragen.  Nimmt man beide Wortwurzeln zusammen, sind unter den >Herren

von Aquilon< die >Herren der Finsternis im Zeichen des Imperiums< zu verstehen.

Die Aufgabe dieser >Herren< ist es hier, die Orientalen niederzuwerfen.  Es liegt nicht fern,

in ihnen jene >Jovialisten< zu erkennen, die in VH (28) „Achem“, d.h. Mekka angreifen und

sich dort durchsetzen können wie sie hier „siegreich“ sind.  Es sind  z w e i  Herren, wie in

5/78 [IX].  Die >Herren von Aquilon< sind also Mächte im Dienst der >Weltfriedensordnung<.

Zu deren Charakterisierung zieht N. öfters die Geschichte des antiken römischen Weltreichs

heran.  Parallelen sind die universelle Ausdehnung, der nichtchristliche  -  vor- bzw. nach-

christliche -   Charakter der herrschenden Ideologie und die etappenweise Errichtung eines

Kaiserthrons.  Dessen Inhaber hat wie der antike Kaiser zugleich die oberste Autorität einer

Staatsreligion inne, die der Pax Mundana, d.h. dem Frieden des Weltstaats verpflichtet zu

sein sich den Anschein gibt.

Anmerkung 3 [Nicht-aquilonische Brüder]  Von „großen Zwistigkeiten“ unter „drei Brüdern“

ist in VH (12) die Rede, und dazu passt es, wenn diese sich hier „gegenseitig nach dem

Leben trachten“.  Der Hinweis „ähnlich wie in unserer Zeit“ lässt an europäische Mächte

denken, die schon im 16. Jahrhundert rivalisierten, etwa Spanien, Frankreich und England,

doch das ist ungewiss.  Was diese >Brüder< dann doch eint, ist offenbar das Bestreben, die

orientalischen Herrscher aus Europa hinauszujagen.  Da die Orientalen vom globalen Regime

vereinnahmt sein werden, VH (29), stell sich die >drei Brüder< mit ihrer Verfolgung der

Orientalen gegen das globale Regime und heißen daher „nicht-aquilonisch“.

Anmerkung 4 [Zeitenfolge]  Gleich in (31) wird es der Seher selbst zugeben, dass die

Reihenfolge der Vorhersagen konfus ist.  Dass er dies gerade im Anschluß an (30) sagt,

ist kein Zufall, denn hier wurden die Abläufe auch im kleinen verwirrt.  Es lassen sich aber

unterscheiden und folgen aufeinander

1) die Zeit des >Triumvirats< (Anm. 1),

2) die Zeit, in der die >Herren von Aquilon< die Orientalen besiegen und vereinnahmen, (28), 

3) die Zeit, wenn die >nicht-aquilonischen Brüder< als Geeinte in Erscheinung treten (Anm. 3).

 

 

         VH (31)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (31)

       Verwirrung der Vorhersagen

         Text   Et pource, Sire, que par ce discours ie metz presque confusement ces predictions, & quand

                   ce pourra estre & l’ aduenement d’ iceux, pour le denombrement du temps que s’ ensuit qu’ il

                   n’ est nullement ou bien peu conforme au superieur, lequel tant par voye astronomique que

                   par autre, mesmes des sacrees escriptures, qui ne peuuent faillir nullement, que sie ie voulois

                   à chacun quadrin mettre le denombrement du temps se pourroit faire:  mais à tous ne seroit         

                   aggreable, ne moins les interpreter, iusques à ce, Sire, que vostre maiesté m’ aye octroyé

                   ample puissance pour ce faire, pour ne donner cause aux calôniateurs de me mordre.

Dabei lege ich, Sire, durch diese Ausführung die Vorhersagen ziemlich verwirrend nieder.

Und wann das wohl sein wird und die Vorhersagen eintreffen, was also die Aufreihung

der sich anschließenden Zeit angeht, so stimmt sie gar nicht oder wenig überein mit dem

oben Gesagten.  Sie stimmt aber überein mit astronomischen, teils mit anderen Mitteln,

besonders mit den Heiligen Schriften, die niemals fehlgehen können, so dass ich, wenn

ich wollte, jedem Vierzeiler die Zählung der Zeit hinzusetzen könnte, wenn das tunlich

wäre.  Doch wäre das gar nicht angenehm, noch weniger angenehm, sie zu deuten, solange

nicht Eure Majestät mir weitgehende Vollmacht dazu gewähren, um  nicht den Verleumdern

Anlass zu geben, mich zu bedrängen.

Anmerkung  Dass N. keine chronologische oder andere Reihenfolge einhält, ist dem aufmerk-

samen Leser nicht entgangen und wird hier noch einmal ausdrücklich bestätigt.  Neu ist seine

Behauptung, dass er jedem Vierzeiler seinen Platz in der Zeit anweisen könne.  Belegt wird

sie z.B. hier in der Vorrede in Abschnitt (34) und in Vers 1/51 (Kap.35).  Seine Furcht davor,

dass seine Schrift im Klartext Anstoß erregen würde, was Verleumder ausnutzen könnten,

hat N. schon in den Abschnitten (5) und (8) zu Protokoll gegeben.

 

 

         VH (32)  =  Vorrede an Heinrich II., Abschnitt (32)

       Biblische Zeittafel (II)  -  Berechnungen

         Text   Toutesfois comptans les ans depuis la creation du monde, iusques à la naissance der Noé, 

                   sont passez mil cinq cens & six ans, & depuis la naissance de Noé iusques à la parfaicte

                   fabrication de l’ arche, approchât de l’ vniuerselle inondation passerent six cens ans si les

                   dons estoyent solaires ou lunaires, ou de mixtions.  Ie tiens ce que les sacrees escriptures

                   tiennent qu’ estoyent Solaires.  Et à la fin d’ iceux six cens ans Noé entra dans l’ arche pour

                   estre sauué du deluge, & fut iceluy deluge vniuersel sus la terre, & dura vn an & deux mois.

                   Et depuis la fin du deluge iusque à la natiuité d‘ Abraham, passa le nombre des ans de ceux

                   cens nonante cinq.  Et depuis la nativité d’ Abraham iusques à la natiuité d’ Isaac, passerent

                   cent ans.  Et depuis Isaac iusques à Iacob, soixante ans, dès l’ heure qu’ il entra dans Egypte

                   iusques à l’ yssue d’ iceluy passerent cent trente ans.  Et depuis l’ entrée de Iacob en Egypte

                   iusques à l‘ yssue d‘ iceluy passerent quatre cent trente ans.  Et depuis l’ issue d’ Egypte

                   iusques à l’ edification du temple faicte par Salomon au quatriesme an de son regne, passerent

                   quatre cens octante ou quatre vingt ans.  Et depuis l’ edification du temple iusques à Iesus Christ

                   selon la supputation des hierographes (a) passerent quatre cens nonante ans.  Et ainsi par

                   ceste supputation que I’ ay faicte colligee par les sacrees lettres sont enuiron quatre mille cent

                   septante trois ans, & huict mois peu ou moins.  Or de Iesus Christ en ca par la diuersité

                   des sectes, ie le laisse, & ayant supputé & calculé les presentes propheties, le tout selon

                   l’ ordre de la chaysne qui contient sa reuolution le tout par doctrine Astronomique, & selon

                   mon naturel instinct,

  (a) N. hierographe Person, die über die heiligen Dinge schreibt (großer Larousse)

Zählt man indessen die Jahre seit der Erschaffung der Welt bis zur Geburt Noahs, sind

1506 Jahre vergangen.  Und von der Geburt Noahs bis zur Vollendung des Baus der

Arche, nahe der allgemeinen Überschwemmung, vergingen 600 Jahre, seien sie ihrer

Beschaffenheit nach Sonnen- oder Mondjahre, oder eine von zehn Mischungen. 

Ich meine, dass die heiligen Schriften meinen, dass es Sonnenjahre seien.  Und am Ende

dieser 600 Jahre bestieg Noah die Arche, um vor der Flut gerettet zu werden.  Und es

ergoss sich diese Flut über die ganze Erde und dauerte ein Jahr und zwei Monate. 

Und vom Ende der Flut bis zur Geburt Abrahams vergingen 295 Jahre.  Und von der

Geburt Abrahams bis zur Geburt Isaaks vergingen 100 Jahre, Und von Isaak bis zu

Jakob 60 Jahre, und von der Stunde an, da er Ägypten betrat, bis zu seinem Auszug

von dort vergingen 130 Jahre.  Und vom Einzug Jakobs in Ägypten bis zu seinem

Auszug von dort vergingen 430 Jahre.  Und vom Auszug aus Ägypten bis zum Bau des

Tempels durch Salomo im vierten Jahr seiner Herrschaft vergingen 480 oder 80 Jahre. 

Und vom Tempelbau bis zu Jesus Christus vergingen, der Berechnung der Verfasser

der heiligen Schrift zufolge, 490 Jahre.  Und folglich sind es nach dieser Rechnung,

die ich aus den heiligen Schriften zusammensuchte, ungefähr 4173 Jahre und acht

Monate, mehr oder weniger.  Nun von Jesus Christus bis zum Auseinanderstreben

der Bekenntnisse, das lasse ich weg.  Es sind berechnet und kalkuliert die vorliegenden

Prophezeiungen alle gemäß der Ordnung der Kette, die ihren Umlauf umfasst, alles

nach der astronomischen Lehre, und nach meiner gründlichen Eingebung.

Anmerkung  Mit der „Ordnung der Kette, die ihren Umlauf umfasst“, sind die Umläufe der

Planeten gemeint, die  - im geo- wie im heliozentrischen System -  an ihren Ausgangspunkt

immer wieder zurückkehren.  Ein Umlauf reiht sich dabei an den anderen wie die Glieder einer

Kette.  Die Berechnungen der Umläufe der Planeten, die dem Seher dazu dienten, seine

Visionen zeitlich zu ordnen, werden hier wie in VH (11) mit biblischen Zeitangaben in Verbin-

dung gebracht, ohne dass irgendein Zusammenhang erkennbar ist.

Die Abweichungen von der ersten, unter VH (9) aufgemachten Berechnung des Alters der

Welt werden nicht diskutiert.  Daraus darf man schließen, dass dem Autor diese Rechnung,

jedenfalls aber ihr Ergebnis, nicht wirklich wichtig war.  Die Ausbreitung dieser Kenntnisse

diente ihm wohl eher dazu, sich als bewandert in den heiligen Schriften zu zeigen.  Wenn das

zutrifft, ist es müßig, sich mit den Einzelheiten zu beschäftigen.  Dass N. unzutreffend davon

ausging, die Bibel rechne mit Sonnenjahren, ist dann auch nicht wichtig.