Kapitel 41 Das Ende des Kommunismus
Auszug aus dem historischen Inhaltsverzeichnis
02/28 Ein weit gereister Papst befreit ein großes Volk
04/50 Der Reihe nach sieben Herrscher
VH (19) Dreiundsiebzig Jahre und sieben Monate
02/57 Die große Mauer wird fallen
Ein weit gereister Papst befreit ein großes Volk
02/28 Le penultime du surnom du prophete Prendra Diane pour son iour & repos: Loing vaguer par frenetique teste, Et delivrant vn grand people d’ impos (!). (1555)
Der Vorletzte mit dem Beinamen des Propheten wird Diana als seinen Tag und für seine Ruhe nehmen. Weit wird er umherschweifen wegen seines leidenschaftlichen Kopfes und wird ein großes Volk von Auflagen befreien.
2) Zu Diane Diana vgl. das Glossar unter -> Artemis. Zum Tag s. Glossar unter -> iour. 4) Impos ist ein abgekürztes n.m. imposition Steuer, Auflage.
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Die vorliegenden Deutungen dieses Verses bevölkern ein Kuriositätenkabinett, unterhaltsam
dargestellt bei Ray Nolan (Das Nostradamus Testament, München 1996). Kurt Allgeier (Die
Prophezeiungen des Nostradamus, München 1988) stellt fest, dass sich Papst Johannes Paul II.
durch ausgiebiges Reisen hervorgetan hat.
Vz 1 [Beiname des Propheten] Von Johannes von Patmos, dem letzten kanonisch gewordenen
biblischen Propheten, stammt die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel. Der
polnische Kardinal Karol Wojtyla nimmt, als er zum Papst gewählt ist, den Namen Johannes Paul II.
an; der Prophetenname ist also Namensbestandteil. (Vorher hätte man wegen Vers 2/28 schon
bei Papst Johannes XXIII. befürchten müssen, nach ihm komme womöglich nur noch ein weiterer
Pontifikat. Aber diese Möglichkeit ist seit 1978 ausgeschlossen, einem Jahr, das gleich zwei
weitere Päpste über Paul VI. hinaus brachte, der auch schon der Letzte hätte sein können.)
Vz 3 [Leidenschaftlich/ schweift weit umher] Frénésie bedeutet Tobsucht und Raserei, aber
abseits des klinischen Bildes auch die noch nicht klinische Leidenschaft. Ein frénétique teste
ist ein leidenschaftlicher Kopf, und dieser bildet den Grund dafür, dass der Vorletzte „weit umher-
schweifen“ werde. Sein Wunsch, das Evangelium überallhin zu tragen sowie die Einheit der
Weltkirche sichtbar zu machen, hat Papst Johannes Paul II. ausgedehnte, alle Kontinente berüh-
rende Reisen unternehmen lassen. Er ist zweifellos der am weitesten gereiste Papst der ganzen
Kirchengeschichte. Der Seher erkennt in ihm einen >umtriebigen Überzeugungstäter<.
Vz 2 [nimmt Diana als seinen Tag und für seine Ruhe] Bei aller Umtriebigkeit scheint dieser
Mann eine starke Persönlichkeit zu sein. Der Vers macht hier deutlich, wo es für den Gemeinten
hell wird, aber nicht im natürlichen, sondern im geistigen Sinn, weil es sonst keinen Sinn ergibt.
Er bezieht geistiges Licht, d.h. religiöse Orientierung von >Diana<, und findet dort seine Ruhe,
d.h. den bleibenden Gegenstand seiner Meditation und Adressaten seines Gebets. Die römi-
sche Göttin Diana, die griechische Artemis, dient dem Seher wegen ihrer sagenhaften Keusch-
heit und Jungfräulichkeit auch andernorts als Deckname für die Jungfrau Maria, 5/52 [XV]. Die
Verszeile hebt somit ab auf die Marienverehrung des gemeinten Papstes, für die er bekannt ist.
Vz 4 [befreit ein großes Volk von Auflagen] In Papst Johannes Paul II. erkennt der Seher die
treibende geistige Kraft des politischen Prozesses, in dessen Verlauf seine Heimat Polen die
kommunistische Herrschaft niederringt. Damit befreit es sich in den Jahren 1979ff. von der
„Auflage“ politischer und ideologischer Fremdherrschaft, zehn Jahre bevor diese endgültig
zusammenbricht. Viele Polen, darunter ihr Vormann Walesa, bestärkt ihr Glaube und das
Erlebnis des in die Heimat zurückgekehrten Papstes in dem Mut, einem totalitären System
die Stirn zu bieten. Wer meint, der Beitrag des Papstes zur Solidarnosc-Bewegung sei damit
überbewertet, mag recht haben; nur hat der katholische Seher es eben so beurteilt, weil er sich
über dieses Geschehen sicherlich gefreut hat.
Vz 1 [Der Vorletzte] Wenn Johannes Paul II. der „Vorletzte“ ist, dann wäre Papst Benedikt XVI.
schon der letzte in einer sehr langen, zwei Jahrtausende alten Reihe. Das passt allerdings nicht
dazu, dass sich in den Centurien die Gestalt eines weiteren Papstes abzeichnet, der erst wirklich
der letzte sein wird, weil er die katholische Kirche in ihren Untergang führt, Vorschau [V]. Diesem
wirklich letzten Papst versagt der Seher wegen seiner desaströsen Politik die Anerkennung und
zählt ihn deshalb nicht mit.
Der Reihe nach sieben Herrscher
04/50 Libra verra regner les Hesperies,/ De ciel, & terre tenir la monarchie:/ D’ Asie forces nul ne verra peries/ Que sept ne tiennent par rang la hierarchie. (1555)
Waage wird (man) beherrschen sehen die Hesperiden,/ über Himmel und Erde die Alleinherrschaft besitzen./ Keiner wird Asiens Macht untergegangen sehen,/ bevor sieben der Reihe nach die Hierarchie innehaben.
1) Zu Libra s. Glossar unter -> balance. Zu den Hesperiden s. Glossar unter -> Hesperies. 2) Zu Himmel und Erde s. Glossar unter -> ciel und -> terre.
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[Fehldeutung] Es wird hier die Vormachtstellung der USA nach dem zweiten Weltkrieg erkannt (Allgeier
1988). Aber was die USA mit dem Begriff und dem Symbol der Waage zu tun haben, wird nicht erklärt.
Die USA erkennt N. als demokratisches Land, 5/31 [III]. Von der Demokratie aber hält er nichts, 9/78
(Kap.33). Damit scheidet die Möglichkeit aus, er habe die USA als Land mit einer gerechten Herrschaft
kennzeichnen wollen, welche die Waage herkömmlich bedeuten kann.
Vz 1 [Waage …] England heißt in 4/96 (Kap.9) „Reich des Gleichgewichts“, weil in der soge-
nannten Glorious Revolution von 1689 ein Ausgleich zwischen Parlaments- und Königsherrschaft
zustandekommt. Das britische Herrschaftsgefüge ist seitdem zugleich >von oben<, d.h. von Gott,
wie auch >von unten<, d.h. von den Menschen her legitimiert. Dieser Ausgleich als Prinzip der
konstitutionellen Monarchie ist mit dem Begriff der Waage (Libra) und des Gleichgewichts
(balance) gemeint.
Vz 1 [… beherrscht die Hesperiden allein / über Himmel und Erde] Die Hesperiden des antiken
Mythos sind die Töchter der Nacht, und Hesperien heißt das beim Sonnenuntergang gelegene
Land im Westen. Da diesem in der zweiten Vershälfte die Macht Asiens gegenübergestellt wird,
bedeutet hier der Westen Europa im Ganzen. Die an eine Konstitution gebundene Monarchie als
Herrschaftsform werde also über Europa herrschen, und zwar allein (monarchie). Sie werde
>über Himmel und Erde< herrschen, d.h. sie werde ideologisch und politisch dominieren.
Das britische Regierungssystem hat schon im 18. Jahrhundert die Vordenker der Aufklärung
fasziniert, 2/87 (Kap.13). Es >beherrscht den Himmel<, d.h. gilt als fortschrittlich und auf der
Höhe der Zeit. Doch in den meisten europäischen Ländern herrschen die Fürsten noch >absolut<,
ohne das Volk zu beteiligen. Das ändert sich erst nach der französischen Revolution. In Frank-
reich kommt die konstitutionelle Monarchie ab 1815 zum Zuge und währt dann immerhin, mit einer
Unterbrechung, bis 1870. In fast allen europäischen Ländern sehen sich die Fürsten im 19. Jahr-
hundert genötigt, Verfassungen zuzustimmen, die Parlamente mit eigenen Befugnissen vorsehen.
Die Vorhersage einer ideologischen und politischen Dominanz der verfassten Monarchie in
Europa ist damals eingetroffen.
Vz 3 [Asiens Macht …] Die zweite Vershälfte springt ins zwanzigste Jahrhundert. So wie die
Staatsform einer konstitutionellen Monarchie bis zum ersten Weltkrieg in der Welt führend sein
werde, so würden es nach diesem Einschnitt die „Kräfte Asiens“ werden. Gemeint ist, dass
ein anderes Prinzip in den staatlichen Ordnungen vorherrschen werde, nämlich das der Volks-
herrschaft ganz ohne Monarchen (gleich wer dann im Namen des Volkes herrscht). Dieser
Paradigmenwechsel und der angegebene Zeitpunkt seines Eintreffens kann - nach Erfüllung
des Verses - daraus gefolgert werden, dass „Asiens Macht“ hier auf die Sowjetunion abhebt.
Vz 4 [….nicht untergegangen, bis sieben der Reihe nach die Hierarchie innehaben] Denn
an der Spitze der ideologisch-politischen „Hierarchie“ der aus der Revolution von 1917
hervorgegangenen Sowjetunion stehen nacheinander genau sieben Führer: Lenin, Stalin,
Chruschtschow, Breschnew, Andropow, Tschernenko und Gorbatschow, der die Nummer
sieben in dieser Reihe trägt. In seien Zeit fällt der Untergang der Sowjetunion, nach mehr
als 73 Jahren, VH (19).
Dreiundsiebzig Jahre und sieben Monate
VH (19) „… la neufue Babylonne fille miserable augmentee par l‘ abomination du premier holocaust, & tiendra tant seulment que septante trois ans, sept mois”
„… neues Bayblon, (die) elende Tochter, groß geworden durch den Gräuel des ersten Holokaustes. Und es wird sich keinesfalls länger halten als dreiundsiebzig Jahre (und) sieben Monate.“
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[Neues Babylon, groß geworden durch ersten Holocaust/ elende Tochter] >Babylon< ist im NT
ein Deckname für die römische Weltmacht und wird von N. im erweiterten Sinn als Name für
einen mit überlegener Macht ausgestatteten >Ort des Unglaubens< verwendet, 8/69 [VII] - für
den Katholiken N. ein Ort, an dem Mächte herrschen, die dem in Christus offenbar gewordenen
Gott nicht huldigen.
Das >neue Babylon< steht hier für den kommunistischen Machtbereich, und die >elende Tochter<
ist das Volk, das diesen >Unglauben< angenommen hat bzw. dem er aufgezwungen wurde.
Denn so gedeutet, passen die beiden Angaben zu seiner Entstehung und zu seinem Ende.
„Groß geworden“ ist dieses >Babylon< „während des ersten Holocaust“, d.h. während des ersten
Weltkrieges.
[Dreiundsiebzig Jahre und sieben Monate] Die russische Revolution findet im November 1917
in St. Petersburg statt. Das kurze bürgerlich-demokratische Intermezzo nach der Abdankung
des Zaren im März 1917 endet am 21. Januar 1918, als die Bolschewiken, die bei den Wahlen
nach der Revolution nur ein Viertel der Stimmen erhalten haben, das verfassunggebende
Parlament auseinandertreiben und danach ihre Diktatur errichten. Dort einsetzend, sind es
"dreiundsiebzig Jahre und sieben Monate“ bis zum 20. August 1991, als ein fehlgeschlagener
Putschversuch der schon lange maroden Sowjet-Union den Todesstoß versetzt.
Die große Mauer wird fallen
02/57 Auant conflit le grand mur tumbera:/ Le grâd à mort, mort trop subite & plainte:/ Nay (!) imparfaict la plus part nagera:/ Aupres du fleuue de sang la terre tainte. (1555)
Vor dem Krieg wird die große Mauer fallen./ Der Große stirbt, ein sehr plötzlicher und beklagter Tod./ Geboren (ist er) unfertig. Der größte Teil wird schwimmen./ Entlang des Flusses (ist) die Erde mit Blut gefärbt.
3) Manche späteren Textausgaben haben statt „Nay“ das Wort „Nef“. Das „Nay“ des Urtextes ist das p.p.p. von naistre und kann keineswegs Schiff oder Flotte bedeuten. La plus (grad) part ist metrumbedingt verkürzt zu la plus part
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Vz 1 [Große Mauer wird fallen] Das Wort mur Mauer kann befestigte Verteidigungsanlagen
bedeuten, so in 3/7 (Kap.31) und in 3/33 (Kap.38). Es kann auch einmal ein unbefestigter Front-
verlauf als >Mauer< bezeichnet werden, 5/81 (Kap.37).
Wo Ost- und Westalliierte sich am Ende des zweiten Weltkrieges treffen, entsteht anschließend
der sogenannte Eiserne Vorhang (Iron Curtain) - ein militärisch gesicherter Grenzverlauf,
darüber hinaus eine Grenze der Ideologien und der politischen Einflussbereiche. In der bild-
haften, untechnischen Sprache des Sehers handelt es sich bei dieser Grenze um eine Mauer,
die einen ganzen Kontinent teilt und insofern das Attribut „groß“ zu Recht erhält.
Mit der „großen Mauer“ könnte demnach der Eiserne Vorhang gemeint sein, der während der
Zeit des Kalten Krieges die Grenze zwischen zwei Blöcken von Staaten bildete, dem sogenannten
Ostblock unter Führung der Sowjet-Union und den großenteils mit den USA verbündeten Ländern
Westeuropas. Diese >große Mauer< ist 1989 in sich zusammengefallen.
Vz 2 [Der Große …] „Der Große“ wäre dann wahrscheinlich der, der durch den zu Beginn des
Verses genannten Vorgang, den Fall der >großen Mauer<; groß geworden ist. Das seit 1990
wiedervereinigte Deutschland wäre >der Große<, das große Land, im Französischen männlich:
le grand pays.
Vz 2/1/3/4 [… stirbt/ Konflikt/ Erde von Blut gefärbt] W e n n diese Deutung zutrifft, wäre in dem
Vers ein kriegerischer Konflikt für die Zeit nach dem Mauerfall angekündigt, der bisher (2012)
nicht eingetreten ist. Dieser Konflikt
· wäre wahrscheinlich ein Krieg; darauf deutet das Blut, das die Erde färbt,
· würde das wiedervereinigte Deutschland treffen,
· würde plötzlich und ganz unerwartet kommen,
· würde den größten Teil des Landes erfassen.