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        Kapitel 37  Zweiter Weltkrieg: Schauplatz Italien

Die Partei der italienischen Schwarzhemden kommt 1922 an die

Macht, etabliert sich außenpolitisch durch Verträge mit den

europäischen Mächten und arrangiert sich 1929 mit dem Vatikan.   

Am 25.10.1936 schließen Deutschland und Italien in Berlin ein

Bündnis, das bei einem Besuch Hitlers in Venedig am 1.11.1936

der Öffentlichkeit als „Achse Berlin – Rom“ vorgestellt wird. 

In diesem Bündnis erkennt Nostradamus, auch historisch zutreffend,

den Wendepunkt im Schicksal des Duce und des italienischen

Faschismus.  Die Verstrickung Italiens in Hitlers Krieg ist

einer der Gründe dafür, dass die Italiener 1946 bei einem

Referendum für das Ende des Königreiches Italien stimmen,

an dessen Entstehung der Seher bereits reges Interesse gezeigt

hat (Kap.29).

 

          Auszug aus dem historischen Inhaltsverzeichnis

          08/31   Das Bündnis mit Hitler als Wendepunkt im Schicksal Mussolinis

          08/66   Das Königreich Italien wird den Duce nicht überleben

          Exkurs (11) Ist es möglich, dass N. die Namen der von ihm erschauten Personen erkennen konnte?

          01/09   Die Alliierten zerstören den Cäsarenwahn der italienischen Faschisten

          01/12   Ein Emporkömmling erweist sich als Bestie und Mussolini als treulos

          06/31   Mussolinis Entmachtung und Tod

          01/08   Roms Besetzung durch die Deutschen (Anfang September 1943)

          05/81   Sieben Monate zuvor >fällt die Mauer des Ostens<

          05/99   Die Alliierten haben Rom eingenommen, stehen in Oberitalien

 

        Das Bündnis mit Hitler als Wendepunkt im Schicksal Mussolinis

 

08/31    Premier grand fruict le Prince de Pesquiere,/

Mais puis viendra bien & cruel malin,/

Dedans Venise perda sa gloire fiere,/

Et mys à mal par plus ioyue Celin. (1568)

 

Ersten großen Verdienst (erwirbt) der Fürst von Pesquiera,/

doch dann wird kommen ein wahrer und grausamer Übeltäter./

In Venedig wird er seinen stolzen Ruhm verlieren,/

und böse mitgespielt (wird ihm) durch (einen) jüngeren

Göttlichen.

 

3) Bei perda fehlt ein -r-, es hätte perdra stehen sollen.

4) Wendung mettre à mal übel zurichten, böse mitspielen, und in ioyue

wird mit Pfändler (1996 S. 587) ein verschriebenes ioyne erkannt.

Mittelfrz. Adj. celique himmlisch (céleste) > lat. caelestis himmlisch,

göttlich, überirdisch, göttergleich

 

 

Vz 1 [Fürst von Pesquiera]  Die Festungsstadt Pesquiera am Gardasee liegt im Veneto, das

im ersten Weltkrieg Schauplatz der Schlachten zwischen Österreich und Italien ist.  In dem Krieg,

in den Italien 1915 auf Seiten der Entente eingetreten ist, führt König Viktor Emanuel III. selbst

das Oberkommando seiner Truppen.  Seine Bezeichnung als „Fürst von Pesquiera“ verweist auf

die Region, in der sich der König Verdienste um sein Land erwirbt.  Die „Frucht“, das „Verdienst“

der Teilnahme Italiens am Krieg ist Südtirol, das 1919 Italien zugesprochen wird.

Vz 2/3 [stolzer Ruhm/ wahrer Übeltäter …]  „Doch dann“ macht sich der König  n i c h t  verdient

um sein Reich, als er 1922 den Führer der Faschisten Benito Mussolini zum Regierungschef

beruft.  Denn der Duce erweist sich als ein „wahrer und grausamer Übeltäter“.  Seine aggressive

imperialistische Politik bringt zwar anfangs manche Erfolge auf dem Balkan und in Afrika, durch

die er sich „stolzen Ruhm“ erwirbt.

Vz 3 […verliert Ruhm in Venedig/ ihm wird böse mitgespielt…]  Doch das Bündnis mit Hitler-

deutschland, am 25.10.36 in Berlin geschlossen, am 1.11.36 anlässlich eines Besuchs des

>Führers< in Venedig von Mussolini der Öffentlichkeit verkündet, 5/29 (Kap.32), ist der Anfang

vom Ende des stolzen „Übeltäters“.  Denn an der Seite Hitlerdeutschlands lässt sich Italien in

den nächsten Weltkrieg hineinziehen, welchen der >Führer des Faschismus< nicht überlebt. 

Insofern „spielt“ Hitler dem Duce „übel mit“.  Im April 1945 wird Mussolini auf der Flucht aus

seinem Land umgebracht, 6/31 (s.u.). 

Vz 4 […durch jüngeren Himmlischen]  Hitler ist sechs Jahre jünger als Mussolini.  Nicht wenige

Deutsche begrüßen Hitler als Begründer eines neuen >goldenen Zeitalters< der deutschen

Nation, 9/17 (Kap.39).  Vorher schon hat sich Mussolini als Salvatore d‘ Italia feiern lassen,

als Retter Italiens.  Und sogar der Papst, der sich doch mit Heilsbringern auskennen müsste,

hält ihn zunächst für einen famosen Mann, 5/21 (Kap.34).  Die Bezeichnung als „wahrer und

grausamer Übeltäter“ ist des Sehers eigene Wertung, deren Grund die folgende Zwischen-

überschrift erschließt.

 

 

        Das Königreich Italien wird den Duce nicht überleben

 

08/66    Quand l‘ escriture D.M. trouuee,/

Et caue antique à lampe descouuerte,/

Loy, Roy & Prince Vlpian esprouuee,/

Pauillon Royne & Duc sous la couuerte. (1568)

        

Wenn die Inschrift D.M. gefunden/ 

und (eine) antike Höhle im Lampenschein entdeckt (wird),/

(werden) Gesetz, König und Fürst Ulpian auf die Probe gestellt./

Mutterbusen (der) Königin und Führer (sind) darunter begraben.

 

3) Mittelfrz. v. esprouver beweisen (prouver), auf die Probe stellen (mettre à

l‘ epreuve), altfrz.v. esprouver auch: sich bewähren (faire ses preuves)

4) Altfrz. n.m. pavillon auch: Mutterbusen (sein de la mère), was sich hier

in Verbindung mit der Königin anbietet. Royne ist eine alte Form von reine.

 

 

Vz 1 [Wenn Inschrift D.M. gefunden …]  Die Buchstaben D.M. für Duce Mussolini werden von den

faschistischen Schwarzhemden im Jahr 1922 überall in Italien an die Hauswände gemalt.  Auch auf

antiken Grabsteinen hat schon D.M. gestanden für Dis Manibus zum Zeichen der Ahnenverehrung. 

Die alten Römer baten ihre Manen, die Seelen ihrer verstorbenen Vorfahren, um Schutz.  N. gibt

zu verstehen, dass auch die italienischen Faschisten >die Toten verehren< würden.  Denn sie wollen

an Glanz und Ruhm des antiken Imperiums anknüpfen, heißen daher auch „die Erben der Romuliden“,

1/9 (s.u.).  Der italienische Faschismus als Ahnenkult, als Totentanz.

Vz 2 […und antike Höhle im Lampenschein entdeckt wird]  Am 27.10.1922 erteilt der Duce den

Befehl zum Marsch auf Rom, am 29.10. erhält er vom König den Auftrag zur Regierungsbildung,

am 30.10. marschieren seine Gefolgsleute kampflos in die Hauptstadt ein.  Nur wenig später,

am 5.11.1922, wird im Tal der Könige bei Luxor in Oberägypten das 3300 Jahre alte, gleichwohl

unversehrte Grab des Pharaos Tut-Anch-Amun entdeckt, was damals großes Aufsehen erregt. 

Ein Bild, das den Entdecker Howard Carter zeigt, wie er das Grab mit einer Lampe ausleuchtet,

geht um die Welt.  Dieser Fund eines Grabes ist also einmal wörtlich gemeint, während es sonst

meist mit Personen der Antike verknüpfte Ideen sind, die >aus ihren Gräbern geholt< werden,

s. Glossar unter sepulchre.

Vz 3 [… sind Gesetz, König auf die Probe gestellt]  Domitius „Ulpian“ war im 3. Jahrhundert

nach Christus Präfekt des Prätoriums, d.h. Kommandeur der kaiserlichen Truppen, ein Amt,

dessen Inhaber nicht selten mächtiger als der Kaiser war.  Der Name Ulpian besagt, dass in

Italien (Italien wegen D.M.) neben den König (Roy), ohne das Königtum (Loy) zu beseitigen,

ein mächtiger Mann treten werde.  Im faschistischen Italien bleibt der König capo dello stato,

neben den der >Führer des Faschismus< als capo del governo, als Regierungschef tritt. 

In dieser Zeit werde das Königtum (Loy) „auf die Probe gestellt“ werden.  Indem der König

Mussolini zum Regierungschef beruft und seine Politik mitträgt, knüpft er die Legitimität

seiner Dynastie an den Erfolg des Faschismus.

Vz 4 [Mutterbusen der Königin und Führer begraben]  Der >Mutterbusen der Königin<

bedeutet das Königtum als Institution, aus welcher immer neue Könige hervorgehen und bild-

lich >sich nähren<.  Der letzten Verszeile ist klar zu entnehmen, dass sowohl das Königtum

als auch der Duce die Probe nicht bestehen werden, denn diese beiden werden „unter ihr“ 

- der Grabplatte mit der Inschrift D.M. -  "begraben“ werden.  Und so kommt es auch. 

Die Diktatur Mussolinis verstrickt Italien durch ihre imperialistische Politik an der Seite Hitler-

deutschlands in den zweiten Weltkrieg, zu dessen Verlierern das Land zählt.  Der Duce wird

1943 abgesetzt und 1945 umgebracht.  Das Königreich Italien ist 1946 nach 85 Jahren an

seinem Ende angekommen, das Land wird Republik.

Zusammenfassung:  Die Erscheinung der Inschrift „D.M.“ an den Häuserwänden von 1922

ist für N. ein Vorzeichen dafür, dass das Königreich Italien >bald< begraben werden würde.

 

        Exkurs: Ist es möglich, dass N. die Namen der von ihm
        
                     erschauten Personen erkennen konnte ?

Es wird für absurd gehalten, in den Buchstaben D.M. eine Abkürzung für Duce Mussolini

zu eekennen, dann könne hier auch die Deutsche Mark gemeint sein (Pfändler 1996

S. 27).  Was diese Deutungsidee angeht, müsste gezeigt werden, dass Nostradamus

des Deutschen mächtig war und sich auch für Volkswirtschaft interessiert hat  -  bisher

ist das noch nicht gelungen. 

Am Beispiel Napoleons zeigte sich, dass N. diesen Namen mindestens seiner Lautung

nach wahrgenommen hat, denn er erinnerte ihn an den Engel des Abgrunds namens

Apollyon in der Johannes-Apokalypse, 1/76 (Kap.19).  Das lässt auch Pfändler gelten

(1996 S. 107).  Wer aber in einem Fall einräumt, dass N. einen Namen wahrgenommen

hat, wird das für andere Fälle nicht prinzipiell ausschließen können.

Mussolini, über zwanzig Jahre lang in Italien an der Macht, hat durch seine Politik das Ende

des Königreiches Italien bewirkt und vor allem deshalb das Interesse des der Monarchie

anhängenden N. erweckt.  Die Inschrift D.M., die 1922 in der italienischen Öffentlichkeit

Furore macht, kannte N. von antiken Grabsteinen.  Seine Intuition erschloss ihm den

Zusammenhang beider, die Ahnenverehrung der antiken wie der modernen Römer

der 1920er und 1930er Jahre.  Die selbsternannten Erben der Cäsaren haben selbst

nicht viel zu bieten und wollen in die antike Identität schlüpfen, um an alte Pracht und

Herrlichkeit anzuknüpfen, 1/9 (s.u.).

Das deutlichste Beispiel für des Sehers Fähigkeit, die Namen der Akteure zu erkennen,

bietet Vers 9/16 (Kap.33), der die Namen von gleich zwei spanischen Protagonisten

nicht nur andeutet, sondern wörtlich nennt.  Und dann sind da noch der „abhängige Philipp“,

Nachname Pétain, 8/81 (Kap.36), sowie der polnische Papst  „mit dem Beinamen des

Propheten“ namens Johannes, 2/28 (Kap.41), jenes Propheten, der das letzte Buch der

Bibel verfasst hat.

Die hier behandelte Frage zeigt wieder, dass vorgefasste Meinungen, über welche

Fähigkeiten Paragnosten verfügen müssten oder keinesfalls verfügen könnten, nicht

weiterhelfen.  Ein begründetes Urteil kann sich nur auf die zusammengetragenen

Indizien und ihre Verknüpfung stützen.

 

        Die Alliierten zerstören den Cäsarenwahn der italienischen Faschisten   

 

01/09    De l‘ Orient viendra le cueur Punique/

Facher Hadrie & les hoirs Romulides,/

Accompaigne de la classe Libycque,/

Trembler (!) Mellites: & proches isles vuides. (1555)

 

Vom Morgenland her wird er kommen, der punische Kampfesmut,/

zu erzürnen Hadrian und die Erben der Romuliden,/

begleitet von der libyschen Flotte./

Es beben die Malteser und die nahen unbewohnten Inseln.

 

2) Mittelfrz. n.m. coeur Mut (courage), Wille (volonté), Geist (ésprit)

3) Wörtlich: „..die romulidischen Erben“. Lat. Romulides Nachkommen

des Romulus, des mythischen Romgründers.

4) Zum Beben s. das Glossar unter -> trembler.

Lat. n.f. Melita Malta.  Mittelfrz. Adj. vuide leer (vide)

 

 

Vz 2 [Hadrian…]  Als die nach der Zerstörung des Tempels an ihren Wohnorten verbliebenen

Juden sich gegen Rom erhoben (Bar-Kochba-Aufstand), wollte der römische Kaiser Hadrian

das unbotmäßige Volk ein- für allemal niederwerfen und ließ Jerusalem dem Erdboden gleich-

machen.  Mehrere hunderttausend Juden wurden massakriert.  Es ist die Radikalität der Maß-

nahmen Hitlers gegen die Juden Europas, die mit dem Vorgehen Hadrians vergleichbar ist.

Vz 2 [… und die Erben der Romuliden]  Die Nachfahren des Romgründers Romulus hießen

Romuliden, ein in der Antike literarisch gebrauchter Name für die Römer.  Die italienischen

Faschisten der 1920er und 1930er Jahre träumen von einem über das Mittelmeer („mare

nostro“) ausgreifenden Imperium.  Sie haben von ihren Ahnen die Idee der römischen Vorherr-

schaft >geerbt<, leihen die schöne Identität der Vorfahren aus, weil ihnen sonst wenig einfällt.

Vz 1/2 [… werden vom Morgenland her erzürnt]  Im April 1942 beschließen die Westalliierten,

eine Flankenoffensive gegen die Achsenmächte (Hadrian und die Romuliden) über den Süden

Europas zu unternehmen.  Seit Januar 1943 steht fest, dass der Weg über Sizilien führen werde. 

Britische Stützpunkte im Mittelmeer sind Gibraltar, Malta, Alexandria in Oberägypten und

Palästina  -  die beiden letzteren gehören zum Orient.

Vz 1/3 [punischer Kampfesmut/ libysche Flotte]  Als im Mai 1943 das deutsche Afrika-Korps

kapituliert, die Cyrenaika, Tripolitanien und Tunesien wieder in alliierter Hand sind, steht die

Südflanke der >Festung Europa< offen.  Diese Gebiete waren in der Antike von den Puniern

(Karthagern) bewohnt, den Gegenspielern der Römer.  Der Orient werde nordafrikanische

(punische) Truppen und libysche Marine nach Italien (Romuliden) in Bewegung setzen -  so

wäre vor Eintreffen der Ereignisse der Vers zu verstehen gewesen.  Es sind nun aber keine

Nordafrikaner und auch keine Orientalen, sondern Amerikaner und Briten, die von Nordafrika

aus nach Italien greifen  -  was N. auch erkannte, 5/99 (s.u.).  Die Stationierung von Truppen

in Nordafrika als Aufmarschgebiet reichte dem Seher, sie >punisch< und >libysch< zu nennen. 

(Das erweitert auch an anderer Stelle den Auslegungsspielraum.)

Vz 4 [es beben die Malteser]  Bei Malta, damals britische Kronkolonie, kreuzen sich die

Nachschubwege der Briten und der Achsenmächte.  Daher kann die Insel vom Krieg nicht

unberührt bleiben und wird bei deutschen Luftangriffen 1942/43 schwer mitgenommen, unter

denen sie „erbebt“.  Ab 1943 wird die Insel zum Luftwaffenstützpunkt der Westalliierten, dient

als stationärer Flugzeugträger.  Malta besteht aus drei bewohnten und zwei kleinen unbe-

wohnten Inseln.

 

        Ein Emporkömmling erweist sich als Bestie und Mussolini als treulos

 

01/12    Dans peu dira faulce, brute, fragile,/

De bas en hault esleué promptement:/

Puys en instant desloyale & labile/

Qui de Veronne aura gouuernement. (1555)

 

Binnen kurzem wird heißen eine verkehrte, fragwürdige Bestie,/

(der) von unten nach oben emporgehoben (wurde) geschwinde./ 

Dann gleich (erweist sich als) treulos und unbeständig,/  

der über Verona die Regierungsgewalt haben wird.

 

1)2) N.f. brute Rohling, gewalttätiger Mensch, Bestie, und zwar männlichen

Geschlechts wegen der männlichen Endung in eslevé.

 

 

Vz 2 [Emporkömmling]  Napoleon ist ein Emporkömmling und hat 1797 Venetien erobert,

4/1 (Kap.20), zu dem Verona damals gehört.  Im ersten Weltkrieg nur Gefreiter, wird Hitler von

den Konservativen der Weimarer Republik belächelt, sogar noch im Januar 1933, als er an

die Macht kommt.

Vz 1 [falsche Bestie]  Nach seinem Sturz wird Napoleon von den Franzosen zwiespältig beurteilt,

aber nicht allgemein in Grund und Boden verdammt.  Hitler dagegen wird nach Kriegsende auch

von vielen Deutschen als „Bestie“ eingestuft, als der Umfang der Gräuel gegen die Juden

allgemein bekannt wird.  Hereingefallen auf die Heilsversprechen des >Führers<, fühlen sich

nicht wenige Deutsche getäuscht von der Falschheit Hitlers, der diesen Teil seiner Verbrechen

notdürftig zu tarnen gewusst hat, was jenen Deutschen entgegengekommen ist, die darüber

lieber nichts haben wissen wollen.

Vz 3/4 [treuloser Regent von Verona]  Im Wendejahr 1943 des Krieges erweist sich das verbün-

dete Italien, verkörpert durch den Duce, als „treulos und unbeständig“.  Mussolini wird im Juli 1943

abgesetzt und in Haft genommen.  Dann befreien ihn die Deutschen und stellen ihn an die Spitze

einer >Italienischen Sozialen Republik<, eines Phantasiestaates am Gardasee, wo Verona nicht

weit ist.

Vz 1/3/4 [Zeitangaben] „Geschwinde“, vierzehn Jahre nach der Demütigung in Versailles, kommt

Hitler empor.  Weitere 10 Jahre vergehen bis zur Endphase des Holocaust ab 1943, „binnen kurzem“

begründet Hitler seinen Ruf als Bestie.  „Dann gleich“, im selben Jahr noch, wird sein Verbündeter

entmachtet.  Das ist gesprochen aus der Überschau der Zeiten, sub specie aeternitatis.

 

        Mussolinis Entmachtung und Tod

 

06/31    Roy trouuera ce qu‘ il desiroit tant,/

Quand le Prelat sera reprins à tort:/

Response au Duc le rendra mal content,/

Qui dans Milan mettra plusieurs a mort. (1568)

 

(Der) König wird antreffen das, was er so sehr begehrte,/

wenn der Prälat getadelt werden wird zu Unrecht./

(Die) Antwort an den Führer wird ihn unzufrieden machen,/

der in Mailand wird mehrere töten.

 

2) Ein Prälat ist ein hoher Würdenträger der katholischen Kirche.

3) Ein Duc kann bei N. ein Herzog, ein Heerführer oder ein Kriegsherr sein.

 

  

Vz 1 [König trifft an, was er begehrte]  Die Entlassung Mussolinis hat der König seit längerem

angestrebt in der Absicht, sein Königtum über die Zeit der Diktatur und des Krieges hinaus zu

erhalten.  Als die  Alliierten Anfang Juli 1943 in Sizilien gelandet sind, gerät der Duce massiv

unter Rechtfertigungsdruck.  Der faschistische Großrat maßregelt ihn am 24.7.1943 und fordert

ihn auf, den Oberbefehl über die Armee in die Hände des Königs zurückzulegen.

Vz 3 [Führer unzufrieden über Antwort]  Der Duce sucht daraufhin am 25.7.1943 um sofortige

Audienz bei König Viktor Emanuel III. nach.  Der ergreift die Gelegenheit und erklärt Mussolini,

dass er die Unterstützung des Volkes verloren habe und drängt ihm die Demission auf.  Noch

am selben Tag lässt er ihn verhaften.  Diese „Antwort“ des Königs auf sein Ersuchen um Gehör

gefällt dem Diktator natürlich nicht, er ist „unzufrieden“ mit dem Los des Entmachteten.

Vz 2 […wenn Prälat getadelt wird]  Im Jahr 1943 tritt der Holocaust ins finale Stadium.  Diese

Verbrechen nicht öffentlich verurteilt zu haben, wird seither Papst Pius XII. immer wieder vorge-

worfen, „zu Unrecht“, meint N. und deutet in 5/56 (Kap.39) einen Grund dafür an.  Wenn im

Sommer 1943 der König Mussolini entlässt, treten jene Ereignisse ein, die dem Papst Tadel

eintragen.  Unter dem Titel eines „Prälaten“, den nicht wenige Würdenträger Roms tragen,

versteckt N. hier also einen Papst.  Die seinerzeit gebotene Vorsicht lässt es dem Seher ratsam

erscheinen zu verbergen, dass er von Ereignissen spricht, die das Ansehen des Papstes und

damit das Renommee der katholischen Kirche als ganzer in Frage stellen würden.

Vz 4 [der in Mailand tötet mehrere]  Der abgesetzte und unter Hausarrest gestellte Duce wird

dann von den Deutschen befreit und als deren Marionette an die Spitze der >Republik von Salo<

am Gardasee gestellt.  Durch sein Bündnis mit Hitler seit der Begegnung in Venedig im Jahr

1936 mit dessen Schicksal verstrickt, 8/31 (s.o.), endet Mussolinis Leben zeitgleich mit dem

Zusammenbruch Deutschlands.  Im April 1945 will er sich noch in die Schweiz absetzen, wird

aber am 27.4. von kommunistischen Partisanen beim Comer See gestellt.  Dorthin reist der

Kommandant des Mailänder Widerstandes und lässt Mussolini und dessen Geliebte kurzerhand

erschießen.  Insgesamt sind es sechzehn Hingerichtete („mehrere“), die tags darauf in Mailand

öffentlich zur Schau gestellt werden.

 

 

        Roms Besetzung durch die Deutschen (Anfang September 1943)

 

01/08    Combien de foys prinse cité solaire/

Seras (!), changeant les loys barbares & vaines./

Ton mal s’ approche: Plus seras tributaire/

La grand Hadrie reourira (!) tes veines. (1555)

 

Wie viele Male erobert, Sonnenstadt,/ wirst du werden,

die Gesetze sich wandelnd, barbarische und sinnlose !/ 

Dein Unheil naht, noch abhängiger wirst du sein,/

der große Hadrian wird erneut deine Adern öffnen.

 

1) Zur Sonne s. das Glossar unter -> sol.

2) Zum barbarischen Gesetz s. Glossar unter -> loy  und -> barbare.

4) In 2/55 (Kap.39) und in 1/9 (s.o.) ist Hadrie männlich.

So hätte auch hier statt La wohl Le stehen sollen.

4) Ein v. reourir gibt es nicht.  Die Korrektur recourira (mittelfrz. v. recourir zu Hilfe

eilen) der Ausgabe von 1568 ergibt keinen Sinn; wahrscheinlicher ist, dass reouvrira

hätte stehen sollen („Venen öffnen“ ist eine dem Arzt N. geläufige Verbindung.)

 

 

Vz 1 [Sonnenstadt …]  Die Sonne dient N. als Symbol des im Sohn offenbar gewordenen Vaters,

weil für den Katholiken N. das größte aller geistigen Lichter Christus ist und darin der natürlichen

Sonne gleicht, die der Erde das hellste natürliche Licht spendet.  Von einer >Sonnenstadt< müsste

das geistige Licht des Evangeliums überallhin scheinen.  Griechisch katholikos meint zeitliche und

räumliche Universalität.  Die Sonnenstadt ist demnach Rom.

Vz 2 […erobert/ unter fremden Gesetzen]  Rom also werde „erobert“ und „fremden, eitlen Gesetzen“

unterworfen sein.  Auf mehrere solche Eroberungen blickt N. zurück und weitere erschaute er für

die Zukunft.  Nach der Revolution 1789ff sind es Franzosen, die im Jahr 1797 die Stadt erobern

und den Papst verschleppen, 1/75 (Kap.20).  Im Jahr 1850 bringen erneut Franzosen Rom in ihre

Gewalt, helfen aber diesmal einem Papst zurück auf seinen Thron, 6/13 (Kap.29).

Vz 3 […noch abhängiger]  Als unter dem Eindruck der vordringenden alliierten Invasion der Duce

abgesetzt und ein separater Waffenstillstand mit den Alliierten vereinbart worden sind, lässt Hitler

Italien und seine Hauptstadt besetzen.  Ohnmächtig ist das Land zum Kampfplatz des Deutschen

Reiches in dessen Todeskampf geworden.  Dabei ist es „abhängig“ von der Willkür des Usurpators

und dem Befreiungskampf der Alliierten, völlig unfähig, sich selbst zu helfen.

Vz 4 [Adern geöffnet…]  Im Bild des Öffnens der Adern ist enthalten, dass jemand in die Stadt

eindringt und sie >ausbluten< lässt, d.h. des Lebens aus eigener Kraft und eigenem Recht beraubt. 

Das geschieht „erneut“, nicht zum ersten Mal in der Stadtgeschichte (s.o.).

Vz 4 […vom großen Hadrian]  Hitler läuft hier unter dem Decknamen eines Kaisers der römischen

Antike, der an der Spitze des damaligen Weltreichs stand, so wie Hitler die Vorherrschaft über den

Kontinent für einige Jahre erzwingt.  Aber Kaiser gab es viele, wieso gerade Hadrian?  Unter Titus

wird Jerusalem 70 n. Chr. zerstört, der dortige jüdische Kultus erlischt, die Diaspora der Juden

beginnt.  Die in Judäa ansässig gebliebenen Juden erheben sich noch einmal, als während des

Feldzuges Kaiser Hadrians gegen die Parther Hoffnung aufkeimt, Rom könne zurückgedrängt

werden.  Daraufhin lässt Hadrian hunderttausende Juden massakrieren.  Bei Judenfeinden des

Mittelalters gilt er daher als antikes Vorbild.  Der radikale Wille Hadrians, die Juden ein- für allemal

niederzuwerfen, macht ihn für N. zum Vorgänger Hitlers, der die Juden am liebsten ganz ausgerottet

hätte.

 

 

        Sieben Monate zuvor >fällt die Mauer des Ostens<

 

05/81    L‘ oiseau royal sur la cite solaire,/

Sept mois deuant fera nocturne augure:/

Mur d’ Orient cherra tonnerre esclaire,/

Sept iours après aux portes les ennemis* à l’ heure. (1555)

 

Der königliche Vogel über der Sonnenstadt,/

sieben Monate zuvor wird es ein nächtliches Vorzeichen geben./ 

Mauer des Ostens wird fallen, Donner, Blitz./

Sieben Tage, (dann stehen) pünktlich die Feinde vor den Toren.

                   

1) Zum „königlichen Vogel“ s. Glossar unter -> aigle.

3) Zur Mauer s. Glossar unter -> mur.

N.m. orient 1. Orient 2. poetisch: Osten

Zu Donner und Blitz s. Glossar unter -> foudre.

 

 

Es soll der preußische Adler über Paris gemeint sein.  Am 28.2.1871 kapituliert die französische

Hauptstadt. Nicht sieben, sondern drei Monate zuvor ist die Festung Metz an die Deutschen

gefallen, sie kann die "Mauer des Ostens" nicht sein. Außerdem ist die „Sonnenstadt“ nicht Paris,

sondern Rom, Begründung im Kommentar zu 1/8 (s.o.).

Vz 1 [Königlicher Vogel …]  Der königliche Vogel ist der Adler, bei N. Symbol für Machthaber,

die ein völkerübergreifendes Imperium errichten.  Seit 1936 gibt es die >Achse Berlin-Rom<,

5/29 (Kap.32).  Seit Anfang 1943 bezweifelt Hitler die Zuverlässigkeit der Italiener und lässt

einen >Fall Achse< ausarbeiten, um Italien im Notfall zu besetzen.

Vz 1/4 [… über Rom/ nach sieben Tagen die Feinde vor den Toren]  Am 3.9.1943, als die Invasion

des europäischen Festlandes an der Südspitze Kalabriens beginnt, vereinbart der italienische

Oberbefehlshaber einen separaten Waffenstillstand mit den Alliierten und bricht damit den Achsen-

pakt (Zentner, C., Der Zweite Weltkrieg, Daten, Fakten, Kommentare, Rastatt 1994 S. 311). 

Am 10.9.1943, „sieben Tage“ später, besetzen deutsche Truppen die italienische Hauptstadt

(Piekalkiewicz, J., Der Zweite Weltkrieg, Augsburg 1993 S. 847ff), der Adler kreist über Rom. 

Nach der Kriegserklärung der italienischen Exilregierung an Deutschland werden die Deutschen

auch offiziell zu „Feinden“. 

Vz 2/3 [sieben Monate zuvor fällt Mauer des Ostens]  Sieben Monate vor der Besetzung Roms

durch die Deutschen sieht es im Osten so aus:  Die deutsche Invasion der Sowjet-Union hat im

Winter 1942/43 ihre größte Ausdehnung erreicht. Die Kapitulation einer im Kessel von Stalingrad

eingeschlossenen deutschen Armee am 2.2.1943 wirkt wie ein Dammbruch.  Die sowjetischen

Armeen können in den Folgemonaten weit nach Westen vordringen.  >Donner< und >Blitz<

bedeuten wie in 2/51 (Kap.8), dass N. in dem Dammbruch ein von Gott kommendes Verhängnis

erkennt.

Vz 2 [nächtliches Vorzeichen]  Die Ostfront bricht zusammen  g e n a u  sieben Monate vor dem

Zusammenbruch des italienischen Faschismus und dem Ausscheiden Italiens aus dem Bündnis

mit Deutschland.  Ein Vorzeichen des Zusammenbruchs der italienischen Front wäre Stalingrad

nur für jene gewesen, die den Vers damals verstanden hätten.  Aber die >Nacht< über den Versen

war noch stockfinster und lichtet sich bis heute nur langsam.

 

 

        Die Alliierten haben Rom eingenommen, stehen in Oberitalien

 

05/99    Milan, Ferrare, Turin, Aquilleye,/

Capne Brundis vexés par gent Celtique:/

Par le Lyon & phalange aquilee/

Quant Rome aura le chef vieux Britannique. (1568)

 

Mailand, Ferrara, Turin und Aquileia,/

Capua (und) Brindisi (werden) durch keltisches Volk verheert,/ 

durch den Löwen und (das) Adlerheer,/

wenn Rom das alte britannische Oberhaupt haben wird.

 

2) Zu keltisch s. das Glossar unter -> Celtes.

3) Lat. Adj. aquilinus adlerhaft, lat. Adj. aquilus dunkelbraun

Zu Löwe und Adler s. Glossar unter -> lyon und -> aigle.

 

 

Hier wird von einem Krieg gehandelt, der nahezu ganz Italien erfasst, den Süden mit Brindisi und

Capua wie auch den Norden mit Mailand, Turin und Ferrara.  Im Norden des Landes lag auch das

antike Aquileia unweit des heutigen Triest.

Vz 2 [Kelten]  Dort sind „keltische Leute“ anzutreffen.  So nennt N. Europäer, die das christliche

Königtum nicht mehr anerkennen und die er dadurch auf eine Stufe vor der Christianisierung und

der römischen Zivilisierung zurückfallen sieht.  Es sind hauptsächlich amerikanische Truppen, die

Italien zusammen mit den Briten von der deutschen Besatzung freikämpfen.  Die USA sind aus der

Gegnerschaft gegen die alte Ordnung des Königtums in Europa entstanden.

Vz [Löwe/ Adlerheer]   Der „Löwe“ steht wie mehrfach andernorts für Großbritannien, das drei

Leoparden im Wappen hat.  Das zweitgrößte Kontingent der Befreiungstruppen stellen nach den

Amerikanern die Briten.  Der Adler ist seit der römischen Antike das Wappentier derer, die ein

Imperium gründen, ein Vorhaben, das auch Hitler für einige Jahre verwirklicht.  Seine Truppen

bilden das „Adlerheer“, das Italien seit September 1943 besetzt (mit Ausnahme Siziliens).

Vz 4 [Rom hat altes britannisches Oberhaupt]  Es ist die 5. US-Armee unter Generalleutnant Clark,

die am 4.6.1944 in Rom einzieht.  Doch am Ende des Verses ist der britische Premierminister

und Oberkommandierende Churchill gemeint, der 1944 siebzig Jahre alt wird.  Er ist es, der seit

Dezember 1941 eine Flankenoffensive über Nordafrika und den Süden Europas vorgeschlagen

und im April 1942 bei den Amerikanern auch durchgesetzt hat (Churchill, Der Zweite Weltkrieg,

Drittes Buch, Kap.10).  Ohne die britische Initiative wären die Alliierten nicht den Weg über Italien

gegangen, sondern hätten schon 1943 versucht, in Frankreich zu landen.  Churchill ist die treibende

Kraft und in diesem Sinne „Haupt“ der alliierten Besatzung Italiens und seiner Hauptstadt.

 

„In Casablanca hatten die alliierten Staatsmänner und ihre Stabschefs im Januar

1943 verschiedene Pläne für eine Invasion im Mittelmeerraum erörtert, welche

Landungen auf Sizilien, in Italien, Südfrankreich oder auf dem Balkan zum

Gegenstand hatten.  Sie gingen alle von dem Grundgedanken aus, daß der Süden

Europas die schwächste Flanke der Achsenmächte war.  Ein Angriff auf Italien,

kombiniert mit einer Offensive auf dem Balkan unter Teilnahme der Türkei,

gehörte zu den Lieblingsgedanken Winston Spencer Churchills.“

 

                C. Zentner, Der Zweite Weltkrieg, Daten, Fakten, Kommentare, Rastatt 1994 S. 296