Kapitel 34 Vorkriegszeit und Kriegsausbruch
Auszug aus dem historischen Inhaltsverzeichnis
01/34 „Zusicherung vor dem Konflikt“: Münchner Konferenz vom September 1938
09/94 Feinde unaufrichtig, die Schwachen angegriffen
05/21 Der Papst wird die Kriegstreiber unterstützt haben
10/38 Der Hitler-Stalin-Pakt als Voraussetzung für Polen- und Westfeldzug
05/04 „Der dicke Hund“ erzürnt über das „befremdliche Bündnis“
06/65 Keine offizielle Kriegserklärung am 1.9.1939
03/57 Die Briten nach 290 Jahren wieder im Blut gefärbt
2/100 Großbritannien sucht den Rückhalt eines „großen Bündnisses“
„Zusicherung vor dem Konflikt“: Münchner Konferenz vom September 1938
01/34 L‘ oyseau de proye volant a la senestre,/ Auant conflict faict aux Francoys pareure/ L’ vn bon prendra, l’ vn ambigue sinister,/ La partie foible tiendra par bon augure. (1555)
Der Raubvogel fliegt nach links,/ (wird) vor dem Konflikt den Franzosen Zusicherung gegeben haben./ Der eine nimmt es für gut, der andere als zweideutig, unheilvoll./ Die schwache Partei wird am guten Vorzeichen festhalten.
1) Zum Raubvogel s. Glossar unter -> aigle Adler. Mittelfrz. a senestre nach links (à gauche) 2) Ein Substantiv pareure gibt es nicht. N.m. parère rechtswirksame Bescheinigung eines Brauchs, vom alten v. parer schützen (protéger), zusichern (garantir) 4) Mittelfrz. n.f. partie Gegner (adversaire), (politisches) Lager, Partei (camp, partie)
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Vz 1 [Raubvogel fliegt nach links] Gemeint ist der Reichsadler als Signum des völkerüber-
greifenden Imperiums. Hitler will ein solches gründen, er ist hier mit dem Adler gemeint. Dazu
plant er Eroberungszüge im Westen wie im Osten seines Landes. Schaut man von oben auf
Europa herab, liegen Polen, Russland usw. rechts von Deutschland, und Frankreich, Großbritan-
nien u.a. finden sich links davon. An der Münchner Konferenz nehmen am 29.9.1938 die Macht-
haber Deutschlands, Italiens, Großbritanniens und Frankreichs teil. Man kann einwenden, dass
der Adler nicht selber fliegt, er lässt fliegen.
Vz 2 [Zusicherung vor dem Konflikt] Das Ergebnis ist Hitlers Zusicherung, dass die Abtretung
des Sudetenlandes, die im Oktober erfolgt, seine letzte Gebietsforderung sei. Die deutsch-
französische Erklärung vom 6.12.1938 enthält eine endgültige Anerkennung der deutsch-franzö-
sischen Grenzen. Aber was ist von der Zusicherung eines Raubvogels zu halten, der für heute
seine Beute geschlagen hat,er werde auch morgen noch satt sein? Offenbar wenig, und auch
diese Mitteilung steckt in dem Bild. Indem er von der „Zusicherung vor dem Konflikt“ spricht,
wird deutlich, dass die Frankreich gegebene vertragliche Zusage einen Konflikt nicht verhindern
werde. Der Adler werde seine Zusicherung nicht einhalten.
Vz 4 [schwache Partei nimmt es als gutes Vorzeichen] Die offizielle Politik in Großbritannien
und Frankreich „nimmt“ Hitlers Zusicherung „für gut“. Die auf Beschwichtigung angelegte Politik
des britischen Premiers Chamberlain kann sich, „wenn auch nicht zu ihren Gunsten“ (Churchill,
Der Zweite Weltkrieg, S. 161), darauf berufen, dass England sehr schlecht auf einen Krieg vor-
bereitet sei. Chamberlain spricht bei seiner Rückkehr aus München davon, die Konferenz habe
„Frieden für unsere Zeit“ geschaffen. Militärisch gehört Großbritannien damals zur „schwachen
Partei“, die München für ein „gutes Vorzeichen“ hält, weil sie es wegen der Art, wie die britische
Politik insgesamt angelegt ist, dafür halten muss.
Feinde unaufrichtig, die Schwachen angegriffen
09/94 Foibles galleres seront unis ensemble,/ Ennemis faux le plus fort en rampart:/ Faible assaillies Vratisflaue tremble,/ Lubecq & Mysne tiendront barbare part. (1568)
Schwache Galeeren werden miteinander vereint sein,/ Feinde unaufrichtig, der Stärkste im Befestigungswerk./ (Die) Schwachen angegriffen, Preßburg bebt,/ Lübeck und Meißen werden barbarischen Teil besetzen.
1) Galeeren hießen antike, von Ruderern angetriebene Kampfschiffe. 2) Zu Feinden s. Glossar unter -> ennemi. Mittelfrz. n.m. rempart militärische Defensiveinrichtung. 3) Mit Vratislaue kann gemeint sein 1. Breslau, lat. Vratislavia 2. Bratislava, deutsch Preßburg. Dass Preßburg nicht in Frage komme, weil es lateinisch anders geheißen habe (Pfändler 1996 S. 711), ist nicht schlüssig. Namen bei N. können, aber müssen nicht lateinisch gemeint sein. 4) Mittelfrz. tenir un pays ein Land besetzen, es regieren (l‘ occuper, le gouverner)
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Vz 2 [Feinde unaufrichtig] Im September 1938 erklärt Hitler in München, dass mit der Abtretung
des Sudetenlandes alle seine Gebietsforderungen erfüllt seien. Am 21.10.38 erteilt er den
Geheimbefehl >zur Erledigung der Rest-Tschechei<. Deutschland verzichtet offiziell darauf,
Großbritannien anzugreifen und anerkennt am 6.12.38 die Grenzen mit Frankreich. Zehn Monate
später weist Hitler das Oberkommando des Heeres an, einen Operationsplan gegen Frankreich
auszuarbeiten.
Vz 3 [Stärkster im Befestigungswerk] Zu Hitlers Kriegsvorbereitungen gehört neben der diplo-
matischen die militärische Mimikry gegenüber Frankreich. Der sechshundert Kilometer lange
Westwall von Basel bis Luxemburg, bestehend aus Panzersperren und Minenfeldern, wird
zwischen Mai 1938 und August 1939 errichtet. Der „Stärkste“, die in Europa stärkste Militär-
macht Deutschland, gibt sich den Anschein, eine defensive Strategie zu verfolgen.
Vz 3 [Schwache angegriffen, Preßburg bebt] Im März 1939 wird die >Rest-Tschechei< zum
deutschen Protektorat, und auch die Slowakei mit „Preßburg“ steht fortan unter deutschem
>Schutz<. Das >Beben< war ein kampfloser, doch kriegerischer Einmarsch.
Vz 1 [schwache Galeeren vereint] Frankreich und Großbritannien arbeiten nach dem ersten
Weltkrieg weiterhin politisch und militärisch zusammen. In Nordfrankreich steht seit Mitte
der 30er Jahre ein britisches Expeditionscorps, das 1940 zehn Divisionen stark ist. Ende
Mai 1940 müssen alle britischen Truppen samt einigen mit eingeschlossenen französischen
Bataillonen, insgesamt über 300000 Mann, von Dünkirchen aus über den Kanal evakuiert
werden. In der Flucht über‘ s Meer wird militärische Schwäche sichtbar, in der Briten und
Franzosen „vereint“ sind.
Vz 4 [barbarischer Teil besetzt] „Die Barbarei“ (la Barbarie) ist ein alter französischer
Ausdruck für Nordafrika. Anfang 1941 wird das deutsche Afrika-Korps aufgestellt, das dann
die von Italien verlorene libysche Cyrenaika für die Achsenmächte zurückerobert. Lübeck ist
ein deutscher Kriegshafen. Deutsche Marine (Lübeck) und deutsches Heer (Meißen) ergreifen
Besitz von „der Barbarei“, d.h. von Teilen Nordafrikas. Warum N. gerade diese Ortsnamen
gewählt, ist noch unverstanden, falls es da etwas zu verstehen gibt.
Der Papst wird die Kriegstreiber unterstützt haben
05/21 Par le trespas du monarque latin,/ Ceux qu‘ il aura par regne secouruz:/ La feu luyra, diuisé le butin,/ La mort publique aux hardis incoruz. (1568)
Beim Hinscheiden des lateinischen Monarchen/ (zündeln) jene, die er durch seine Politik unterstützt haben wird./ Das Feuer wird aufflammen, geteilt die Beute./ Der öffentliche Tod für die dreisten Bestraften.
1)2) Das Prädikat des Hauptsatzes fehlt. Die Interpolation „zündeln“ ergibt sich daraus, dass anschließend das Feuer aufflammt. 4) Das Adjektiv hardi mutig kann auch abwertend gemeint sein. Das Wort incoruz gibt es so nicht, es ist eine Variante von encourus vom v. encourir sich zuziehen, namentlich Vorwürfe, Strafen.
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Vz 1 [Beim Tod des lateinischen Monarchen …] Die Zeitachse des Verses bildet das Jahr 1939.
Von dort aus schaut N. zurück und voraus bis zum Kriegsende. Der Vatikanstaat ist der einzige
Staat mit Latein als Amtssprache. Im Februar 1939 stirbt Papst Pius XI. mit 82 Jahren, er ist der
scheidende „lateinische Monarch“.
Vz 2/3 [… zündeln sie/ Feuer flammt auf] Im März 1939 marschiert die deutsche Reichswehr ein
in die >Rest-Tschechei<, im April annektiert Italien Albanien. Die beiden verbündeten Regime
>zündeln<, spielen mit dem Feuer, das sich im September 1939 mit dem deutschen Einmarsch
in Polen zum Krieg entzündet.
Vz 3 [geteilt die Beute] Zur „Beute“ Italiens werden Albanien und Libyen, vorher schon Abessinien
(heute Eritrea). Deutschlands „Beute“ ist die Tschechoslowakei, dann Polen. Polen teilt man sich
mit dem russischen Bären, 5/4 (s.u.) gemäß dem geheimen Zusatzprotokoll.
Vz 4 [öffentlicher Tod] Die Führer der Angriffskriege kommen nicht mit dem Leben davon. Öffent-
lich aufgehängt wird im April 1945 die Leiche Mussolinis, 6/31 (Kap.37). Dem deutschen Volk
wird im Radio die Nachricht vom >Heldentod< des >Führers< mitgeteilt.
Vz 1/2 [die er durch seine Politik unterstützt haben wird] Die Kirche unter Papst Pius XI. (1922
bis 1939) habe die italienischen und deutschen Faschisten „unterstützt“. Die Frage ist, ob das
historisch bestätigt werden kann. Nach dem ersten Weltkrieg wartet der Vatikan auf einen Staats-
mann, mit dem man über die >Römische Frage<, die seit 1870 offene Frage des Status der
Kirche im italienischen Königreich, verhandeln könne. In dem erklärtermaßen atheistischen und
antiklerikalen Faschisten-Führer Mussolini wird dieser Staatsmann gefunden. Man hätte anneh-
men dürfen, dass es mit einem solchen Mann, wenn überhaupt, nur ein taktisches Zweckbündnis
geben könne. Aber:
„Immer wieder haben Pius XI. und sein Staatssekretär in diesen Jahren [1922 bis 1929, d. Verf.] von den großen spektakulären Verdiensten gesprochen, die Mussolini sich um Nation und Land erwarb, und kein Zweifel, dass sie in ihm auch weiter einen providentiellen Menschen gesehen haben, einen jener Männer, den eine wohlwollende Vorsehung einer Nation von Zeit zu Zeit schenkt.“
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F. Engel-Janosi, Vom Chaos zur Katastrophe, Vatikanische Gespräche 1918 bis 1938,
Wien 1971, S. 84f.
Da verwundert es dann nicht, dass die Lateranverträge von 1929 der Öffentlichkeit unter der
Überschrift Conciliazione, d.h. der Versöhnung von Staat und Kirche vorgestellt werden. Der
Prinzipienkonflikt zwischen christlichem und faschistischem Denken wird damit verdeckt.
In den Lateranverträgen verzichtet der Vatikan formell auf den seit 1870 an Italien verlorenen
Kirchenstaat, und im Gegenzug anerkennt Italien den Katholizismus als die >herrschende
Religion<. Seit 1924 schon hat der Vatikan dem katholischen Partito Popolare Italiano die
Unterstützung entzogen und auf diese Weise dazu beigetragen, der Diktatur Mussolinis den
Weg zu ebnen.
In Deutschland geschieht Vergleichbares, als Hitler an die Macht kommt. Das von Rom seit
langem angestrebte Konkordat mit dem Deutschen Reich wird am 20.7.1933 unterzeichnet.
Der Preis für die der Kirche eingeräumten Rechte ist ihre Verpflichtung, jegliche politische
Aktivität zu unterlassen. Damit ist dem politischen Katholizismus in Deutschland der Boden
entzogen. Das Zentrum, die katholische Volkspartei, löst sich am 5.7.1933 auf.
Die Verträge mit dem Vatikan von 1929 und 1933 bringen dem faschistischen Regime in
Italien und dem nationalsozialistischen Regime in Deutschland einen innen- wie außenpoliti-
schen Prestigegewinn. Die noch junge >nationale Revolution< von 1933 wird durch das
Konkordat international aufgewertet. Erst s p ä t e r wird die prinzipielle Unvereinbarkeit von
faschistischem und katholischem Denken in Enzykliken, d.h. Rundschreiben des Papstes für
die Öffentlichkeit deutlich - in Italien durch die Enzyklika Non abbiamo bisogno von 1931,
in Deutschland durch das Rundschreiben Mit brennender Sorge, das im März 1937 in den
katholischen Kirchen verlesen wird.
Nach all dem kann man sagen, dass die Politik der katholischen Kirche unter Pius XI. dazu
beigetragen hat, das Ansehen der diktatorischen Regime in Italien und Deutschland zu erhöhen.
Vielleicht lag die Stabilisierung dieser Regime nicht in der Absicht der Kirche, sondern wurde
um der Selbsterhaltung willen in Kauf genommen, gleich viel - es trifft historisch zu, dass der
Papst dazu beigetragen hat, dass sie sich stabilisieren konnten. Für N. wird es bedauerlich
und schmerzlich gewesen sein zu erkennen, dass seine Kirche einem "wahren und grausamen
Übeltäter“, 8/31 (Kap.37), die Hand reichen würde. Wohl hat es ein Visionär, der das Ende
vom Lied kennt wie es der Nachgeborene aus der Geschichte kennt, leichter als der Zeitge-
nosse, die Wahrheit wahrzunehmen. Mancher schöpft den Mut dazu aus ernst genommenem
Christentum, manchem hilft die freie geistige Atmosphäre im Elternhaus oder die Bereitschaft
zum Verzicht auf Karriere.
Nur eines scheint, wenn es um den Mut zur Wahrheit geht, gar nicht zu helfen: formale Bildung,
wissenschaftliche Kenntnis und Befähigung, auch nicht in der Theologie. Achille Ratti alias
Pius XI. ist ein gebildeter, aber eben auch sehr machtbewusster Mann. Es ist das Streben
nach Sicherung der Macht, in dem sich der italienische Faschismus und die römische Kirche
1929 treffen. Papst Pius XI. ist fasziniert von der Unbedingtheit des Machtwillens Mussolinis.
Dieser wiederum, ein erklärter Atheist, zeigt sich im Juli 1922, als er auf dem Petersplatz die
Verkündung des neuen Papstes miterlebt, beeindruckt von der Universalität des Papsttums,
in dem er den „Erben der Universalität des römischen Reiches“ zu erkennen meint.
Der Hitler-Stalin-Pakt als Voraussetzung für Polen- und Westfeldzug
10/38 Amour alegre non loing pose le siege,/ Au sainct barbar seront les garnisons/ Vrsins Hadrie pour Gaulois feront plaige,/ Pour peur rendus de l’ armee aux Grisons. (1568)
Muntere Liebe wird nicht lange die Belagerung aufstellen./ Dem heiligen Barbaren werden die Garnisonen gehören./ Bärige werden Hadrian wegen (der) Gallier Garantie geben./ (Sie werden) aus Furcht vor der Armee ausgeliefert den Grauen.
1) Das mittelfrz. n.m. siege kann u.a. eine belagernde Armee (armée assiegante) bedeuten, was wegen der Garnisonen in Vz 2 nicht fernliegt. 2) Zu Barbaren s. das Glossar. 3) Die Ursins sind gebildet nach dem lat. Adj. ursinus bärig, vom Bären 4) Mittelfrz. n.m. plege Bürgschaft (gage), altfrz. n.m. plege Garantie. Die peur de l‘ armée kann mittelfrz. die Furcht v o r der Armee bedeuten. Les Grisons heißen die Graubündner, aber hier sind sie eine reimbedingte Abwandlung von les gris die Grauen. Zu grau s. Glossar unter -> gris. Subjekt zu rendus können die Ursins oder die Gaulois sein, in die Deutung passen nur letztere.
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Vz 2/3 [heiliger Barbar/ Hadrian] Ein Barbar ist nicht heilig, und ein Heiliger kein Barbar.
Als Barbaren erkennt N. den Gemeinten. Viele Zeitgenossen aber würden ihn wie einen
Heiligen verehren, sagt N. in sarkastischem Ton. Hitler wird, mindestens bis Kriegsbeginn,
von den meisten Deutschen als ein Mann verehrt, der das Land nach Jahren des Niedergangs
wieder in die Höhe geführt hat. Um seine Person wird ein Kult veranstaltet, der religiöse und
erotische Züge aufweist. Als Barbaren gelten dem Seher jene, die religiös eine andere
Sprache sprechen als die Katholiken, s. Glossar. Hitler gehört zwar bis zum Tod der katholi-
schen Kirche an, ist aber seiner Gesinnung, seinen Anschauungen und seinen Taten nach
kein katholischer Christ und damit „Barbar“ im angegebenen Sinn. Durch die Radikalität
seines Vorgehens gegen die Juden, wegen der N. ihn mit „Hadrian“ vergleicht, 1/8 (Kap.37),
ist die Beurteilung als Barbar auch im weiteren Sinn gerechtfertigt.
Vz 3 [Bärige geben Hadrian Garantie wegen der Gallier] Die „Bärigen“ sind die Russen,
5/4 (s.u.). Im Nichtangriffspakt vom August 1939 ist vereinbart, sich bei Kriegen mit Dritten
neutral zu verhalten. Für diesen Fall geben die beiden Diktatoren sich die gegenseitig die
„Garantie“ der Neutralität. Als Motiv Stalins gibt N. Furcht an, was, auch wenn es stimmt,
kaum belegbar ist. Stalin schätzt wohl die von Hitler ausgehende Gefahr prinzipiell realisti-
scher ein als manche Zeitgenossen und will Hitlers Aggression gen Westen lenken.
Vz 1/4 [Muntere Liebe/ die Grauen] Die >muntere Liebe< der beiden Bestien Hitler und Stalin
zueinander ist sarkastisch gemeint. Das Einvernehmen des Paktes hindert die beiden nicht
daran, sich in der Folge gegenseitig zu beargwöhnen, 5/4 Vz 4 (s.u.). Um die Kriegsvorbe-
reitungen zu tarnen, lässt Hitler ständig seine Friedensliebe propagandistisch verbreiten.
Er hält sein Vorhaben bedeckt, tarnt sich als Mann mit zivilisierter Gesinnung - und mancher
fällt darauf herein, 1/34 (s.o.). Grau ist eine Tarnfarbe, und deshalb heißen die Deutschen hier
>die Grauen<.
Vz 1 [keine lange Belagerung] Nachdem sie den Pakt geschlossen haben, zögern die
„Bärigen“ und „Hadrian“ „nicht lange“. Schon im folgenden Monat nämlich fallen erst die
Deutschen und dann auch die Russen über das beidseitig >belagerte< Polen her.
Vz 4 [Gallier ausgeliefert] Den Pakt im Rücken, ordnet Hitler acht Monate später den
Westfeldzug an. Durch das Arrangement mit Hitler hat Stalin, eigentlich seit 1935 mit
Frankreich verbündet, die Franzosen tatsächlich der deutschen Aggression „ausgeliefert“.
„Der dicke Hund“ erzürnt über das „befremdliche Bündnis“
05/04 Le gros mastin de cité deschassé,/ Sera fasché de l’ estrange alliance,/ Apres aux champs auoir le cerf chasse,/ Le loup & l’ Ours se donront defiance. (1568)
Der dicke Hund, aus der Stadt verjagt,/ wird erzürnt sein über das befremdliche Bündnis./ Nachdem sie über die Felder den Hirschen gejagt hatten,/ werden der Wolf und der Bär einander beargwöhnen.
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Vz 1 [Der dicke Hund …] Die Kampf- und Risikobereitschaft Churchills und die Schimpftiraden,
mit denen er sich in Gegner verbeißt, haben ihm Karikaturen eingetragen, die ihn als zähne-
fletschende Bulldogge, als einen seiner Statur entsprechend „dicken Hund“ zeigen. In der Vor-
kriegszeit steht er mit seinen Warnungen vor Hitler ziemlich alleine da.
Vz 1 [… aus der Stadt verjagt…] Während des ersten Weltkrieges Regierungsmitglied, danach
sogar Schatzkanzler, ist Churchill seit 1930 als einfacher Abgeordneter kaltgestellt. Er ist nicht
„aus der Stadt“, aber von der Macht „verjagt“. Er gilt als „romantischer Reaktionär, der die Zeit
nicht mehr versteht“ (Haffner 1967 S. 90).
„Der 56-Jährige (also im Jahr 1931, d. Verf.) gilt der Öffentlichkeit als gestrig; ein Mann des 19. Jahrhunderts, der den Wandel nicht wahrhaben will. Dabei vermag er in einer Hinsicht geradezu prophetisch in die Zukunft zu schauen. Als Hitler 1930 erstmals bei Reichstagswahlen zweistellig abschneidet, sagt Churchill einem Berliner Diplomaten, der NSDAP-Chefwerde >bei der ersten Gelegenheit zu den Waffen greifen<.
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DER SPIEGEL 33/2010 S. 60, Winston Churchill – der Mann, der Europa rettete
Vz 2 [… erzürnt über das befremdliche Bündnis] Gemeint ist das Münchner Abkommen vom
29.9.1938, an dem Großbritannien beteiligt ist. „Befremdlich“ nennt es Nostradamus, weil er
nicht die Augen davor verschließt, dass Hitler nicht der zivilisierte Mann ist, für den man ihn
im übrigen Europa gerne halten will. Der „dicke Hund“ gehört zu den Wenigen, die damals
schon den deutschen Diktator richtig einschätzen und das auch im Unterhaus vertreten
(s. Zitat unten.). Seine zornigen Warnungen werden nicht ernst genommen, erweisen sich aber
schon im März 1939 als begründet, als sich bei der Besetzung der >Rest-Tschechei< heraus-
stellt, dass Hitlers Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht deutscher Minderheiten im
Ausland nur Vorwand gewesen ist. Am Tag des deutschen Überfalls auf Belgien wird Churchill
Premierminister.
„Die Debatte war der herrschenden Erregung und der Probleme, die auf dem Spiel standen, nicht unwürdig. Ich erinnere mich .. , daß bei meinen Worten: >Wir haben eine vollständige, durch nichts gemilderte Niederlage erlitten<, ein Sturm losbrach, der mich nötigte, eine Weile innezuhalten, bevor ich weiter- sprechen konnte.“
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W. Churchill, Der Zweite Weltkrieg, Kap. 14 S. 161, Bern, München, Wien, 3. Aufl. 1995
Vz 4 [Wolf und Bär …] Der Wolf steht für Hitler und für das von ihm geführte Land wegen der
wölfischen Merkmale seiner Ideologie und seines Verhaltens, 2/82, 3/33 (Kap.38). Der Bär ist
wie in 10/38 (s.o.) Symbol für Russland.
Vz 3 [… jagen den Hirschen] Das Geweih des Hirschen ist Zeichen seines Ranges und seiner
Würde, ähnlich der Königskrone. Dem oftmaligen Abwerfen und Wiedernach-wachsen des
Hirschgeweihs entspricht ein Königtum, das des Öfteren verlorengeht, aber auch immer wieder
erneuert wird. Daher eignet sich der Hirsch als Symbol für eine Nation wie die polnische, die
mehrfach unterworfen, Teilungen erdulden und fremden Herren dienen musste, aber immer
wieder die Souveränität auch zurückgewinnen konnte. Das wiederholt sich im zweiten Weltkrieg
und in den Jahren 1979ff. Am 1.9.1939 marschieren die Deutschen in Polen ein, ab dem 17.9.
stößt die Rote Armee Stalins nach Ostpolen vor.
Vz 4 [… beargwöhnen einander] Die beiden Raubtiere schließen im August 1939 einen Nicht-
angriffspakt mit zusätzlicher geheimer Revieraufteilung. Nach dem Überfall auf Polen „bearg-
wöhnt“ eines das andere, ob dessen Hunger schon gestillt sei - mit Grund, wie sich im Juni 1941
herausstellt, als Hitler den Überfall auf die Sowjet-Union befiehlt.
Keine offizielle Kriegserklärung am 1.9.1939
06/65 Gris & bureau demie ouuerte guerre, De nuict seront assaillis & pillez:/ Le bureau prins passera par la serre,/ Son temple ouuert, deux au plastre grillez. (1568)
Halb grau und halb amtlich (wird der) Krieg eröffnet,/ des nachts werden sie angegriffen und beraubt werden./ Der Braune gefangen, wird durch die Druckpresse gehen,/ sein Tempel offen, zwei auf dem Gipsboden gegrillt.
1) N.m. bureau Amt. Mittelfrz. mettre sur le bureau etw. zur Sprache bringen; neben der Tarnfarbe grau stehend, bedeutet bureau ungetarnt, offen, offiziell. 3) Mittelfrz. ist das n.m. bureau auch ein Stück braunen Stoffes (bure), wie es für Mönchskutten hergenommen wurde (großer Larousse). Mittelfrz. n.f. serre Einschließung (enfermement). N.f. serre klassisch: Unterwerfung unter einen Druck (action de soumettre une pression)
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Vz 1 [halb grau, halb amtlich] Es werde nur „zurückgeschossen“, erklärt Hitler am 1.9.1939
verharmlosend und wahrheitswidrig im Reichstag und bestätigt so den Beginn von Kampf-
handlungen. Dass damit wegen der Bündnisse Polens die Schwelle zum Krieg überschritten ist,
sagt er nicht, es gibt keine offizielle Kriegserklärung.
Vz 2 [nachts angegriffen und beraubt] Am 1.9.1939 beginnt mit dem Feuer eines Schulschiffes
auf Danzig der Krieg gegen Polen, um 4:45 Uhr Ortszeit, „nachts“. Es ist ein reiner Raubzug,
kaum bemäntelt, auf das Dürftigste begründet durch die Ideen des >Führers< vom >Herrenvolk
ohne Raum<.
Vz 3 [Der Braune gefangen …] „Der Braune“ heißt Hitler, weil braun neben schwarz die Symbol-
und Kultfarbe des >Dritten Reiches< ist als Kennzeichen der Ideen Hitlers, die Blut und Boden
zum Gegenstand der Verehrung erheben. Persönlich „gefangen“ wird er nicht. Aber am Ende
wird er zum >Gefangenen< jenes Beutetieres, auf das er es hauptsächlich abgesehen hat, des
russischen Bären nämlich, und werde sich "im Mittelpunkt des Druckes“ befinden, 2/82 (Kap.38).
Mit dem Gang durch die Druckpresse ist ein Bild für den militärischen Druck von mehreren
Seiten gegeben.
Vz 4 [Sein Tempel offen/ zwei auf dem Gips gegrillt] Die Anrede der Reichskanzlei als Hitlers
Tempel verdeutlicht noch einmal den pseudoreligiösen Anspruch eines Regimes, das die
Menschen in der Volksgemeinschaft erlösen will. Dieser >Tempel< ist Ende April 1945 „offen“,
weil er von den Russen freigekämpft wird. Nach der Selbsttötung werden die Leichen Hitlers
und seiner Frau neben der Reichskanzlei mit Benzin übergossen und abgefackelt, es werden
„zwei auf dem Gips gegrillt“, auf Beton, den N. nicht kannte.
Die Briten nach 290 Jahren wieder im Blut gefärbt
03/57 Sept foys changer verrés gent Britannique/ Taintz en sang en deux cent neuf an:/ Franche (!) non point par apui Germanique./ Aries doute son pole Bastarnan. (1555)
Siebenmal werdet (ihr) das britische Volk sich wandeln sehen,/ im Blut gefärbt in zweihundertneunzig Jahren,/ frei keineswegs durch germanischen Beistand./ Widder in Sorge um seinen bastarnischen Pol.
3) Manche späteren Ausgaben haben France. Die weibliche Form steht wegen des n.f. gent, auf das es sich demnach bezieht. 4) V. douter zweifeln. Mittelfrz. v. douter, doubter fürchten (craindre), achten (respecter), mißtrauen (se méfier de), zögern (hésiter)
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Vz 4 [Widder zögert/ bastarnischer Pol] Bastarner hießen Stämme im Raum östlich von Deutsch-
land, was auch für die Sarmaten des Anschlussverses 3/58 gilt (Kap.32). Die Bastarner siedelten
nördlich der Donaumündung, die Sarmaten zwischen Weichsel und Wolga. In Osteuropa will Hitler
>Lebensraum< für sein Volk erobern. Schon 1914ff ist die deutsche Armee dorthin vorgedrungen.
Hitler zögert (douter) lange mit seiner Entscheidung für einen erneuten Anlauf und sucht sich abzu-
sichern. Der „Widder“, dem astrologisch der Kriegsgott Mars zugeordnet wird, steht hier für das
1939 zum Krieg aufgerüstete Deutschland.
Vz 1/2 [Briten im Blut in 290 Jahren] Großbritannien wird als Garantiemacht Polens in den Krieg
hineingezogen. Von 1939 an rückwärts kommt man auf 1649, ein herausragendes Jahr der briti-
schen Geschichte. Es bringt das Ende eines Bürgerkrieges, 1939 den Beginn eines Krieges mit
einem äußeren Feind. Im Jahr 1649 obsiegt Cromwell, Oberhaus und Monarchie werden abge-
schafft, König Karl I. Tudor hingerichtet. Gemeinsam haben die beiden Jahre das Blutvergießen.
Vz 1 [siebenmal] Blutvergießen durch Krieg oder Bürgerkrieg werde es zwischen 1649 und 1939
weitere fünf Male geben, so dass man insgesamt auf „siebenmal“ kommt. Die Frage, welche
Kriege N. gemeint hat, kann nur aus den Centurien beantwortet werden.
- Cromwells Diktatur werde ihren Blutzoll fordern. Die Feldzüge gegen Irland, wo sich
der Diktator als „Schlächter“ erweisen werde, 8/76 (Kap.8), und gegen den späteren
König Karl II., 10/4 (Kap.8), hat N. gesehen.
- Dass Britannien vom Krieg um die spanische Erbfolge profitieren werde, geht aus Vers
6/2 (Kap.12) hervor. Dass es auf Seiten einer Großen Allianz gegen Frankreich an diesem
Krieg teilnehmen werde, hat N. also gesehen.
- Großbritannien gehört zur zweiten Koalition gegen das revolutionäre Frankreich in
den Jahren 1793ff, 10/40 (Kap.16)
- Großbritannien ist ein entscheidender Faktor der fünften Koalition gegen Napoleon,
den es zur See bezwingt, 1/77 (Kap.23), und endlich an der Seite Preußens besiegt,
10/24 Vz 3 (Kap.25)
- Am ersten Weltkrieg ist Großbritanniens Marine beteiligt, 3/71 (Kap.31), aber auch
das Heer, und die Briten verlieren insgesamt eine dreiviertel Million Soldaten.
Vz 3 [frei keineswegs durch germanischen Beistand] Das bezieht sich auf das siebzehnte,
nicht auf das zwanzigste Jahrhundert, in dem die Briten gar keine „germanische Hilfe“ erwarten.
Denn seit 1904 haben sie sich in der Entente cordiale, einem Herzensbündnis, mit den Franzo-
sen g e g e n Deutschland zusammengetan. Im siebzehnten Jahrhundert fasst der Protestantis-
mus auf der Insel Fuß, die sich daraufhin für ein paar Jahre von der >Tyrannei< ihres katholischen
Monarchen befreit (Kap.9). Für die Glorious Revolution von 1688/89, als die Briten erneut ihren
König loswerden wollen, brauchen sie Hilfe, und die Niederländer (Germanen) leisten ihnen den
benötigten militärischen Beistand, 2/67 (Kap.9). N. rät davon ab, diese Hilfe anzunehmen, weil
die Monarchie und die durch den Monarchen beschützte Freiheit beschädigt werden würden.
Der Mensch ist für ihn frei, weil er Subjekt ist, d.h. weil er einer Bestimmung unterworfen ist, auf
die er hören oder der er sich verschließen kann, VH (21).
[Rezeption des Verses 3/57] Ein gewisser C. Loog schreibt in einem 1921 in Pfullingen erschie-
nenen Buch, betitelt „Die Weissagungen des Nostradamus“, auf den Seiten 74f.
„Da nun 1649 und 290 = 1939 sind, so müßte zu diesem Zeitpunkt die letzte [d.h. siebte, d. Verf.] bemerkenswerte Änderung in England eintreten…“ „… daß 1939 mit der letzten und größten englischen Krise auch eine Krise für das wiedererstandene Polen Hand in Hand geht…“ „… hat er für 1939 eine merkwürdige Krise vorausgesagt, die mindestens das Einsetzen des Verfalls bedeutet.“
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Großbritannien sucht den Rückhalt eines „großen Bündnisses“
Formell hat Großbritannien Anfang September 1939 Deutschland den Krieg erklärt, aber das
Mutterland ist erst ziemlich genau ein Jahr später, ab dem 7.9.1940, vom Krieg direkt betroffen.
Daher gehört der folgende Vers noch in das Kapitel über den Kriegsausbruch.
2/100 Dedans les isles si horrible tumulte,/ Bien on n’ orra qu‘ vne bellique brigue,/ Tant grand sera des predateurs l’ insulte,/ Qu’ on se viendra ranger à la grand ligue. (1555)
Auf den Inseln wird ein schrecklicher Tumult (sein),/ nichts wird man hören als kriegerischen Zwist./ So schwer wird der Angriff der Beutemacher sein,/ dass man sich in das große Bündnis einreihen wird.
2) Mittelfrz. n.f. brigue Streit, Zwist (querelle), Ränke, Intrigen (intrigues). Intrigen sind eher nicht hörbar, daher scheidet diese Übersetzung aus.
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Vz 1/2/3 [Auf den Inseln/ Krieg hörbar/ Angriff der Beutemacher so schwer …] In den Versen
10/39 (Kap.4) und 10/22 (Kap.9) sind „die Inseln“ England und Schottland, die zusammen
Britannien ausmachen. Dort also greifen „Beutemacher" an, deren Anführer N. einen „blutigen
Räuber" nennt, 9/76 (Kap.38), weil Landraub sein wichtigstes Kriegsziel ist. Tatsächlich plant
Hitler die Eroberung Großbritanniens mit Bodentruppen, was aber nie ausgeführt werden kann.
Stattdessen wird der Krieg gegen England ab September 1940 als nächtlicher Bombenkrieg
gegen die Zivilbevölkerung der Großstädte geführt. Dieser Krieg ist also eine Abfolge von
hörbaren, in der Auswirkung erst am Tage auch sichtbaren Ereignissen. Die Grundbedeutung
des Wortes "Tumult" ist ebenfalls Lärm und Getöse. „Schrecklich“ ist dieser Lärm, weil ganze
Städte in Schutt und Asche gelegt werden, und weil das Land zunächst ganz allein den Angreifern
gegenübersteht.
Vz 4 [… dass man sich in das große Bündnis einreiht] Man könnte den Vers so deuten, dass
während des „Angriffs der Beutemacher“ ein „großes Bündnis“ schon besteht, dem die Briten
sich nur anschließen müssten, um Hilfe von außen zu bekommen. Aber der Vers muss nicht so
verstanden werden, denn er macht keine Angabe darüber, wie und wann „das große Bündnis“
entsteht. Deutlich wird nur, d a s s es den Inselbewohnern ratsam erscheinen wird, den
Rückhalt dieses „Bündnisses“ zu suchen.
Wie entscheidend die Verbündeten für das Schicksal des Landes werden, macht Winston
Churchill in seinem mit dem Nobelpreis gekrönten Werk, betitelt „Der Zweite Weltkrieg“,
schon durch seine Überschriften deutlich: Das Zweite Buch, das von 10.5.1940 bis 22.6.
1941 reicht, ist mit „Allein“ überschrieben; das Dritte Buch, das am 7.12.1941 einsetzt,
lautet „Die Große Allianz“. Erst im Juni 1941 wird die Sowjet-Union zum Verbündeten, und
erst im Dezember 1941 stoßen die Vereinigten Staaten von Amerika zur Anti-Hitler-Koalition.